Bookletangaben zu "Piano" und/oder "Klavier"

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    Hi,

    durch eine private Diskussion mit Bill bin ich heute auf dieses Thema wieder aufmerksam geworden - es beschäftigt mich schon länger.

    Gottseidank werden in den Booklets und auch bei den Anbietern (jpc/Amazon) vermehrt Angaben zu historischen Instrumenten gemacht. Bei den modernen Instrumenten scheint dies jedoch weniger Usus zu sein; hin und wieder ist zu erfahren, auf welchem Instrument genau gespielt wird, aber in der Regel müßen wir uns mit der Angabe "Flink Tastenwolf, Klavier" oder "Antonio Forte, Piano" begnügen.

    Mich persönlich interessiert aber auch bei Aufnahmen auf sogenannten modernen Instrumenten, auf genau welchem Instrument gespielt wird. Der nonHIp-Fraktion scheint dies aber wohl weitestgehend egal zu sein, oder irre ich mich? Da wird wohl meistens ausschließlich auf die Interpreten selbst abgestellt; es ist also, z.B. bei Schubertliedern wichtig, wer singt und wer spielt (nebenbei interessiert mich dies natürlich auch :D ). Aber auf welchem Instrument der Pianist sich verausgabt, spielt keine Rolle...?

    *hmmm*

  • Mich interessiert dies schon. Ich bilde mir ein, das auch oft heraushoeren zu koennen. Zumindest bei technisch guten, modernen Aufnahmen. Es gibt klar Ausnahmen: Horowitz' Steinway is eben Horowitz' Steinway und sonst nichts. Auch nicht representativ fuer Steinway.


    Beim Vielfalt des Klavierbaues vorm 2ten Weltkrieg wird es sehr viel schwieriger, nicht nur aufgrund der aufnahmetechnischen Unzulaenglichkeiten.

    Lieder ist dieser Vielfalt aus dem Konzert Mainstream vesrschwunden. Nicht aus der modernen Klavierwelt. Da gaeb es z.B. den wirklich herausragenden Steingraeber E270 aber auch die auferstandenen Mason und Hamlin beide neue Konstruktionen.

    Und dann (oh Schreck, oh Greuel wenn man die Klavierpaebste fragt) die momentan Schuesselfiguren des HIP Klaviers, Arthur Sch. natuerlich aber auch Jos und Claire Chevallier oder Pierre Goy. Diese spielen die entsprechende Literatur ein auf restaurierten, zeitnahen Originalen ein. Das reicht bei Arthur und Claire bis Rachmaninoff und Shostakovich. Nicht um HIP zu sein, sondern um die Moeglichkeiten sowohl der Musik wie des intendierten Instruments voll auschoepfen zu koennen.
    Ausgerechnet...

    Ansonsten ist es zuoft wie wenn einer eine Fremdsprache vorläse, der zwar weiss um die Aussprache (die tatsachlich Situation im Kunstlied viel zu oft) die Sprache selbst aber nicht versteht. Dies weissgott nicht nur bei modernen Pianisten; es gibt mehr als genug Moechtegern HIPisten die alles ueber einen Kamm scheren (ihren allerwelts "Walther" nach Mine109) spielen. Wenns gut geht. Von den Phantasieprodukten die nur so aussehen, reden schon gar nit.

    ich schweife ab.

    Ulli sinniert darob, interessiere es den "Kennern" oder interssiere es ihnen nit.

    • Offizieller Beitrag

    Ulli sinniert darob, interessiere es den "Kennern" oder interssiere es ihnen nit.


    Ich meine nicht unbedingt "Kenner", sondern potentielle Käufer solcher CDs, also z.B. Brendel und DFD mit Schuberts Winterreise. Ist da für den Käufer interessant, auf welchem Flügel gespielt wird oder nicht? Ich glaube, eher letzteres... (was ich übrigens bedauern würde, denn das Instrument ist imo genauso wichtig wie der- oder diejenige, der/die es bespielt).

    Man kauf also gezielt Brendel/DFD und nicht Brendel/DFD/Steinway?

