Die "Düben Sammlung"

  • Guten Tag

    Die "Sammlung Düben" wurde in den Jahren 1640 bis 1720 vom schwedischen Hofkapellmeister Gustav Düben und seinem Sohn zusammengestellt. 1731 wurde sie der Universitätsbibliothek in Uppsala übergeben. Sie umfasst etwas 2300 Vokal- und Instrumentalwerke in Handschriften und Drucken aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert. Ab 1988 wurde sie digitalisiert und ist der Öffentlichkeit im Internet zugänglich:

    " Düben-Sammlung-Digital "


    Gruß :wink:

    aus der Kurpfalz

    Bernhard

    «Es ist wurscht, ob das jemand versteht, aber es muss gesagt werden» (Samuel Beckett)

  • Guten Tag

    auf dieser

    CD mit dem famos auf Zinken, Violinen, Posaunen, Dulzian, Violoncello, Erzlaute und Orgel spielenden Ensemble Les Cornets Noirs und dem Bass Wolfgang Matthias Friedrich hört man einen Ausschnitt mit weniger bekannten Vokal- und Instrumentalwerken aus der Düben-Sammlung.


    Gruß :wink:

    aus der Kurpfalz

    Bernhard

    «Es ist wurscht, ob das jemand versteht, aber es muss gesagt werden» (Samuel Beckett)

  • Dietrich Buxtehude (um 1637-1707)
    Sonates en trio - Manuscrits d'Uppsala

    Sonates manuscrites pour violon, viole de gambe et basse vontinue et autres sonates d'Allemagne du Nord

    La Rêveuse:
    Stéphan Dudermel, violon (David Ayache 2004 nach Amati)
    Florence Bolton, viole de gambe (Basse de viole 6 cordes François Bodart 2014 nach Joachim Tielke)
    Benjamin Perrot, théorbe (Mauroce Ottiger 2005 nach Matteo Sellas)
    Emilie Audouin, viole de gambe (Basse de viole 6 cordes Judith Kraft nach Thomas Cole)
    Carsten Lohff, clavecin (franco-allemand Philippe Humeau 2005)
    Sébastien Wonner, orgue (Orgue positif 5 jeux Etienne Debaisieux 2005)


    Anonym:

    Viola da gamba Solo in d-moll
    Sonata - [Passacaglia-Adagio]
    Oxford Bodleian Lib. MS.Mus. Sch.D.249

    Dietrich Becker (1623-1679):

    Sonata und Suite in D-Dur
    Erster Theil zweystimmiger Sonaten und Suiten, Hamburg 1674
    Adagio - Lento [Ciacona] - Adagio piano - [Solo-Andante] - [Allegro]-Adagio - Allemandt - Courant - Sarabande - Gigue


    Dietrich: Buxtehude:

    Sonata in a-moll, BuxWV272
    Ms. Uppsala S-Uu instr.i.hs.13:26
    [Allegro] - Adagio - Adagio piano

    Sonata III op. 2 in g-moll, BuxWV261
    Suonate a due, Violino et Violadagamba con Cembalo. Opera Secunda. Hamburg 1696
    Vivace-Lento - Allegro-Lento - Andante [Passacaglia] - Grave - Gigue

    Sonata in D-Dur BuxWV 267
    Ms. Uppsala S-Uu instr.i.hs.13:24
    Adagio - Allegro - Adagio - Solo-Allegro-Allegro-Presto - Poco Presto

    Sonata & Suite in B-Dur, BuxWV273
    Ms. Uppsala S-Uu instr.i.hs.13:25
    [Allegro] - Adagio-Allegro-Poco Adagio-Allegro - Allemand -Courant - Saraband - Gigue


    Rec. Paris à l'église protestante allemande 2015
    Coverbild: Anthonie Verstraelen, Winterlandschap, 1623, Den Haag Mauritshuis
    Booklet: ausführliche Dokumentation mit vielen Fußnoten F/E/D


    Florence Bolton schrieb im Booklet:

