Guten Abend,
dieser Tage wurde bei facebook diskutiert, ob es eine nachvollziehbare, persönliche Vorliebe darstellt, wenn ein Musique-Liebhaber sich auf Musique aus einem bestimmen Zeitraum und/oder auf eine bestimme Aufführungsart (insbesondere "historisch informiert" auf "historischen Instrumenten" gegenüber moderner Interpretation auf aktuellen Instrumenten) konzentriert - oder ob sich ein solcher Musique-Hörer den Vorwurf der Einseitigkeit gefallen lassen muss.
Ein wenig verwundert mich die Idee, einem selektiven Musique-Hörer Einseitigkeit vorzuwerfen. Denn es gibt ja derart viel Musique, dass ein Menschenleben nicht ausreicht um sie alle (wirklich) kennenzulernen. Da finde ich es nicht nur verständlich, sondern geradezu notwendig einen eigenen Geschmack zu entwickeln und sich diesem besonders intensiv zu widmen. Ob man natürlich tatsächlich so extremistisch sein und gar keine andere Musique hören sollte, steht auf einem anderen Blatt. Dazu denke ich, dass eine grobe Kenntnis des Spektrums gerade notwendig ist um den persönlichen Geschmack zu entdecken. Denn wer nichts anderes kennt, weiß nicht, was er verpasst. Und aus künstlerischer Sicht kann man wohl schon so etwas sagen wie: Es gibt so große Lichter, da kann man nicht einfach vorbeigehen und sagen "das gefällt mir nicht", ohne sich wenigstens grob damit auseinanderzusetzen.
Wenn es um die Frage der Aufführungspraxis geht, kann man wohl schon eher von Einseitigkeit sprechen, wenn jemand sagt: "Nur so und nicht anders!". Wobei ich den Gedanken "jeder Zeit und jeder Musique ihr Instrument" schon naheliegend und stimmig finde. Ein moderner Flügel für eine Mozart-Sonate ist danach wie ein Stück Plastik irgendwo im schönsten Wald: fehl am Platz.
Ein interessantes Thema, wie ich finde. Ich bin gespannt auf andere Meinungen!