Filmkunst: Große Werke der Filmgeschichte

  • Film ist nicht gleich Literatur+Musik+Bild. Film ist Film. Film bedient sich dieser Mittel macht aber etwas anderes daraus. Ein Musikstück in einem Film hat eine ganz andere Funktion als das gleiche Musikstück allein. Daher kann sich Film nicht über Musik definieren, da sie hier als etwas anderes erscheint, als sie es in ihrer eigenen Recht ist.* Musik im Film wird zum Film. Überspitzt könnte man sogar sagen Fimmusik wäre, wenn sie als Filmmusik zusammen mit den dazu gedachten Bildern und Klängen erklingt (und nicht als Musikstück als "Soundträck") keine Musik mehr. Sie ist nämlich in dem Moment ein unzertrennbarer Bestandteil des Filmes, ebenso, wie Schnitt oder Cinematographie. Und sie wirkt in dem Moment als filmischer Mittel. All ihre Funktionen sind dem Film und der filmischen Sprache unter- oder noch besser: eingeordnet.


    Und mal ganz abgesehen von den filmkünstlerischen Mitteln. Das visuelle Erlebnis eines Zuges, der auf das Publikum zufährt. Das zu erleben bietet kein anderes künstlerisches Genre. Film ist "versiegelte Zeit" (Tarkowskij) Musik ist auch eine Zeitkunst, Theater auch, aber beim Film ist es der Wesenskern, die Zeit zu konservieren. Kann man mit Musik und Theater auch machen, ist aber nicht der Wesenskern. Daraus ergeben sich letztlich die Formen einer ganz eigenen Kunstform. Nur zum Vergleich. Die Abgrenzung der Fotografie als künstlerisches Medium von Malerei, Zeichnung, Drucktechniken ist bedeutend schwieriger.

  • Und mal ganz abgesehen von den filmkünstlerischen Mitteln. Das visuelle Erlebnis eines Zuges, der auf das Publikum zufährt.

    *yes* Nicht ohne Grund stand daher da noch:

    ABER: Film hat darüber hinaus Mittel, die keine der anderen Kunstarten haben: Schnitt und das bewegte Bild. (Obwohl Schnitt natürlich einen kleinen Schwester in den Bildübergängen im Comic hat, mit der er in einem inzestuosen Verhältnis lebt, und sich gegenseitig voneinander beeinflussen lassen).

    8-)

    LG
    Tamás
    *castor*

    Alle Wege führen zum Bach,
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    • Offizieller Beitrag

    Bester, wenn du so argumentierst inszenierst du nicht nur eine Spielsituation nach dem Schema: Ihr könnt mir viel raten, aber leider funktioniert das alles nicht, sondern du missbrauchst auch noch Unbeteiligte in diesem Spiel, die rein gar nichts damit zu tun haben.

    Ganz sicher nicht, siehe PN.

  • Nein, es gibt keinen; wenn mal zufällig ein Film da ist, kann man von Glück sagen. Im Grunde ist man als Lehrer aufgeschmissen.

    man braucht ja eine Extralizenz, um den Film quasi öffentlich vorführen zu dürfen, das wird dann noch teurer. Warum der Staat nicht wenigstens für Bildungszwecke und also nichtkommerzielle Aufführungen die Medien freigibt, verstehe ich nicht. Kapitalismus halt.

    Ich weiß, die Sache ist umstritten, da bis heute m. E. nicht eindeutig geklärt: aber eine Filmvorführung in einem geschlossenen Schülerkreis ohne Engeltung ist m. E. keine öffentliche Vorführung/Wiedergabe und somit - was zumindest logisch wäre - nicht vergütungspflichtig. Hier sollte der Gesetzgeber endlich mal reinen Tisch machen und das Urheberrecht für Bildungszwecke außer Kraft setzen.

    Es gab schon Fälle - da saß halt der Sohn des Produzenten in der Klasse - dass Lehrer mehrere tausend Euro Strafe zahlen mussten und sozusagen strafrechtlich verfolgt wurden. Das Risiko ist mir zu groß.

    Ehrlich gesagt wundert mich das nun aber doch sehr - ich dachte, in den deutschen Schulen sind diese Sachen klar geregelt worden, zumal Schulunterricht keine öffentliche Veranstaltung gegen Entgelt ist. Innerhalb des Staatsvertrag zu den ÖRM ist es doch auch so, daß da mit der GEMA Absprachen getroffen sind. Was soll übrigens passieren, wenn man Romane im Deutsch- oder Englischunterricht bespricht, dessen Autoren noch nicht seit mindestens 70 Jahren tot sind?

