Der Klassikliebhaber und sein Medium oder Wie die Musik ins Haus kommt!

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mir schon oft Gedanken über die unterschiedlichen Wege gemacht, wie die klassische Musik über das jeweilige Medium in unsere vier Wände gelangt und daher versucht, einige Aspekte aus meiner Sicht zu analysieren, zu systematisieren, zu gewichten und in Worte zu fassen und ich freue mich schon jetzt über eure diesbezüglichen Erfahrungen und Erlebnisse, die ihr den anderen und mir hoffentlich nicht vorenthalt

    1. „Quadratisch“, praktisch, gut: Die Compact-Disc (CD)

    Die M(usic)C(assette) abgelöst, die Schallplatte und das Tonband praktisch verdrängt und das alles aus zwei Gründen - der Aufnahme- und Wiedergabetechnik und der praktischen Handhabbarkeit. Die meisten von uns werden das gottgleiche Erscheinen der CD Ende der 80er und den unvergleichlichen Siegeszug zu Beginn der 90er Jahre noch selbst erlebt haben, einer Epiphanie gleich, die Apotheose eines Artefakts, die Revolution im Bereich der medialen Wiedergabetechnik, das digitale Speichermedium der Zukunft. Nie wurden alte Geräte schneller entsorgt und neue noch schneller erworben, obwohl es sich hier keineswegs um eine billige Austauschaktion handelte. Plötzlich gerieten geheimnisvolle Kürzel wie numinose Abbreviaturen zu geradezu göttlichen Insignien; AAD, ADD, DDD, DAD und nun auch SACD; sie alle verhüllten kaum ihre Herkunft von etwas ganz Außerordentlichem – dem Klang, den man eigentlich nur in einem Konzertsaal so erleben kann und im Grunde nicht einmal dort. Mit einem ordentlichen CD-Player, einem Verstärker und dem für angemessen erachteten Soundsystem wurde selbst jeder nicht High-End-Fanatiker plötzlich zum Herr über unendlich viele akustisch saubere Klassikwelten. An diese Klangqualität und die vielen neuen Finessen hat man sich schnell gewöhnt und die meisten aus unserer Bruderschaft der schon mehr als nur ein wenig begeisterten und glühenden Klassikliebhaber werden die Masse ihrer Sammlung im Hüllenformat 12cm-8cm im Regal stehen haben, sei es nun als Jewelcase oder Slimcase oder in anderen Formen. Dennoch weiß man im Gegensatz zu den anderen hier behandelten Medien relativ wenig über die Compact Disc zu sagen; sie ist praktisch, schnell herausgeholt und eingelegt; man kann vorspulen und innerhalb der Aufnahme springen; sie lässt sich auch im Auto hören und auch überallhin mitnehmen, wenn man nicht zu viele braucht. Aber es fehlt mir persönlich das gewisse Etwas, das Flair, das Raunende und letztlich der Stempel des Göttlichen, das sie schließlich im Speicher trägt. Die CD ist das Spiegelbild der Moderne, unserer betriebsamen und hektischen Zeit: Von hoher technischer Qualität, die man niemals mehr missen möchte; aber auch kalt und steril und sehr unpersönlich. Sie war der resolute und unauffällige Pragmatiker unter allen Medien, bevor die Zeit der Personalcomputer und der Festplattenspeicher anbrach. Vielleicht ist sie einfach zu klein, um sie hätscheln und lieben zu können wie eine Schallplatte und zu groß, um über ihre Gefühlsneutralität hinwegzusehen wie bei einem Stick oder einem iPod. Allein ihr im Vergleich zum vinylen Kunstwerk winziges Cover fällt immer wieder ins Auge und leider haben sich mit der Masse der produzierten und ausgestoßenen CDs auch die Booklets in winziger Schrift qualitativ nicht weiterentwickelt, meistens bieten sie in mehrsprachigen Versionen nur die absoluten Basics an Informationen, oft genug aber nicht einmal die.

