WAB 109 - Sinfonie Nr. 9 d-moll: Einspielungen (omi) dreisätzig

  • Hier der Link zu abruckner

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    Im Augenblick läuft bei mir:

    Staatskapelle Dresden
    D: Eugen Jochum

    rec. 13.-16. Januar 1978
    (23:06 - 9:58 - 27:39 = 60:43) 1894 Original Version. Ed. Leopold Nowak [1951]

    Wuchtig, laut, übergroß, strahlendes Blech, gewaltig im Tutti. Die Dynamik ist ausgeprägt, und die Tonqualität ist hervorragend. Der II. Satz gefällt mit besonders rhythmischer Straffheit. Knorke... :thumbup:

    Auch als Teil der GA zu bekommen:


    jd :wink:

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • London Symphony Orchestra
    D: Colin Davis

    rec. 22.-24. Februar 2002 (live)
    (28:33 - 11:04 - 25:43 = 65:20) 1894 Original Version. Ed. Leopold Nowak [1951]

    Parallel zur 6. führte Davis auch die 9. in London auf. Und diese finde ich noch besser interpretiert: Davis holt das Drohende, Unheimliche im I. Satz in den Vordergrund und hebt damit die Dualität zu den romantisch klingenden Teilen hervor. Das Scherzo kommt rhythmisch präzise daher, der III. Satz bringt die Dramatik so richtig zum Brodeln. - Auch hier ist die Klangqualität durch die nahen Mikros bestimmt. Grandios... :jubel:


    jd :wink:

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

    • Offizieller Beitrag

    Die beste Neunte aller Zeiten ... :) ... hart, stählern, kompromisslos ...

    Keilberth, Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, 1960
    https://portal.dnb.de/opac.htm;jsess…rrentPosition=5

    Nicht zu verwechseln mit:

    Keilberth, Berliner Philharmoniker, 1960

    "Wenn man sich nur das Urteilen abgewöhnen könnte, dieses dilettantische Verfälschen der Dinge! Wir wollen immer verstanden werden und sind selber unerbittlich verständnislos." (Verdi bei Franz Werfel)

  • New Philharmonia Orchestra
    D: Otto Klemperer

    rec. 06.-07. & 18.-21. Februar 1970
    (26:43 - 11:23 - 27:12 = 65:18) 1894 Original Version. Ed. Leopold Nowak [1951]

    Klemperer läßt elegant die Extreme aufbauen: von ruhig verklärt bis wuchtig ist alles drin. Das Tempo ist eher langsam, bleibt aber stetig. Klang sehr gut... *yepp*


    jd :wink:

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • Orchestra Sinfonica dell'Emilia Romagna "Arturo Toscanini"
    D: Vladimir Delman

    rec. April 1994 (live)
    (27:21 - 11:20 - 20:58 = 59:39) 1894 Original Version. Ed. Leopold Nowak [1951]

    Vier Monate vor seinem Tod dirigierte Delman (1923-1994) diese 9. - bis heute die einzige Aufnahme einer Bruckner-Symphonie von ihm. Das Orchester wirkt erstaunlich klein, und die Mikros standen so nahe, daß der Hall praktisch außen vor bleibt. So hat man eher das Gefühl, ein Kammerorchester zuzuhören. - Delman breitet einen Teppich von präziser Analytik aus, betont jeden Rhythmus speziell, baut eine wuchtige Front im Tutti auf, ohne jedoch die Durchhörbarkeit zu vernachlässigen. Die 9. wirkt eher nüchtern, doch hochkonzentriert vorgetragen. - Das Orchester kann Delmans Intentionen gut umsetzen, auch wenn Manches etwas grob wirkt; es fehlt eine gewisse Eleganz, eine Geschmeidigkeit, die andere Orchester auszeichnet. - Auch die Klangqualität ist nicht optimal: das Pizzicato der Streicher zu Beginn des Scherzos ist kaum zu hören; die Dynamik ist allgemein recht groß, und auch wenn das Orchester in seiner Gesamtheit gut erfaßt worden ist, klingt es so, als sei die Aufnahme in einer Schuhschachtel gemacht worden. Und Delman summt die ganze Zeit mit... *flöt*

