Schuppanzigh-Quartett

    • Offizieller Beitrag

    ...ein Strich und eine Seele...

    Die Allgemeine Musikalische Zeitung berichtet am 15. März 1826:

    Auch die beliebten Quartett-Unterhaltungen gegen Abonnement, von Herrn Schuppanzigh veranstaltet, haben wieder angefangen und finden jeden Sonntag Nachmittag im Saale des Musik-Vereins statt. Der Unternehmer selbst spielt meisterhaft die erste Violine; ein sehr geschickter Kunstfreund, Hr. Holz, die zweite; der Fürstl. Rajumovskische Kammermusikus, Herr Weiſs, die Bratsche, und der Solospieler im Wiener-Theater-Orchester, Hr. Linke das Cello.

    Zu der absoluten Trefflichkeit jedes Einzelnen kommt noch, daſs sie zusammen gewöhnt sind, gleich Insepatables, immer sorgfältig Vorproben zu halten, und somit alles mit jener Delikatesse, Uebereinstimmung, Präcision, ein Strich und eine Seele, ausführen, welche mir die genuſsreichen Stunden vergegenwärtigen, die wir alljährlich unserm hochgefeierten Möser verdanken.

    Bei mehrstimmigen Sätzen wirken auch andere kunstsinnige Dilettanten, die Herren Piringer, Groſs, Pecjazeck etc. mit, und daſs nur die besten Werke anerkannter Meister an der Tagesordnung sind, beweiset das Schema der bereits gegebenen; nämlich: Von Joseph Haydn: Quatuor in H-moll; in A-dur; in G-dur, (Appony). - Von W. A. Mozart: Quintett in C minor, No. 7; Quartettkonzert in D. - Von L. Van Beethoven: Quatuor in B, No 6, op. 18, in A-moll, (das neueste Manuscript): Trio in D, op. 70. Die Pianofortestimme von Herrn Professor Würfel gespielt. Quatuor in Es, op. 74. Quatuor in C-moll, (Rasumovsky). - Von Onslow: Quintett in E-moll; dito in C, op. 25. - Von Romberg, Quatuor in D, op. 7. - Von Weiſs. Quatuor in G-moll. - Von Spohr: Double-Quatuor.

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    Ignaz Schuppanzigh
    Gemälde von Josef Danhauser

    Ignaz Anton Schuppanzigh (1776-1830) war in den Diensten des Fürsten Carl Lichnowsky (1756-1814) als Leiter des fürstlichen Quartetts in der Zeit von 1794 bis 1799 tätig. Ab 1798 (andere Quellen nennen 1795) leitete er die bereits zu Mozarts Zeiten sehr beliebten Augarten-Konzerte (vgl. Erwähnung Schuppanzighs im Artikel der AmZ als 'Unternehmer'). Er gründete das nach ihm benannte Profi-Ensemble im Jahre 1804 und konzertierte mit seinen Mitstreitern - ab 1808 in Diensten des Fürsten Andrei Kirillowitsch Rasumowski (1752-1836) - regelmäßig bis 1816. Konzertreisen in der Zeit von 1816 bis 1823 unterbrachen die Formation, die Schuppanzigh 1823 wieder aufleben liess. Im Laufe der Zeit gehörten ihr die Musiker Josef Mayseder (1789-1863, Violine), Franz Weiß (1778-1830, Bratsche), Peter Hänsel (1770-1831, Violine), Anton Kraft (1752-1829, Violoncello), Emanuel Aloys Förster (1748-1823), ab 1808 Josef Lincke (1783-1837, Violoncello) und ab 1823 als zweiter Geiger Karl Holz (1799-1858) an. Die Konfiguration des Ensembles ergibt sich wie folgt:

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    Während man sich Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch unregelmäßig in variabler Zusammensetzung zum Quartettspiel verabredete, war das Schuppanzigh-Quartett eines der ersten professionellen Streichquartett-Ensembles, welches in relativ konstanter Besetzung über Jahre hinweg öffentlich auftrat. Die einzelnen Mitglieder des Schuppanzigh-Quartetts waren zum Teil selbst Komponisten und produzierten so bei öffentlichen Konzerten ihre eigenen Werke. Bekannt geworden ist dieses Ensemble jedoch vielmehr durch die Kontakte zu den 'großen' Komponisten wie Beethoven und Schubert, deren Werke sie zumeist repräsentativ (öffentlich) uraufführten:

    Ludwig van Beethoven (1770-1827)

    • 6. März 1825
      Streichquartett Es-Dur op. 127
    • 6. November 1825
      Streichquartett a-moll op. 132
    • 21. März 1826
      Streichquartett B-Dur op. 130
      (Finale: Große Fuge)

    Franz Schubert (1797-1828)

    • 14. März 1824
      Streichquartett a-moll D804
      composés et dediés à son ami I. Schuppanzigh
      membre de la chapelle de S. M. L'Empereur d'Autriche
    • 16. April 1827
      Oktett F-Dur D803
    • 26. Dezember 1827
      Clavier-Trio Es-Dur D929
      (Carl Maria von Bocklet, Clavier)
    • 26. März 1828
      Streichquartett d-moll D810, 1. Satz
      Streichquartett G-Dur D887, 1. Satz
      (in einem Privatkonzert, nicht gesichert)

    Alles sollte sein wie es war - und nicht wie wir es uns wünschen!

    (HIPpokrates)