TV-Serien / Sitcoms

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    Ich habe letzthin übrigens versucht, die ersten Folgen von Charité zu sehen; musste aber abbrechen: Das schlechte Drehbuch, die Schwarzweißmalerei, die übertriebenen Dialoge und Konstellationen, die kitschigen Anleihen beim Arztroman; die schlecht verhohlene Ideologie, einfach nur furchtbar bei so einem wichtigen Thema.

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    Erstmal stimme ich Dir zu (Legitimität aktueller Neuverfilmungen, Oberfläche statt Figurenzeichnung, Mangel an Qualität bei Drehbüchern/Dialogen, Entfernung vom eigentlichen Sinn der Vorlage - wobei letzteres schon in gewissem Widerspruch zum Recht junger Generationen auf ihre neue Verfilmungen steht). Dann aber denke ich, das liegt nicht am Thema "Neuverfilmung" sondern am (amerikanisch geprägten) Zustand des Erzählkinos überhaupt (sofern man noch von "Kino" sprechen muss).

    Und wie gesagt: als "neu ins Werk setzen", also Remake, eines "der besten Filme aller Zeiten" muss man das nicht zwingend verstehen, sondern lieber als weitere Verfilmung der literarischen Vorlage. Falls die Verfilmung als Serie gelingt, tut sie das nicht wegen, trotz oder gemessen an Annauds Film, sondern weil sie gelingt. Gleiches, falls sie anders herum Mumpitz ist aus Action, Porno und - was meinst Du eigentlich mit "moderner Musik"?

    Ich verstehe also die Skepsis, freue mich selber aber auf das Potential, das im Raum steht. Ich unke ja auch ganz gerne, aber je nachdem, was im Glas ist, ist es für mich dann doch erstmal halbvoll. Wir werden sehen.

    *sante*

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    - was meinst Du eigentlich mit "moderner Musik"?

    Ohne dass ich mir Charité schon angetan hätte, sitzt bei mir die Gemengelage aus überspannter Erwartung und tiefer Enttäuschung bei "Babylon Berlin" noch tief, zumal ich mich hobbybedingt intensiv mit den Zwanzigern auseinandergesetzt habe.

    Ich kann nur mutmaßen, was Yorick gemeint hat, aber was mir bei diesen Machwerken immer wieder aufstößt, ist die vollkommen unzeitgemäße Musik. Das ultra-gehypte (was für ein Wortmonster) Lied mit Asche und Feuer oder wie das Ding hieß (bei Babylon Berlin), war VIEL zu modern. Der Hall passte nicht, der musikalische Duktus — nichts passte. Aber das gemeine Wahlvolk denkt jetzt, es kennt die Musik der Zwanziger.

    Oder beim Großen Gatsby und seiner Neuverfilmung: neuester Popmusik-Scheiß in der Filmmusik.

    Im Vergleich dazu habe ich neulich den Tod Stalins gesehen. Ein pechschwarzer, finsterer und doch bisweilen komischer Film um den Umbruch in der Sowjetunion. Die Musik klingt durchweg nach Schostakowjewtschaturjan, aber passt stilistisch wenigstens. Es gab keinen Stalin-ist-tot-Rap am Schluss…

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    Ah, wenn das gemeint war, dann verstehe ich und gehe ein Stück mit. Als so undifferenzierte Aussage konnte ich damit nichts anfangen. Diese Ebene der Aktualisierung funktioniert bei mir oft auch nicht. Allerdings muss die Musik für mich auch nicht unbedingt dem zeitlichen Setting der Erzählung entsprechen - zumal mir scheint, die weit, weit überwiegende Mehrzahl an Scores ist nach wie vor auf dem musikalischen Stand irgendwo zwischen Wagner und Holst hängengeblieben und damit meist auch keineswegs einem adäquaten Zeitkolorit entsprechend - viel zu alt in dem Fall.

    Dazu kommt, dass es auch gelingen kann, eine gewisse Stimmung in einem andersgefärbten Gewand aufzugreifen und ins Jetzt zu tragen. Wahrscheinlich gar kein schlechter Ansatz, um aus dem rein Historisierenden zu gelangen und den aktuellen Zeitbezug zu untermauern. Beim Babylon-Asche-Beispiel gefällt mir dieser Aspekt schon (ohne dass ich den Song jetzt komplett verteidigen will, dafür mag ich ihn auch viel zu wenig). Aber sicherlich ist die Motivation häufig gar nicht mal so gestalterisch, sondern mehr eine Ebene der Vermarktung: besonders deutlich bei unzähligen Filmen, die zwar Orchester-Score haben, dann aber der Abspann mit einem Popsong zugedröhnt wird: dann besteht zumindest die Möglichkeit, dass der Film auch in den Musik-Charts auftaucht... Da haben wir's dann wieder: Oberflächlichkeit. Moderne Musik (oder Pop) muss nicht zwingend schlecht platziert sein, aber es muss durchdacht, Form und Inhalt berücksichtigen (wofür es aber keine Pauschalrezeptur gibt) und eben gut gemacht sein, sonst bleibt es irritierender Firlefanz.

