01 – Requiem: Quellen, Querelen, Quintessenz

    • Offizieller Beitrag

    Über Mozarts Requiem ist schon viel geschrieben worden, aber noch nicht von allen. So wollen wir uns doch auch gerne befleißigen und zum Thema beitragen, wenn auch – aller Wahrscheinlichkeit nach - keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden.

    Als einschlägige und beinahe erschöpfende Fachliteratur sei Christoph Wollfs Mozarts Requiem, erschienen bei dtv/Bärenreiter, empfohlen. Das bereits recht kompakte Buch ist in vier Teile unterteilt und befasst sich im ersten Teil mit der Geschichte, im zweiten mit der Musik, nimmt im dritten Teil zu Dokumenten und im vierten zur Edition Stellung und ist dabei in aller Knappheit so ausführlich wie notwendig, um einen guten und klaren Überblick über das Werk, seine Geschichte, Anekdoten und deren Wahrheitsgehalt sowie über die authentischen Werkteile Mozarts und ggfs. deren Vorbilder zu erhalten. Sicher kann man einzelne Aspekte noch auffächern und detaillierter betrachten, um die allgemeine Aussage, kein Werk als Mozarts Requiem habe die Fachwelt mehr herausgefordert und inspiriert, zu unterstützen.

    Wolffs Fachbuch ist auch für musikalische Laien m. E. sehr verständlich und direkt geschrieben; er konzentriert sich auf die nachvollziehbaren Fakten und bleibt dabei, obgleich das Werk schon wieder einige Lenze zählen darf (EA 1991), doch noch immer weitestgehend aktuell. Meines Wissens ist nichts wirklich bahnbrechend Neues mehr zu Mozarts Requiem seit Chritoph Wolff geschrieben worden. Das Buch ist inzwischen in einer unveränderten Neuauflage (2006) erschienen:

    Wer es noch etwas kompakter und übersichtlicher mag, bediene sich des Essays Mozarts Requiem: Legenden, Spekulationen, Hintergründe von Thomas Leibnitz, abgedruckt in Mozart: Experiment Aufklärung (S. 823ff.) - das Begleitbuch zur 2006er Mozartaustellung in der Albertina (Wien), zu dem es außerdem noch einen (inzwischen sehr preiswerten) Ausstellungskatalog gibt. Das Buch beherbergt jede Menge Essays Rund um das Thema "Mozart" resp. "Mozarts Zeit" und geht dabei manches Mal gar nicht speziell auf den Komponisten ein, sondern bringt Erhellendes aus dem Leben in dieser Zeit an den Leser, so daß dieser sich ein eigenes Mozartbild schaffen kann.

    In Leibnitz' Essay wird auf 8 doppelspaltigen Seiten definitiv und final alles Wesentliche zum Requiem geschildert, ohne daß der Autor sich dabei im Detail verliert.

    Zum Thema "Requiem" wird man im Essayband zur Mozart-Ausstellung nochmals fündig: interessant und kriminologisch spannend ist die diesen Band abschließende Schrift Quam olim d: c: - Wer raubte Mozarts letzte Worte? von Gerhard Roth auf den Seiten 843ff. Dieser Artikel ergänzt - ohne Absicht - auf seine eigene Art Leibnitz' Kurzfassung in Bezug auf Mozarts angeblich letzte handschriftliche Äußerungen in der Requiempartitur am Ende des Hostias.

    Deswegen möchte ich an dieser Stelle die geschätzte Leserschaft schonen und nicht erneut die ohnehin weitestgehend bekannten Fakten abpinnen. Mit den Literaturempfehlungen, die gerne noch ergänzt werden dürfen, sollte dem Bedürfnis nach einer diachronischen Abhandlung zunächst Genüge getan sein.

    Viel interessanter wäre es m. E., einzelne Aspekte herauszugreifen und an dieser Stelle ggfs. erneut zu vertiefen. Vielleicht gibt es ja doch etwas Neues?

    • Offizieller Beitrag

    Meines Wissens ist nichts wirklich bahnbrechend Neues mehr zu Mozarts Requiem seit Chritoph Wolff geschrieben worden.


    Allerdings konnte eine These (bei Wolff S. 173) inzwischen verifiziert werden. Wolff schreibt:

    Zitat

    Eine Aufführung des Requiem-Fragments hat offenbar tatsächlich am 10. Dezember 1791 im Zusammenhang mit den Exequien für Mozart in der Wiener Michaelerkirche stattgefunden, auch wenn es an jeglichen Hinweisen auf Einzelheiten der musikalischen Darbietung mangelt, [...]


    Dieser Mangel konnte mittlerweile behoben werden: wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, bot im Sommer oder Herbst 2009 ein Münsterer Antiquariat einen originalen Programmzettel zu eben dieser "Uraufführung" an. Ich hatte seinerzeit Kontakt zu dem Antiquariat; leider wurde mir - aus verständlichen Gründen - ein Scan dieses Zettels nicht übermittelt. Hingegen unverständlicher Weise hatte (damals zumindest) das Mozarteum keinerlei Interesse an diesem Dokument. Ober der Zettel inzwischen eine neue Heimat bei einem privaten Mozartsammler gefunden hat, weiß ich leider nicht.

    :wink: