Am 18. Mai 2012 ist Dietrich Fischer-Dieskau kurz vor Vollendung seines 87. Lebensjahres in Berg (Starnberger See) verstorben.
Der Plattenmarkt wird dann wohl demnächst mit DFD-Aufnahmen überschwemmt werden...
R.I.P.
Am 18. Mai 2012 ist Dietrich Fischer-Dieskau kurz vor Vollendung seines 87. Lebensjahres in Berg (Starnberger See) verstorben.
Der Plattenmarkt wird dann wohl demnächst mit DFD-Aufnahmen überschwemmt werden...
R.I.P.
Ich versuche schon länger, mich durch den Dschungel an Boxen und Editionen zu schlagen: Da Fidis lyrisch-naive Anfänge sich schon stark von seinen späteren mehr artifiziellen Aufnahmen unterscheiden, muss man genau hinsehen, wann er etwas einspielte. Ich habe bislang fast nur LPs von ihm und Einzelaufnahmen der bekannten Zyklen und suche nun die große Synthese.
Das scheint die Jubiläumsedition zu sein, die einen Querschnitt durch das gesamte Schaffen bietet:
Die größten Erfolge, aber offenkundig nur die frühen Sachen (Preis natürlich überzeugend):
Winterreise - Lebensreise auch Fidis ...
Dietrich Fischer-Dieskau, Klaus Billing (1948)
Dietrich Fischer-Dieskau, Hermann Reutter (1952)
Dietrich Fischer-Dieskau, Hertha Klust (1953)
Dietrich Fischer-Dieskau, Gerald Moore (1955)
Dietrich Fischer-Dieskau, Jörg Demus (1965)
Dietrich Fischer-Dieskau, Gerald Moore (1971)
Dietrich Fischer-Dieskau, Maurizio Pollini (1978)
Dietrich Fischer-Dieskau, Alfred Brendel (1979)
Dietrich Fischer-Dieskau, Daniel Barenboim (1980)
Dietrich Fischer-Dieskau, Alfred Brendel (1985)
Wenn man die vielen hübschen bunten Bilder von Herrn DFD betrachtet, erhält man den Eindruck einer ranken und schlanken Gestalt. Das war nicht immer so, nein, was aber natürlich der Qualität der Interpretationsmöglichkeiten des Künstlers keinen Abbruch tut.
Eine interessante, quasi Wohnzimmer-Privatvorführung, kann man hier finden mit einem etwas aus den Fugen geratenen Fischer-Dieskau (am Klavier Gerald Moore).
Wenn man die vielen hübschen bunten Bilder von Herrn DFD betrachtet, erhält man den Eindruck einer ranken und schlanken Gestalt. Das war nicht immer so, nein, was aber natürlich der Qualität der Interpretationsmöglichkeiten des Künstlers keinen Abbruch tut.
Erhebt sich die Frage, ob er beleibter auch sanglicher agierte und ob ihm hagerer gen Alter der überartikulierte überintellektuelle hochartifizielle Interpretationsansatz zuwuchs? Oder planer gesprochen: Wie ich im richtigen Leben einst feist und muskelbepackt und bauchbewehrt ein gemütlicher Geselle war und erst mit 30 Kilo weniger ein Nervenbündel wurde, könnte es auch hier einen Zusammenhang geben. Shakespeares Caesar wusste das:
ZitatAlles anzeigenCäsar.
Laßt wohlbeleibte Männer um mich sein,
Mit glatten Köpfen, und die nachts gut schlafen.
Der Cassius dort hat einen hohlen Blick;
Er denkt zuviel: die Leute sind gefährlich.
Antonius.
O fürchtet den nicht; er ist nicht gefährlich,
Er ist ein edler Mann und wohlgesinnt.
Cäsar.
Wär er nur fetter! – Zwar ich fürcht ihn nicht;
Doch wäre Furcht nicht meinem Namen fremd,
Ich kenne niemand, den ich eher miede
Als diesen hagern Cassius. Er liest viel;
Er ist ein großer Prüfer und durchschaut
Das Tun der Menschen ganz; er liebt kein Spiel,
Wie du, Antonius, hört nicht Musik;
Er lächelt selten, und auf solche Weise,
Als spott er sein, verachte seinen Geist,
Den irgend was zum Lächeln bringen konnte.