    2. Erinnerungen und Träume in Vinyl: Die Schallplatte

    Totgesagte leben länger und so ist es tatsächlich! Ich selbst habe seit über zwanzig Jahren keine Schallplatten mehr gehört, die verschiedenen Plattenspieler wurden mit dem Aufkommen des CD-Players und besonders nach der Wende weggeschmissen und entsorgt oder verstaubten zusammen mit der elterlichen und eigenen Plattensammlung auf dem Boden des großen Bauernhauses. Erst jetzt habe ich mir zu meiner neuen Anlage auch wieder einen Schallplattenspieler gekauft, den ich gut zwei Jahrzehnte nicht entbehrte, wiewohl ich eigentlich nicht der Typ bin, der sorgsam den Staub von der Platte pustet und das Cover andächtig zwischen den Fingern hält. Aber klassische Musik von Langspielplatten zu hören ist doch eine ganz eigene und faszinierend andere Welt, wie ich erneut und wiederum feststellen musste. Im Gegensatz zur schnelllebigen Art und Weise, Klassik von der CD oder der Festplatte zu hören; erfordert die LP als Medium eine ganz andere, langsamere und sozusagen entschleunigte Herangehensweise. Die Platte macht den Akt des Musikhörens wieder zu einem Ereignis, zu einem Ritual, einem Gottesdienst! Der rituelle Akt beginnt mit dem Hervorziehen der gewünschten Scheibe aus der Sammlung und dem vorsichtigen Herausnehmen der Platte aus der meist doppelten Hülle (nicht zu vergleichen mit der pragmatischen Entnahme einer CD aus der Plastikhülle), es spinnt sich fort im Auflegen auf den Plattenteller, im Säubern und Reinigen mit einem entsprechenden Tuch und endet mit dem behutsamen Herunterlassens des Tonarms, währenddessen man schon dem Knistern lauscht und bang und voller Vorfreude den ersten Ton erwartet. Die vinyle Präsenz erfordert auch unsere: Nach keiner halben Stunde muss man aufstehen und die Platte umdrehen, da ist nichts mit schnell mal vorspulen oder in einen anderen Satz springen; Platten hören ist nach modernen Maßstäben unbequem und wenig komfortabel; kein Fast Food, sondern eine deftige und wohl dosierte Mahlzeit, die geplant und ausgenutzt werden will, kein Fest der Austauschbarkeit und Beliebigkeit. Das Hören von Schallplatten führt uns zum Essentiellen zurück, zum Wesen des Musikhörens; zu Zeit, Ruhe, Muße und Genuss. Die Schallplatte ist ein Gesamtkunstwerk, weil sie uns nicht nur die Musik ins Haus und zu Gehör bringt, sondern auch eine Einstellung fordert, die dem Musikgenuss zuträglich ist; und weil das Cover als Ausfluss der bildenden Kunst sinnfällig dem Komponisten oder Musikstück korrespondiert und die Texte darauf meist fundierter waren als die heutigen Surrogate in den schmalen Booklets mit der winzigen Schrift. Und zuallerletzt behaupten ja einige Highendexperten; die LP sei der CD auch aus akustischen und klangtechnischen Gründen vorziehen; aber ich verstehe zu wenig (eigentlich gar nichts) von den technischen Details und bräuchte daher eine Erklärung, die ein Laie wie ich auch versteht.

