Dank rühriger Dirigenten, wie Jos van Immerseel (Ravel, Poulenc, Orff) und Francois-Xavier Roth (Strawinski), ist HIP ja nun auch im 20. Jahrhundert angekommen, wobei sich sofort die Frage ergibt, ob das überhaupt noch Sinn macht.
Da diese Fragestellung nun aber sehr allgemein ist, möchte ich sie etwas präzisieren:
1. In wie weit unterscheidet sich Instrumentarium Anfang 20. Jhdts von dem Mitte und Ende selbigens?
2. Wie schaut es mit der Spielweise aus? Hat man 1913 anders gespielt als 1923, 33, 43, 53, 63...
3. Wie sind dirigierende Komponisten einzuschätzen? Besonders, wenn sie ein Werk im Laufe ihres Lebens immer wieder mal zur Aufführung gebracht haben? Ich denk da an Strawinski, der seinen Sacre im Laufe seines Lebens des öfteren eingespielt hat, genauso wie seine Oper "The Rakes Progress".
4. Wie schaut es mit Uraufführungsmitschnitten aus? Wie mit Einspielung die mit gleichem Personal uraufführungsnah erfolgten (Schostakowitsch,
Schtschedrin)?
5. Wie mit Widmungsträger (Schostakowitsch - Beethoven-, bzw. Borodin-Quartett)?
6. Wie sind vom Komponisten abgesegnete Aufnahmen einzuschätzen (Orff)? Wie solche, die unter der Aufsicht des Komponisten entstanden sind (Chatschaturian)?
7. Ist die sowjetische Aufnahme eines Werkes eines sowjetischen Komponisten mit einem sowjetischen Dirigenten mehr HIP, als eine Westaufnahme des selben Werkes mit westlichem Personal aus der postsowjetischen Ära (Schostakowitsch-Sinfonien)?
Siegfried