    Eine sehr gute Interpretation, wie ich finde *yepp* - in klanglich und orchestral mittelmäßiger Ausführung :S

    PS:
    Über Delman ist im Booklet ein schön geschriebener Artikel von Piero Rattalino drin... *sante*

    Link:
    Kritik von Christopher Howell


    jd :wink:

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • Wiener Philharmoniker
    D: Nikolaus Harnoncourt

    rec. 14.-20. August 2002 (live)
    (24:17 - 10:39 - 23:56 = 58:52) 1894 Original Version. Ed. Benjamin-Gunnar Cohrs [2000]

    [Zuerst zu den Ausgaben: links ist die Erstausgabe von 2003 - eine Hybrid-SACD mit der dreisätzigen Symphonie und eine CD mit einem Gesprächskonzert zu den Fragmenten des IV. Satzes (einmal in deutscher Sprache und ein zweites Mal in englischer Sprache); rechts die Neuauflage von 2014 - eine CD nur mit der dreisätzigen Symphonie.]

    Wie bei der 5. spielt auch hier Harnoncourt die Größe der Philharmoniker aus - allerdings gibt die 9. weniger Gelegenheit dazu. Harnoncourt spürt den einzelnen Strukturen hinterher und legt Bruckners Vision eines Abschieds mit präziser Logik bloß. Trotz aller Massigkeit spürt man die Melancholie des Alters, und die Wiener erfassen die Details mit sorgfältiger Virtuosität. Der I. Satz erreicht eine aufgeschlossene Intensität, das Scherzo kommt straff daher, und das Adagio schwingt sich zu pompöser Kraft auf, bevor es in besonnener Stille endet. Nicht der Superkracher wie die 5., aber eine organische, wohlüberlegte Darbietung seitens Harnoncourts. Sehr gut... :thumbup:

    Auch hier ist klanglich alles vorzüglich zu erhaschen. Top... *hüpf*

    Zum IV. Satz:
    Es werden sämtliche Fragmente, die in den erhaltenen Manuskripten vorhanden waren, ohne Dazufügen fremden Materials gespielt (die Aufzeichnungen der Coda wurden weggelassen). Es handelt sich um 526 Takte - Laufzeit: 18 Minuten zusammen. [Nur in der Erstausgabe von 2003 vorhanden!]


    jd :wink:

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

    • Offizieller Beitrag

    Derzeit in der Digital Concert Hall in der dreisätzigen Fassung zu sehen und zu hören:

    Mo, 15. September 2008
    Berliner Philharmoniker
    Sir Simon Rattle

    Anton Bruckner
    Symphonie Nr. 9 d-Moll (01:04:48)
    DCH


    Sa, 19. November 2011
    Aus dem Nationalen Konzertsaal, Taipeh
    Berliner Philharmoniker
    Sir Simon Rattle

    Anton Bruckner
    Symphonie Nr. 9 (01:07:30)
    DCH


    Sa, 18. Januar 2014
    Berliner Philharmoniker
    Zubin Mehta

    Anton Bruckner
    Symphonie Nr. 9 d-Moll (01:16:02)
    DCH


    Geplant:

    Mo, 05. Oktober 2015, 20 Uhr
    Junge Deutsche Philharmonie
    Jonathan Nott

    Anton Bruckner
    Symphonie Nr. 9 d-Moll
    DCH


    So, 06. Dezember 2015, 20 Uhr
    Berliner Philharmoniker
    Bernard Haitink

    Anton Bruckner
    Symphonie Nr. 9 d-Moll
    DCH

  • Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    D: Rafael Kubelik

    rec. 06. Juni 1985 (live)
    (23:58 - 10:25 - 26:17 = 60:40) 1894 Original Version. Ed. Leopold Nowak [1951]