Und solche Männer haben nimmer Ruh,
Solang die jemand größer sehn als sich;
Das ist es, was sie so gefährlich macht.
Ich sag dir eher, was zu fürchten stände,
Als was ich fürchte; ich bin stets doch Cäsar.
Komm mir zur Rechten, denn dies Ohr ist taub,
Und sag mir wahrhaft, was du von ihm denkst.
Ganz ehrlich vermisse ich bei Fidi mittlerweile die ganz große Box mit um die 100 CDs; denn er ist wie Karajan bei den Dirigenten oder Brendel bei den Pianisten einfach eine so wichtige Gestalt der Musikgeschichte der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts; dass man mit einem Fünftel wie bei der Century-Ausgabe nicht hinkommt. Und es wäre auch deshalb wichtig, weil er so viele große Zyklen mehrfach aufgenommen hat und die einzelne Zusammensucherei wirklich lästig und vor allem schwierig ist. Allein die zehn Winterreisen, die Müllerinnen, aber auch die vielen Schumannzyklen verschlängen ja zusammen schon ein Viertel des Platzes; Strauss und Wolf machen schon weitere 6 CDs, der ganze Schubert brauchte (abzüglich der bereits genannten großen Zyklen) 21 CDs und so weiter und so fort. Sicher, wahrscheinlich sind die Aufnahmen über verschiedene Label verteilt, dennoch, los jetzt.
Sicher, wahrscheinlich sind die Aufnahmen über verschiedene Label verteilt, dennoch, los jetzt.
Damit hast du die Antwort gegeben, und das Thema ist leider erledigt. Zumal ich zugeben muß, daß mich bei Sängerboxen häufig etwas passiert, was ich gar nicht leiden kann: daß nämlich nur die Arien aus Opern, an der der Solist beteiligt ist, in den Boxen landen, nicht aber die kompletten Einspielungen. Bei der Ferrier-Box ist das nämlich so.
Aber andererseits weiß ich nicht so recht, was einem sämtliche Einspielungen eines Werkes, was die Anzahl von drei übersteigt, bringen soll; die Sacre-Box
mit 38 (!) verschiedenen Einspielungen dieses einen Werkes würde mich wahnsinnig machen, wenn ich sie hätte...
Andererseits wäre eine komplette DGG-Box gut machbar. Was er da alles eingespielt hat: Bach, Händel, Gluck, Schubert, Schumann, Henze usw. Da hättest du deine 100er Box.
jd
Natürlich lieber Yorick, würde ich dir so einen Klotz gönnen, aber die Lizenz Fragen sind mMn nicht zu lösen, Emi/Warner und DG/Universal und noch div. kleine Labels!
Im Vordergrund steht bestimmt auch noch der Gesichtspunkt der Vermarktung der einzelnen CDs, allerdings könnten die beiden großen ja je eine Box mit FIDI herausgegeben das wäre schon mal die halbe Miete und sie könnten sich mit den div.kleinen einigen!
LG palestrina
Nachtrag: das hat sich gerade etwas mit JD überschnitten!
Nachtrag: das hat sich gerade etwas mit JD überschnitten!
Nicht tragisch - ist als Ergänzung ganz praktisch.
Ja, Warner und Universal könnten jeweils alles herausbringen, womit vermutlich 2/3 bis 3/4 seiner Diskographie erfaßt wären. Aber so eine Box für höchstens 2 € pro CD Erstverkaufspreis (und später noch günstiger) hat für eine Verhandlung mit den Klein-Labels keine Basis mehr. Dieser Bereich - sehr viele Radio-Aufnahmen und Live-Aufzeichnungen, wenn ich es richtig sehe - wäre draußen. Das WO von Kurt Thomas auch (Berlin Classics).
jd
Die Aquarelle, welche diverse DG-Cover (meistens Schubert-Lieder-Zyklen) zieren, stammen von ihm selbst; ich mag sie sehr (und, was mich betrifft, bedeutend mehr als den Inhalt der CDs).