    3. Ein Augen- und Ohrenschmaus: Die DVD

    Wiewohl ich schon eine recht große digitale Sammlung mit Filmen und Dokumentationen besitze, trat die DVD als Medium klassischer Musik erst recht spät vor meine Augen. Ich war wie viele andere Klassikliebhaber auch immer der Meinung, dass man Musik mit geschlossenen Augen erleben muss und nicht abgelenkt werden darf durch äußere Eindrücke. Natürlich verstand ich hierunter nicht den Besuch eines Konzerts oder einer Oper, diese Art des Musikerlebens ist ein eigenes und weites Feld und wird ja nicht über die hier in Rede stehenden modernen Medien vermittelt. Aber daheim auf dem gemütlichen Sofa und vor dem großen Fernsehgerät (gilt also auch für das Fernsehen an sich, siehe unten) ist das etwa anderes; wenn ich dem Dirigenten folge oder dem Orchester und mich überhaupt der Bildregie ausliefere, kann es schon passieren, dass die Musik in den Hintergrund tritt und damit die Hauptsache ihren Wert verliert. Ich unterscheide dabei für mich zwischen Opern und allen anderen Formen des Konzertbetriebs. Natürlich kann es sehr informativ und aufschlussreich sein, bei einer Sinfonie von Beethoven, Bruckner oder Mahler dem Dirigenten bei seiner Arbeit zuzusehen; zu erkennen, wie die einzelnen Orchesterteile, Instrumentengrupppen und Instrumente zusammenwirken; nachzuvollziehen, wie sich so ein Werk musikalisch entwickelt, indem man den Akteuren bei ihrer Arbeit sieht – allein, mich persönlich lenkt das zu sehr von der Musik ab und daher bereue ich den nicht gerade günstigen Erwerb der Beethovenzyklen von Thielemann und Järvi sehr. Bei Solokonzerten ist das schon ein wenig anders, da genieße ich die Möglichkeit, dem Pianisten oder Violinisten genau auf die Finger sehen zu können; erst neulich sah ich durch die für jene Zeit der 60er Jahre hervorragende Bildregie Alexis Weissenberg grandios in Szene gesetzt, wie er sich etwa zum Dirigenten und Orchester verhielt, was er in den Pausen machte usw.; wie er die schwierigen Passagen technisch meisterte, wurde sogar in einer Draufsicht von oben auf die Tasten illustriert. Das kann natürlich auch nach hinten losgehen, wenn wie heute üblich bei modernen Aufnahmen und noch sehr jungen Künstlern manieriertes und affektiertes Auftreten nach Art „Der Virtuose“ von Wilhelm Busch in den Vordergrund treten; was immerhin von der meist unzulänglichen musikalischen Interpretation abzulenken vermag. Und auch nicht jeden noch so begabten und verdienstvollen Liedsänger will man da am Klavier in konvulsivischen Zuckungen stehen sehen. Bei Opern allerdings schätze ich das Medium DVD jetzt sehr, da ich als Thüringer tief in Wald und Gebirge wohne und kaum noch Gelegenheit habe, welche vor Ort anzusehen; zumindest keine hochwertigen Aufführungen, die in großen Städten und damit meist mehrere Autostunden entfernt stattfinden. Freilich ist es auch hier schwer, hörbare und ansehnliche Inszenierungen zu erwerben: Ohne jetzt wider das Regietheater zu fechten und zu lamentieren, findet man kaum noch vernünftige, die das richtige Maß wahren. Und so ist man schnell wieder auf seine Gesamtaufnahmen auf CD zurückgeworfen.

    4. Das Übermedium der Massen, der große Bruder und Gleichmacher: Das Fernsehen

    Das Fernsehen spielt natürlich in Sachen Klassik eine wesentlich geringere Rolle, als wir Klassikliebhaber uns das alle wünschen würden; aber dieser Befund spiegelt eben nur den Stellenwert klassischer Musik in der bundesrepublikanischen und vermutlich auch österreichischen Gesellschaft wider und der ist nun mal gering und da hilft alles Klagen nichts und kein Zetern über den Verfall der Kultur und den Untergang des Abendlandes. Klassische Musik war nie eine Sache der breiten Masse, früher nicht und heute angesichts der vielfältigen anderen Angebote erst recht nicht. Das einzige Medium, das hieran etwas ändern könnte, ist das Fernsehen! Aber selbst die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten, die immerhin einen Kultur- und Bildungsauftrag haben und dafür ihre Gebühren beziehen, halten sich auf diesem Feld sehr zurück. Ich weiß nicht, wie das in den 50er, 60er oder 70er Jahren war; aber derzeit engagieren sich zwar DasErste und das ZDF mit ihren jeweiligen digitalen Kanälen mehr als in den 80er und 90er Jahren und auch die gleichfalls alimentierten Spartensender des Kulturbereichs 3sat, ARTE, Phoenix und BayernAlpha; aber auch das ist meines Erachtens noch viel zu wenig und vor allem zu selten. Zumal mir die Auswahl der gezeigten Stücke und Orchester samt Dirigenten oft suspekt ist, was sicher oft seinen Grund in finanziellen und rechtlichen Rücksichtnahmen hat; so zeigt der Bayerische Rundfunk natürlich vornehmlich die in München beheimateten Klangkörper. Wir wissen nun nur zu gut, dass es Bravourstücke wie Beethovens Fünfte oder Tschaikowskis erstes Klavierkonzert sind, die musikalische Laien und Jugendliche zu faszinieren vermögen und die als Einstieg in die Welt der Klassik taugen, aber nein, man zeigt „Lohengrin“ auf ARTE, für uns spannend, für die Masse sicher eher nicht, und ich könnte noch viele solcher Beispiele nennen. Dass man im Pay-TV Solides geboten bekommt, zielt auch nur auf eine verschwindend kleine Klientel; natürlich ist Sky Unitel Classica ein Highlight auf dem Fernsehmarkt, mit gutem Programm, abgewogen zwischen alten und neuen Aufnahmen; meist gutem Klang und passablem Bild; aber auch hier unterliegt die Auswahl sicher ebenfalls gewissen Zwängen. Zu viel Bruckner und Mahler (Konzession an den Zeitgeist); zu viele alte Aufnahmen (eine Frage der Rechte); zu viele Opern (im Verhältnis zur Instrumentalmusik, fressen aber Sendezeit).