    Zitat

    Buxtehude veröffentlichte seine beiden Sonatensammlungen unter dem Namen "Dieterico Buxtehude", er schien sich auf diese Weise unmittelbar unter das Banner Corellis und der italienischen Sonate zu stellen. [...] Allerdings sind Buxtehudes Trio-Werke weit von einer Imitation der Sonaten des römischen Meisters entfernt. Die Besetzung entspricht eher deutscher als italienischer Art: Violine und Gambe verleihen der Musik eine besondere, dunklere Klangfarbe als die brillanten Corelli-Violinen. Der deutsche Organist machte keinen Unterschied zwischen Kirchensonate und Kammersonate. Jede Sonate besitzt ihre eigene Architektur sowie ihre spezifische Anzahl von Sätzen, allerdings gibt es trotzdem ein gemeinsames Element: die systematische Abfolge von höchst kontrastierenden Sektionen in der Art der italienischen Canzone. Er mied die konventionellen und vorhersehbaren Formen [...] Buxtehudes Sonaten werden zu Recht als einer der Höhepunkte des "Stylus phantasticus" angesehen, eines Genres, bei dem die musikalische Vorstellungskraft und Fantasie auf die Spitze getrieben wurden.

    Die CD wurde bald nach Erscheinen mit Preisen und guten Kritiken bedacht, nun auch mit dem Deutschen Schallplattenpreis. Ich finde, das hat sie verdient.

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    lg vom eifelplatz, Chris.


    ______________________________

    Diesen Beitrag habe ich am 27.05.2017 andernorts gepostet und ihn etas überarbeitet hier eingestellt.

    Außer dem Booklet habe ich folgende Literatur benutzt:

    Sammlung Düben
    The Düben Collection Database

    Dietrich Buxtehude
    Zur Schreibweise des Namens

    Dietrich Becker

    Ensemble La Reveuse

    Rezensionen:
    Audiophile Audition
    france.musique
    telerama
    hr-online.de

  • In der "Düben-Sammlung" blieb auch das vielleicht berühmteste Werk von Buctehude, die "Membra Jesu nostri" erhalten.

    Dieterich Buxtehude (1637-1707)
    Membra Jesu nostri

    Amsterdam Baroque Choir & Orchestra
    Ton Koopman

    Die von Chris schon erwähnten handschriftlichen Kammersonaten finden sich auch hier:

    Dieterich Buxtehude (1637-1707)
    Triosonaten aus Handschriften

    Amsterdam Baroque Orchestra
    Ton Koopman

    LG
    Tamás
    *castor*

    Alle Wege führen zum Bach,
    .................................... wo der kleine Biber lebt!

  • Guten Tag

    Geistliche Musik aus der Dübensammlung enthält diese

    CD mit den ausgezeichneten Vokalisten und Instrumentalisten des Ensemble Abendmusiken Basel, neben acht Vokalwerken werden noch drei Instrumentalstücke gespielt.

    1. In vonvertendo ( Vincenco Albrici )

    2. Sinfonia a 4 ( Gustav Düben )

    3. Was betrübst du dich ( Anonymus, Franz Tunder ? )

    4. Sonata a 6 ( Nicolaus Adam Strunck )

    5. Domine ne in fuore ( Anonymus )

    6. Ach Herr, strafe mich nicht ( Christoph Bernhardt )

    7. Herr, wenn ich nur dich habe ( Johann Martin Radeck )

    8. Sonate 6 a 5 ( Antonio Bertali )

    9. O domine Jesu Christi ( Balthasar Erben )

    10. Lamento ( Marin Marias )

    11. Der Herr hat seinen Engeln befohlen ( Johann Vierdanck )


    Gruß :wink:

    aus der Kurpfalz

    Bernhard

    «Es ist wurscht, ob das jemand versteht, aber es muss gesagt werden» (Samuel Beckett)

  • Vater unser im Himmelreich


    Clematis Ensemble

    With the participation of 
Paulin Bündgen: countertenor

    Stéphanie de Failly: violin, 
Amandine Solano: violin
,
    Catherine Plattner: violin & viola, 
Ellie Nimeroski: viola & violin
, Jorlen Vega Garcia: viola & violin,
    Samantha Montgomery: viola
    
François Joubert-Caillet: bass viol
    Jérôme Lejeune: tenor viol
, Sarah Van Oudenhove: bass viol & violone
    
Anais Ramage: bassoon & recorder

    Brice Sailly: organ


    Recording: Centeilles, église Notre-Dame, October 2017

    Cover: Vadersolstavlan by Urban målare (Urban [the] Painter) / copy by Jacobs Heinrich Elbfas (1636) © Stockholm, Stadsmuseet

    Unser tiefster Dank gilt Marc Lewon für seine unschätzbare Hilfe beim Entziffern der Gesangstexte in den Originalhandschriften, die für die Erstellung des modernen Notenmaterials dieser Kompositionen verwendet wurden.

