- Offizieller Beitrag
Hallo,
die für mich unumstritten beglückendste Einspielung dieser formal eher belanglosen, aber sehr exzentrischen Sinfonie ist diese:
Sir Roger Norrington leitet die London Classical Players.
Wie bei dieser GA insgesamt zu urteilen, sind die gewählten Tempi auch hier ziemlich gehetzt, besonders im Trio des "Scherzo" - im übrigen Werk sind die Tempi imo angemessen, jedoch nicht ohne Zugkraft. "assai meno presto" bedeutet deutlich weniger presto,was Norrington hier gefühlsmässig deutlich ignoriert, jedoch nimmt er im Vergleich zum Presto (punktierte Halbe = 132) lediglich 84 (bei einer punktierten Halben), was dann doch wieder "assai meno" ist...
Die übrigen Sätze - Norrington legt in dieser GA großen Wert auf die "originalen" Tempi - werden wie folgt spezifiziert:
I Poco sostenuto (Viertel = 69) - Vivace (punktierte Viertel = 104)
II Allegretto (Viertel = 76)
IV Allegro con brio (Halbe = 72)
Daraus ergeben sich folgende Spielzeiten:
1 - 13'52
2 - 07'14
3 - 08'13
4 - 09'02
Das Besondere an dieser Aufnahme - weshalb ich sie dermaßen schätze - ist, daß die Hörner "handgestopft" werden und z.B. bei entsprechenden Passagen im "Trio" sehr schön schmieren, ansonsten sehr knusprig und knackig klingen. Überhaupt stehen die Hölzbläser ziemlich krass im Vordergrund, wofür die relativ kleine Streicherbesetzung (10/10/8/6/6) sicherlich nicht ganz "unschuldig" ist. Im Finale wird ein wahres Feuerwerk abgebrannt... so MUSS! op. 92.
Im Vergleich dazu Immerseel aus dieser GA:
1 - 13'09
2 - 08'21
3 - 08'29
4 - 09'02
Wie man sieht, tut sich hier bei den Tempi nicht wirklich viel, der Finalsatz ist sogar exakt gleichlang, klingt aber doch stellenweise etwas behäbiger (wobei dies sicherlich Kritik auf hohem Niveau ist). Immerseel lässt für mein empfinden weniger intuitiv spielen, alles klingt für mich etwas "abgespult" - die Einspielung hat dennoch den erforderlichen und mitreißenden Drive. Der Orchester-Sound ist bei Anima Eterna gewohnt konservativ und eher auf Ausgleich angelegt, gelegentlich blitzen strotzende Blechbläser auf, welche die Aufnahme hörenswert machen. Insgesamt aber deutlich weniger floral und individuell als Norrington mit den LCPs.
Bei beiden Einspielungen könnte ich mir hingegen noch knallendere Paucken vorstellen (nehmt mal die Condome von den Klöppeln weg)...