    5. Es überlebt uns alle: Das Radio

    Über meine Satellitenschüssel und meinen Receiver habe ich über meinen Fernseher mit angeschlossener Soundanlage einen kristallklarer Empfang der meisten bei uns gängigen Radiosender und natürlich sind bei mir die wichtigsten Klassiksender auf den ersten Plätze der Favoritenliste programmiert: MDR Figaro, BR-Klassik, hr2, SWR2, SWR3, NDR Kultur, SR2 Kulturradio, Klassik Radio, D(eutschlandsender) Kultur, Nordwestradio und noch andere. Allein, mit der verständlichen Ausnahme meines mitteldeutschen Heimatsenders kenne ich von den wenigsten die Programmstrukturen und nutze die Möglichkeiten, welche die Klassiksender bieten, äußerst selten; zumal ich im Auto keine ernsthafte Musik hören kann (maximal Heavy Metal) und es im Übrigen an einer ordentlichen, also einigermaßen vollständigen, übersichtlichen, informativen und lesbaren Radioprogrammzeitschrift fehlt. Überdies ist die Konkurrenz der anderen Medien enorm groß und wer eine große Sammlung von CDs, Schallplatten und DVDs sein eigen nennt, wird nur noch selten Zeit für das Radio finden. Das Radio bleibt dennoch die einzige Alternative für finanziell schwächere Klassikliebhaber und für jene, die sich nicht mit einer eigenen Sammlung belasten wollen, um sich nicht dem Druck auszusetzen, immer selbst entscheiden zu müssen, was man gerade hören möchte. Aber ich denke, auch so mancher leidgeplagte Mensch im Krankenhaus oder einsam daheim wird sich gerne des ARD-Nachtkonzerts erinnern, dass ihm die dunklen Stunden auszufüllen und zu vertreiben half. Die meist angenehmen Stimmen der Klassik darbietenden Radiomoderatoren zwischen den Musikstücken sind Anker und Ruhepole in einer hektischen und oberflächlichen Welt.

    6. Die Zukunft auch des Klassikhörens: Rechner/ moderne Speichermedien/ Internet

    Ohne den Computer geht heute gar nichts mehr, auch ich habe meine komplette Sammlung auf Festplatte eingelesen und verwalte sie trotz aller Unzulänglichkeiten des Programms meist über iTunes. Das ist zu Beginn sehr zeitaufwendig und umständlich, lohnt sich aber auf die Länge. Gerade für die Interpretationsfanatker unter uns mit ihren permanenten Vergleichen von Aufnahmen sind jene auf Festplatte rasch zugänglich und man kann innerhalb dieser leicht vor- und zurückspringen, auch innerhalb verschiedener Aufnahmen; man kann ohne Umstände Zeiten von Sätzen oder Akten und Szenen messen und ablesen, Zyklen zusammenlegen oder ganze Opern. In Kombination mit einem iPod für unterwegs im Auto, im Urlaub, wenn man mal ins Krankenhaus etc. muss oder auch mit Musikanlagen an anderen Standorten ist der Rechner samt mobilen Datenträgern für uns Klassikliebhaber einfach nicht mehr wegzudenken. Das Internet unterstützt uns natürlich zusätzlich, indem wir problemlos per Mausklick einkaufen können; aber auch probehören bei Amazon oder JPC oder sogar hören und sehen bei Portalen wie youtube. Einziger Nachteil: Die wenigsten von uns werden an ihrem Rechner vergleichbare Boxen mit Verstärker installiert haben, so dass sich der Hörgenuss natürlich nicht mit dem einer richtigen Anlage vergleichen lässt. Aber ich denke, die Zukunft wird solchen Projekten gehören.