    Booklet imit einem einführenden Text von Jérôme Lejeune und gesungenen Texten [die zT ziemlich durcheinander geraten sind] sowie Erklärungen zum Cover, E, F, D

    1. Johann Hermann Schein (1586-1630) 
Sinfonia Vater unser

    2. Johannes Eccard (1553-1611) 
Vater unser im Himmelreich

    3. David Pohle (1624-1695) 
Herr, wenn ich nur dich habe

    4. Franz Tunder (1614-1667) 
Salve mi Jesu

    5. Johann Fischer (1646-1716) 
Sonata Herzlich thut mich verlangen

    6. Johann Wolfgang Franck (1644-c1710) 
Weil Jesu in meinem Sinn

    7. Anonymous 
Sonata a 6

    8. Johann Christoph Bach (1642-1703) 
Ach daß ich Wassers g'nug hätte

    9. Georg Böhm (1642-1733) 
Vater unser im Himmelreich

    10. Johann Theile (1646-1724) 
Was bemühst du dich meine Seele

    11. Johann Michael Bach (1648-1694) 
Auf, laßt uns den Herren loben

    12. Johann Rudolph Ahle (1625-1673) 
Cum Maria diluculo

    13. Franz Tunder (1614-1667) 
Sinfonia da pacem Domine a 7

    14. Heinrich Schwemmer (1621-1696) 
Grabgesang

    Jérôme Lejeune schreibt in seiner Einführung zu der Aufnahme:

    Zitat

    Das Studium des Repertoires der protestantischen Liturgie im 17. Jh. kann unter vielerlei Aspekten in Angriff genommen werden. Einer davon ist, abgesehen vom unabkömmlichen Basso continuo, die wesentliche Rolle, die dabei den Instrumenten zugesprochen wird. Diese Instrumentalstimmen werden in überwiegender Mehrheit den Streichern anvertraut, egal ob es sich um (eventuell „Sonata“, „Ritornello“ oder „Sinfonia“ genannte) Einleitungsstücke handelt, um Zwischenspiele zwischen verschiedenen Teilen, um Dialoge mit den Sängern oder sogar um richtige Begleitungen. Abgesehen davon, dass das hier zusammengestellte Repertoire im Besonderen der Bratschenstimme gewidmet ist, stellt die reiche Beteiligung der Instrumente an diesem Repertoire den roten Faden der vorliegenden Aufnahme dar.

    Außerdem muss darauf hingewiesen werden, dass die meisten hier wiedergegebenen Werke aus der sehr reichhaltigen Dübensammlung stammen, die zurzeit in der Universitätsbibliothek von Uppsala aufbewahrt wird. Der schwedische Hofkapellmeister Gustav Düben (1628-1690) begann diese Sammlung von Noten, die zum Großteil aus Handschriften bestehen und Werke sehr vieler Komponisten aus Deutschland, Frankreich, Italien, aber auch aus allen Ländern rund um die Ostsee enthalten. Sicher ergänzten seine Söhne die Sammlung zu Beginn des 18. Jh. Sie ist eine der wichtigsten Quellen des uns erhaltenen protestantischen Repertoires des 17. Jh., wobei viele dieser Partituren Unikate sind.
    
[...]

    So sind wir am Ende unserer Rundfahrt durch die geistliche Musik Deutschlands des 17. Jh. angelangt, was eine Rückkehr zu diesem Lieblingsrepertoire Ricercars bedeutet, ein neues Eintauchen in dieses fabelhafte Erbe, das uns unbedingt dazu veranlasst, die unglaublichen, noch in unseren Bibliotheken ruhenden Schätze weiter zu erforschen ...

    Das Booklet ist ein wenig durcheinander geraten, das Programm mit einer Mischung aus bekannten und unbekannten Komponisten sowie die Leistung des Ensembles hingegen sind erstklassig. Jérôme Lejeune, der auch hier wieder Producer des Albums ist, weist ja auf die Erfahrung und das Interesse des Labels an diesem Repertoir hin. Und wir können uns sicher noch auf viele neue Aufnahmen freuen, hoffe ich jedenfalls.

