01 - Instrumentalmusik


  • 6 Suiten op.35 für Traverflöte (Blockflöte) solo oder mit B.c.





    Warum empfehle ich von dieser wichtigen Werkgruppe gerade eine CD, die nicht mehr bei jpc gelistet ist, obwohl sie für das firmeneigenen Label cpo entstand? Die Antwort ist ganz einfach: sie ist in meinen Augen die ideale Gesamtschau auf die Werkgruppe!


    Die Suiten aus op.35 zeichnen sich ja dadurch aus, daß der Komponist in ihnen alle notwendigen Manieren, also Verzierungen notiert hat. Das sind neben den wesentlichen Manieren (alles was man so landläufig als Triller bezeichnet), die oft in französischer Musik notiert sind, eben auch die freien Verzierungen, die weitaus seltener anzutreffen sind. Daneben enthalten die Suiten einen ganzen Komos von (stilisierten) Tanzsätzen hin zu höchst verfeinerten und musikalisch anspruchsvollen Preludes, die das ganze Können des Flötisten fordern.


    Das Hedos-Ensemble mit Bernhard Böhm (Flöten), Achim Weigel (Gambe) und Jürgen Hübscher (Laute) wird eben gerade diesem Kosmos aufs Beste gerecht. Jeder Satz erhält eine individuelle, liebevoll erarbeitete Ausdrucksgestaltung. Fast unendlich scheinen die interpretatorischen und klanglichen Nuancen, die Bernhard Böhm seinen Flöten entlockt. Größte Sorgfalt wird auch den Verzierungen zu Teil, die eben nicht virtuoses Vehikel sondern elementares Mittel der Ausdrucksgestaltung sind.


    Man sollte noch erwähnen, daß die Künstler reichen Gebrauch von den unterschiedlichen Besetzungsmöglichkeiten machen. So spielt Bernhardt Böhm neben der Traversflöte auch die Blockflöte (die Suiten dann in transponierter Form wie es etwa in Hotteterres Flötenschule nachzulesen ist), ebenso sind die 6 Suiten in unterschiedlichen Besetzungen solo und mit Begleitung des Continuo zu hören.


    In meinen Augen und vor allem Ohren ein idealer Einstieg in die Welt der Flötenmusik des französischen Barock!

  • Konzerte für 5 Flöten ohne Baß op. 15

    Diese Werkgruppe ist aus mehreren Gründen eine Besonderheit! Konzerte für 5 Flöten und noch ohne Basso continuo dazu sind eine mehr als rare Spezie. Zudem sind in diesem Druck mit die frühesten "italienischen" Konzerte in Frankreich enthalten. Damit sind Konzerte gemeint die der typisch dreisätzigen Konzertform schnell-langsam-schnell folgen. Bis dato (und nach darüber hinaus) war in Frankreich das Concert in Form einer suitenhaften Reihung einzelner (Tanz)Sätze gebräuchlich. An der Frage italienische Stil oder französischer Stil sollte sich später einer der größen musiaklischen Streite der Msuikgeschichte, der sog. Buffonistenstreit, entzünden.

    In mancher Hinsicht ist diese CD der Gegenentwurf zur ersten vorgestellten CD. Hier steht weniger das empfindsame, ganz auf die Ausdrucksgestaltung hin angelegte Spiel der Flötisten im Vordergrund, vielmehr charakterisiert das Wort ungebremste Spielfreude diese Einspielung treffend. Daß dieser konträre Ansatz aufgeht ist natürlich den Werkgen geschuldet die im besten Sinne Gebrauchsmusik für sich auf der Flöte heimisch fühlenden Dilletanten sind.

  • Sonaten für Baßinstrumente




    Noch diese dritte CD sollte zu einem einigermaßen ausgewogenen Überblick über das kammermusikalische Instrumentale Schaffen Boismortiers gehören. Hier sind Werke für tiefe Instrumente versammelt, die den ganzen Bereich von einfachen Duosätzen für den Gelegenheitsspieler bis hin zu ausgeklügelten Sonaten für den professionellen Konzertmusiker abdecken. Boismortier war ja einer der ersten der Musik für Cello in Frankreich veröffentlichte und einer der wenigen, der explizite Fagottsonaten schrieb. Daß er natürlich das französische Modeinstrument überhaupt, die Gambe, ebenfalls mit Kompositionen bedachte, versteht sich bei seiner Geschäftstüchtigkeit von selbst.


    Das Concert spirituel um Hervé Niquet, und mit ihm der faszinierte Zuhörer, erliegen dem Charme des warmen, ungemein verschmelzungsfähigen Klanges der tiefen Instrument völlig. Diese CD ist nicht nur eine Ehrenrettung für den als einfachen vielschreiber in Verruf stehenden Boismortier, sie ist auch gleichzeitig ein staunen machendes Kompendium für die klanglichen Möglichkeiten von Gamben, Celli und Fagotten in den mannigfaltigsten Kompositionen. Die Instrumentalisten erliegen aber nicht nur dem Reiz der Klangfarben, sie legen gleichen Wert auf eine farbige und vielfältige Ausdrucksgestaltung und vergessen dabei auch nicht die gerade für die Werke Boismortiers so unabdingbare Spielfreude.


    Aus meiner Sicht sollte diese CD in keiner ernst zu nehmenden Sammlung (franzöischer) barocker Musik fehlen!

    • Offizieller Beitrag

    Leider verfüge ich über keine CD, aber der Name ist mit vertraut - wegen der Fagottliteratur. Boismortier war tatsächlich ein häufiger Begleiter in meiner fagottistischen Erziehung.

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • Die CD ist auch ganz schön, allerdings bisschen gemischt.
    Darunter auch so manch Einzelkind (Buffardins Concerto in e-moll . Es wird ihm mindestenst zugewiesen.)

    Von Boismortier ist darauf Concerto aus dem op.26 Nr.6.

    Allerdings muß man sich etwas anstrengen, wenn man es besorgen möchte...
    Lohnt sich aber! Ganze CD - eine mir, sehr sympatische Geschichte.


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)