• Friedrich II, König von Preussen (24. Januar 1712 – 17. August 1786) gilt heute als der deutscheste aller Könige. Leider auch von der NS-Propaganda vereinnahmt, um ein Preussenbild zu schaffen, das ihrer Ideologie entsprach und das sich oft noch bis heute in den Köpfen hält.

    Doch Friedrich war nicht immer der strenge Heerführer, der Preussen in den Krieg gegen eine Überzahl von Feinden führte.

    Sein Vater, der Soldatenkönig

    Oft wird er auch mit dem Soldatenkönig verwechselt, obwohl dies der Spottname, es war sicherlich keine Ehrenbezeichnung, seines Vaters war – Friedrich Wilhelm I.

    Friedrich Wilhelm I. war im Gegensatz zu seinem Vater, der große Kurfürst und spätere König von Preussen. Er lehnte die barocke Hofhaltung aufgrund ihrer Kosten und ihrem Personalaufwand ab. Anders jedoch hielt er es mit der absolutistischen Staatsauffassung. Während z.B. in Frankreich der Absolutismus an den Toren von Versailles endete, denn in Paris hatte das Parlament das Sagen, setzte Friedrich Wilhelm einen Absolutismus mit brachialer Gewalt durch.Sein Wort war Gesetz, Wiederspruch wurde hart bestraft. Unter seiner Regierung wurde die gesamte Hofkapelle entlassen, bis auf die Musiker im Militär. Statt höfischer Feste fanden nun die berühmten „Tabak-Kollegien“ statt, eine Versammlung von mehreren Männern, die Pfeife rauchten, Starkbier in rauen Mengen trunken und derbe Witze erzählten.

    In Zahlen: Er reduzierte die Hofkosten von 276.000 auf 55.000 Taler,die Ränge bei Hofe wurden von 142 auf 46 gekürzt. Ebenso wurden die meisten Schlösser seines Vaters verkauft oder verpachtet, er selbst residierte nur noch in 6 verschiedenen Anwesen. Weiterhin verbot er das Tragen der Allongeperücke, Der Lustgarten wurde zu einem Exerzierplatz umgebaut, die Statuen aus Bronze wurden eingeschmolzen um daraus Kanonen zu fertigen. Gegenstände des königlichen Hofes, wie Tafelsilber, Karossen, Sänften, sogar Pferde wurden verkauft. Die Oper wurde geschlossen Im großen Stile verließen weitere Künstler, wie Musiker, Schauspieler, Maler und Bildhauer Preussen, da es für sie nun keine Arbeit mehr gab – in Preussen war das kulturelle Leben erwürgt worden.Stattdessen gab er ein Vermögen für besonders große Soldaten aus, die „Langen Kerls“ Friedrich Wilhelm I. führte nie Krieg, dennoch verfügte er schließlich über eines der größten Heere seiner Zeit.

    Doch schnell wurde seine rigide Hofhaltung und sein brutales Wesen in der europäischen Gesellschaft diskutiert. Man verspottete ihn als Barbaren, der lieber Uniform trug als Gewänder die seines Range entsprochen hätten. Ebenso erregte er Aufmerksamkeit wegen seiner übertriebenen Hygiene und weil er keine Mätresse unterhielt. Etwas was man damals als abnormal betrachtete.

    In diesem Umfeld wuchs also der Kronprinz Friedrich mit seiner Schwester Wilhelmine auf. Beide Kinder waren musikalisch hochbegabt, doch der Vater ließ seinen Sohn lieber mit dem gewehr exerzieren.Friedrich war – so schien es – völlig anders als der Vater, er interessierte sich für Musik, erlernte das Flötenspiel, befasste sich mit Literatur und Kunst.Und hatte ganz offen homoerotische Neigungen. Der verbliebene Hof beschrieb das Verhältnis zu seinem vertrauten Hans Hermann von Katte Wie bei einem Liebespaar. Der Vater demütigte und züchtigte seinen Sohn oft vor dem versammelten Hof, ebenso warf er ihm vor, ein „weibischer Querflöter und Poet“ zu sein.

    Die Flucht

    1730 fand das „Große Campement bei Mühlberg“ auch „Lustlager von Zeithain“ statt.

    Eine Truppenschau, die August der Starke vorführen ließ. Vielleicht auch um den aufstrebenden Kriegsherr und Nachbarn, der eingeladen war, zu zeigen, dass man sich zu wehren weiß. Während dieser Veranstaltung verprügelte der preussische König erneut seinen Sohn, diesmal jedoch auch vor den Augen des sächsischen Hofes und ausländischer Gäste.Kurz danach schmiedete Kronprinz Friedrich den Plan zusammen mit Katte nach Frankreich zu fliehen. Die Flucht wurde vereitelt, aber in ganz Europa publik – man war entsetzt. Noch nie hatte es einen ähnlichen Vorfall gegeben, dass ein Kronprinz, einer der wichtigsten Staaten Europas versuchte zu fliehen.Nun wurde Friedrich Wilhelm I. entgültig zu einem Barbaren erklärt, noch mehr als er die Exekution seines eigenen Sohnes wegen Landesverrat forderte. Man brachte ihn schließlich davon ab, stattdessen dachte er sich eine besonders grausame Art der Bestrafung aus. Nachdem er seinen Sohn hatte foltern lassen zwang er ihn, der Enthauptung seines Freundes Katte mit anzusehen.