    _____________________

    Nach- und Hinweise:

    Booklet

    Stéphanie de Failly

    Paulin Bündgen

    Jérôme Lejeune

    Johan van Veen CD reviews

    klassik.com

    youtube

  • Nun danket alle Gott

    Julie Roset, soprano

    Clematis
    
D: Stephanie de Failly, Brice Sailly

    Besetzung:

    Stephanie de Failly, Amadine Solano, Lathika Vithannage: violins 

    Ellie Nimeroski, Jorlen Vega Garcia, Kee Soon Bosseaux. violas
    
Nicolas Rosenfeld: bassoon 

    Brice Sailly: organ


    Inhalt:

    Johann ROSENMÜLLER (1619-1682)
 Ach Herr, strafe mich nicht

    Dieterich BUXTEHUDE (c1637-1707)
 O Clemens, o mitis, o cœlestis Pater, Bux

    Augustin PFLEGER (c.1635-1686) 
Ad te clamat cor meum

    Andreas HAMMERSCHMIDT (c.1611-1675)
 Vulnerasti cor meum

    Heinrich SCHEIDEMANN (c1595-1663) Christ lag in Todesbanden (versus 1)

    Claudio MONTEVERDI (1567-1643)
 Confitebor tibi, Domine

    Christoph BERNHARD (1628-1692) 
Aus der Tieffen

    Dieterich BUXTEHUDE (c1637-1707) 
Herr, wenn ich nur dich hab, BuxWV38

    Andreas HAMMERSCHMIDT (1611/12-1675) Nun danket alle Gott

    rec: église Saint-Jean l'évangéliste de Beaufays (August 2019), 
église Notre-Dame de Centeilles, (October 2019).

    Booklet: alle Texte dt., franz., engl. Mit einem schönen, ausführlichen Beitrag von Jérôme Lejeune u.d.T.: Die Begegnung zwischen der Lutherischen und der italienischen Barockmusik ...

    Jérôme Lejeune schreibt dazu:

    Zitat

    Im Laufe des 17. Jahrhundert trug die italienische Musik (und das für sie typische Instrument, die Violine) in vielen Ländern zur Entwicklung der Musik wesentlich bei, insbesondere dort, wo sich die Reformation durchgesetzt hatte. Die von Gustav Düben, dem Organisten der lutherischen Kirche von Stockholm, zusammengestellte Bibliothek, die sich heute in der Universität Uppsala befindet, enthält sehr viele Partituren von Komponisten verschiedener Herkunft: Zwar gibt es in dieser eindrucksvollen Sammlung handschriftliche Kopien von Werken aus mehreren Ländern, darunter selbstverständlich aus Italien und Frankreich, doch bildet das lutherische Repertoire den größten Teil davon, wobei es sich sowohl um Werke von Komponisten handelt, die in Städten in der Nähe der Ostsee tätig waren, als auch um solche aus Thüringen, dem historischen Zentrum der Reformation.

    Cover illustration: Albrecht Dürer (1471-1528), The city of Trent, as seen from the North Bremen, Kunsthalle, © akg-images, Paris

    Booklet cover: Ach, Herr, strafe mich nicht, Uppsala Universitet, vmhs 033:004 Photos © Pascale Sérane

    Das Coverbild der CD hat mich zunächst irritiert: Düben-Sammlung, Ostseeraum, Trent - und ein Aquarell von Dürers erster Italienreise mit hohen Bergen ? Nun ja, Trent ist zwar eine Gemeinde auf Rügen - aber auch der alte keltische Name von Trient. An was mag der Grafiker gedacht haben?

    Ricercar hat in der letzten Zeit, einer Tradition seit Gründung des Labels folgend, einige CDs mit Musik norddeutscher Barockmusik herausgegeben. Die hier vorliegende Aufnahme —.wie so oft, von Jérome Lejeune produziert und mit klugen, interessanten Erläuterungen versehen — gehört auch dazu. Ich finde sie sehr gelungen, sowohl was das Thema als auch was die Interpretation angeht. Hört mal rein!

