Der ultimative EROICA-SmallTalk-endlos-Faden

  • Wäre ja mal 'ne Maßnahme, wenn da plötzlich ein stimmbegabtes junges Mädel kommt und mit Hilfe seiner kulturbeflissenen und stramm auf dem Boden des GGs stehenden Eltern versucht sich u.a. unter Hinweis auf eine angeblich schon satzungsmäßige Ungleichbehandlung eine Mitgliedschaft bei den Thomanern oder den Tölzern oder wo auch immer einzuklagen. :| Einen solchen Vorgang würde ich sicher mit Interesse und nicht ohne Sympathie beobachten.

  • Es ist also nicht möglich, daß so ein Mädchen woanders mehr Karriere machen könnte als ausgerechnet bei den Thomanern? Irgendwie finde ich das witzlos, denn wenn alles hinterfragt wird, um das Bestehende immer zu ändern, dann sind diese Hinterfragungen äußerst fragwürdig.

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • Du berücksichtigst möglicherweise nicht ausreichend, dass es hier ums Prinzip geht - nämlich Recht zu bekommen. Ob das im Erfolgsfall dem Kind zuträglich ist, darf man mit guten Gründen bezweifeln. Aber die Rechtsfrage ist schon interessant, wie ich finde.

    • Offizieller Beitrag

    Yorick: Grundsätze einer Bildungsreform

    Grundlage
    Bildung dient nicht als Erwerb von Scheinen für den beruflichen und sozialen Aufstieg, sondern als Instrument zur Ausbildung einer eigenen selbstverantwortlichen Persönlichkeit, die mit anderen gemeinsam in der Lage ist, die gesellschaftlichen Belange der Gegenwart und Zukunft zu meistern. Bildung ist ein Privileg und keine Selbstverständlichkeit, daher sollte durch Einführung von Schulgeld gestaffelt nach Einkommen dem auch Rechnung getragen werden. Begabtenförderung wird durch Vergabe von Stipendien geregelt.


    1. Zentralisierung
    • Bildung als Ländersache hat mit dem Grundgedanken des Föderalismus wenig zu tun
    • Vergleichbarkeit muss oberste Priorität haben
    • Lehrpläne und Prüfungen sind zentral zu gestalten


    2. Schulsystem mit Mehrgliedrigkeit auf den Prüfstand
    • allgemeinbildende Schule als Grundlage
    • davon ausgehend andere Schulformen
    • Gymnasien erst ab 7. oder 9. Klasse für maximal 15-20 Prozent eines Jahrgangs
    • Kurssystem ist aufzugeben
    • ausschließlich Selektion nach Leistungsprinzip
    • Schwellen müssen hoch genug sein und Prüfungen schwer genug
    • Durchlässigkeit muss unbürokratisch gegeben sein

    3. Aufhalten der Scheinakademisierung der Arbeitswelt
    • Abitur kann nicht jeder schaffen
    • das Abitur muss die Ausnahme bleiben
    • ständig steigende Zahlen an Abiturienten und Hochschulabsolventen helfen der Gesellschaft nicht, im Gegenteil schaden sie

    4. Leistungsprinzip
    • nicht nur kognitive Ausrichtung; es gibt auch emotionale, soziale und kommunikative Kompetenz
    • zur Leistung gehören auch soziale und gesellschaftliche Befähigungen
    • Lernen und Lehren von Führung
    • klar abrechenbare und nachvollziehbare Leistungsnachweise
    • Zensurensystem beibehalten in Verbindung mit verbalen Einschätzungen


    5. Unterricht
    • kleine Klassen – vernünftiges Lehrer-Schüler-Verhältnis
    • Frontalunterricht als Basis
    • schülerzentrierter Unterricht
    • produktionsorientierter Unterricht
    • angebunden an die Erlebniswelt des Schülers
    • mit allen Sinnen lernen
    • Gleichgewicht zwischen kognitiven, empirischen etc. Ansätzen
    • Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Lerntypen
    • außerschulische Lernorte
    • Partner- und Gruppenarbeit als Sozialformen
    • Projektarbeit
    • Einbindung der Schüler in die Planung des Unterrichts
    • Anerkennung und Förderung jeder Begabung
    • leistungsorientiert, aber nicht mit Dauerstress
    • Allgemeinbildung als Grundlage für jede Spezialisierung in schulischer und beruflicher Hinsicht
    • tatsächliche Beherrschung zweier Fremdsprachen
    • am Gymnasium wirklich studienpropädeutisches Arbeiten
    • Nachhilfe UND Begabtenförderung ist nicht möglich im Plenum