    Dass die armen Desinteressierten aufgrund von "Asche..." womöglich einem Missverständnis anheimfallen, ist ein Punkt, der mir mittlerweile recht egal ist. Dachte ich bezüglich "The Artist" und Stummfilmen auch. Aber letztlich ist für seine Bildung jeder selber verantwortlich und wer zu faul ist, selbstständig ein wenig weiter zu denken und hinter die Dinge, auch die der Kunst und Unterhaltung, zu schauen, hat es seinerseits verpasst.

    Welche Bedeutung haben denn dabei eigene Hörvorlieben für Euch, wenn sie mit Filmscores kollidieren? Es gibt ja immer per se Musik, die man nicht gerne hört - die mag es dann auch in Filmen nicht unbedingt leichter haben.

  • Das ultra-gehypte (was für ein Wortmonster) Lied mit Asche und Feuer oder wie das Ding hieß (bei Babylon Berlin), war VIEL zu modern.

    Das Lied paßt stilistisch gar nicht in die Zeit, soll es wohl auch nicht. Aber selbst als Kommentar zu den Zwanziger Jahren gibt es nichts her. (Übrigens: ich find das Stück miserabel; ich hätte es nie in die Serie übernommen.)

    Allerdings muss die Musik für mich auch nicht unbedingt dem zeitlichen Setting der Erzählung entsprechen - zumal mir scheint, die weit, weit überwiegende Mehrzahl an Scores ist nach wie vor auf dem musikalischen Stand irgendwo zwischen Wagner und Holst hängengeblieben und damit meist auch keineswegs einem adäquaten Zeitkolorit entsprechend - viel zu alt in dem Fall.

    In vielen Fällen (speziell die Hollywood-Scores der 1930-1940er Jahre) "wollen" es auch nicht - sie übernehmen allenfalls einige lautmalerische Elemente (Pentatonik bei Chinafilmen). Bei Musikfilmen sieht es natürlich anders aus, speziell bei Künstlerbiographien.

    Insgesamt gesehen gibt es schon sowas wie eine gewisse klangliche Traditionen, die sich seit der Frühzeit einer bestimmten Harmonik bedient (Spätromantisch würde ich es nennen), wobei das natürlich nicht zwingend für jeden Film gilt. Letztendlich geht es doch darum, dem Filmerlebnis etwas "Adäquates" zu bieten, und da sind Hörgewohnheiten stärker, als man glaubt.

    Filme, die im Altertum spielen, sind das beste Beispiel dafür, daß die Musik nicht paßt; nur haben wir uns inzwischen so daran gewöhnt, daß es uns nicht stört. Im Gegenteil: es stört eher, wenn man kein symphonisches Orchester hört...:D

    Tatsächlich habe ich öfters das Gefühl, manche Musik stimmt deshalb nicht, weil sie eher von Popkomponisten im klassischen Stil komponiert wurden. Da ist ein stilistischer Unterschied, der einfach ausgetauscht wird und dann irritiert.

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • Welche Bedeutung haben denn dabei eigene Hörvorlieben für Euch, wenn sie mit Filmscores kollidieren? Es gibt ja immer per se Musik, die man nicht gerne hört - die mag es dann auch in Filmen nicht unbedingt leichter haben.

    Ich habe von Anfang an in meinem Leben auch Filme gesehen und bin daher mit der "Musiksprache" vertraut; kollidieren kann es da eigentlich nur, wenn wie in Babylon Berlin ein Song auf einer Bühne erklingt, der niemals damals so existieren konnte.

    Doch ansonsten kommt es wirklich darauf an: wer Bollywoodfilme mag, aber die Musik nicht abkann, der hat ein prinzipielles Problem; bei Musicals genauso. Wer sich daran stört, daß Geschichtsfilme wie Krieg und Frieden (1956) oder El Cid (1961) keinerlei zeitgenössiche Musik enthält, wird nie glücklich werden.

    Bei Stummfilmen muß man aber genau trennen: es gibt keine Regel, die besagt, daß ein neuer Score zu einem alten Stummfilm nicht modern sein darf. Ich kenne viele Filme mit Musik und weiß sehr genau, daß es funktionieren kann. Zugegebenermaßen: mit Rockmusik und -gesang im Popstil hat mir sowas bisher nie gefallen.

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

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    Dogs of Berlin (Staffel 1)

    BRD 2018

    Jetzt mal ehrlich und ohne Zorn: Woher kommt diese abartige Faszination für libanesische etc. Clans, für Gangsta-Rap; für korrupte Bullen und kaputte Großstadtwelten. Ist man denn wirklich ein Faschist, wenn man sich wünscht; dass dieses Milieu mit Stumpf und Stiel ausgerottet wird?

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    Dark

    BRD 2017ff.

    Die ersten Folgen mit seltsamen Gefühlen ...

