Zum ersten Satz von Mozarts Clavierconcert in Es-Dur KV 449 gibt es folgende, selten besprochene Detail-Frage:
Über einen langen Zeitraum wurde das Concert dergestalt veröffentlicht, dass der erste Satz 348 Takte lang ist. Die Erstausgabe von André und - wichtiger noch - die Clavierstimme eines Stimmenauszuges des Concerts aus der Hand von Mozarts Schwester "Nannerl", weisen jedoch nur 347 Takte für den ersten Satz aus.
Diese Differenz rührt daher, dass der ursprüngliche Takt 319 in den späteren Ausgaben in Takt 319 und 320 auseinander gezogen wurde. Es mutet zwar auf den ersten Blick, bzw. im Vergleich zu Mozarts übrigen Concerten durchaus ungewohnt an, dass das Orchester bereits noch während des "Abschlusstrillers" des Claviers mit seiner Hinführung zur Kadenz einsetzt (auf das zweite Viertel des Triller-Taktes, bei einem 3/4 - Takt). Allerdings macht diese Ausnahme harmonisch und vom Duktus her absolut Sinn (die übliche Alberti-Bass Figur der linken Hand, die den Triller der rechten Hand untermalt, ändert auf das zweite Viertel entsprechend die Harmonie von b nach h). Die in zwei Takte auseinander gezogene Version verdoppelt den harmonischen Vorgang und wirkt etwas holprig - wenn auch nicht unbedingt so "falsch", dass man sich über die Stelle wundern müsste.
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Die über einen langen Zeitraum veröffentlichte Fassung mit zwei Takten (Takt 319 und 320)
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Die ursprüngliche, mutmaßlich richtige Fassung in einem Takt (Takt 319)
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[align=left]Da Mozarts Autograph leider verschollen ist, lässt sich die Frage nicht mit letzter Sicherheit beantworten. Aber im Sinne der oben genannten Quellenlage ist die eintaktige Version ganz offensichtlich die von Mozart beabsichtigte.
Während in neueren (HIP) Aufnahmen des Werkes stets die eintaktige Fassung zu hören ist, erklingt etwa noch bei Alfred Brendel die zweitaktige Version, was einen schönen Hörvergleich ermöglicht.