    ___________________________

    Nach- und Hinweise

    Booklet

    Outhere

    Clematis

    Julie Roset

    Stéphanie de Failly

    Brice Sally

    Jérôme Lejeune

    Musicweb-international

    - Brian Wilson

    - Johan van Veen

    Klassik.com

    BRF1 Radio

    File: Albrecht Dürer - Ansicht von Trient vom Norden.jpg

    Dürer: Trient von Norden gesehen, Kunsthalle Bremen

  • Guten Abend

    Eine neue Einspielung vom Kirchheimer DübenConsort:

     

    " Nunc Dimittis - Music From The Düben Collection "

    Inhalt (9 von 12 Stücken sind Ersteinspielungen) :

    Pohle: Sonata a 5 C-Dur


    Förster: Jesu dulcis memoria


    Bütner: Canzon a 3 G-Dur


    Capricornus: Salvum me fac; Guadens gaudebo


    Anonymus: Sonata a 5 G-Dur


    Nicolai: Sonaten a 2 d-moll & G-Dur


    Krieger: Dominus illuminatio mea


    Knüpfer: Suite d-moll


    Schütz: Herr, nun lässest du deinen Diener


    Pallavicino: Laetatus sum


    Gruß :wink:

    aus der Kurpfalz

    Bernhard

    PS: Ich habe am 1. März 2020 im Rahmen des Kirchheimer Konzertwinters das der Einspielung als Vorlage dienende Konzert besucht.

    «Es ist wurscht, ob das jemand versteht, aber es muss gesagt werden» (Samuel Beckett)

  • Septem Verba & Membra Jesu Nostri

    Ensemble Correspondances

    D: Sébastian Daucé


    CD 1:

    Dieterich Buxtehude (1637-1707)

    Membra Jesu nostri BuxWV 75

    Membra Jesu nostri patientis sanctissima humillima totius cordis devotione decantata

    1| I. Ad pedes : Ecce super montes 7’40

    2| II. Ad genua : Ad ubera portabimini 7’44

    3| III. Ad manus : Quid sunt plagæ istæ 9’19

    4| IV. Ad latus : Surge amica mea 8’13

    5| V. Ad pectus : Sicut modo geniti infantes 10’11

    6| VI. Ad cor : Vulnerasti cor meum 8’40

    7| VII. Ad faciem : Illustra faciem tuam

    CD 2:

    Dieterich Buxtehude (1637-1707)

    1| Klag-Lied: Muß der Tod denn auch entbinden BuxWV 76/2 12’4

    (Fried- und freudenreiche Hinfahrt des alten großgläubigen Simeons, BuxWV 76)

    2| Mit Fried und Freud ich fahr dahin BuxWV 76/1 4’39

    (Fried- und freudenreiche Hinfahrt des alten großgläubigen Simeons, BuxWV 76)

    Heinrich Schütz (1585-1672)

    3| Erbarm dich mein, o Herre Gott SWV 447 4’42

    Da Jesus an dem Kreuze stund SWV 478

    [Die sieben Wortte unsers lieben Erlösers und Seeligmachers Jesu Christi, so er am Stamm des Heil. Creutzes gesprochen]

    4| I. Introitus 2’10

    5| II. Symphonia 1’25

    6| III. Die sieben Worte 10’43

    7| IV. Symphonia 1’20 V. Conclusio 1’52

    8 | V. Conclusio

    Lüdert Dijkman (c1645-1717)

    Lamentum eller En Sorge-Music

    (Lamentum oder Eine Trauermusik)

    9| I. Aria 5’19

    10| II. Öde-Gudinnornas Swar 0’26

    11| III. Aria 1’36

    Dieterich Buxtehude (1637-1707)

    12| Herzlich lieb hab ich dich, o Herr Bux WV 41


    Ensemble Correspondances

    D: Sébastian Daucé


    Soprano: Caroline Weynants, Julie Roset, Caroline Bardot, Perrine Devillers

    Alto: Lucile Richardot, Paul-Antoine Bénos

    Tenor: Davy Cornillot, Antonin Rondepierre

    Bass: Étienne Bazola, Nicolas Brooymans



    Violons | Violins: Josèphe Cottet, Simon Pierre

    Violes | Violas da gamba: Mathilde Vialle*, Étienne Floutier*, Louise Bouedo, Mathias Ferré, Julie Dessaint