    Und ganz ehrlich, Yorick: welchen Produzentensohn hast du im Unterricht sitzen? Vor allem dann, wenn du z.B. Filme zeigst, die deutlich älter als du selber sind?


    jd :wink:

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

    • Offizieller Beitrag

    Mir scheint vor allem das Risiko größer, wenn Yorick als Lehrkörper so eine Filmvorführung bei sich daheim im privaten Kreise machte... was, wenn eines der tonnenschweren CD-Regale auf einen der ahnungslosen Leerkörper niederprasselte...?

  • Filmkünstlerische Mittel an sich, also losgelöst, gibt es nicht.

    Das ist natürlich Quatsch. Siehe weiter unten.

    Und verrate mir einmal, warum wir Klassikfreaks auch Filmfreaks sind? 8-)

    Ich bin's: mehr Film- als Klassikfreak. Aber das muß bei anderen nicht so sein.

    Kann man bei uns eigentlich Filmpädagogik oder so etwas Ähnliches studieren?

    Filmpädagogik an sich wohl nicht - TeFiFe kommt dem am Nächsten.

    Durch Sprache, Musik und Bildkomposition, sogar durch den Set als gebaute Umgebung bedient sich Film den verschiedensten Kunstformen, definiert sich aber nicht über diese, sondern einzig und allein über seine eigene Sprache.

    Nun, er faßt gewisse Aspekte der Fotographie, Malerei, der bildenden Kunst, des Theaters, Musik und Literaur in sich zusammen und realisiert sie dann mit seinen filmeigenen Mittel.

    ABER: Film hat darüber hinaus Mittel, die keine der anderen Kunstarten haben: Schnitt und das bewegte Bild. (Obwohl Schnitt natürlich einen kleinen Schwester in den Bildübergängen im Comic hat, mit der er in einem inzestuosen Verhältnis lebt, und sich gegenseitig voneinander beeinflussen lassen).

    Auch hier gilt: der Film übernimmt bestimmte Aspekte; aber es gibt nirgendwo ein Äquivalent zum Schnitt (Montage). Es geht hier um die Aneinanderreihung von bewegten Bildern, von einen zeitlichen Ablauf einzelner Einstellungen. Das hat auch der Comic nicht zu bieten.

    Sorry *shame* , da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Erübrigen in dem Sinne, wie es sich erübrigt auf "Casablanca" eigens hinzuweisen.

    Ach so... :)


    jd :wink:

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • Auch hier gilt: der Film übernimmt bestimmte Aspekte; aber es gibt nirgendwo ein Äquivalent zum Schnitt (Montage). Es geht hier um die Aneinanderreihung von bewegten Bildern, von einen zeitlichen Ablauf einzelner Einstellungen. Das hat auch der Comic nicht zu bieten.


    Daher habe ich ja über eine Schwester der Montage geschprochen - um bildhaft zu machen, dass die beiden nicht gleich, doch vom Wesen her verwandt sind: es geschieht eine Aneinanderreihung von Bildern. Comic selber hat sich auch mit Zeit zu befassen, wenn auch in unbewegten Bildern. Und bei Montage ist auch nicht unbedingt die Bewegung dieser Bilder, sondern gerade ihre Aneinanderreihung das Wesentliche (vgl. die Löwen im "Kriegsschiff Potomkin"). Etwas ähnliches, wenn auch nicht dasselbe hat gerade nur der Comic zu bieten.

    Unlängst habe ich darüber sehr geistreich in diesem Buch gelesen:

    Ein sehr-sehr gutes Buch nicht nur über die Ästhetik des Comics, aber auch über Ästhetik allgemein. Könnte übrigens auch mal eine fabelhafte Grundlage eines Schulprojekts sein, das Buch durchzuarbeiten. Aber das nur nebenbei.

    LG
    Tamás
    *castor*

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  • Als Mensch mit Sammlerwut, kaufe ich natürlich viele DVDs, besuche aber auch die Kinos wenn was Interessantes läuft - und, aye, manchmal segle ich auf internationalen Gewässern, harr!