    Der Musenhof ins Rheinsberg

    Als Friedrich dann 1733 in die Ehe mit Elisabeth Christine von Braunschweig Wolfenbüttel-Bevern einwilligte, gestatte ihm sein Vater einen eigenen Hof in dem angekauften Schloss Rheinsberg zu unterhalten.Hier konnte er sich nun endlich seinen Leidenschaften wie Musik, Literatur und Kunst widmen. Er durfte eine Hofkapelle unterhalten, die Brüder Graun vom Hofe der Herzöge von Braunschweig leiteten seine kleine Kapelle. 1738 komponierte er seine erste Sinfonie, ein Jahr später schrieb er seinen „Antimachiavelli“. Die Ehe blieb jedoch kinderlos, wahrscheinlich wurde die Ehe auch nie verzogen. Friedrich holte sich stattdessen Pagen in sein Schlafzimmer – ob es dabei zu sexuellen Handlungen kam, ist nicht überliefert.Schließlich wurde seine Gattin ganz aus seinem Umfeld ausgeschlossen, das bis ins hohe Alter allein von Männern geprägt wurde.

    Die Übernahme der Regierung

    Nach dem Tode des Vaters zog er ins Berliner Stadtschloss, dass seit dem Tode seines Großvaters lehr stand. Seine Frau verbannte er nach Schloss Schönhausen, wo sie ihren eigenen Hof unterhalten sollte. Seine bevorzugte Residenz wurde Schloss Charlottenburg. Die Hofkapelle wurde vergrößert. Janitsch, Quantz, Kirnberger, Schaffrath und viele andere dominierten nun die Musik am Hofe. Weiter drückte er einige Reformen durch, so die Abschaffung der Folter, der „peinlichen Befragung“ Religionsfreiheit und Aufhebung der Zensur – zumindest was nicht politische Themen anbelangte.

    Der Kriegstreiber

    Kaum an der Macht ereignete sich jedoch etwas, was alles ändern sollte: Karl VI. Kaiser des heiligen römischen reiches deutscher Nation starb, ohne männlichen Erben.Zwar hatte er kurz zuvor sein testament geändert, so dass auch seine Tochter die Krone übernehmen konnte – jedoch war Europa im Aufruhr. Karl Albrecht, Kurfürst von Bayern erklärte den Krieg und schickte sich an als Karl VII. den Kaiserthron zu besteigen. Friedrich II. sah ebenfalls seine Stunde gekommen. Preussen ein Flickenteppich von zerstreuten Provinzen wollte er zu einem Ganzen zusammenfügen. Dazu überfiel er Schlesien und besetzte die Provinz des Reiches. Er machte hanebüchene Erbansprüche geltend, fiel aber ohne Kriegserklärung in Schlesien ein. Damit brach er das international anerkannte Staatenrecht.Er behauptet auch, er wolle den Wittelsbacher Kaiser schützen.

    Schließlich wurde Karl Albrecht aber vertrieben, so dass er nur knapp zwei Jahre Kaiser sein konnte. Aber Österreich verlor Schlesien an Preussen. Diese Episode ging als die Schlesischen Kriege (1740 – 1745) in die Geschichte ein.


    Sans, Souci. und Friedrichs Kultur

    Kurz nach dem Krieg begann man mit den Planungen und dem Bau des wohl berühmtesten Schlosses Friedrich II. Er nannte es „Sans, Souci.“ man beachte die Schreibweise, nicht wie heute fälschlicherweise üblich „Sanssouci“ sondern wörtlich „Sans Komma Souci Punkt“. Über die Bedeutung wird noch immer viel gerätselt – Fakt ist jedoch, dass Friedrich wie viele seiner Zeitgenossen Wortspiele und Verschlüsselungen liebte. Eine recht humoristische Deutung könnte folgende sein, wenn man annimmt, dass Friedrich impotent gewesen war. Denn weder wurde die Ehe vollzogen, noch lassen sich eindeutige homosexuelle Handlungen nachweisen.So könnte man das Komma, frz. Virgule (Stäbchen) auch als solches lesen, und so ergibt sich die versteckte Bedeutung:

    "Ohne Virgel keine Sorge"

    Heinz Dieter Kittsteiners hat ein ganzes Buch über die Thematik geschrieben, mit teils sehr interessanten Entschlüsselungsmöglichkeiten. Diese Mehrdeutigkeit istz jedoch ganz im Sinne des 18. Jahrhunderts.

