- Offizieller Beitrag
Auf einem Hammerflügel von Johann Fritz, etwa aus dem Jahre 1810, wird das ehemalige Violinkonzert zu einem faszinierend neuartig klingenden Clavierkonzert.
Eigentlich sollte man sowieso die gesamte Box besitzen:
Schade ist bloß, daß die Chorfantasie op. 80 und das Tripelkonzert op. 56 noch nicht aufgenommen wurden.
„Clavierkommafünfkonzert“ übrigens deswegen, weil es zeitlich zwischen dem 4. und 5. anzusiedeln ist; gelegentlich wird es als 6. Clavierkonzert bezeichnet - dieser Zählung kann ich leider nicht logisch folgen. Für mich hat diese Einspielung Schoonderwoerds das Violinkonzert, das ich bis zum Kennenlernen der beiden Einspielungen von Kopatchinskaja und Grimal nie wirklich mochte, vollständig ersetzt.
Da Arthur Schoonderwoerd erneut eine Uraufführungssituation simulieren wollte, fällt die sagenhafte "Paukenkadenz", die erst nach 1810 komponiert wurde, aus dem Rahmen. Diese Kadenz wurde zudem für ein 6 Oktaven umfassendes Instrument komponiert, daher ist es leider nicht möglich gewesen, dieses Phantastikum auf dem Johann Fritz wiederzugeben. Stattdessen improvisiert Schoonderwoerd knappe und knackige Kadenzen zu den jeweiligen Sätzen, die sich kaum bemerkbar in den Fluß der Musik integrieren. Das Konzert wird also nicht großartig zur Präsentation des Solisten unterbrochen, das wesentliche Ohrenmerk kann also bei der Musik Beethovens bleiben.
Erstaunlich erneut, welche Wucht und Klangstärke die vermeintlich handzahme und definitiv überschaubare Cristofori-Mannschaft an den Tag legen kann - ganz im Kontrast zu den sehr ausgearbeiteten lyrischen Momenten, die bestenfalls überhaupt nicht mehr aufhören wollen.
Auch wird in dieser Interpretation die Nähe zu op. 58 und 73 sehr deutlich: der fast nahtlose Übergang des Mittelsatzes zum Finalsatz beispielsweise ist eines dieser Merkmale. Und ganz ähnlich dem 4. Konzert sind die Klangeffekte, die nur in dieser Klavierfassung zu hören sind: die Instrumente versprühen im 2. Satz Klänge wie Parfum. Was kann herrlicher sein, als die Streicher-Pizzicati mit den Klaviertröpfchen bei ca. 4:50 ? Wenn ich da an die originäre Violinversion denke, weiß ich, warum ich op. 61a so schätze.