    LG
    Tamás
    *castor*

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    • Offizieller Beitrag


    Ist nicht unbedingt so, glaube ich. Ich kenne einige Klassikhörer, die dann für Film nichts übrig haben.

    Wir sind hier eben generell an Kunst und Kultur interessierte Menschen.

    Trotzdem: Es ist schon auffällig, dass etwa du, JD, Hermann und ich mehr als nur Cineasten sind, wenn ich mal unsere Filmüre (analaog zu Lektüre und Ullis Vorschlag Auditüre :D ) betrachte. Das geht über den reinen Befund, hier sind Intellektuelle mit musischen Interessen versammelt, hinaus.

    • Offizieller Beitrag

    Mir scheint vor allem das Risiko größer, wenn Yorick als Lehrkörper so eine Filmvorführung bei sich daheim im privaten Kreise machte... was, wenn eines der tonnenschweren CD-Regale auf einen der ahnungslosen Leerkörper niederprasselte...?


    Daher habe ich ja nagelneue Regale eingeräumt neulich! :wink:

    • Offizieller Beitrag

    Das ist natürlich Quatsch. Siehe weiter unten.

    Ich hatte mich missverständlich ausgedrückt: Filmkunst: Große Werke der Filmgeschichte

    Du hast das hier mit Tamàs gleich noch besser auf den Punkt gebracht, was ich eigentlich meinte:

    Nun, er faßt gewisse Aspekte der Fotographie, Malerei, der bildenden Kunst, des Theaters, Musik und Literaur in sich zusammen und realisiert sie dann mit seinen filmeigenen Mittel.

  • Ich würde es auch als natürlich ansehen, daß Liebhaber einer Kunstrichtung anderen Kunstrichtungen gegenüber zumindest sehr aufgeschlossen sind.
    Auf den Film bezogen: die Übergänge zwischen Musiktheater, Theater und Film sind fast fließend; Musik, Sprache und Bildkomposition elementarer Bestandteil des 'anspruchsvollen' Filmes.
    Bestätigen Ausnahmen nicht nur die Regel?

    Auch ich finde mich wieder in den oben genannten Filmen. Zu meinen Lieblingsfilmen gehören noch die meines Erachtens nach noch nicht genannten "Spiel mir das Lied vom Tod" und "Der dritte Mann"

    • Offizieller Beitrag


    Ja, das ist sehr wichtig, darum ging es mir auch.

    Dieses Remake-Projekt (Solaris vs. Solaris; Yojumbo vs. Fistful... vs. Last Man..; La Jetée vs. 12 Monkeys, und noch einige) war in meiner Gruppe in diesem Sinne sehr erfolgreich.

    Kannst du bei Solaris eine Kurzfassung geben? Was war euer Ergebnis?

  • Kannst du bei Solaris eine Kurzfassung geben? Was war euer Ergebnis?


    Ein "Ergebnis" im Sinne eines allgemeinen Konsens gab es nicht, war auch kein Ziel.

    Wir erstmal darüber diskutiert, wo die augenfälligsten Unterschiede liegen, ob der ältere Film auch veraltet ausschaut gegenüber dem neuen, usw. Dann kamen wir immer mehr darauf zu sprechen welche Unterschiede es in da gibt - mal vom äßerlichen abgesehen. Und was haben all diese Unterschiede dann für eine Auswirkung. Dabei wurden auch immer die Gemeinsamketen zwischen den beiden Filmen besprochen, bzw. die Anspielungen des Soderberg-Filmes auf die Tarkowskij-Fassung. So haben wir dann uns etwas an eine "Aussage" der beiden Filme heranzunähern versucht.

    Zum Schluss habe ich nach der Meinung dann gefragt, welcher Film besser gefallen sei. Zu meinem Erstaunen hat Tarkowskij größtenteils dann "gewonnen".

    LG
    Tamás
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    • Offizieller Beitrag

    Vielen Dank, lieber Tamás. Ich nehme an, den Roman habt ihr nicht noch im Vergleich gelesen, da wird die Zeit nicht gereicht haben.

  • Ja, wir hatten nur die beiden Filme diskutiert.

    LG
    Tamás
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  • Ich habe davon gehört, aber nie gesehen. Auf youtube habe ich für einige Sekunden damals reingeschaut, schien aber filmisch nicht besonders anspruchsvoll gewesen zu sein. Oder irre ich mich?

    LG
    Tamás
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