    Also: Die vielen negativen Kritiken verstehe ich nicht. Dogs of Berlin war im Ganzen tatsächlich Scheißdreck, aber das hier hat schon etwas, das einen berührt. Akzeptiert man erst einmal das typische Zeitreisendilemma (z.B. Großvaterparadoxon) als Fiktion, bleiben die filmkünstlerischen Mittel. Und da bin ich mit dem Bild, den Charakteren, der schauspielerischen Leistung, der Stimmung, der Atmosphäre, der Musik etc. durchaus zufrieden.

  • Hier läuft von Zeit zu Zeit Maritimes in Gestalt dieser 8teiligen Serie:

    Hornblower, UK 1998 - 2003

    Sehr gefällig, weil, jedenfalls für mein Empfinden, atmosphärisch sehr dicht und spannungsvoll inszeniert wurde, die Ausstattung keine Wünsche übrig lässt, die Figuren sehr differenziert gezeichnet werden.

    Eine sehr schöne Ergänzung zu Raoul Walsh' 1951er Inszenierung mit Gregory Peck in der Hauptrolle (Des Königs Admiral).

    klick 1

    klick 2

  • Monty Python's Flying Circus

    GB 1969-1974

    Es ist schon eine ganze Weile her, daß ich die Folgen gesehen habe: ich erinnere mich an die OmU-Ausstrahlungen in 3Sat und die späteren deutsch synchronisierten Folgen in SAT1. Da habe ich erstmal gestaunt, als ich z.B. den Sketch mit den Schafen in den Bäumen sah. Irgendwann kam der Film Monty Pythons wundersame Welt der Schwerkraft dazu, der die besten Sketche neu verfilmt hatte. Ich kenne ihn inzwischen gut genug.

    Die Serie hat natürlich diesen freien Charakter anders positioniert als im Film, der wie eine lange Folge wirkt; Running Gags werden durchgängig in einer Folge verwendet, das Absurde und Groteske bricht sich Bahn. Jede Komik-Technik wird verwurstet - egal, wie abgedroschen oder genial er ist. Vor allem kommt der Charakter des Humors klar zum Vorschein: typische Verhaltensmuster der Menschen werden auf andere Begehrlichkeiten bezogen, die Realität wird ver-rückt. Nichts ist sicher, alles ist erlaubt - jede Inspiration der damaligen Zeit taugt für einen Sketch.

    Bis jetzt habe ich erst die ersten vier Folgen von Staffel 1 gesehen, aber die Bekloppheiten haben Methode. Ich kann's nicht anders sagen: dieser Humor liegt auf meiner Linie, entspricht meiner Vorliebe für Situationskomik und für intellektuellen Verfremdungen der Wirklichkeit. Nicht alle Gags zünden, aber manche dafür umso heftiger [Bicylce Repair Man, The Joke...:love:]. Fünfzig Jahre ist dieser Krempel alt, und er funktioniert immer noch wie am ersten Tag - er ist nämlich in dem Sinne zeitlos, weil er sich der menschlichen Schwächen annimmt und nicht vordergründig bleibt. Die Sichtweise hat Methode, ist eigentlich satirisch als komisch, ist furztrocken selbst im Scheitern. Das kann nicht jeder mögen, aber wenn es einschlägt, dann richtig.

    Erfreulich auch die neueste Ausgabe der Serie: die Network-Box aus Großbritannien auf BD mit englischem Ton und Untertitel im mehreren Sprachen, darunter auch in Deutsch. Das Bild wurde so gut wie möglich von den Originalmaterialien restauriert und sieht besonders in den Studioaufnahmen (die ja auf Video gemacht wurden) wirklich toll aus. Jede Staffel hat ein fettes Buch dabei, worin alle Details zu den Folgen zusammengetragen wurden, die man finden konnte. Ein echtes Highlight.

    Ehre, wem Ehre gebührt...:jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:

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    Der Pass Staffel 1

    BRD/Österreich, 2019

    Der 1. Teil war toll, die Julia Jentsch wird je älter und herber und hässlicher immer besser als Actress. Und der Ösi ist natürlich der Hammer - die Sprüche ... aber was träufelt er da immer auf den Würfelzucker?

  • [...]

    Wie ist da übrigens im Fairgleich das Remake?

    Kann mir nicht vorstellen, daß das subtiler ist als das schwedische Original ...

    Jedenfalls nehme ich die Amazon-3-Sterne-abwärts-Bewertungen im Hinblick auf das Remake als irgendwie durchdachter und detaillierter wahr im Vergleich zu den Jubelorgien, wie sie sich zu einem großen Teil in den 4- und 5-Sternebewertungen widerspiegeln. Das kommt zumindest mir ungewöhnlich vor.

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    Eine meiner liebsten Serien seit dem letzten Jahr: Modern Family, mit dem unvergesslichen Ed O'Neill in einer tollen Rolle. Die schrecklich nette Familie ins 21.Jahrhundert gebracht: weniger Klamauk, viel liebenswerter Humor.