01 - Kurzbiographie

  • Einer der (zumindest dem Namen nach) berühmtesten und vielseitigsten Künstler vergangener Zeiten ist der unter dem Hilfsnamen Anonymus bekannte Unbekannte. Über seine Lebensdaten ist ebenso wenig bekannt wie über sein Geschlecht (zur Vereinfachung nehmen wir an, daß es sich um ein überwiegend männliches Wesen handelte). Man vermutet in ihm den Abkömmling einer taub-stummen griechischen Grazie, die sich ihm gegenüber nur mit Gebärdensprache artikulierte, weshalb ein Rufname von Beginn an obsolet war und woraus sich auch ggfs. die erst wesentlich später sich etabliert habende Kunst des Dirigierens ableiten ließe. Anonymus ist schon in vorchristlicher Zeit unter der optimistischen Bezeichnung Nomen nominandum aktiv gewesen; er hat aber die Absicht, seinen Namen zu verraten, bis heute nicht umgesetzt, weshalb wir davon ausgehen müssen, daß dieser großartige Künstler mittlerweile nicht mehr unter uns weilt und der Tod ihm die Möglichkeit nahm, uns seine(n) wirkliche(n) Namen preiszugeben. In seltensten Fällen tauchen (vermutete) Namensnennungen auf, die aber aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit und Vielzahl zu dem Schluß führen müssen, daß es sich dabei nur um Gerüchte handelt. Einer davon wäre beispielsweise A. N. Onym, wobei noch die Vornamen zu klären wären.

    Anonymus war - wie eingangs bereits erwähnt - unglaublich begabt und sowohl als bildender Künstler wie auch als Instrumentenbauer, Schriftsteller und Komponist unterwegs. Iste locus interessiert uns natürlich besonders sein musikalisches Schaffen, welches stilistisch sowie qualitativ und auch quantitativ die Normen herkömmlicher Komponisten sprengt (dies betrifft natürlich auch seine übrigen künstlerischen Tätigkeitsbereiche, was ihn zum Genie der Genies werden lässt). Musikalisch besonders aktiv war Anonymus in der Zeit vom 15. bis 18. Jahrhundert (man spricht hier von seiner Blütezeit), aber natürlich auch davor und noch danach; der Umfang seines Gesamtschaffens ist noch nicht vollumfänglich gesichtet. Aufgrund seines hohen Alters ist er in jüngster Zeit nicht mehr mit allzuvielen neuen Werken hervorgetreten, wobei eben auch angenommen werden muß, daß der Meister gegen Ende des 19. Jahrhunderts diese Welt für immer verlassen hat (dieser Umstand ist aber noch nicht erwiesen) und ggfs. umständehalber in einem anonymen Grab beigesetzt wurde. Anonymus' Œuvre ist ungalublich reichhaltig, abwechslungsreich und musikgeschichtlich nicht ohne Bedeutung. Anonymus bewegte sich Mitte des 18. Jahrhunderts in England. Hier passte er sein Pseudonym den sprachlichen Gepflogenheiten an. Die Schreibung Anonymous hat sich durchgesetzt und bis heute gehalten und prangt auf etlichen CD-Covern:

    Die Legende will auch wissen, daß Anonymus - oder Anonymous, wie er sich fortan nannte - geadelt wurde. Gelegentlich begegnet man Werken eines gewissen Anonymous von Various...

    Von Various (?) war mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit (...) bekannt, z. B. mit Georg Friedrich Händel, welchen er portraitierte...


    Georg Friedrich Händel (c1750)
    Künstler: Anonymous (sic!)

    ...und dessen Kunst er als Komponist auch überaus schätzte. So kam es, daß einige Werke des großen Anonymous niemand anderem als G. F. Händel unterschoben und (z.B.) als dessen Concerto grosso F-Dur op. 3 Nr. 4 geführt wurden. Zwischenzeitlich konnte dieser Umstand dank eines anonymen Hinweises geklärt werden. Allerdings waren einige der Sonaten für Violine und basso continuo von Händel (g-moll op. 10 Nr. 1 und F-Dur op. 10 Nr. 12) so gut, daß man Händel die Autorschaft absprach und sie kurzerhand Anonymous zusprach, denn solch geniale Musik konnte ja nur vom Genie der Genies stammen. Die beiden Airs c-moll für Clavier (beide noch als HWV 458 resp. 459 kursierend) gehören eigentlich zu den Meisterwerken von Anonymous. Offenbar fand hier auch eine rege (musikalische) Symbiose der beiden Komponisten statt.

    Franz Schubert lieferte er immerhin einige Textvorlagen, die während seiner biedermeierlichen Dichterphase entstanden: D626, 635, 725, 763 u.a.m. - ein Lied Schuberts (An Onym, Textdichter unbekannt oder ggfs. anonym, D998A) muß als verschollen gelten. Es ist ein grand Malheur, daß Anonymous während der Arbeit an seinem Selbstportrait gestört wurde: just, als er auf den Auslöser drückte, erhielt er einen anonymen Anruf, sein linkes Knie knickte vor Schreck ein, das Kamerastativ drehte sich und fing diese Dame ein:


    Ältere Frau im „Biedermeier-Kostüm“
    Daguerreotypie um 1840 (Anonymous)

    In heutiger Zeit nennen sich auch einige Ensembles nach diesem großen Meister, dessen Name auf den Covern prangt:

    Welche musikalischen Werke der Meister hinterlassen hat, kann im Forum Werke und Einspielungen aufgezeigt und diskutiert werden. Sollten sich Neuigkeiten über die Lebensumstände von N.N. ergeben, so dürfen diese hier gerne angebracht werden.

    :wink:

    Diggi, daggi, schurry, murry, forum, farum, lirum, larum, raudi, gaudi,
    giri, gari, posito, besti, basti, saron froh, fatto, matto, quid pro quo.

  • In Budapest gibt es übrigens auch eine Statue des Komponisten:

    photo-128-9315cbdd.jpg

    LG
    Tamás
    :wink:

    Alle Wege führen zum Bach,
    .................................... wo der kleine Biber lebt!