    "Wenn man sich nur das Urteilen abgewöhnen könnte, dieses dilettantische Verfälschen der Dinge! Wir wollen immer verstanden werden und sind selber unerbittlich verständnislos." (Verdi bei Franz Werfel)

  • Zum Thema Cover und Booklets bei CD und Schallplatte: Die CD-Industrie hat inzwischen durchaus Wege gefunden, anspruchsvolle CD-Cover auf den Markt zu bringen. Problematisch ist das nur dort, wo alte LP-Covers einfach auf CD-Größe geschrumpft wurden. In diesem Punkt finde ich eigentlich keinen Grund zu klagen oder irgendetwas hinterher zu trauern. Mit den Booklets verhält es sich genauso. Als ich im Konfirmandenalter (oder eigentlich schon davor) anfing, Klassik-LPs zu sammeln, habe ich zwangsläufig meistens zu "Nice Price"-Ausgaben gegriffen, und die waren genauso spärlich (oder gar nicht) betextet wie die entsprechend günstigen CD-Ausgaben heute. Ich kann mich jedenfalls nicht generell über dürftige Booklets beklagen. Dazu kommt, dass die Booklets aus LP-Boxen vom Format her für meinen Geschmack zu unhandlich sind.

    Zum Thema Vinyl: Das Problem beim Vinyl ist, dass das Medium theoretisch zwar den bestmöglichen Klang enthält, ich ihn aber irgendwie zum Klingen bringen muss. Digitale Formate kann man so hintricksen, dass sie auch auf schlechten, einfachen, billigen Wiedergabegeräten ganz ordentlich klingen, analoger Sound ist dagegen immer ehrlich. Und da hört man dann halt, wenn die Anlage billig, die Nadel im Tonabnehmer abgenutzt, der Verstärker Murks und die Boxen zu matschig sind. (Hört man bei einer CD natürlich auch, aber auf einer schlechten Anlage wird die CD halt trotzdem besser klingen als die LP (außer die CD hat an sich keinen guten Sound, soll ja auch vorgekommen sein)).

    So gegen Ende der 80er habe ich als Jugendlicher damals 250 Mark zusammengespart und habe mir den Solti-Ring auf CD gekauft. Ich habe die Aufnahme geliebt, aber dann fast jahrzehntelang nicht mehr angehört. Als ich sie vor drei, vier Jahren mal wieder auflegte, war ich ziemlich unbefriedigt vom Klang. Im Laden sagte man mir aber, dass der Solti-Ring klanglich immer noch die Referenzaufnahme wäre. Dann habe ich mir die vor zwei oder drei Jahren erschienene Wagner-Solti-Box gekauft, in der derselbe Ring auch drin ist. Und siehe da: Diese CDs gefallen mir klanglich wieder. Dieses Problem hat man -- auch und vor allem im Rock/Pop-Bereich -- mit vielen CD-Überspielungen aus den 80ern.

    So schön der Vinyl-Klang ist, wenn man es sich leisten kann, so scheue ich trotzdem den Aufwand, der mit Plattenhören verbunden ist. Und wenn man keinen Profiplattenspieler hat, muss man in der Altbauwohnung auch immer so behutsam über die Dielen schleichen, solange die Platte läuft, damit die Nadel nicht springt ...

  • Danke für diesen Einleitungsthread zu einem Thema, das hier immer wieder anklingt. *yepp*

    Das meiste kann ich unterschreiben. Das Radio hat für mich eine größere Bedeutung. Nachdem ich früher hauptsächlich SWR2 gehört hatte und zwischenzeitlich längere Zeit kaum mehr Klassiksender, sondern überwiegend Deutschlandfunk, bin ich mittlerweile zu SRF2 gewechselt. Ich habe so eine kleine blecherne Sony-Büchse, früher mal als Walkman genutzt, die bestimmt schon 20 Jahre alt ist und wirklich keinen besonders guten Klang verströmt, aber ich kann sie im Haus überall hin mitnehmen und, wenn ich nicht gerade meine Ruhe haben will, bekomme ich über das Radio viele Anregungen, gerade auch was Interpretationen betrifft, wobei SRF2 diese Beiträge zum Nachschlagen vorbildlich im Internet dokumentiert (nur die Orientierung auf der Website finde ich etwas schwierig). Also auch da verzahnen sich die Medien schon wieder.