    Violone | Bass: Étienne Floutier*

    Luth | Lute: Diego Salamanca*

    Théorbe | Theorbo: Thibaut Roussel*

    Harpe | Harp: Caroline Lieby*

    Orgue et clavecin | Organ & harpsichord: Matthieu Boutineau*

    Orgue et direction | Organ & conducting: Sébastien Daucé*


    *basse continue | basso continuo


    Enregistrement : août-septembre 2020, Abbaye aux Dames, Saintes (France)

    Booklet: Texte von Peter Wollny und Sébastian Daucé sowie alle gesungenen Texte mit Übers. in D., F., E.


    Anfang Februar erst konnte ich hier (s. # 9) eine Aufnahme der Membra Jesu nostri von Buxtehude mit dem Ricercar Consort/Pierlot vorstellen; Inzwischen ist eine weitere Aufnahme erschienen, die allerdings in Programm und Thematik einige Unterschiede aufweist. Der Untertitel dieses 2-CD Albums lautet entsprechend auch Passionsmusiken des 17. Jahrhunderts. Es enthält zwei gewichtige Werke der deutschen barocken Passionsmusik sowie geistliche Konzerte zum Thema, ferner eine Trauermusik zum Tod zweier schwedischer Kronprinzen 1685 des Komponisten Lüdert Dijkman (c1646-1717)

    Peter Wollny erläutert dies in seinem Beitrag im Booklet, dabei weist er auch auf die Überlieferung der Membra und die Düben-Sammlung hin.


    Zitat von Peter Wollny

    Membra Jesu nostri - Passionsmusiken des 17. Jahrhunderts:

    Die Musik des 17. Jahrhunderts zeichnet sich durch eine faszinierende Experimentier- und Innovationsfreude aus, deren Kühnheit uns heute noch beeindruckt. Um und nach 1600 entstanden zahlreiche neue Gattungen, die die nachfolgenden Jahrzehnte und selbst Jahrhunderte prägen sollten. Die Komponisten entdeckten die Wirkung des Raumes und entwickelten die Grundlagen einer funktionalen Harmonik, mit der sich großräumige formale Zusammenhänge konstruieren ließen; sie erkannten die Wirkung des solistischen, nur von Akkordinstrumenten begleiteten Gesangs ebenso wie die betörende Prachtentfaltung großer vokal-instrumentaler Ensembles. Und nicht zuletzt lernten sie, die dramatische Kraft der menschlichen Emotionen für die Musik nutzbar zu machen und sowohl auf der Bühne – in der Oper – als auch im Kirchenraum – im Oratorium – darzustellen. Angesichts der Fülle von Entdeckungen und Fortentwicklungen, die mit einer nahezu umfassenden Erneuerung der Kompositionskunst einherging, erstaunt es, dass die musikalische Schilderung der Leidensgeschichte Jesu erst verhältnismäßig spät und auch nur zögerlich in Angriff genommen wurde. Stattdessen verharrten die Organisten, Kantoren und Kapellmeister – insbesondere in den evangelischen Territorien nördlich der Alpen – bei der altertümlichen Gattung der Choralpassion, die noch kaum die Schwelle zwischen liturgischer Praxis und kunstvollem Gesang überschritten hatte.Die Gründe für diese Zurückhaltung sind vielschichtig. Zum einen war das Absingen der Passionsgeschichte seit dem Mittelalter die Domäne des im Altarraum befindlichen Liturgen. Zum anderen bestand eine nur schwer zu überwindende Scheu vor jeglicher Andeutung einer Dramatisierung des Passionsgeschehens. Lutherische Theologen witterten hier sofort ein Eindringen des verpönten Katholizismus und befürchteten, dass die Freizügigkeit (und moralische Fragwürdigkeit) der Oper in die heiligsten Gefilde des Glaubens Einzug halten könnten. Vielerorts dauerte es bis ins zweite Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, bevor die großen oratorischen Passionen eines Johann Sebastian Bach oder Georg Philipp Telemann erklingen durften. Im 17. Jahrhundert ersann man andere Lösungen. Die Passionsgeschichte wurde – wie die hier eingespielten Werke von Dietrich Buxtehude und Heinrich Schütz zeigen – indirekt und dezidiert undramatisch in Musik gesetzt.