    6. Lehrerausbildung
    • Vereinheitlichen in strengem Miteinander von akademischer Lehre und schulischer Praxis
    • nur die Besten dürften Lehrer werden nach eingehenden Eignungstests
    • finanzielle Überlegungen und solche zur sozialen Sicherheit dürfen bei der Berufswahl keine Rolle spielen
    • Ausbildung ausschließlich durch Praktiker und dienende Funktion der methodischen und didaktischen Hochschulsegmente

    7. Lehrer
    • nur die geeigneten sollten Lehrer werden und sein dürfen
    • Liebe und Zuneigung zum Menschen und besonders zu Kindern sollte Grundvoraussetzung sein wie die Freude an Bildung und Erziehung
    • fachliche Qualifikation sollte ohne jeden Zweifel gegeben sein
    • lebenslange Pflicht zur Fort- und Weiterbildung, die vom Arbeitgeber aber auch zu ermöglichen ist
    • Beschäftigung mit geistig-kulturellen, wissenschaftlichen etc. Aspekten auch über den Unterricht hinaus
    • Stärkung des Lehrerberufs (nur geeignete Kräfte, gesellschaftliche Anerkennung erhöhen etc.)


    8. Lehrpläne
    • Festlegung verbindlicher Standards: nicht nur Methoden lernen, sondern auch wieder Inhalte
    • als Richtschnur klar abzurechnen
    • Freiräume für Lehrer müssen gegeben sein


    9. Schüler
    • jeder Schüler in die Laufbahn, die ihm zukommt und nicht in die, in der er sich sieht oder andere ihn haben wollen
    • Disziplin als Grundtugend, ohne sie kein Lernerfolg: Nulltoleranzpolitik bei Disziplinverstößen
    • genaue Definition seiner Rechte und Pflichten
    • Abrechenbarkeit und Konsequenz bei Zuwiderhandlungen


    10. Fächerkanon
    • grundsätzlich beizubehalten
    • Deutsch und Mathematik als Basisfächer
    • zwei Fremdsprachen und drei Naturwissenschaften
    • Gesellschaftswissenschaften
    • Musische Fächer: Kunst und Musik
    • Religion wird ausschließlich außerschulisch unterrichtet
    • neue Fächer wie z.B. richtige Medienkunde, Ernährungswissenschaft etc.
    • zur Theorie auch praktische Fächer wie Handwerkern, Hauswirtschaft etc.
    etc.

    11. Eltern
    • Eltern mehr in die PFLICHT nehmen, ihre RECHTE beschneiden
    • keinen Einfluss auf Schulwahl, Versetzungen etc. zulassen
    • bringepflichtig bei Basics rund um Erziehung und Bildung


    12. Schulen
    • Schulen als lokale Zentren von Bildung und Kultur

    13. Behörden

    • nicht nur verwalten und reagieren, sondern initiieren und agieren

    • keine Angst vor Konflikten

    • Bürokratie abbauen

    • unkompliziertere Verwaltungsakte ermöglichen


    14. Infrastruktur
    • Schulgebäude haben in Ordnung zu sein
    • behindertengerecht
    • Sportanlagen
    • zentralisiert
    • Klassenzimmer: mit Tafel, Whiteboard, Beamer, audiovisuellen Anlagen (DVD etc.), mit Lexika, Computern samt Internetanschluss
    • Ausstattung der Schulen verbessern: jede Schule mit Sozialarbeiter, Schulpsychologin, Krankenschwester etc.

  • Yorick: Grundsätze einer Bildungsreform

    Wenn Du schon einmal dabei bist, kannst Du ja Deine ambitionierte, nimmermüde Aufmerksamkeit auch gleich auf den Hochschulbereich lenken - ein Aufwasch. Da hätten wir z.B. die Privatisierung öffentlicher Hochschulen, parallel dazu natürlich die Einführung entsprechender Studiengebühren. Akkreditierung? Ach was, wen interessiert das schon. Massive öffentliche Förderung privater Hochschulen - EU-Beihilferecht? Uninteressant.

    Wo eine Privatisierung nicht möglich ist, führen wir mal schlankerhand flächendeckend wieder Studiengebühren ein, damit unsere öffentlich geförderten Studis sich richtig anstrengen und bestrebt sind ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit durchzuziehen. Bei der Gelegenheit könnte auch gleich der Verwaltungskostenbeitrag verdreifacht werden. Und wehe irgendirgendein Richter, eine Kammer, ein Senat funkt uns dazwischen - dann gibts aber massiven politischen Druck. Gewaltenteilung? Egal.