    Das ist überhaupt ein wesentlicher Gesichtspunkt: Die digitalen Medien verzahnen sich, was bereits mit der CD begann und für die Industrie nach dem großen Reibach dann einen kleinen Katzenjammer brachte, bis sich die aktuellen Bezahlsysteme etabliert hatten.

    Die Qualitätsfrage gewinnt dabei an Bedeutung, ebenso die Frage nach der Aura des Mediums, wie du es für LP und CD so treffend beschrieben hast, obwohl ich dir, was die CD betrifft nicht ganz zustimme. Ja und dann gibt es noch die Frage, welche Praxis der Mediennutzung und welche Distributionsart ich persönlich nutzen und damit auch unterstützen will (vgl itunes, amazon &Co KG).

    Auch ich bin dabei meine CDs und mittlerweile auch die LPs digital verfügbar zu machen. Mit viel Hingabe verändere ich die Titel, die Interpretennamen (ich sortiere nach Komponisten und hänge dann die jeweiligen Interpreten in Kurzform an den CD-Titel an. In dem von mir benutzten Musik-Sortier-und-Wiedergabe-Programm Amarok sortiere ich nach Album-Interpret: Bruckner; Album: Sinfonie No 5 - Venzago; Genre: Classical; und füge dann noch einen kleinen Kommentar dazu: 2014 - Tapiola Sinfonietta, Mario Venzago. Letzterer kann bei einer Oper auch deutlich länger ausfallen und die Track-Titel können ebenfalls Zeit fressen, die länderspezifischen Schreibweisen entferne ich mit einem Programm, dass ich dann anschließend noch einmal drüber laufen lasse, da ich damit (ß, ä, ü, ö, é, è, ê, ...) immer wieder Ärger hatte. Das macht viel Freude und verkürzt die Lebenszeit ebenso effektiv wie das frühere Abschreiben dieser Dinge auf Audio-Kassetten-Hüllen. Gleichzeitig ist es auch eine Art Einstimmung. Ja, und ein Bildchen des Album-Covers füge ich auch immer noch dazu, weil es mir die das Medium etwas anregender erscheinen lässt und auch die Orientierung erleichtert.

    Von den LPs will ich mich in Zukunft ganz trennen. Zwar schätze ich die Hingabe, die eine LP verlangt, durchaus, aber zelebrieren kann ich den Musikgenuss mit einer CD in annähernd gleicher Weise. Es ist einfach die Entscheidung gefragt, mir Zeit für die Musik zu nehmen. Ja und dann gibt es auch zunehmend CDs, die durchaus auf die äußere Gestaltung Wert legen und die auch gute Begleitheftchen mitliefern. Es gab auch schon zu Zeiten der LP viele Plattenhüllen auf deren Rückseite in drei Sprachen Texte in kleiner Schrift gedruckt waren. Ich habe hier eine Aufnahme des Schubertschen Streichquartetts Nr. 15 vom Alban-Berg-Quartett. Da sind es vier Sprachen in winzigkleiner Schrift. Also, das ist nicht unbedingt vom Medium abhängig. Die riesigen und vom Format her unhandlichen Lappen in den Wagner-LP-Boxen, etwa des Böhm-Rings, gefallen mir nicht besser als das Textbuch zu Rameaus Opern-Edition bei Harmonia Mundi. Oftmals werden CDs, etwa beim Label Alpha, sehr "liebevoll", also zumindest geschmackvoll dargeboten, ... seit die bruchempfindlichen Jewelcases glücklicherweise nicht mehr das Maß der Dinge sind.