    [ ... ]

    Das lange Zeit vernachlässigte Gebiet der deutschen Vokalmusik zwischen Schütz und Bach erweist sich als eine schier unerschöpfliche Fundgrube kunstvoll gearbeiteter, ausdrucksstarker Kompositionen, die bis in unsere Zeit nichts von ihrer ursprünglichen Faszination verloren haben. Durch die einzigartige Verschmelzung von Alt und Neu bildete sich jene eigenwillige, herb-schöne Musiksprache heraus, die uns noch immer zu ergreifen vermag.

    Zitat von Sébastien Daucé:

    Für diese Aufnahme habe ich eineneue Edition von Membra Jesu nostri hergestellt, wobei ich mich der Einzelstimmen aus der Düben-Sammlung der Universitätsbibliothek Uppsala bedient habe, die auf Basis von Buxtehudes Tabulatur-Partitur angefertigt wurden – wahrscheinlich von Gustav Düben selbst.Diese Stimmen weichen an manchen Stellen von der Tabulatur ab. Als Erstes sei die zusätzliche Bratschenpartie in drei der sieben Kantaten genannt, was diesen eine spezielle Klangfarbe verleiht und darüber hinaus den ganzen Zyklus bereichert. Dann zeigen sie eine aufschlussreiche Zuweisung der tiefen Streicher, spielen doch Gambe und Violone nicht auf systematische Weise mit dem Continuo oder den Violinen. Außerdem unterscheidet Düben in seiner Kopie der Gesangspartien klar zwischen soliund ripieni, insbesondere in der vierten Kantate, während die Tabulatur lediglich fünf Partien ohne genaue Angaben aufweist: Das Material von Uppsala belegt also, dass für die Uraufführung des Werks am schwedischen Hof mehr als fünf Sänger erforderlich waren.Diese Varianten waren uns Interpreten eine wertvolle Entscheidungshilfe, sie ermöglichten uns aber auch eine Annäherung an die Vorstellungswelt der Musiker jener Zeit und an die Art und Weise, wie sie sich die Werke hätten aneignen können. Einen respektvolleren Interpreten als Düben, den Buxtehude im Übrigen sehr schätzte, kann man sich nicht vorstellen, auch wenn er sich geringfügige Abweichungen von den Lesarten erlaubte, die er in der ihm vom Komponisten zur Verfügung gestellten autographen Tabulatur vorfand. Es ging ihm dabei nicht nur darum, das Werk den Gegebenheiten und der Besetzung, die ihm zur Verfügung stand, anzupassen, sondern in gewissem Maße auch darum, eine kluge, persönliche Fassung des Werks zu schaffen. Es ist wahrscheinlich, dass Membra Jesu nostri1680 in Stockholm in dieser Fassung zum ersten Mal erklang.


    Die Aufnahme vom Ensemble Ricercar/ Sébastien Daucé braucht sich nicht zu verstecken, Ricercar Consort und Ensemble Correspondance spielen in derselben Liga mit viel Engagement der hervorragenden Musiker*innen. Was mir beim Ricercar Consort Carlos Mena ist, sind mir beim Ensemble Correspondance Lucile Richardot; diesmal freue auch über die junge Sopranistin Julie Roset, die auch auf von mir in den letzten Monaten vorgestellten CDs des Labels Ricercar zu hören ist.

    Fazit: zum ersten Mal haben die Membra (und auch die Sieben Worte) mich wirklich berührt, was vermutlich mit dem in meinen Ohren vorzüglichen Vokalensemble zu tun hat, den Einsatz der Sänger*innen in den Membra (Track 1) finde ich z.B, wunderbar, sehr meditativ und introvertiert (soweit man überhaupt Musik mit solchem Vokabular beschreiben kann.

    Das heißt: Empfehlung! Hört mal rein!


    lg vom eifelplatz, Chris.

    _________________________

    Booklet

    Peter Wollny

    Dübensammlung

    Membra

    Sieben Worte

    Dieterich Buxtehude

    Heinrich Schütz

    Lüdert Dijkman

    Julie Roset

    - brf1

    Lucile Richardot

    - Bach Cantates Website

    Ensemble Correspondance

    - Présentation

    - Membra

    - Sebastien Daucé

    Video