Die Aquarelle, welche diverse DG-Cover (meistens Schubert-Lieder-Zyklen) zieren, stammen von ihm selbst; ich mag sie sehr (und, was mich betrifft, bedeutend mehr als den Inhalt der CDs).
Du erinnerst dich richtig!
Dietrich Fischer-Dieskau, Gerald Moore, 1954
Dietrich Fischer-Dieskau, Günther Weissenborn, 1955
CD 6
Dietrich Fischer-Dieskau, Gerald Moore, 1959 (live: Salzburger Festspiele)
Dietrich Fischer-Dieskau, Christoph Eschenbach, 1977
Dietrich Fischer-Dieskau, Hartmut Höll, 1987
Dietrich Fischer-Dieskau, Hartmut Höll, 1992
Zu der Schubertlieder Box mit ihre 21 CDs wäre noch zu sagen, auf den ersten Blick ist das Cover irreführend weil nur die 3 Zyklen aufgeführt sind, mich hat das vor Jahren auch irritiert als in einem Forum dieses Cover gepostet wurde und ich dachte, naja die drei hast du ja !
ZitatAlles anzeigenBeschreibung Amazon
Monolith. Wegweiser. Hohepriester des Liedgesangs. Die gängigen Synonyme für Dietrich Fischer-Dieskau künden von Größe. Von einer Größe, der man sich mit großem Respekt nähert. Und seine Diskographie, laut Jürgen Kesting „die umfangreichste in der Geschichte der Tonaufzeichnung“, gilt als ein Hochgebirge, an dem keiner vorbei kommt, der sich mit Gesang beschäftigt.
Kein Sänger der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann auf ein ähnlich großes Schaffen zurückblicken wie Fischer-Dieskau. 45 Jahre stand der gebürtige Berliner auf der Bühne, bevor er 1993 seine Sängerkarriere beendete. Über dieses halbe Jahrhundert blieb Fischer-Dieskau seinem hohen eigenen Anspruch als Reformator der Liedgestaltung treu.
Zum 85. Geburtstag des „bedeutendsten Sängers des 20. Jahrhunderts“ (Leonard Bernstein) ehrt die Deutsche Grammophon Dietrich Fischer-Dieskau mit einem Meilenstein seiner sängerischen Lebensleistung. Und was käme da eher in Frage als die Musik, die immer im Zentrum seines Lebens stand: Das Liedschaffen von Franz Schubert. „Als Schubert-Gestalter hat Fischer-Dieskau eigentlich nur einen wirklich gefährlichen Konkurrenten. Nämlich sich selbst – wie er im Laufe der Jahrzehnte neue Standards gesetzt, neue Wege gesucht, ungeahnte Seelenbewegungen dargestellt hat.“ (Joachim Kaiser)
Die Edition, die Fischer-Dieskau zwischen 1966 und 1972 mit Gerald Moore in Berlin einspielte, ist als Pionierarbeit in die Schallplattengeschichte eingegangen. Eine historische Aufnahme – und zugleich eine aktuelle. Nicht nur, weil sie jetzt in einer kompakten Ausgabe auf 21 CDs wieder veröffentlicht wird. Sondern auch, weil sie nach wie vor viel „zu sagen“ hat: über Franz Schubert und seine Welt, über die seelischen Abgründe in seinem Leben, über Lied und Leid, über Freude und Schmerz, über Sehnsucht und Einsamkeit.