    Die eigentlich interessante Frage für mich ist die Einstellung zu digitalen Downloads und, noch einmal verschäft, zu rein virtuellem Musikzugriff auf Pachtbasis, wie es Spotify anbietet. Ich schrecke vor beidem zurück. Ein Anbieter wie JPC, der auch selbst Musik produziert (und dabei in vorbildlicher Weise das Repertoire erweitert) ist für meinen Geschmack, auch gegenüber amazon und Konsorten (die der Vielfalt eher feindlich gesinnt zu sein scheinen, da sie grundsätzlich auf Masse setzen), deutlich attraktiver.
    :wink:

  • Zum Thema Cover und Booklets bei CD und Schallplatte: Die CD-Industrie hat inzwischen durchaus Wege gefunden, anspruchsvolle CD-Cover auf den Markt zu bringen.


    Wir haben unsere Beiträge offensichtlich gleichzeitig verfasst, aber deiner war schneller... :thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    Ich frage mich, warum ich eigentlich immer noch DVDs kaufe; obwohl man fast jede Oper in zig Versionen über youtube sehen kann; zumal, wenn wie bei mir der Rechner an den TV und die geile Soundanlage angeschlossen ist. Sky Unitel Classica habe ich jetzt für März gekündigt; die Digital Concert Hall für nächsten Monat. Eine große Sammlung plus ab und zu Radio, mehr geht nicht ...

    • Offizieller Beitrag

    Ich frage mich, warum ich eigentlich immer noch DVDs kaufe; obwohl man fast jede Oper in zig Versionen über youtube sehen kann;


    Verlustangst? Die ich gerne noch schüre: was, wenn eines Tages aus irgendeinem noch zu erfindenden Grund das Internet nicht mehr da ist oder dermaßen zensiert wurde, daß man solche teils großartigen Aufführungen nicht mehr schauen kann? Dann kuckste in die Röhre... (nur nicht in die "DuRöhre" :D )

    • Offizieller Beitrag


    Verlustangst? Die ich gerne noch schüre: was, wenn eines Tages aus irgendeinem noch zu erfindenden Grund das Internet nicht mehr da ist oder dermaßen zensiert wurde, daß man solche teils großartigen Aufführungen nicht mehr schauen kann? Dann kuckste in die Röhre... (nur nicht in die "DuRöhre" :D )


    :D

    Für mich spielen die Untertitel noch eine große Rolle, die auf fast jeder DVD vorhanden; im Internet oder bei TV-Übertragungen aber beinahe nie abrufbar sind.

    • Offizieller Beitrag

    Gibt es einen Thread "Musik außer Haus"? Ich bin ja ein begeisterter Konzert- und Operngänger, der freilich am Liebsten im Stile Ludwigs II. lieber Privatvorstellungen genösse, weil mich die Begleitumstände nerven. Ich mag keine Menschenmassen, sitze immer hinten und immer am Rand einer Reihe und leider ist mir oft die Musik zu laut in kleineren Häusern. Dass ich immer mal ..., wenn es gerade los ging; obwohl ich tagelang nichts getrunken habe, will ich auch nicht verschweigen. 8-) Aber live ist eben live ...

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Yorick

    Aber live ist eben live ...


    Das ergeht mir jedesmal so beim Einsteigen ins Auto, egal wie oft vorher ge... wurde.

    Ich glaube, ich kann meine CDs wegschmeißen; ich höre und sehe praktisch nur noch DVDs ... 8-)


    Das ist irgendwie nicht wirklich was für mich... Opern und Filme: ja, logisch... aber "normale" Konzerte? Dafür habe ich zuwenig Sitzfleisch... und nur zum Hören brauche ich keine DVD, zumal das Spurrippen auch etwas mehr Aufwand ist...

    • Offizieller Beitrag


    Das ergeht mir jedesmal so beim Einsteigen ins Auto, egal wie oft vorher ge... wurde.

    Murphy’s Law ... *yes*


    Das ist irgendwie nicht wirklich was für mich... Opern und Filme: ja, logisch... aber "normale" Konzerte? Dafür habe ich zuwenig Sitzfleisch... und nur zum Hören brauche ich keine DVD, zumal das Spurrippen auch etwas mehr Aufwand ist...

    Ich habe mich wahrscheinlich bei Sky Unitel Classica angesteckt; seit ich kein Sky mehr habe, bin ich süchtig nach Konzert-DVDs ...

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich auch vieles als Download erwerbe.

