OPI - Nachvollziehbare Vorliebe oder Einseitigkeit?

  • Was soll das denn beweisen?

    Was haben diese Künstler bis dato gespielt, wie haben sie es bis dato gespielt und wie wurde es bewertet? War da irgendetwas dabei mit annähernd Referenzcharakter?

    Natürlich bin ich subjektiv, weil das Hören als solches schon ein subjektiver Akt ist und die Wertung des Gehörten erst recht! Aber 45 Jahre Hörerfahrung erlauben mir doch zu sagen, an dieser Interpretation ist mehr dran und jener weniger und an der gar nichts.

  • dann unterscheiden Sie sich doch deutlich von seinen frühen Einspielungen.

    Nach Sichtung im Archiv liegen mir frühe Aufnahmen Strawinskys mit französischen Orchestern, einem englischen und den Berliner Philharmonikern vor.

    Die französischen unterscheiden sich von den anderen sehr deutlich bei den Holzbläsern, die weicher, larmoyanter, altbackener klingen und das Dirigat selbst ist deutlich gleichförmiger, um nicht zu sagen monotoner, was aber von Strawinski beabsichtigt war.

    Da es sich bei diesen Aufnahmen primär um die großen Ballette Feuervogel, Frühlingsweihe und Petruschka handelt, stellt sich auch noch die Fassungsfrage, da Strawinski selbige des Öfteren überarbeitet hat.

  • Kehren wir zunächst zur Ausgangs-Frage zurück: ab wann im 20. Jahrhunderten können wir davon sprechen, dass wir auch heute noch opi spielen?

    dann unterscheiden Sie sich doch deutlich von seinen frühen Einspielungen.

    Nach Sichtung im Archiv liegen mir frühe Aufnahmen Strawinskys mit französischen Orchestern, einem englischen und den Berliner Philharmonikern vor.

    Die französischen unterscheiden sich von den anderen sehr deutlich bei den Holzbläsern, die weicher, larmoyanter, altbackener klingen und das Dirigat selbst ist deutlich gleichförmiger, um nicht zu sagen monotoner, was aber von Strawinski beabsichtigt war.

    Da es sich bei diesen Aufnahmen primär um die großen Ballette Feuervogel, Frühlingsweihe und Petruschka handelt, stellt sich auch noch die Fassungsfrage, da Strawinski selbige des Öfteren überarbeitet hat.

    Die Grenze dürfte Zwischen zweitem Weltkrieg und 1960 liegen. Und selbst dann hat sich der Stimmton noch ziemlich verändert, was man einem Orchesterklang durchaus anhört!

    Zum Vergleich: geht man in der Klassik von einem Stimmton irgendwo zw. 430 und 435 Hz aus, dann ist die Veränderung im 20. Jh. von 438 Hz zu 443 - 448 Hz absolut vergleichbar.

    Wir können davon ausgehen, dass wir Werke vor dem 2. WK nicht mehr opi spielen!

    Dies bestätigst Du ja auch durch deinen Höreindruck bei Stravinsky unabhängig von Deiner klanglichen Wertung des verwendeten Instrumentariums. Für die Beurteilung opi oder nicht opi spielt ja die Fassungsfrage oder gar die Interpretation keine Rolle.

  • Für die Beurteilung opi oder nicht opi spielt ja die Fassungsfrage oder gar die Interpretation keine Rolle.

    Doch, denn der Feuervogel von 1928 ist ein anderer als der von 1960, ist er doch von Strawinsky einer Revision unterzogen worden. Und in dem Moment, wo der Notentext geändert wird, kann das Werk nur mit den Instrumenten zur Zeit der Änderung gespielt werden.

    Und klar, in den späten 50ern hat es auf jeden Fall gravierende Änderungen gegeben, aber warum? Und hat es diese Änderungen überall gegeben? Meinen Höreindrücken nach hat es beispielsweise in Russland erst nach dem Zusammenbruch der SU Veränderungen im Orchesterklang gegeben.

    Und wie schaut die ganze Sache bei den Streichern aus? Bei Solos, Duos, Trios, Quartetten, Quintetten etc.?

    Und beim Klavier? Besteht ein Unterschied zwischen einem Modell von 1928 und einem aus 1958 und jetzt?

  • Für die Beurteilung opi oder nicht opi spielt ja die Fassungsfrage oder gar die Interpretation keine Rolle.

    Doch, denn der Feuervogel von 1928 ist ein anderer als der von 1960, ist er doch von Strawinsky einer Revision unterzogen worden. Und in dem Moment, wo der Notentext geändert wird, kann das Werk nur mit den Instrumenten zur Zeit der Änderung gespielt werden.

    Und klar, in den späten 50ern hat es auf jeden Fall gravierende Änderungen gegeben, aber warum? Und hat es diese Änderungen überall gegeben? Meinen Höreindrücken nach hat es beispielsweise in Russland erst nach dem Zusammenbruch der SU Veränderungen im Orchesterklang gegeben.