„Es war eine große Herausforderung“, sagt Dietrich Fischer-Dieskau rückblickend über die Schubert Edition, „doch mit Gerald Moore, dem König der Lied-Pianisten, an meiner Seite, konnte ich sie ruhigen Gewissens annehmen. Unsere Arbeit war geprägt von gegenseitigem Vertrauen in die musikalische Integrität des anderen. Und es macht mich noch heute glücklich, dass wir diesen Marathon gemeinsam geschafft haben.“
Um völlig einzutauchen in das Schubert Universum braucht es Zeit. Die Edition enthält 463 Lieder auf 21 CDs, in der Reihenfolge ihrer Entstehung geordnet. Wer sich zuerst mit besonders markanten Titeln vertraut machen möchte, greife zu der CD Meine schönsten Schubert-Lieder, die Dietrich Fischer-Dieskau selbst zusammengestellt hat. Auch der Booklet-Text stammt vom Altmeister der deutschen Liedkunst höchstpersönlich. Neben Highlights wie Erlkönig und An die Musik enthält die Auswahl auch weniger geläufige Titel; persönliche Favoriten, die neugierig machen auf Schuberts Kosmos in seiner ganzen Größe.
Das war für die damalige Zeit ein gigantisches Projekt, nur von einem Sänger 463 Schubert Lieder aufzunehmen, da kann man sich nur verneigen !
Hier sind ein paar € gut angelegt, und das für die Ewigkeit, auch wenn der ein oder andere, sowie ich, den FiDi nicht ganz so liebt, wenn ich aber ein Schubert Lied suche greife ich als erstes zu dieser Box und darüber bin ich sehr oft GLÜCKLICH und sage Danke lieber FiDi!
LG palestrina
ZitatKurzbeschreibung Amazon
Dietrich Fischer-Dieskau hat in vielen Jahren Schuberts Lieder vor immer begeistertem Publikum gesungen. Er zeigt in diesem Buch, daß die Lieder gleichzeitig die Geschichte von Schuberts Leben sind, Entwicklungsstufen und Umstände dieses Lebens spiegeln.
Schubert verstand es, in der Musik die Worte eines Gedichtes zu vertiefenund mit neuem Sinn uns neuer Bedeutung zu erfüllen. Dietrich Fischer-Dieskauhat in vielen Jahren Schuberts Lieder vor immer begeistertem Publikum gesungen.Er zeigt in diesem Buch, daß die Lieder gleichzeitig die Geschichte vonSchuberts Leben sind, Entwicklungsstufen und Umständen dieses Lebens spiegeln.Doch dieses 'Lied-Porträt' ist auch ein Nachschlagewerk, das um leichteAuffindbarkeit bemüht ist. Die Ziffern des Deutschverzeichnisses erscheinenzur besseren Handhabung als Marginalien am Rand.
Wunderbar ergänzend zu der Schubert Box !!!
Hier wird die Geschichte der bedeutenden Künstlerfamilie Garcia nachvollzogen, Vater mit Sohn Manuel und den Primadonnen Maria Malibran und Pauline Viardot verbunden mit ihren Beziehungen zu Bekannten Personen des 19 Jahrhunderts, hat mir ausgesprochen gut gefallen!
„ Mir stellt sich die Vergangenheit als beziehungsvoll zum Jetzt dar, denn in der Erinnerung leben Gegenwart und Zukunft. " FiDi
Ist in dem Buch aufs wunderbarste dargelegt!
Wer sich für Fischer-Dieskaus Leben interessiert, ist hier bestens bedient !
LG palestrina
Vielen Dank, lieber Palestrina, für die Hinweise zur Schubert-Box und zu den Bücherrn, die ja fast ausnahmslos für 1 Cent und ähnlich geringe Beträge zu haben sind. Das sagt sehr viel über unsere Zustände.
Das sagt sehr viel über unsere Zustände.
Das muss ich dir zustimmen, leider ist das die Tatsache, engl. Ausgaben kann man noch ganz normal im Buchhandel erwerben, da sieht man es mal wieder, die Engländer und das deutsche Lied !
LG palestrina
die ja fast ausnahmslos für 1 Cent
Dieskaus Nachklang ist in der Tat sehr lesenswert, jedenfalls ist dies der Eindruck, der sich seinerzeit verfestigt hat, als ich das TB-Bändchen vor rd. 10 Jahren gelesen habe. Erinnerlich ist mir auch jetzt noch eine launig geschilderte Passage seiner Zusammenarbeit mit Karl Richter, die er, wenn ich mich richtig erinnere, zuerst als von gepflegter Langeweile geprägt, angesehen hat.