    • Offizieller Beitrag

    Da bin ich zu lange raus und kenne mich zu wenig aus. Nur ein paar Überlegungen:

    · weniger Abiturienten = weniger Studenten = weniger Akademiker

    · strenge Auswahl durch NC und Eignungsprüfungen für JEDE Studienrichtung

    · höhere Studiengebühren (Stipendien für Begabte und Fleißige)

    · strikte Regelung der Studienzeiten und Zwangsexmatrikulation bei Bummelei

    · schwere Zwischen – und Endprüfungen

    · feierliche Immatrikulationen und Exmatrikulationen

    · Einheit von Lehre und Forschung überwachen

    · finanzielle Unterstützung nur für staatliche Hochschulen

    • Offizieller Beitrag

    Für Hochbegabte gibt es ja Spezialschulen und das ist auch gut so: Solche für Naturwissenschaften, alte und neue Sprachen, Musik, Kunst und Sport. Dort unterrichten Spezialkräfte und das soll und muss auch so sein. Leider fehlen noch die für Geistes-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften, obwohl keine nötiger wäre für unsere dekadente Gesellschaft.


    Für das Gymnasium gilt, dass, wenn die Schülerzahlen von 45 auf 15 Prozent eines Jahrgangs abgesenkt wurden; man natürlich dann auch weniger Lehrer braucht und nur die wirklich geeigneten behält. Was man z.B. von einem Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik verlangen können muss, weiß ich natürlich nicht; sondern nur für meine Fächer.

    Von einem Geschichtslehrer am Gymnasium erwarte ich umfassende Kenntnisse in allen Bereichen und Epochen der Geschichte; also in der politischen Geschichte, der Rechts- und Verfassungsgeschichte, der Kirchen- und Religionsgeschichte, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, der Kunst- und Kulturgeschichte, der Alltagsgeschichte, der Militär- und Kriegsgeschichte, der Landesgeschichte und der Geschichte der Geschichtswissenschaft; in der Ur- und Frühgeschichte, der Alten Geschichte, dem Mittelalter, der Frühen Neuzeit, der Neuzeit und der Zeitgeschichte. Die historischen Hilfswissenschaften Quellenkunde, historische Geographie, Chronologie, Genealogie, Heraldik, Sphragistik, Numismatik und Paläographie sollte er wenigstens ansatzweise beherrschen und sich auch in den Nachbardisziplinen Germanistik, Mediävistik, Philologie/ Linguistik, Archäologie, Ethnologie, Theologie, Soziologie, Rechtswissenschaft ein wenig auskennen. Er sollte ein stabiles Faktenwissen haben und zum Beispiel mehrere hundert Jahreszahlen auswendig und auch die sämtlichen deutschen Kaiser auflisten können und über die Fähigkeit zum historischen Denken verfügen, die Zusammenhänge sichtbar macht. Er sollte sich in seiner Freizeit auch für Geschichte interessieren, entsprechende Artikel in den Medien oder Dokumentationen im TV verfolgen; womöglich auch eine Fachzeitschrift abonniert haben.


    Von einem Deutschlehrer am Gymnasium erwarte ich umfassende Kenntnisse in allen Bereichen der Germanistik; also der Sprachwissenschaft, der Literaturwissenschaft und Mediävistik. Dazu gehört meines Erachtens auch eine gründliche Beherrschung der deutschen Grammatik mit ihren verschiedenen Schulen von der Schulgrammatik bis zur Syntaxtheorie und generativen Grammatik; aber auch zumindest die partielle Fähigkeit, althochdeutsch, mittelhochdeutsch und frühneuhochdeutsch lesen und übersetzen zu können. Er sollte schriftlich wie mündlich einen deutschen Stil verwenden, der ihn als guten Beherrscher seiner Muttersprache ausweist, der die Stilebenenklaviatur ebenso beherrscht wie das Verfassen und Redigieren von pragmatischen- und künstlerischen Texten. Er sollte die deutsche Literaturgeschichte von den Anfängen bis heute genau kennen und auch die Literaturen aller Epochen und Völker mit ihren Meisterwerken der so genannten Weltliteratur. Er sollte selbst viel lesen, wenigstens 50 bis hundert Bücher im Jahr; sich mit Literaturkritik in den Printmedien, im Internet und Fernsehen auseinandersetzen und sich so also auch in seiner Freizeit für Deutsch interessieren, entsprechende Artikel in den Medien verfolgen oder Dokumentationen im TV verfolgen; womöglich auch eine Fachzeitschrift abonniert haben.


    Ich muss, glaube ich, nicht eigens darauf hinweisen; dass an unseren Gymnasien vielleicht einer von hundert diesen Ansprüchen genügt.

    • Offizieller Beitrag

    ist das Konzept "Fachidiot" nicht längst gescheitert?

    *hide**hide**hide*

    Das hat doch nichts mit Fachidiotie zu tun, wenn man seine Fächer beherrscht. Dass man trotzdem offen ist für alles andere, versteht sich doch von selbst.