Der ultimative EROICA-SmallTalk-endlos-Faden

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    Wie randlägig, abseits und eigentlich schon a-sozial man als Klassikliebhaber, zumal als "jüngerer", ist; wird immer wieder mal deutlich. Unter normalen Menschen fällt man schon auf, ich kenne in meinem persönlichen privaten und beruflichen Umfeld nicht einen, der auch so klassikverrückt ist wie ich. Und als ich neulich mit Eleven darüber sprach, was wir mit 200 Euro machen würden und ich verliebt auf Gardiners GA der Bachkantaten verwies, die ich mir davon kaufen würde; schaute man mich so fassungslos und entgeistert an, dass ich mir ganz idiotisch vorkam. Bach? Kantaten? Und davon nach 200? Und dafür so viel Kohle? Und das auch noch hören? Immer? Nein, ich musste unbedingt einen an der Waffel haben ...

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    Nein, ich musste unbedingt einen an der Waffel haben ...


    Wer hat das denn nicht?

    Ich kann z.B. nicht nachvollziehen, wie jemand mehr als 15.000 € für ein Auto ausgeben kann; ich würde das Geld lieber in einen Hammerflügel investieren. Ebensowenig kann ich nachvollziehen, wie Konsumenten im Laufe der Zeit hunderte von €uros in Computerspiele, Handys etc. investieren: die haben für mich einen an der Waffel (oder auch zwei, oder drei...).

    *tschak*

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    Wer hat das denn nicht?

    Ich kann z.B. nicht nachvollziehen, wie jemand mehr als 15.000 € für ein Auto ausgeben kann; ich würde das Geld lieber in einen Hammerflügel investieren. Ebensowenig kann ich nachvollziehen, wie Konsumenten im Laufe der Zeit hunderte von €uros in Computerspiele, Handys etc. investieren: die haben für mich einen an der Waffel (oder auch zwei, oder drei...).

    *tschak*


    Sicher. Der Unterschied ist nur, dass diese Art "Geldanlage" in der Gesellschaft konsensfähig ist. Man kann Geld für Häuser, Autos, Unterhaltung, Multimedia, Unterhaltungselektronik, Alkohol, Zigaretten, Spiel, Nutten ausgeben; das wundert niemanden. Selbst eine High-End-Anlage wird akzeptiert, wenn auch mehr für "normale" Musik. Aber für mehrere Kleinwagen CDs und DVDs kaufen ... :)

    P.S. Meine Autos kosten immer um die 50 000 ... *yes*

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    Sicher. Der Unterschied ist nur, dass diese Art "Geldanlage" in der Gesellschaft konsensfähig ist. Man kann Geld für Häuser, Autos, Unterhaltung, Multimedia, Unterhaltungselektronik, Alkohol, Zigaretten, Spiel, Nutten ausgeben; das wundert niemanden. Selbst eine High-End-Anlage wird akzeptiert, wenn auch mehr für "normale" Musik. Aber für mehrere Kleinwagen CDs und DVDs kaufen ...


    Als Geldanlage empfinde ich alles genannte (vllt. mit der zweifelhaften Ausnahme der Immobilien) nicht - eher als eine Verkonsumierung.

    P.S. Meine Autos kosten immer um die 50 000 ...


    Das kritisiere ich ja nicht. Ich finde auch gelegentlich Autos jenseits der von mir genannten 15.000 € durchaus sehr ansprechend - das ist eben einfach meine persönliche Grenze, die ich nicht zu übersteigen gedenke.

    Wo ich Dir gerne Recht gebe, ist die Schwierigkeit, Gleichgesinnte zum Thema "klassische Musik" zu finden; aber deswegen sind wir ja hier in unserem Ghetto. Ich stehe zu allem, was ich bin; und da gibt es weitaus mehr "krankhaftes", als das Hören klassischer Musik. Was andere darüber denken, ist mir so egal wie eine geplatzte Weißwurscht in Bayern...

    :beatnik:

  • Eine solche Reaktion, wie Du sie oben beschreibst, Yorick, zeugt eigentlich nur vom mangelnden Abstraktionsvermögen und der mangelnden Fantasie Deiner Gesprächspartner. Mit einer halben Sekunde Nachdenken sollte eigentlich jedem, der aufgrund seiner finanziellen Lage überhaupt in solchen Regionen denken kann, einfallen, wie schnell 200 Euro ausgegeben sind und was man hinterher dafür hat. Da ist doch Vieles genauso nichtig und sinnlos, wie so manchem eine Kantaten-GA erscheinen muss.