    Früher habe ich einiges bei unserem Werbepartner amazon.de erworben. Aus persönlichen Gründen meide ich amazon inzwischen — die Gründe gehören nicht hierher, da es sich um unseren Werbepartner handelt.
    Ab und an erwarb ich etwas über jpc. Das mache ich kaum noch, bei jpc bestelle ich nur noch Scheiben. Das aber dafür immer noch regelmäßig, vor allem wegen cpo.

    Die meisten Downloads erwerbe ich über iTunes, weil ich iTunes ohnehin benutze (ich höre Musik sehr viel über iPod, iPad, iPhone etc., und da kommt man an iTunes kaum vorbei).
    Die Qualität dort ist mit 256kbit AAC vollkommen in Ordnung — mehr brauchen meine Ohren und meine Anlage nicht.

    Im aktuellen FonoForum wird der Dienst qobuz besprochen und empfohlen. Es handelt sich um ein französisches Portal, dass aber auch in (manchmal etwas gestelztem) Deutsch angeboten wird.
    Es gibt die Möglichkeiten, einzelne Downloads zu erwerben (im aktuellen FonoForum gibt es mindestens für Abonnenten einen Gutschein über ein Wagner/Dudamel-Album) oder ein Streaming-Abo zu erwerben.
    Habe das heute mal ausprobiert, zusätzlich mit einer CD mit Ravels Daphnis et Chloé-Suiten, hauptsächlich deshalb, weil es dort Tracks gibt, die nahtlos ineinander übergehen — für mich eine Nagelprobe.
    Für € 9,99 (in Deutschland) erwerbe ich das Album, Preis also vergleichbar mit iTunes. Dafür bekomme ich aber CD-Qualität verlustfrei angeboten. Viele Alben gibt es gegen Aufpreis auch audiophil in Studioqualität (meistens dann knapp €13,--). Wo vom Hersteller angeboten gibt es das digitale Booklet dazu — bei meiner CD nicht.
    Bezahlt wird über SEPA-Bankeinzug, Paypal oder Kreditkarte, nach Belieben.

    Der Server war heute etwas hakelig, ich brauchte zwei Anläufe. Vermutlich schauen sich viele momentan das Angebot an. Schließlich klappten dann aber Kauf und Download, die CD ist schon bei mir auf dem Rechner, in der versprochenen Qualität und flottem Download aller Tracks als .tar-Archiv.
    Das Audio-Format, das angeboten wird, richtet sich nach dem Rechner (der aus dem Browser zu ermitteln ist), kann aber verändert werden.
    Die Downloads kann man später wiederholen.

    Fazit: der erste Versuch war ein Erfolg, werde das noch wiederholen und dann entscheiden, ob qobuz oder iTunes mein Favorit wird.

    • Offizieller Beitrag

    Ab und an erwarb ich etwas über jpc. Das mache ich kaum noch, bei jpc bestelle ich nur noch Scheiben. Das aber dafür immer noch regelmäßig, vor allem wegen cpo.


    Den (jp)c-Download hatte ich seinerzeit, als er frisch am Markt war, getestet. Das war unter aller Sau: Abrechnung nicht über (jp)c, sondern über die Mobilfunkrechnung und der Downloadordner war aus meiner Erinnerung ein heilloses Chaos...

    Hat sonst noch jemand Erfahrung mit dem (jp)c-Download? Hat sich da inzwischen etwas zum Positiven gewendet?

    *hä*

    • Offizieller Beitrag

    Das ist inzwischen nicht mehr ganz so schlimm, weil jpc einen externen Dienstleister einbezieht. Aber dann brauche ich auch den Umweg über jpc nicht zu machen...

    • Offizieller Beitrag

    Ich nutze ziemlich regelmäßig den Amazon-Download - das geht in der Regel ratz-fatz... bis auf manchmal; ich vermute, daß es da ab und zu Updates gibt, die sich nicht automatisch herunterladen: das System hängt dann (läd angeblich die Bibliothek...) und rückt nicht ein Bit heraus. Da hilft mir nur eins: Programm löschen und neu herunterladen - dann geht es, als wär nix gewesen.

    Mich da einfach hängen und Amok-Klicken zu lassen, finde ich etwas... naja... ich bin leicht erregbar!

    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

    *hä*