01 - Biographisches

  • Guten Abend,

    Franz Danzi wurde am 15. Mai 1763 in Mannheim (oder Schwetzingen ?) als Sohn des Solocellisten der Mannheimer Hofkapelle Innocenz Danzi geboren und am 15. Juni 1763 in Schwetzingen getauft. Im lateinischen Taufbeleg vom 15. Juni 1763 wurde erst später die Ortsbezeichnung "Schwetz." hinzugefügt:

    "Die decima quinta in Eccl baptizatus est Franciscus Ignantius legit filius Innocentii danzij Musici Aulici et Barbara Conj levante Francisco Ignatio Frentzel Musico Aulio com Virgine Susanna. Toéschi; bapt R D Kellermann Saccel."

    Daneben der spätere Eintrag "Schwetz". Seine Taufpaten waren der Hofmusiker Franz Ignanz Fränzl und die Hofsängerin Susanne Toéschi. Schon früh erhielt er Klavier,- Cello- und Gesangsunterricht, bereits mit 15 Jahren wirkte er im der Mannheimer Hofkapelle mit und begann seine Grundausbildung im Komposition bei Abbé Vogler an der „Mannheimer Tonschule“. 1783 zog er als Nachfolger seines Vaters als 1. Cellist an den Kurpfälzer Hof nach München. Nach seiner Heirat 1790 mit der gefeierten Sängerin Maria Margarethe Marchand, einer Schülerin Leopold Mozarts, reiste er als Mitglied einer Operntruppe sieben Jahren durch ganz Europa. 1798 wurde er Vizekapellmeister der Münchner Hofoper, 1800 starb seine Ehefrau. 1807 wurde er Kapellmeister in Stuttgart, die schlechte Bezahlung und Streitereien mit Vorgesetzten und Kollegen veranlassten ihn zu diesem Wechsel. Dort freundete er sich mit Louis Spohr und Carl Maria von Weber an; Spohr schrieb über ihn: "Danzi war überhaupt ein liebenswürdiger Künstler... " und Weber notierte: "Der kleine, wohlbeleibte Mann mit rundem Kopf und scharfen, klugen Augen…“ Ab 1812 wirkte er als badischer Hofkapellmeister am Hoftheater in Karlsruhe und empfand diese Zeit dort als angenehm und fruchtbar. Am 13. April 1826 verstirbt er in Karlsruhe.

    Franz Danzi gilt als Wegbereiter des Übergangs von der Klassik zur musikalischen Romantik. Im Mittelpunkt seines Schaffens stand die Oper. Hinzu kommen noch kirchliche Kompositionen wie Messen, Oratorien und Kantaten und zahlreiche Instrumentalwerke für Klavier, aber auch Konzerte und Sinfonien. Er gilt als der erste Dirigent, der mit dem Taktstock arbeitete.

    Gruß :wink:

    aus der Kurpfalz

    Bernhard

    «Es ist wurscht, ob das jemand versteht, aber es muss gesagt werden» (Samuel Beckett)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Zitat von Deio

    Er gilt als der erste Dirigent, der mit dem Taktstock arbeitete.

    Ja, vielleicht in Karlsruhe. Mich würde mal interessieren, wo Danzi begraben wurde. Ich habe heute ganz Carols Ruhe abgegrast und nichts gefunden... oder wurde er wieder nach Schwetzingen ausgelagert?

    :wink:

  • Guten Abend

    Mich würde mal interessieren, wo Danzi begraben wurde. Ich habe heute ganz Carols Ruhe abgegrast und nichts gefunden... oder wurde er wieder nach Schwetzingen ausgelagert?

    Ob man den guten alten Danzi in Schwetzingen zur letzten Ruhe bettete konnte ich nicht in Erfahrung bringen, ich glaube eher nicht. Die Lokalhistoriker streiten mehr, ob Danzi in Schwetzingen oder Mannheim geboren wurde. Die Verwirrung zwischen Geburts- und Taufort rührt wahrscheinlich von dem um diese Zeit üblicherweise erfolgten Umzug des mehrere hunderte Personen umfassenden kurfürstlichen Hofstaat - samt großen Teilen der Hofkapelle - von Mannheim in die Sommerresidenz Schwetzingen. Denkbar Geburtsort: Mannheim, Taufort: Schwetzingen, Danzi gab in Briefen den 15.05.1763 als seinen Geburtstag an. Ungewöhnlich an Danzis Geburtsdatum (15.05.1763) und seinem Taufdatum in Schwetzingen am 15.06.1763 ist, dass entgegen den damaligen Gepflogenheiten (hohe Kindersterblichkeit etc.) ganze 31 Tage bis zur Taufe verstrichen waren. War etwa Danzis Mutter Barbara geb.Toéschi erkrankt und konnte die Reise mit dem kleinen Franz von Mannheim zur Sommerresidenz in Schwetzingen nicht antreten, während Vater Inozenz bereits in Schwetzingen beim Schwetzinger Bürger Friedrich Müller in der (heutigen) Carl-Theodor-Str. 3, knapp eine Gehminute vom Schloss entfernt, logierte ? Es könnte ja auch sind, dass das Geburtsdatum 15.05.1763 nicht unbedingt stimmen muss und Franz Danzi wirklich um den 15. Juni herum in Schwetzingen das Licht der Welt erblickte und am 15.06.1763 getauft wurde.