  • Eine solche Reaktion, wie Du sie oben beschreibst, Yorick, zeugt eigentlich nur vom mangelnden Abstraktionsvermögen


    In der Tat, mit ein bisschen mehr Lebenserfahrung und etwas geschulterem Abstraktionsvermögen, werden deine SchülerInnen sicher begreifen, dass derjenige, der 200,- Euronen für Bach-Kantaten ausgibt, sich ansonsten mit dem fettesten BMW oder Daimler (weiß grad nicht, welche Bezeichnung oder Nummer die haben) zur "Arbeit" fahren lässt. *deibel* (Warum gab es kein Teufelchen bei den Smileys??? Danke!)
    :wink:

  • Ich würde ohne zucken, 50 000 tausend für ein Bösi oder ein Cembalo ausgeben ! Ich komme schon lange damit klar, dass ich so bin, wie ich bin, und nicht anderes. Ich komme mir auch nie verrückt vor. Viellecht ist es so, aber das geht mir wo vorbei. Ich bin zufrieden, und das ist das Wichtigste.
    P.S. Für CD-s gebe ich nicht viel Geld aus :) ( ich kaufe seltener) weil
    1.Ich spare für Cembalo
    2. Ich will auch viele Wünsche nicht erfüllt haben, denn so bin ich glücklicher. Und freue mich mehr über etwas neues, wenn es mal da ist.


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

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    Wo ich Dir gerne Recht gebe, ist die Schwierigkeit, Gleichgesinnte zum Thema "klassische Musik" zu finden;

    Auch wieder ein spannendes Thema, eines eigenen Threads wert. :) Wiewohl eigentlich menschenscheu zwingen mich Arbeit, Beruf und Familie in ein soziales Umfeld, das, wäre ich mein eigener Herr, sicher um ein Vielfaches kleiner wäre. Dennoch: Weder an der Schule noch an der Uni noch im Freundes- oder Familienkreis habe ich in den letzten 25 Jahren einen getroffen, der so an Klassik interessiert war wie ich. Nicht einen! Nicht einmal in Konzertsaal oder Oper. Wie sind wenige ... 8-) ... um so wichtiger so ein Forum und um so grausamer die Verbannung aus solchen ...

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    Wieso meinst Du, dass Du allein bist?

    Eine quasi existentielle Aussage, unser Wesen und Sein betreffend ... 8-) ... nach Heidegger die Geworfenheit ins Sein, wo es west ... *yes*

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    Nicht einen!


    Selbst wenn: das hieße noch lange nicht, daß er/sie auch Deine Präferenzen teilt...

    Nicht einmal in Konzertsaal oder Oper.


    Hast Du sie alle einzeln interviewt, warum sie in dem Konzert (der Oper) sind/waren?

    um so wichtiger so ein Forum und um so grausamer die Verbannung aus solchen


    Dazu gehören m. E. immer zwei Seiten...

    Ich bin hier ganz allein


    Ich auch. Damit sind wir schon zwei, die allein sind - oder sind wir dann einer, der zu zweit ist? Es kommt immer auf die Sichtweise an und deswegen bereits im Vorfeld aus meiner jährlich stattfindenden Weihnachts- und Neujahrs-Ansprache an die Eroikesen: Ich freue mich besonders über die Neuzugänge in diesem Jahr, die für "Leben in der Bude" sorgen... und natürlich auch über die Loyalität der Alteingesessenen, die mir das Betreiben des Forum sehr leicht machen.

    :)

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    Selbst wenn: das hieße noch lange nicht, daß er/sie auch Deine Präferenzen teilt...

    Hauptsache, die Leidenschaft ist da!


    Hast Du sie alle einzeln interviewt, warum sie in dem Konzert (der Oper) sind/waren?

    Na ja, du weißt schon, wie ich das meine. Man kommt ja zuweilen ins Gespräch in der Pause ...


    Dazu gehören m. E. immer zwei Seiten...

    Hm, bin ich jetzt sensibel oder was willst du mir damit sagen? 8-)


    Ich auch. Damit sind wir schon zwei, die allein sind - oder sind wir dann einer, der zu zweit ist? Es kommt immer auf die Sichtweise an und deswegen bereits im Vorfeld aus meiner jährlich stattfindenden Weihnachts- und Neujahrs-Ansprache an die Eroikesen: Ich freue mich besonders über die Neuzugänge in diesem Jahr, die für "Leben in der Bude" sorgen... und natürlich auch über die Loyalität der Alteingesessenen, die mir das Betreiben des Forum sehr leicht machen.

    Amen! :jubel:

  • Auch wieder ein spannendes Thema, eines eigenen Threads wert. :) Wiewohl eigentlich menschenscheu zwingen mich Arbeit, Beruf und Familie in ein soziales Umfeld, das, wäre ich mein eigener Herr, sicher um ein Vielfaches kleiner wäre. Dennoch: Weder an der Schule noch an der Uni noch im Freundes- oder Familienkreis habe ich in den letzten 25 Jahren einen getroffen, der so an Klassik interessiert war wie ich. Nicht einen! Nicht einmal in Konzertsaal oder Oper. Wie sind wenige ... 8-) ... um so wichtiger so ein Forum und um so grausamer die Verbannung aus solchen ...

