Partiturleser unter sich und die Anderen

    • Offizieller Beitrag

    Aber mir selbst ist es trotz Studiums nicht gegeben.

    [...]

    Eines hat mich das Studium durchaus gelehrt: Dass man sich diese Fähigkeiten nicht einfach mal so schnell noch nebenher aneignen kann.

    [...]

    Ich würde mir wünschen, ich könnte Partituren wie Bücher lesen.


    Ich schieße jetzt mal mit verbundenen Augen aus der Hüfte: ich nehme an, daß je nach Gewichtung des Musikstudiums das Partiturlesen(können) nicht zu den Prioritäten gehört; wenn man also nicht einen auf Dirigent, Komponist oder Korrepetitor machen möchte, ist das auch gar nicht so überaus wichtig (wie ich finde). Da Du uns an dieser Stelle nicht verraten hast, was genau Du studiert hast, nehme ich jetzt einfach mal an, daß die drei von mir genannten Fachbereiche nicht dabei waren. Falls doch, habe ich jetzt ein kleines Problem...

    Genauso nehme ich an, daß es sich in Deinem speziellen Fall nicht um ein Handicap handelt, sondern schlicht um mangelnde Übung: Das Partiturlesen(lernen) steht m. E. jedem, der die Fähigkeit des Notenlesen besitzt, offen. Ich habe aus Versehen sehr früh mit dieser Thematik zu tun gehabt (ich wollte wissen, warum etwas wie klingt), insofern reicht mir inzwischen ein flüchtiger Blick auf die Seite und ich weiß entweder, welches Stück vor mir liegt (sofern grundsätzlich bekannt) oder wie es klingt und en Detail, ob es mir gefallen könnte oder nicht.

    Wenn es Dich also so dermaßen interessiert, dann nimm Dir doch einfach genüsslich die Zeit und verfolge Partituren während des Hörerns - Du wirst schnell merken, daß es eigentlich auf unerklärliche weise kinderleicht ist (Aha-Effekt). Bestenfalls eignen sich zur Übung Werke, die einem selbst sehr bekannt sind (die man also beim Hören problemlos Mitpfeifen kann). Die Masse macht es dann, daß man irgendwann Partituren weitestgehend en Detail auswendig kennt oder schnell überfliegen kann, um eine bestimmte Stelle zu verorten, die man dann genauer analysieren möchte (warum auch immer).

    *salut*

  • Vielen Dank, Ulli, für die Tipps.

    Ich habe Gesang studiert, ist aber schon eine Weile her. Von daher hast Du mehr als richtig geraten, denn unter meinen Kollegen war ich in Theorie noch wirklich herausragend, auch wenn die Instrumentalisten natürlich auch bei mir schon Verzweiflungsanfälle bekommen haben.

    Ich habe tatsächlich nie an die Möglichkeit gedacht, einfach so viel beim Hören mitzulesen, bis einem manche Dinge so eingebrannt sind, dass der Rest von allein kommt. Ich vermute, ich hätte auch die Zeit nicht dafür. Im Studium hatte ich immer den Eindruck, man müsste das einfach gründlich lernen und üben (Diktate etc), und um da zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen, waren natürlich alle Züge schon abgefahren.

    Im Übrigen glaube ich tatsächlich, dass bei mir eine natürliche Unbegabung vorhanden ist, denn ich habe mich ja schon ziemlich lange durchs Musizieren mit Noten beschäftigt, und trotzdem hat sich bei mir kaum der Effekt eingestellt, dass ich Dinge höre, wenn ich sie lese, oder dass ich Noten sehen würde, wenn ich etwas höre. Obwohl ich mir auch die einfachsten Melodien kaum merken kann, wenn ich kein Notenbild vor mir habe. Übers Hören lerne ich ganz schlecht (es sei denn natürlich, ich höre etwas bis zum Abwinken).

    Aber das hat mich jetzt inspiriert, öfter mal zu Noten zu greifen beim Hören. Danke.

  • Auch ein kleiner Tipp von meiner Seite:
    mal ein Dir unbekanntes Stück in Partiturform vor dem ersten Hören lesen und Dir dabei vorstellen, wie es klingen könnte. Anschließend beim folgenden Hören vergleichen, inwiefern die Vorstellung vom Klangresultat der Aufnahme abweicht. Macht Spaß (mir zumindest) und hat einen hohen Lerneffekt.
    Liebe Grüße