- Offizieller Beitrag
Sorgemusik över Gustav III
Göttlicher Kraus! ich habe eine Begräbnismusik gehört, die bloß einen einzigen Fehler hatte:
Sie war so schön, dass ich ihretwegen, solange sie erklang, nicht an die Beerdigung selbst dachte,
und nicht an Ihn, der beerdigt wurde. Verzeih mir dafür, Schatten meines Königs!
Du hast uns selbst Kraus hergeholt – nun siehst du die Folgen.
Carl Jonas Love Almquist in Drottningens juvelsmycke (1834)
Übers.: Lars Burman in Das Geschmeide der Königin (Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2005)
Joseph Martin Kraus
Sorgemusik över Gustav III
Hillevi Martinpelto, Sopran I
Christina Högman, Sopran II
Claes-Håkan Ahnsjö, Tenor
Thomas Lander, Bariton
Uppsala akademiska kammarkör
Drottningholms barockensemble
Stefan Parkman
Joseph Martin Kraus komponierte diese Trauermusiken anlässlich des am 16. März 1792 durch einen Schuß während eines Maskenballes tödlich verletzten und am 29. März 1792 verstorbenen Schwedischen Königs Gustav III. (Dieser 'Stoff' wurde später Grundlage zum Libretto für Giuseppe Verdis Un ballo in maschera; bloß, daß die Hauptperson, Joseph Martin Kraus, nicht berücksichtigt wurde).
Die Trauermusik besteht in zwei Werken für unterschiedliche Zwecke, die Kraus, der bei den Proben von seinen Gefühlen überwältigt vor dem Dirigentenpult in Ohnmacht gefallen war, selbst dirigierte:
I. Bisättnungsmusik
Es handelt sich um die später so genannte Sinfonie funébre in c-moll VB 148, bestehend aus den vier Sätzen:
I. Andante mesto
II. Larghetto
III. Chorale
IV. Adagio
Diese Sinfonie funébre wurde während der Aufbahrung des Leichnams Gustavs III. gespielt.
In dieser Einspielung mit dem Drottningholms barockensemble erfährt man viele Detailarbeit in der Dynamik, auch ganz herausragend bei den Pauken zu erhören, die in dieser Einspielung besonders schön zur Geltung kommen. Die Einspielung dauert hier knapp 19 Minuten und ist damit die längste – nicht aber die langweiligste – die ich je hörte.
II. Begravingskantat
Die „eigentliche“ Trauerkantete für Chor, Solisten und Orchester in d-moll war für die Beisetzung gedacht. Den Text verfasste der Hofsekretär Gustavs III. - Carl Gustav af Leopold [1756-1829]. Das Werk besteht in zwei Teilen:
Parte primo
I Introduzione
II Coro Himmelka makter!
III Recitativo, Arie con Coro Bestörta menighet och fäder
IV Aria, Sopran I På tronens höjd tyrannen skryter
V Duo, Sopran II & Tenor Han är ej mer
VIa Recitativo Sopran I Beundrad han den spira burit
VIb Aria con Coro, Tenor Fälld är han
VII Aria, Sopran II Ditt liv en kedja var
VIII Coro O skulder av blod över suckande länder!
Parte seconda
IX Introduzione
X Quartetto con Coro Dygder, snille, bördens ära
XI Aria, Sopran II O hamn av hjälte
XII Coro Kungars Gud!
Die Ouvertüre des ersten Parts ist nichts anderes als die Ouvertüre d-moll VB 147. Nach der bekannten Ouvertüre folgt sogleich ein schmerzlicher Chor, in dem Schweden über den Verlust des Königs klagt. Es folgen Rezitative, Arien [mit Chor] und ein Duett, welche die Eigenschaften des Königs preisen. In der Tenorarie Nr. 3 fällt auf einmal völlig überraschend anschwellend der Chor ein: Grandios! Der erste aus acht Nummern bestehende Teil endet mit einer tollen Chorfuge und verhallt im Nichts.
Der zweite Teil besteht lediglich aus vier Nummern, beginnend wiederum mit einer Introduktion, eines der warmherzigsten Stücke von Kraus, das ich je hörte. Danach folgt ein grandioses Solistenquartett, welches [wenn man einen Vergleich haben mag] jedem aus Mozarts Oper Idomeneo [Nr. 21] um nichts nachsteht – es weist sogar melodische Parallelen auf. Offensichtlich mochte Kraus diese Mozartoper. Nach einer ausgedehnten Sopranarie endet die insgesamt 45 Minuten andauernde Trauerkantate mit einem wundervollen Chor, quasi ein "Dies irae".
Das Werk ist sehr dramatisch und aufgewühlt: der Grundtenor entspricht vielleicht in etwa der Szene des Raubes der Proserpina aus der Oper 'Proserpin', nur ist es länger als diese Szene. Man kann sich anhand dieser Musik durchaus gut vorstellen, wie sehr Kraus unter dem Tod des Königs gelitten haben muss.
Diese Musik ist so wunderbar! Eigentlich eine Art „schwedisches Requiem“ und man könnte auch beinahe sagen, dass Kraus es für sich selbst schrieb – denn etwas mehr als ein halbes Jahr später als sein Anlassgeber starb er selbst.
Da möchte man schon gerne ein ermordeter König sein, wenn man solche Musik gewidmet bekommt.
Die Einspielung ist - wie von Musica Sveciae gewohnt - ganz hervorragend: Historische Originalinstrumente, tolles Blech, sonorer Chor...
...unverzichtbar von der ersten Sekunde an!