    Du musst Dir einfach im Klaren sein: it's lonely at the top! Seh es als Auszeichnung, dass Dir eine Ledenschaft und ein manisches Interesse gegeben ist, das anderen nicht in die Wiege gelegt wurde. Von dem, was ich hier bisher von Dir gelesen habe, würde ich auch sagen: Du bist einzig! :thumbup:

    In Oper und Konzertsaal geht es mir allerdings häufig anders: Ja, ich spüre schon, dass nicht alle im Publikum mit demselben Eifer, Gefühl, Sachverstand bei der Sache sind. Manche wollen sich entspannen, manche wollen über die Virtuosität staunen, manche wollen für sich bestätigt wissen, dass das Ensemble zwar schon gut ist, der Flötist aber ein Intonationsproblem hat, manche wollen sich in der Anwesenheit berühmter Künstler sonnen, manche wollen zeigen, dass sie sich die Karten und die dazu passende Garderobe leisten können, manche wollen ihrem Partner einen schönen Abend schenken, manche wollen einfach mal was anderes machen, manche wollen Altbekanntes live genießen, andere möchten Neues kennenlernen. Am Ende aber zählt nur, dass sie da sind, und ich staune immer wieder, wie gut besucht die meisten Konzerte (in Berlin, wo es jeden Abend so irre viel Konkurrenzangebote gibt) sind. Und da ist es mir dann eigentlich egal, ob die anderen Besucher meine speziellen Interessen bezüglich der Musik teilen, Hauptsache sie sind da (verhalten sich ruhig) und lassen sich begeistern. Und der oft herzliche bis stürmische Applaus am Schluss zeigt, wie dankbar die Leute für den Genuss sind, egal aus welchen Gründen und mit welchen Leidenschaften (und welchen Klamotten) sie gekommen sind.

    • Offizieller Beitrag

    Du musst Dir einfach im Klaren sein: it's lonely at the top! Seh es als Auszeichnung, dass Dir eine Ledenschaft und ein manisches Interesse gegeben ist, das anderen nicht in die Wiege gelegt wurde. Von dem, was ich hier bisher von Dir gelesen habe, würde ich auch sagen: Du bist einzig! :thumbup:

    ;)

    Aber im Ernst: Ich meine vor allem Leute, die sich eigentlich mit Klassik beschäftigen müssten. Aber meine Musiklehrerkollegen kennen in der Regel nicht mehr als ihren Stoff und gehen kaum in Konzerte oder Opern; selbst an der Uni findet man unter Musikwissenschaftlern kaum jemanden zum Dialog. Verstehe mich richtig, mir geht es nicht um elitäres Gehabe, kein bisschen; sondern um Austausch mit Gleichgesinnten. Solche fand ich aber bislang nur in den diversen Foren; was natürlich auch daran liegt, dass ich in der Einöde und nicht im urbanen Raum lebe.

    In Oper und Konzertsaal geht es mir allerdings häufig anders: Ja, ich spüre schon, dass nicht alle im Publikum mit demselben Eifer, Gefühl, Sachverstand bei der Sache sind. Manche wollen sich entspannen, manche wollen über die Virtuosität staunen, manche wollen für sich bestätigt wissen, dass das Ensemble zwar schon gut ist, der Flötist aber ein Intonationsproblem hat, manche wollen sich in der Anwesenheit berühmter Künstler sonnen, manche wollen zeigen, dass sie sich die Karten und die dazu passende Garderobe leisten können, manche wollen ihrem Partner einen schönen Abend schenken, manche wollen einfach mal was anderes machen, manche wollen Altbekanntes live genießen, andere möchten Neues kennenlernen. Am Ende aber zählt nur, dass sie da sind, und ich staune immer wieder, wie gut besucht die meisten Konzerte (in Berlin, wo es jeden Abend so irre viel Konkurrenzangebote gibt) sind. Und da ist es mir dann eigentlich egal, ob die anderen Besucher meine speziellen Interessen bezüglich der Musik teilen, Hauptsache sie sind da (verhalten sich ruhig) und lassen sich begeistern. Und der oft herzliche bis stürmische Applaus am Schluss zeigt, wie dankbar die Leute für den Genuss sind, egal aus welchen Gründen und mit welchen Leidenschaften (und welchen Klamotten) sie gekommen sind.

    Das hast du sehr schön auf den Punkt gebracht!!! :jubel:

  • Na, es ist Wikipedia!
    Ohne den großen Nutzen und auch Wert Wikipedias schmälern zu wollen, das Werk ist kein wissenschaftliches Nachschlagewerk. Deswegen kommt es vor, daß Werke fehlen, daß Jahreszahlen falsch sind, daß falsche Aussagen getroffen werden ...
    Erst neulich habe ich eine musikwissenschaftl. Hausarbeit gelesen, die sich zu 80% auf Wikipedia stützte und mit genau diesen Problemen zu kämpfen hatte.