    Was Kubelik hier abliefert, ist ein wuchtiger Bruckner, ein gewichtiger Bruckner - was allerdings bei der 9. bei Weitem kein Fehler ist ( ;) :( die Dynamik ist ausgereizt, die Tuttistellen schmettern beinhart, die leisen Stellen kommen zart daher, ohne fragil zu wirken. Die "Fanfarenstellen" im I. Satz knallen herrlich aus den Boxen, die Binnenspannung ist gekonnt aufgebaut, das Tempo gewichtig, aber stetig. Das Scherzo erklingt geradezu frech dank seiner rhythmischen Behendigkeit. Im Adagio wird die Ruhe der majestätischen Bruckner-Mäandern "feierlich" begangen. Was will man mehr... *hüpf*

    Das BR-Orchester hat keine Schwierigkeiten, die 9. bis zum Anschlag auszureizen. Das Blech ist präsent, ohne jedoch zu dominant zu wirken, die Streicher haben einen feinen Schmelz. Klanglich ist diese immerhin dreißig Jahre alte Aufnahme so gut, wie man es sich wünschen kann: das Orchester klingt nah, präsent, dynamisch und transparent selbst in den lautesten Stellen. Deutsche Wertarbeit - jawoll... *opi*

    Fazit: oh yeah... :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    jd :wink:

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • Cincinnati Symphony Orchestra
    D: Jesús López-Cobos

    rec. 27. Januar 1992
    (25:18 - 12:03 - 24:59 = 62:20) 1894 Original Version. Ed. Leopold Nowak [1951]

    Wie in der 6. gelingt es López-Cobos auch hier, eine straffe und im Tutti fast strahlende Lesart zu kreieren. Das Scherzo ist zwar eher langsamer, aber so stetig musiziert, daß es nicht durchhängt. Das Adagio spinnt diese Stetigkeit in abgemilderter Form weiter, bis zum Schluß alles in leiser Eintracht endet. - Die Klangqualität ist sehr gut. Fein... *yepp*


    jd :wink:

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

    • Offizieller Beitrag

    Philharmoniker Hamburg, Simone Young, 2014

    I. Feierlich, misterioso 24:32
    II. Scherzo. Bewegt, lebhaft; Trio. Schnell 11:50
    III. Adagio. Langsam, feierlich 22:36

    Was Young da macht, ist von der Klangqualität her der absolute Wahnsinn und interpretatorisch traumhaft schön. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer für mich; verglichen mit Keilberth oder Mrawinski, die Ecken und Kanten haben, beißen und kratzen und bleischwer rabenschwarz Endzeitliches aus der Partitur meißeln; stirbt die Dirigentin mit ihren Nordlichtern in Schönheit, schwelgt zart glitzernd im Klang und nimmt der Neunten so die Schärfe, die sie aber vielleicht auch gar nicht hat. Ähnlich der Weichheit in Abbados letzter Luzerner Einspielung soll hier der mediterran werden, der das meines Erachtens niemals werden kann. Vielleicht spielen mir hier aber Sozialisation und technischer Fortschritt einen saftigen Streich. Objektiv gehört sicher eine hervorragende CD, aber persönlich nicht mein Favorit.

    • Offizieller Beitrag

    Da fehlt ja wohl:

    Netherlands Radio Philharmonic Orchestra
    Jaap van Zweden

    jpc hat sie leider nicht gelistet; Amazon ist hochpreisig, selbst der Download wird nicht für unter 18,99 € herausgegeben.

    Möglich, daß diese Einspielung deswegen als besonders herausragend einzustufen ist... (nicht, daß es auf der Hand läge und man stets so schlußfolgern könne, aber manchmal stimmt das). Ich habe (mangels Interesse) wenige Vergleichsmöglichkeiten, mich hat bislang in der Hauptsache das Scherzo angemacht; nichtsdestotrotz begeistert mich insgesamt auch diese van-Zwedensche Einladung zum gut einstündigen Ausrasten...
    *flirt*

    Van Zweden hat jedenfalls eine mit auf Hochglanz poliertem Blech messerscharf kalkulierte Interpretation vorgelegt, die für mich letztlich nur ein Schlußwort zulässt:

    אָמֵן

    • Offizieller Beitrag

    Und immer wieder zu Unrecht übersehen:

    RSO Saarbrücken, Stanislaw Skrowaczewski.