    Zumindest bei zwei weiteren "Schwetzinger Musikerkinder" der Zeit, den beiden Violinisten und Komponisten Friedrich Johann Gerhard Eck und Ferdinand Ignaz Joseph Fränzl ist gesichert, dass sie in Schwetzingen geboren und getauft wurden. Von Ferdinand Fränzl ist im Taufeintrag vom Mai 1767 zu lesen:

    "Anno Domini millesimo Septigentensimo Sexagesimo die vigesima quarta Maji R D Georgius Kellermann Sacellarius baptizavit infantemm eadem die natum ex D Ignazo Frentzel Ser mi Electoris Palat Musico aulico et Antonia de la Motte Conjugibus legitimis, cui impositum est nomen Ferdinanduns Ignatius Josephus. Patrimus fuit D Ferdinandus Frentzel. Ser Electoris Musicus aulicus et Tubicen Supremus. ita testor Dominicus Jos Louis p d Par."

    Der Kaplan Kellermann hat also das am gleichen Tag geborene Kind getauft, sein Pate war der kurfürstliche Hofmusiker und ersten Trompeter des erlauchten Churfürsten, Ferdinand Frenzel. Ähnlich auch der Fall bei Peter Eck, geboren am 24.05.1767 in Schwetzingen und tags darauf auch hier getauft. Sein Taufpate war lt. Kirchenbucheintrag übrigens der "erlauchte und mächtige Fürst" Pfalzgraf Friedrich von Zweibrücken -der Vater des ersten bayerischen König Max-Joseph-, der gerne in Schwetzingen weilte.

    Immerhin hat man den großen Musiksaal der Musikschule Schwetzingen in "Franz Danzi Saal" getauft.

    Gruß :wink:

    aus der Kurpfalz

    Bernhard

    «Es ist wurscht, ob das jemand versteht, aber es muss gesagt werden» (Samuel Beckett)

  • Guten Tag

    Franz Danzis große Schwester Franziska war ebenfalls eine Sängerin, Komponistin und Klavierspielerin.

    Franziska (Dorothea) Lebrun geb. Danzi wurde am 24. März 1756 in Mannheim getauft und erhielt eine Musikausbildung in Klavier und Gesang, ihre Gesangslehrer dürfte die Primadonna der Hofoper, Dorothea Wendling und der Tenor und Freund der Familie, Pietro Sarselli, gewesen sein. 1772 debütierte sie am Mannheimer Hoftheater als Sandrina in A. Sacchinis La contadina in corte . Im Mai 1778 heiratete sie den Kurpfälzer Hofoboisten Ludwig August Lebrun und unternahm mit ihm ausgedehnte Konzertreisen. 1780 und 1782 erschienen die beiden Folgen von je sechs Sonaten für Klavier und begleitender Violine op. 1 und op. 2 im Druck. Franziska Lebrun und ihre Schwägerin Margarethe Danzi (geb. Marchand), die ebenfalls etliche Klaviersonaten komponierte, waren die einzigen Komponistinnen im Umfeld der Hofkapelle des Kurfürsten Carl Theodor.

    Gruß :wink:

    aus der Kurpfalz

    Bernhard

    «Es ist wurscht, ob das jemand versteht, aber es muss gesagt werden» (Samuel Beckett)

    • Offizieller Beitrag

    Mich würde mal interessieren, wo Danzi begraben wurde.


    Meine Recherchen gelten hiermit als abgeschlossen:

    Zitat von Franz-Danzi-Archiv (Kassel)

    Franz Danzi wurde nach meinem Wissen auf dem "Alten Friedhof" in Karlsruhe begraben. Da dieser Friedhof zum Teil durch Baumaßnahmen im 19. und 20. Jh. nach und nach verkleinert wurde, ist davon auszugehen, dass Danzis Grab irgendwelchen Bauprojekten zum Opfer fiel. Möglicherweise kann die Friedhofsverwaltung oder das Stadtarchiv Karlsruhe über das Schicksal des Grabes nähere Auskunft geben.


    Der Verein zur Pflege der Friedhofs- und Bestattungskultur Info-Center am Hauptfriedhof (Karlsruhe) leitete meine Anfrage weiter an das Friedhofs- und Bestattungsamt (Karlsruhe), dieses wiederum an:

    Zitat von Stadt Karlsruhe, Kulturamt (Stadtarchiv & Historische Museen)

    auch anhand der Bestände des Stadtarchivs Karlsruhe lässt sich die Grabstätte des Komponisten Franz Danzi nicht ermitteln. Im Gruften- und Begräbnisbuch des Alten Karlsruher Friedhofs ist sein Name nicht verzeichnet. Ich empfehle Ihnen deshalb eine Anfrage beim Generallandesarchiv, Nördliche Hildapromenade 2, 76133 Karlsruhe.

    Zitat von Landesarchiv Baden-Württemberg - Generallandesarchiv Karlsruhe

    der alte Karlsruher Friedhof, auf dem Danzi vermutlich beerdigt worden ist, wurde 1874 geschlossen. Es gab Graberhaltungen und Umbettungen auf den neuen Friedhof. Anhand entsprechender Veröffentlichungen zu den Friedhöfen ohne vollzählige Gräberangaben konnte kein Hinweis auf den Verbleib des Grabs von Danzi ermittelt werden. Möglicherweise kann Ihnen das Friedhofsamt in Karlsruhe weiterhelfen.


    Das erinnert mich gerade an: Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne. Und die sieben Söhne sprachen: 'Vater, erzähl uns mal eine Geschichte!' Da fing der Vater an: 'Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne, ...'
    :umfall:

    Jedenfalls Danke an die Auskunftgebenden für die Mühe. Für die Stadt Karlsruhe ist dies allerdings ein weiteres Armutszeugnis... zum Glück heißt die Stadt nicht Danzisruhe...

    :thumbup: