Allgemeines zur Posaune

    • Offizieller Beitrag

    "Was ist ein Gentleman?", heißt es in einem gängigen Musikerwitz. Die Antwort: "Jemand der Posaune spielen kann, es aber nicht tut".
    Karajan hingegen warnte als Dirigent davor, die Posaunisten anzuschauen, das ermutige sie nur...

    Beliebt scheint das Instrument also nicht zu sein.

    Dennoch spielt es bereits zu Mozarts Zeiten insbesondere bei geistlichen Werken eine wichtige Rolle, als Verstärkung der verschiedenen Chorstimmen.

    Und spätestens seit dem Finale von Beethovens V. Symphonie ist sie auch aus dem romantischen Sinfonieorchester nicht mehr wegzudenken. Bisweilen als Einzelkämpfer (z.B. bei Chopins Klavierkonzerten), meistens aber zu dritt, zwei Tenor- und eine Bassposaune.

    Man unterschätzt die Posaune. Es ist wohl das älteste Blechblasinstrument mit chromatischem Tonumfang, bereits seit dem XV. Jahrhundert [1].

    Charakteristisch für die Posaune ist der Zug. Eine Posaune besteht aus zwei U-förmigen Teilen, dem Hauptrohr und dem Zug.
    Die Tenorposaune steht in B. Der Zug hat sieben Positionen. Wenn er eingeschoben ist, erklingt die Naturtonreihe auf Kontra-B. Die weiteren sechs Positionen erniedrigen den Ton jeweils um einen Halbton.
    Der sechste Naturton (f1) lässt sich also bis h erniedrigen, da schließt dann ein Lagenwechsel an, die 4.Position zum Naturton d1 ist ebenfalls h, u.s.w.

    Zwischen B und Kontra-B klafft eine Lücke; der zweite Naturton lässt sich bis E erniedrigen, dann kommt ein Sprung bis Kontra-B, gefolgt von den sogenannten "Pedaltönen" bis Kontra-E.
    Mithilfe der Pedaltöne kommt die Posaune also tiefer als das Fagott.

    Seit 1839 gibt es an der Posaune das sogenannte "Quartventil" mit einer zusätzlichen Schleife, um zum einen die Lücke zwischen E und Kontra-B zu schließen und andererseits schnelle Lagenwechsel zu ermöglichen.

    Noch zu Mozarts Zeiten waren Posaunen in drei Größen üblich: Alt-, Tenor und Bassposaune. Heute (das wäre also für Mozart nicht HIP) spielt man i.A. nur die Tenor- oder für tiefe Lagen die Tenor/Bassposaune. Es gibt auch noch eine spezielle Bassposaune mit weiter Mensur.

    Berlioz spricht noch von vier Posaunen, "[...] von denen jede den Namen der Menschenstimme trägt, welcher sie sich durch Klang und Umfang am meisten nähert." [2] Er spricht auch noch von Sopranposaunen, die aber in Frankreich unbekannt seien.
    Bei Gluck, so Berlioz weiter, käme sie in der italienischen Partitur des "Orpheus" als "Cornetto" vor. [2]

    Zur Charatkeristik schreibt Berlioz [2]:

    • Der Klang der Altposaune "[...] ist, verglichen mit dem der tieferen Posaunen, etwas grell ihre tiefen Töne sind ziemlich schlecht, und es ist um so mehr Grund vorhanden, sie im Allgemeinen zu vermeiden [...]" und durch die Tenorposaune zu ersetzen.
    • Die Tenorposaune "[...] ist ohne Widerspruch die beste von allen. Ihr Klang, kräftig und voll, ist auf der ganzen Tonleiter von guter Beschaffenheit; sie vermag Gänge auszuführen, die wegen ihrer Schnelligkeit auf der Baßposaune unmöglich wären."
    • Die Bassposaune "[...] ist die größte, also auch die tiefste Posaune von allen." Hier hat dann Berlioz Mitleid mit den Ausübenden: "Man muß ihr wenn man sie anwendet, ziemlich lange Pausen zuertheilen, damit der Bläser sich ausruhen kann, und überhaupt nur einen sparsamen und wohlbegründeten Gebrauch von ihr machen." Und zuvor: "Die Ursache ihrer Seltenheit ist nur in der Ermüdung zu finden welche ihre Behandlung selbst dem kräftigsten Bläser verursacht."

