1986 in der DDR eingespielt, stellt diese Aufnahme für mich die traditionelle Aufführung in ihrer prächtigsten Form dar. Schreier als Evangelist und Dirigent, Ludwig Güttler an der Trompete - da kann nichts schiefgehen. Tempo mittel (153 Minuten), toller Klang. [War lange Jahre meine einzige Einspielung.]
Richters erste Aufnahme von 1955: eher besonnen als aufregend musiziert, mit einer spirituellen Note versehen. Der Gesamtklang ist geschlossen, aber nicht pompös.
Richters zweite Aufnahme von 1965 ist der Klassiker der traditionellen Aufführungspraxis: festlich, freudig, mit Leichtigkeit erfüllt und handwerklich glänzend umgesetzt. Der Charme ist immer noch da, wenn das Ganze auch recht pompös klingt.
Ebenso festlich, mit etwas weniger Innenspannung, aber immerhin vom damaligen Thomaskantor Kurt Thomas dirigiert. Die Klangqualität ist für das damalige Niveau (rec. 12/1958) exzellent: luftig, sauber abgestimmt, transparent. Eine der besten Stereo-Aufnahmen der damaligen Zeit...
1950 aufgenommen, aber erst letztes Jahr erstveröffentlicht: eine Rundfunk-Aufnahme der RIAS Berlin, mit sehr guten Solisten, einer ansehnlichen Leistung von Chor und Orchester und einem tollen Dirigat von Karl Ristenpart. Aufnahme sehr gut, Remastering gelungen.
Rillings 1984 erschienene Aufnahme brilliert mit aufgeweckter Gestaltung und klanglicher Opulenz. Das ist sehr schön anzuhören, zumal klanglich vorzüglich aufgenommen.
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Doch es geht auch anders:
Ferdinand Grossmann und das Grauen: handwerklich solide bis sehr gut musiziert, ruiniert ein viel zu starkes Vibrato bei den Solisten (bis auf Baß Walter Berry) die weihnachtliche Stimmung vollkommen; dazu ein zu hastig wirkendes Tempo ohne Esprit (146 Minuten) und ein langweiliges Dirigat. Urteil:
jd