    Letztlich wurde er zu einem Spiegelbild seines Vaters:
    Militarismus bestimmte noch immer das Gesicht von Preussen und der Hauptstadt Berlin, doch anstatt „Tabaks-Kollegien“ abzuhalten versammelte Friedrich eine Herrenrunde anderer Art in Sans, Souci. – Philosophen, Wissenschaftler, Denker. Der berühmteste Kopf an seiner Tafel war zweifellos Voltaire. In der Zeit des Friedens erblühte für kurze Zeit das Kulturleben in Berlin. 1742 wurde die neuerrichtete Oper „unter den Linden“ mit Grauns „ Cleopatra ee Cesare“ eröffnet.Friedrich schrieb sogar das Libretto zu einer weiteren Oper Grauns, Montezuma. Doch war er, was seine Opern anbelangte, nicht weniger rigide als beim Militär. Er nahm großen Einfluss auf die Gestaltung der Musik – er wollte, dass die neuen Opern aus der Feder Grauns so klingen wie jene von Hasse. Hasse schätzte er so sehr, dass er Jahre später, nach der Bombardierung Dresdens Hasses Haus aufsuchte um ihn zu treffen.Er verbot den Kastraten und Primadonnen die Arien auszuzieren, sie durften nur das singen, was auch auf dem Papier stand. Sein Cembalist Carl Philipp Emanuel Bach quittierte schließlich auch wohl wegen dieser Kulturtyrannei seinen Dienst und ging nach Hamburg. Berühmt wurde auch das Treffen mit dem Vater seines Cembalisten, Johann Sebastian Bach. Nach einem Motiv des Königs entstand das „Musikalische Opfer“ es dürfte seiner Majestät – sieht man sich seinen Musikgeschmack an – aber kaum zugesagt haben.So blieb auch eine Antwort des Königs aus – was im Grunde schon alles sagt.

    Recht erheiternd ist seine Liebe für Windhunde. Drei Stück hielt er sich als Haustiere, denen er die Namen "Pompadour" "Maria Theresia" und "Elisabeth" gab. nach der Maitresse Louis XV, Marquise de Pompadour, der Kaiserin von Österreich Maria Theresia und der Zarin von Russland, Elisabeth.
    Auch bedachte er die drei mächtigsten Damen der Zeit mit einer speziellen Bezeichnung "Die drei Erzhuren Europas"


    Kriegstreiber reloaded

    Kaum 10 Jahre später überfiel Friedrich II. wieder ohne Kriegserklärung das Kurfürstentum Sachsen. Und brachte sich so in den „Siebenjährigen Krieg“ ein. Dieser Krieg hatte seinen Anfang in Amerika genommen als Grenzkonflikt zwischen Frankreich und England. In der Folge entwickelten sich zwei Fronten: an Preussens Seite kämpfte England, sowie einige deutsche Fürstentümer. Ihnen gegenüber stand eine Allianz von Österreich, Frankreich und Russland.Eine Sensation die Erbfeinde Habsburg und Bourbon waren ab diesem Zeitpunkt Allieerte.

    Jedoch verlief dieser Krieg, den man eigentlich als ersten Weltkrieg bezeichnen sollte, recht seltsam.Preussen errang einige phänomenale Siege, Frankreich, die Supermacht wurde an allen Fronten vernichtend geschlagen und verlor schließlich fast alle Besitzungen in Übersee.In Russland starb die Zarin, der Thronfolger Großfürst Peter war ein Bewunderer Friedrichs und stellte sofort die Kampfhandlungen ein. Österreich war allein zu schwach um gegen Preussen zu kämpfen und so endete der Krieg durch Erschöpfung aller Kriegsparteien.Friedrich stand jedoch am Abgrund, mehr als einmal wollte er sich das Leben nehmen.Nur der Tod der Zarin Elisabeth rettete letztlich den preussischen Staat.

    Wiederaufbau

    Nun begann man damit wieder Preussen aufzubauen. Es waren mehr als ¼ der Bevölkerung im Krieg umgekommen, sei es durch Kugeln und Bajonette der Kriegsgegner oder Krankheit und Hunger. Berühmt ist der 1756 erlassene „Kartoffelbefehl“ mit dem Friedrich II. den Hunger im Lande bekämpfen wollte.
    Jedoch stieß die Kartoffel nicht auf gegenliebe, zumal man zuerst auch das giftige Kraut der Knolle verspeiste....Am Rande des Parks von Schloss Sans, Souci. wurde nun das „Neue Palais“ erbaut.Ein spätbarocker Prachtbau. Es war nicht als Residenz geplant, sondern als Unterbringung für Gäste. Der Palast ist jedoch bis heute einer der prächtigsten Barockbauten Deutschlands.

    Tod

    Friedrich II. hatte nach dem verheerenden Krieg noch 23 Jahre regiert. Man nannte ihn in Europa nur noch den „bösen Mann vom Weinberg“. In dieser Zeit entstand das Bild vom „Alten Fritz“ Er starb in einem Sessel im Schloss Sans, Souci. Sein letzter Wille sah vor, dass er zusammen mit seinen Hunden auf der Teressa des Weinberges vor dem Schloss bestattet werden sollte. Dieser Wunsch wurde ihm erst 1991 erfüllt.