BWV 806-811 - Englische Suiten: Einspielungen (opi)

  • Ich kenne Leonhardt I, van Asperen und Rousset.

    Jede dieser drei einspielung ist sehr gut, jede ist anders. Van Asperen der eher virtuose, geradlinige, Leonhardt der sehr gewissenhafte mit tollem Timing, Rousset der großzügige, ausgreifende. Sehr kurze Charakterisierung aus dem Gedächtnis, ich werde gerne bei Gelegenheit und nach entsprechendem Hören noch mehr dazuschreiben.

    Übrigens spielen alle drei sehr schöne Cembali, can Asperen und Rousset sind auch tontechnisch hervorragend aufgenommen.

    • Offizieller Beitrag

    Sehr kurze Charakterisierung aus dem Gedächtnis, ich werde gerne bei Gelegenheit und nach entsprechendem Hören noch mehr dazuschreiben.

    Das wäre toll. *yes*

    Übrigens spielen alle drei sehr schöne Cembali,

    Schon seltsam, wie sehr sich die Instrumente unterscheiden ...

  • Nicht seltsam, deswegen spielen wir auf Originalen bzw. Nachbauten. Der gleiche oder zumindest sehr ähnliche Klang ist eine „Erfindung“ des 20. Jahrhunderts, eine ästhetische Entwicklung (auch z. B. Stimmung und Intonation gehören dazu), die eben der „Alten musik“ nicht gerecht wird. Tonartencharakteristiken oder bestimmte einkomponierte Effekt/ Affekte sind so im Sinne der Werke nicht mehr oder nur noch mit viel Aufwand möglich.

    • Offizieller Beitrag

    Nicht seltsam, deswegen spielen wir auf Originalen bzw. Nachbauten. Der gleiche oder zumindest sehr ähnliche Klang ist eine „Erfindung“ des 20. Jahrhunderts, eine ästhetische Entwicklung (auch z. B. Stimmung und Intonation gehören dazu), die eben der „Alten musik“ nicht gerecht wird. Tonartencharakteristiken oder bestimmte einkomponierte Effekt/ Affekte sind so im Sinne der Werke nicht mehr oder nur noch mit viel Aufwand möglich.

    Ich weiß schon, daher: Klangbeschreibung für Tasteninstrumente (Cembalo, Hammerklavier, Klavier) :wink:

    "Wenn man sich nur das Urteilen abgewöhnen könnte, dieses dilettantische Verfälschen der Dinge! Wir wollen immer verstanden werden und sind selber unerbittlich verständnislos." (Verdi bei Franz Werfel)

  • So, ich habe nun mir noch einmal intensiv Leonhardts Einspielung der englischen Suiten für Sony/ Seon zu Gemüte geführt.

    Mein Fazit vorab:

    Grundsätzlich braucht man nur diese Aufnahme. Man kann die Suiten anders genauso gut spielen. Vielleicht liegt es aber daran, daß ich Leonhardt-Fan bin. Seine Phrasierungen, seine Artikulationen, seine feine Agogik wird den Werken auf das Schönste gerecht.

    Was mich besonders fasziniert ist, daß man immer merkt, daß es sich um stilisierte Tänze handelt. Der Tanzcharakter ist immer zu hören, Leonhardt zeigt aber mit jeder Phrase, daß die Suiten viel mehr als Tanzmusik ist, daß es sich um intellektuelles und emotionales Erlebnis ersten Ranges handelt.

    Gerade in den langsamen Sätzen würdigt er jede Blume am Wegesrand ohne den Weg und die Blütenpracht in ihrer Gesamtheit zu übersehen oder zu diskreditieren. Seine Detailfreudigkeit bei einem ausgeprägten Sinn für das Ganze überzeugen mich sehr.