Bon jour,
Mozarts "erstes richtiges" Clavierkonzert ist das als Nr. 5 kursierende Konzert D-Dur KV 175. Es war im Dezember 1773 fertiggestellt und mit 2 Oboen, 2 Hörnern, 2 Trompeten, Pauken und Streichern besetzt. Das Konzert spielte Mozart sowohl in Mannheim (1778) als auch zu Beginn der 1780er Jahre in Wien. Für Wien komponierte Mozart 1782 das Rondo D-Dur KV 382, mit welchem er den originären Finalsatz ersetzte. Zu diesem Rondo schreibt er: "Zugleich überschicke ich ihnen auch das letzte [Rondo] - welches ich zu dem Concert ex D gemacht habe, und welches hier so großen lärm macht. - Dabey bitte ich sie aber es wie ein kleinod zu verwahren - und es keinem Menschen - auch dem Marchand und seiner schwester nur zu spiellen zu geben. - ich habe es besonders für mich gemacht - und kein Mensch als meine liebe Schwester darf es mir nachspiellen."
Mit diesem Rondo hat Mozart offenbar den Nerv der Wiener getroffen, was für so manchen Nicht-Wiener nicht so ganz nachvollziehbar ist: das Stück ist galant und im Kontrast zum ursprünglichen sehr energiegeladenen und exzentrischen Fugato-Finale eher schüchtern und nobel und mag sich nicht so recht zu dem vorangegangenen Kopf- und Mittelsatz anschmiegen. Außerdem fügte der Komponist dem Orchester im Rondo eine obligate Flöte hinzu.
Allerdings hat Mozart, wie Arthur Schoonderwoerd m. E. richtig interpretiert, die Oboen- und Hörnerstimmen der beiden vorangehenden Sätze tiefergelegt und so verändert, daß auch hier eigentlich eine Flötenstimme zwingend erforderlich ist; leider ist diese Flötenstimme nicht überliefert (oder bis dato nicht entdeckt worden). Die Oboen- und Hörnerstimmen aus 1782 sind in der NMA mit abgedruckt worden und man findet sogar Einspielungen auf CD, bei denen diese abweichenden Stimmen berücksichtigt wurden*. Paul Badura-Skoda interpretiert diese Stimmen als technische Vereinfachung, was man allerdings "aus inneren Gründen" (wie Köchel dies meist bezeichnet) so nicht stehen lassen kann. Auch für den ursprünglichen Finalsatz existieren diese veränderten Bläserstimmen; den Plan, auch hier eine obligate Flöte für das Wiener Publikum hinzuzufügen, hat Mozart offenbar zu Gunsten des "lärm machenden" neuen Rondos aufgegeben. Fraglich ist mithin, ob bei den Wiener Aufführungen in den ersten beiden Sätzen eine obligate Flöte zu Einsatz kam.
Arthur Schoonderwoerd hat mich gebeten, diese Flötenstimme für den ersten und zweiten Satz zu (re)konstruieren. Ich habe diese Aufgabe gerne angenommen und eine Flötenstimme vorgelegt, die im Konzert am 17. Mai 2013 in Besançon erstmals öffentlich gespielt wurde; wie ich feststellen durfte, kam diese Fassung bei den Musikern und beim Publikum extrem gut an, da sich nun das Wiener Rondo mit spielender Leichtigkeit an den Mittelsatz anschmiegt und das Konzert insgesamt frischer und moderner - vielleicht sogar wienerischer? - klingt. Es wurden beide Versionen des Konzertes (Salzburger Version mit Cembalo und originärem Finalsatz sowie freien Kadenzen nebst der Wiener Version mit Rondo KV 382 und unter Hinzufügung der Flöten mit Tangentenflügel und originalen Kadenzen) aufgezeichnet - die CD mit beiden Fassungen wird Ende Januar / Anfang Februar 2014 im Rahmen der neuen Gesamtausgabe der Mozart-Clavierkonzerte bei Accent erscheinen.
An dieser Stelle ganz herzlichen Dank für die großartige Leistung des Ensemble Cristofori und natürlich speziell an Arthur Schoonderwoerd und das Aufnahmeteam Harry de Winde und Christoph Frommen und an Peter für die herzallerliebste und unverzichtbare Begleitung!