    Und wie schaut die ganze Sache bei den Streichern aus? Bei Solos, Duos, Trios, Quartetten, Quintetten etc.?

    Und beim Klavier? Besteht ein Unterschied zwischen einem Modell von 1928 und einem aus 1958 und jetzt?

    ad 1: Die Fassungsfrage bedarf einer sehr genauen Betrachtung. Ist das musikalische Grundmaterial soweit verändert worden, dass die neue Fassung neuen Werkcharakter hat? Ist durch die Umgestaltung des Werkes die klangliche Seite berührt wurden (gab es z.B. eine neue Orchestrierung und wie stark unterscheidet sie sich vom „Original“ und dessen klanglichen Intentionen?

    Davon abgesehen ist es natürlich eine banale Feststellung: eine revidierte Fassung kann nur mit den Instrumenten der Zeit gespielt werden, das ist richtig. Es bleibt aber die Frage, ist durch die Revision ein neues Werk entstanden oder ist die neue Fassung nicht eben auch nur eine neue Interpretation des ursprünglichen Werkes

    ad 2: Bei all Deinen Einlassungen zu OPI bist Du bisher noch nicht auf den veränderten Stimmton eingegangen, der auch großen Einfluß auf die Klanglichkeit eines Orchesters hat. Auch in der SU hat es bei den Holzbläsern gravierende Veränderungen im Holzbläserbau gegeben. Bestimmte Werke erforderten die Erweiterung der Mechanik, um spielbar zu sein. Die Erweiterung der Mechanik hat Rückwirkungen auf die Wandstärke der Röhren und/ oder die Mensur der Röhren. Auch in der SU änderte sich übrigens der Stimmton

    ad 3: Auch bei den Streichern gab es Veränderungen. Da sollte aber jemand kompetentes Stellung dazu nehmen. Das ist nicht mein Gebiet. Beim Klavier weiß ich, dass Instrumente vor dem 2. WK anders ausgerichtet, also zumindest anders intoniert (die Hammerköpfe anders gestochen) waren. Auch hier erforderten die Veränderung der Stimmtonhöhe nach meinem Wissen Zugeständnis an Materialdicken. Aber auch hier sollte jemand Kompetentes Stellung beziehen.

    noch eine weiterer Gedanke: nur weil ich ein Instrument aus einem bestimmten Baujahr spiele, heißt das noch lange nicht, dass es OPI ist. Viele Instrumente, gerade die professionell benutzten, wurden immer wieder umgebaut, um sie weiterhin nutzbar zu machen. So ist etwa pars pro toto eine OMI-gespielte Stradivari im eigentlichen Sinne gar keine Stradivari mehr, weil viele klangbeeinflussende Elemente im Laufe der Jahrhunderte umgefasst wurden, um sie im Musikbetrieb der jeweiligen Zeit spielbar zu halten/ machen.

  • Auch hier erforderten die Veränderung der Stimmtonhöhe nach meinem Wissen Zugeständnis an Materialdicken.

    Wie gehen diese Änderungen vonstatten? Ist das ein längerer Prozess? Wird ein Stichtag vorgegeben? Ist Mischklang möglich? Wie groß sind die klanglichen Unterschiede von geändertem zu nicht geändertem Instrument? Kann man das im Orchesterklan erkennen? Wer initiiert diese Änderungen und warum?

    Lieber Bigaglia, ich frage deswegen so viel, weil im hier und jetzt die einzige Möglichkeit liegt, Änderungen im Musikspiel zu verfolgen, zu untersuchen und ihnen auf dem Grund zu gehen.

  • Natürlich geschehen Veränderungen im Orchesterklang eher schleichend. Auch Kompositionen, die Veränderungen am Instrumentenbau bewirken, lösen nur eine mittelfristige Entwicklung aus.

    Ist Mischklag möglich? Wie groß sind die klanglichen Änderungen? Kann man dieses Änderungen (auch als durchschnittlicher) Hörer auch wahrnehmen? - In der Allgemeinheit nicht zu beantwortende Fragen.. In der Regel wurden in der Vergangenheit Veränderungen von Komponisten initiiert (weil sie auch sehr lange die Interpreten ihrer Werke waren.) Ab dem 19. Jahrhundert zusehends der Interpret, da er immer zur treibenden Kraft des Musiklebens wurde.

    Natürlich, ist das Hier und Jetzt die einzige Möglichkeit, Änderungen im Instrumentalklang live zu erfahren. Es ist aber nicht die einzige Möglichkeit, sich mit der Entwicklung von Änderungen im Instrumentenbau auseinanderzusetzen. Überkommene Klänge durch erhaltene Isntrumente und Wissen um Zusammenhänge ermöglichen Annäherungen an Klangwelten vergangener Zeiten. Dass diese wiederum im Hier und Jetzt entstehende ist eine Binse. Ich denke, das war aber nicht gemeint.