    Vielleicht nicht die auffälligste Einspielung, abe Skrowaczewski ist für mich einer der ersten bei Bruckner.

    • Offizieller Beitrag

    Staatskapelle Dresden
    Fabio Luisi

    Selbst die viel zu kurzen Teaser bei Amazon (bei jpc leider nicht gelistet) waren sehr überzeugend. Was auch immer „original Version“ hier bedeuten möge: die Interpretation ist elektrifizierend in jeder Hinsicht - frei von jedweder „Verklärung“ des unvollendeten Werks; Luisi geht ohne Wabern unmittelbar in medias res und fesselt vom ersten Ton an.

    I - 25:40
    II - 11:14
    III - 26:49

    Betreffend des Scherzos darf mein bislang Favorit gewesener Rattle abdanken, van Zweden (den ich im Übrigen überaus schätze) stand nie wirklich zur Debatte, wenn es um die Neun ging; und bei mir ging es das eigentlich nie - bis auf das Scherzo.

    Hier bin ich daheim.

    *deibel*:umfall:

    Das einzige, was mir spontan einfällt: „HALLO??? JEMAND ZUHAUSE?" - Moment, Rasierklinge - ich mach's jetzt, echt: Rhodes ist Schuld...

    Conclusio: da gibt's nichts mehr zu „vollenden“ - die Kraft des Meisters steckt in diesen drei Sätzen. Der Widmungsträger hat es so gewollt; und nicht anders. Und die Widmung offenbar angenommen. Punkt ----> .

    • Offizieller Beitrag


    Heute habe ich Skrowaczewski noch einmal gehört.

    Vermutlich wird die Einspielung Ulli nicht zur Autoaggression verleiten. Aber man merkt zu jeder Zeit, dass Skrowaczewski Bruckner zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat.
    Die Einspielung ist ausgezeichnet, er kann große Bögen zeichnen und hat die Geduld, Bruckners lange Crescendi mitzugehen, ohne dabei zu beschleunigen.

    Eine exzellente Einspielung, strukturiert in der Anlage und fein ausgearbeitet im Detail.

    • Offizieller Beitrag

    Nah an einer Überdosis habe ich nach Skrowaczewski noch Venzago nachgeschoben.

    Die Aufnahme unterscheidet sich sehr von den anderen mir bekannten.
    Deutlich straffer im Tempo, besonders auch im Adagio.

    In seinen Ausführungen im Booklet führt Venzago Bruckner auf seine Wurzeln in Schubert (und Schumann) zurück, und das hört man.
    Die Musik kommt schlank, transparent daher, gefühlvoll, aber nicht pathetisch.

    Die Einspielung polarisiert, die Kritiken gehen von desaströs bis euphorisch.
    Ich bin mir (noch) nicht sicher, auf welcher Seite der Skala ich die Neunte sehe. Sicher nicht desaströs.
    Die Symphonie wirkt bei Venzago nicht abgründig. Das Scherzo ist fast gehetzt, die Streicher werden mit den Pizziccati an die Grenze des Machbaren und Artikulierbaren getrieben.
    Es selbst sieht in der Symphonie das Programm "Ein feste Burg", und das passt zu seinem Ansatz: geprägt von Andacht ohne große Gesten, von tiefem Gottvertrauen.
    Venzago hat spezielle Ansätze, über die er im Booklet Rechenschaft ablegt.

    Eine andere Neunte, ohne Zweifel. Jede(r) muss für sich entscheiden, ob sie oder er damit zurecht kommt oder nicht.

    Ich mag diese Schubert-Bruckner-Neunte, aber nicht als einzige Aufnahme, sondern eher als Bereicherung und Alternative.