    :wink:

  • Drum habe ich ja auch Kenner in Anfuehrungszeichen gesetzt.

    Andrereseits wird, von ganz ganz wenigen Ausnahmen abgesehen (z.B. Horowitz), auf dem Fluegel gespielt, der im Studio steht. Ist dieser indiskutabel, karrt Musikhaus XYZ ihren Leihfluegel hin. Es sind nicht viele (Costabel etwa), die ihren eigenen stets rumfahren.

    • Offizieller Beitrag

    Bei einer Führung durch den WDR in Köln habe ich gelernt, dass eine gewisse Anzahl von Flügeln zur Auswahl steht. Drei Flügel werden in Absprache vorbereitet, der Solist probiert und entscheidet sich für einen. Der wird dann in den Saal gebracht, final gestimmt und nach dem Wunsch des Solisten leicht angepasst (Tastenbalance etc.) von den Klavierbauern des WDR.

    Im Fundus des WDR befinden sich einige moderne Flügel sowie ein Haufen historischer Instrumente, die dort dann gepflegt und gewartet werden. Große Überholungen machen sie wohl nicht selbst, sondern vergeben die extern, wenn ich das alles richtig verstanden habe.

    Der Solist hat also durchaus Einfluss und Mitsprache, auch bei dortigen Studioeinspielungen.

    • Offizieller Beitrag

    Der Solist hat also durchaus Einfluss und Mitsprache, auch bei dortigen Studioeinspielungen.


    Der Solist ja, klar. Es geht aber doch um den Kunden.

    Übrigens ein ganz herausragender Film zu dem von Dir angesprochenen Thema ist:

    :jubel::jubel::jubel:

  • Den Film habe ich gesehen: war eindrucksvoll. Besonders Aimard war äußerst heikel bei der Auswahl des ihm gemäßen Steinway. Und ich meine mich zu erinnern, daß es da nicht nur auf den Flügel ankam, sondern vor allem auch auf dessen Einrichtung und Stimmung durch den zuständigen Techniker.

    Nähere Angaben zu den verwendeten Klavieren bei Aufnahmen würde auch ich mir wünschen, auch wenn ich kein Klavierkenner bin und das zunächst mal nur als Information zur Kenntnis nehmen würde.

    :wink:

    Es grüßt Golaud

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    "[...] man erschießt nun einmal keinen Hund, wenn Bach gespielt wird."
    Aus: Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker

  • nach dem Wunsch des Solisten leicht angepasst (Tastenbalance etc.) von den Klavierbauern des WDR.

    Ahem.
    Es ist genauso schlimm wie mit dem Stradivari-Mythos.
    Tastenbalance?
    Diese gewschwind veraendern? Humbug.

    Das kann man nur voellig unbedarften aufbinden und man tut es auch nach Kraeften. Hat uralte Tradition im Handwerk; hat Stein dem armen Buben Mozart auch aufgetischt. Sonst gaeb's ja keinen Grund fuer eine Zunft/Innung/Handwerkskammer. Tatsaechlich entbehren diese auch jeglicher fachlichen Grundlage, d.h. die HWK als Rechtsbeistand etc hat schon seinen Sinn, dort wo sowas im taeglichen Leben evt. notwendig wird. Aber nicht als fachliche Aufsicht.

    Zur "Tastenbalance:" diese kann man schlicht nicht im Nachhinein ohneweiters aendern, ohne weitgehende, spannhebende handwerkliche Eingriff. Geschwind geht da gar nichts. Da sehr haeufig die in den Saellen stehenden Steinways Miet/Leasing Instrumente sind, werden die ein Teufel tun.

    • Offizieller Beitrag

    Der WDR unterhält, so wie wir das verstanden haben, einen eigenen Bestand an Instrumenten sowie eine eigene Klavierbauerwerkstatt, in die wir auch hineinschauen durften, mit zugehörigen Handwerksmeistern; das war zumindest das, was ich von der Führung mitgenommen habe, wenn ich da nicht etwas grundlegend missverstand. Handwerklich würde ich denen somit solche Eingriffe an den eigenen Instrumenten durchaus zutrauen.

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)