1 + 3 mit Ormandy
2 + 4 mit Stokowsky
Eugene Ormandy, Wurzel und Garant des >Philadelphia Sound<
Gab es einen anderen Dirigenten, der soooo lange , nämlich 42 Jahre ein fürendes Orchester geleitet hat? Eugene Ormandy tat dies 1938 bis 1980. Seine große Stunde schlug, als e 1931 kurzfristig für Toscanini bei >seinem Halblebenszeitorchester< einspringen durfte. Er nutzte diese Chance zu eine der DREI großen >Ungarischen Karieren< in den USA. Neben ihm waren es seine Landsleute Georg Szell (Cleveland) und Fritz Reiner (Chicago), die ebenfalls großen Amerikanischen Orchestern vorstande.
Der 1899 in Budapest als >Jenö Blau< zur Welt gekommene, begann bereits mit Jahren sein Geigen-Studium an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest. Ab dem 7. Lebensjahr trat er öffentlich auf und machte sein Diplom bereits mit 14 Jahren... und einen anderen Studienabschluß mit 21 Jahren: in Philosophie. Bereits 1 Jahr später emigrierte er in die USA, als er nach einem Gastspiel als Violinsolist, er nicht mehr nach Ungarn zurückkehrte, da er dort keine Zukunft für sich sah. Ab 1923 spielte er bereits als Solist alle berühmten Violinkonzerte ein, insgesamt 16 Schallplatten.
Über den großen Teich ist er 1921 mit dem Schiff >Ormandie< in seine neue Heimat gekommen. Für seinen Namen soll dieser Dampfer die entscheidende Inspirationsquelle gewesen sein. Auch bei Ormandy ist die Ausbildung/Herkunft als Geiger wohl maßgeblich für seine ausgefeilt sensitiven Klangvorstellungen mit entscheidend gewesen.
Er wurde DER Dirigent, eigentlich der >Erfinder< des sogenannten >Philadephia Sound<. Angeblich ächzen Ormandy’s Nachfolger bis heute unter der Last dieses >Denkmals Ormandy< der insgesamt mehr ein halbes Jahrhundert mit diesem Orchester arbeitete... und es noch wenige Monate vor seinem Tod (1985) dirigierte. Sein Wunsch-Nachfolger war Ricardo Muti, den hat er durchgesetzt und der stand dem Orchester ab 1980 vor.
So ein ganz großer Ormandy-Fan bin ich eigentlich nie gewesen. Von Radio-Übertragungen kannte ich seinen Altersstil und der war mir insgesamt >zu glatt<. Wenn man aber den Dirigierstil der Aufnahme der 5. Tschaikowsky des 60 Jährigen, mit der des 38 Jährigen bei der 6. Tschaikowsky vergleicht, tuen sich Welten auf, Unterschiede, die im aller positivsten Sinne für die frühere Interpretation sprechen.
Die 10 CD’s umfassende Boy (für 10 Euro) enthält Aufnahmen der dreissiger und vierziger Jahre... und zeigt was eine Harke ist. Ob Beethoven, Brahms, Dvorak, Bruckner (Nr 7), Mahler (Nr 2), Sibelius, Rachmaninoff, Ravel, R. Strauss und auch Schönberg’s „Verklärte Nacht“... alle Aufnahmen zeigen Farbenreichtum, intensives Musizieren/Spannung, machen Freude beim Zuhören. Es sind meist LIVE-Aufnahmen, von recht guter Tonqualität, spontan und aufregend. >Tiefgang< a la Furtwängler wird man bei Ormandy allerdings vergeblich suchen. Da Ormandy’s Zeit schon drei Dekaden zurück liegt, kriegt man seine Aufnahmen meist sehr sehr günstig. Es gibt wunderbare Entdeckungen zu machen !
Arnulfus