    Ich zitiere noch einmal Berlioz: "Im einfachen Forte haben die drei Posaunen in dreistimmiger Harmonie, namentlich in der Mittellage, einen Ausdruck heroischer Pracht, voll Majestät und Stolz, den nur die Prosa einer gemeinen Melodie abschwächen oder vernichten könnte. Sie nehmen in solchem Falle jedoch in bedeutend veredelter Weise, den Ausdruck der Trompeten an; sie drohen nicht mehr, sie ermahnen, sie singen statt zu brüllen." [2]
    Hier ergänzt Strauss: "Wagner hat sie, ein Ausdruck stolzer Kraft, seinem Wotan beinahe als immerwährendes Klangsymbol beigegeben. [...] Im ganzen Ring schrieb Wagner die Posaunen überhaupt vierfach und führte ihnen noch eine Kontrabassposaune hinzu, um die Baßtuba gänzlich im Klangcharakter von ihnen zu trennen und den im Klang verwandten Tuben und Hörnern zuzugesellen" [3]

    Berlioz warnt noch: "Bei der Anwendung von drei Posaunen ist noch zu beachten, dass der Ton der Bassposaune stets mehr oder weniger hervortritt, namentlich wenn die erste eine Altposaune ist."[2]

    Als Soloinstrument ist die Posaune bis heute eher selten. Mit dem Vorkommen der Solo-Posaune in freier Wildbahn soll sich ein separater Thread befassen.

    [1] Anthony Baines: "Lexikon der Musikinstrumente" — Sonderausgabe, J.B.Metzler, Stuttgart/Weimar 1996/2005
    [2] Hector Berlioz: "Instrumentationslehre — Ein vollständiges Lehrbuch", Verlag Gustav Heinze, Leipzig, 1864.
    [3] Hector Berlioz: "Instrumentationslehre" — ergänzt und revidiert von Richard Strauss, Teil I, C.F.Peters, Leipzig, 1905

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

    • Offizieller Beitrag

    Dennoch spielt es bereits zu Mozarts Zeiten insbesondere bei geistlichen Werken eine wichtige Rolle, als Verstärkung der verschiedenen Chorstimmen.

    Und spätestens seit dem Finale von Beethovens V. Symphonie ist sie auch aus dem romantischen Sinfonieorchester nicht mehr wegzudenken.


    In Ergänzung:

    Idomeneo: La voce

    Zauberflöte: Ouvertüre, Finale I, Marcia, Arie: "O Isis und Osiris", "Bewahret Euch...", Quintett: "Wie? Wie? Wie?", Chor: "O Isis, und Osiris", Finale II (jeweils Alt-, Tenor- und Baßposaune).

  • Vielleicht nur zur Klarstellung:
    Im Text taucht der Satz auf: die Posaune steht in B

    Die üblicherweise im Sinfonieorchester verwendete Posaune ist kein transponierendes Instrument wie die Trompete oder das Horn. Sie wird im Baßschlüssel in den Tönen notiert die auch klingen sollen. Es handelt sich also um Posaunen in C auch wenn der tiefste Ton kein klingendes C ist. Hier ist die Posaune dem Fagott vergleichbar, das als tiefsten Ton ein Kontra-B spielen kann, aber ebenfalls nicht transponierend in C notiert wird.

    In Blasorchestern werden dagegensprechend auch transponierende Posaunen in B, die im Violinschlüssel notiert werden verwendet. Das hängt damit zusammen, daß man Trompetern, die eben auch das Lesen von B-Stimmen im Violinschlüssel gewohnt sind, den Umstieg erleichtern will. Am häufigsten treten diese Notationen in der Schweiz auf, weswegen die Stimmen auch "Schweizer Stimmen" genannt werden.

    Hinweisen möchte ich an dieser Stelle noch auf den bei Verdi und Puccini gebräuchlichen Cimbasso, dem aber ein eigener Eintrag gewidmet werden sollte.