Neues musikalisches Kino

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    Joyce DiDonato und Regisseur Ralf Pleger (mit Wollmütze à la Torsten Sträter dekoriert) waren mit ihrem Foster-Jenkins-Film auf Uraufführungstournee, wobei Karlsruhe vor dem Deutschlandstart am 10. November die letzte Station war. Auch als nur Zugewanderter vermag ich meinen heimlcihen Stolz nicht zu verbergen:


    Zitat von Joyce DiDonato

    Karlsruhe, you win with the theatre!


    :love:
    Und wie das stimmt! Unsere „Schauburg“ ist einfach das geilste Kino, das ich kenne und je kannte.


    Der Film war keine klassische Biographieverfilmung, sondern eine sehr menschliche Reportage mit Interviews von Überlebenden (ja, das kann man durchaus als witzig interpretieren) und nachgestellten Szenen, die in weitesten Teilen extrem kafkaesk projiziert wurden; hat mir sehr (!) gefallen.


    Im Anschluß bot sich die Möglichkeit, den Regisseur und Joyce DiDonato zu befragen - war recht interessant. „Der Film selbst“ (als Gesamtkunstwerk betrachtet) vertrat eher die Auffassung, Foster Jenkins „litt“ unter dem „Camp-Syndrom“ (ich weiß, daß es das so nicht gibt und es keine psychologische resp. medizinische Klassifizierung ist) und ihre (nicht einhundertprozentig bewiesene) Syphilisinfektion habe das womöglich forciert. Da bleibt einem schonmal das Lachen im Halse stecken, wenn man den schrägen Klängen lauscht. Ich habe in der Anschlussdiskussion davon Abstand gehalten, darauf anzusprechen, Schubert habe ja schließlich auch keine Kakophonien komponiert - aber vermutlich gibt es unterschiedliche Ausprägungen dieser Infektion.


    Jedenfalls fand ich den Umgang mit dem Phänomen Forster Jenkins sehr human, abgründig, liebevoll und insgesamt sehr gelungen. Zum akustischen Vergleich sang DiDonato im Film auch „richtig“, d.h. es wurden aus ihren Aufnahmen (u.a. Alcina mit Curtis) Arien eingespielt.


    Meine Favouriten, neben der Protagonistin (eine ganz sympathische wie z.B. Johanette Zomer), waren Jan Rekeszus als fiktiver Charakter William Key (den hätt' ich auf der Stelle ...), welcher Foster Jenkins interviewte, sowie Gregor Benko (extrem sympathischer Typ mit dem von mir so geliebten glitzernden Witz in den Augen, die eigentlich vor Lachen platzen wollen, aber er bleibt bierernst und behält die Contenance!) vom interviewten Expertenteam.


    Und nein: der Film war nicht lustig. Er gab eher Anstoss zur Selbstrefelxion: einfach mal das Maul aufreißen, auch, wenn man (wie ich) keine Ahnung hat; davon aber jede Menge.


    Der angebotene Sekt war nicht so mein Ding (dafür umsonst), aber zum Glück hatte ich bereits mit anständigem Whiskey vorgeglüht.


    Filmzitat:


    Zitat

    William Key: „Trinken Sie Alkohol?"
    Forster Jenkins: „Können Fische schwimmen?"


    Wäre ich nicht so abergläubisch (wegen meiner aktuellen Signatur), würde das meine neue Signatur hier im Forum werden.

    • Offizieller Beitrag

    ... und dann förderte der zerregnete Samstag dies in der hiesigen Schauburg zu Tage:


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    Dancing Beethoven


    WTF? Nein, hier nicht Beethovens 9te getanzt - zumindest nicht am Stück, sondern seziert; der Film zeigte den Werdegang der Produktion mit Ausschnitten aus allen möglichen Proben, Fails, den dahinter steckenden Leben, atemberaubenden Natur- und Tänzer(innen)bildern zum in Ohnmacht fallen. Chorproben mit Klavier und Zubin Mehta bei der schönsten Stelle des Werkes: einfach zum planlos Wegsterben schön! Nein, nicht schön ... auch nicht geil, eher: himmlisch, göttlich. Gesichter, Körper, Töne, ohrenbetäubende Stille, Schrecken, Panik, unermessliche Ausdauer, Kraft, Liebe und Wärme und pure Freude ... beeidruckend ist gar kein passendes Adjektiv für diesen Film, der Film hat mir mein abhanden gekommenes Leben zurückgegeben. Danke! Ich habe pausenlos nur Geheult ...


    :umfall::jubel::jubel::jubel::umfall:


    Ich werde diese Sinfonie nie wieder hören können, ohne diese Bilder vor Augen zu haben, auch wenn die Soundtracks zu den Proben meist die Grenzwerte meiner Geduld deutlich überschritten haben; ich fasse dies inzwischen als Kunstkniff auf. Der Trailer gibt das nicht im Ansatz wieder. Mir fliegt jetzt noch das Gesicht weg, wenn ich bloß daran denke.


    Der Film legte u.a. - für mich bereits im Vorfeld klare - Details des Beethovenschen Werkes frei, die dann aber eben auch so wie promoted umgesetzt wurden, was ansonsten kein Dirigent mit viel Blabla im Programm- oder CD-Begleitheft (hier auch nicht Mehta) schafft; aber im Kontext: pur.


    Ich empfehle das Original mit dt. Untertiteln.

    • Offizieller Beitrag

    LICHT


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    Zitat

    Wien 1777. Die früh erblindete 18jährige Maria Theresia „Resi“ Paradis ist als Klavier-Wunderkind in der Wiener Gesellschaft bekannt. Nach zahllosen medizinischen Fehlbehandlungen wird sie von ihren ehrgeizigen Eltern dem wegen seiner neuartigen Methoden umstrittenen Arzt Franz Anton Mesmer anvertraut. Langsam beginnt Resi in dem offenen Haus der Mesmers, zwischen Rokoko und Aufklärung, im Kreise wundersamer Patienten und dem Stubenmädchen Agnes, das erste Mal in ihrem Leben Freiheit zu spüren. Als Resi in Folge der Behandlung erste Bilder wahrzunehmen beginnt, bemerkt sie mit Schrecken, dass ihre musikalische Virtuosität verloren geht...


    Danke nach Wean! :wink::beatnik:


    Wer das Thema vertiefen mag:



    Dummer Weise hat noch niemand ihr Clavierkonzert g-moll entdeckt ... das schlummert sicher wohl in irgendeiner Dachkammer ... *jesus?*


    Tante Wicky ist hier recht ertragreich ...


    Nur zur Erinnerung: Mozart komponierte für sie KV 456 :love:

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    Nur zur Erinnerung: Mozart komponierte für sie KV 456


    Zitat von oe1.orf.at

    Bisher ist der Nachwelt der Name Paradis am ehesten bekannt durch ein Klavierkonzert Mozarts, das er angeblich für die berühmte Messmer-Patientin geschrieben habe. - Das Wort "angeblich" ist allerdings rund um die Paradis häufig zu hören, da hier Legende (auch um den Heilungserfolg) und historische Tatsache schwer zu trennen sind: ein blindes Wunderkind war der beste Nährboden für wilde Fantasien und unheimliche Geschichten.


    Zitat von Leopold Mozart

    an seine Tochter, Wien, 16.02.1785
    am Sonntag abend war im Theater im Theater die accademie der ital: Sängerin Laschi, die izt nach Italien reiset. Sie sang 2 Arien, es war ein Violoncello Concert, ein Tenor und ein Baß sangen ieder eine Aria, und dein Bruder spielte ein herrliches Concert, das er für die Paradis nach Paris gemacht hatte.


    *hä*


    Der Film soll übrigens Anfang 2k18 über die Leinwände huschen ... :)

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    Ein 'Film' resp. eine Doku über Bruckner:


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    :huh:


    --> klick <--

  • Verkanntes Genie? Bruckner?


    Soll sich tatsächlich noch nicht herumgesprochen haben, wie außergewöhnlich seine Musik ist? Und das angesichts der Tatsache, daß es mehrere tausend Einspielungen von den Symphonien gibt? Oder halten die Hörer Bruckner wirklich für einen netten Zeitvertreib ohne Tiefgang?


    Sehr seltsam...*hmmm*


    PS: Link funzt nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Oder halten die Hörer Bruckner wirklich für einen netten Zeitvertreib ohne Tiefgang?

    Ich denke, der Titel ist zu rechtfertigen, denn er richtet sich an all die bisherigen Brucknerignoranten - zu denen ich ja bis vor wenigen Jahren auch dazuzählte. Mich, der ich bei sowas einfach gestrickt bin, hätte der Titel sicher neugierig gemacht.


    Ins Kino werde ich jetzt allerdings sicher nicht gehen - der Film wird bestimmt auch in nicht allzu ferner Zukunft auf DVD erscheinen oder auf arte gesendet werden.

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