Im Vergleich:
W.A.Mozart: Don Giovanni
Drottningholm Court Theather Ensemble - A.Östmann
W.A.Mozart: Don Giovanni
La Petite Bande - S.Kuijken
W.A.Mozart: Don Giovanni
The English Baroque Soloists - J.E.Gardiner
W.A.Mozart: Don Giovanni
Freiburger Barockorchester - R.Jacobs
Mit Mozarts Don Giovanni tat ich mich extrem schwer, tue es noch.
Lange hatte ich keinen Zugang zu dem Werk. Zu uninteressant das Thema, zu lang, zu langweilig - das hätte man auch alles kürzer halten können, viel kürzer. Der Funke sprang nie über. Mittlerweile weiß ich auch, woran dies lag. Was ich nicht wusste, dass die Interpretationen von dem Pathos des 19. Jahrhunderts, angefangen mit dem widerlichen E.T.A. Hoffmann, das Werk völlig uminterpretierte und in einen romantischen Fatalismus und Pathos umdeutete, der mir nicht nur fremd, sondern auch schlicht zuwider ist. Und diese Nachwirkungen sind bis heute einfach da.
Das Thema dieser Oper ist aber so nie gemeint gewesen - und auch nicht von da Ponte und Mozart zum ersten mal behandelt worden, als dass es sich hier um einen "Wendepunkt der Oper" handeln könnte. Die früheste mir bekannte Vertonung des Stoffes stammt von 1669 (Melani: L'empio punito). Viel schwerer wiegt aber die Umdeutungen im 19. Jahrhundert. Warum wohl gab es nach der Höllenfahrt Don Juans noch ein versöhnliches Finale, dass dann regelmäßig gestrichen wurde ? Weil es nicht in die romantische Interpretation des 19. Jahrhunderts passt. Ich denke, daß Don Giovanni mehr ein dramma giocoso ist, wie Cosi fan tutte, eine Opera buffa - nix anderes. Das sieht man auch schon an den teilweise klischeehaften Buffa-Typen dieser Oper, ganz abgesehen von den Verwechslungsszenen.
Eine Interpretation mit "schweren Opernstimmen" ist schon vornweg das Todesurteil für diese Art von Oper. Weswegen 90% der Aufnahmen auch in mir nichts kitzeln konnten. Also weg mit dem Pathos und Schnulz des 19. Jahrhunderts, junge Stimmen her und die Urversion mit Finale. Schon bei der Uraufführung sind extrem junge Sänger (in den 20ern) belegt. Wenn diese Parameter nicht stimmen, dann kann mir diese Oper gestohlen bleiben. Das hat mich z.B. bei Gardiner und Östmann am meisten gestört, hier klingen einige Damenrollen doch etwas ältlich. Da ist Kuijken die bessere Wahl... gäbe es nicht René Jacobs.
Die bisher einzige Aufnahme die mich jetzt begeistern konnte, ist jene von Rene Jacobs. Und hier revidiere ich mein, vor ein paar Tagen, ausgesprochenes Urteil, "er hätte enttäuscht". Nein hat er nicht!
Jetzt im Vergleichshören mit Gardiner, Östmann und OMI Aufnahmen von Solti, Kubelik, Davis und Marriner wurde das noch mal umso deutlicher. Ich bleibe dabei, dass mich Don Giovanni als Oper nach wie vor nicht so begeistern kann wie die anderen Werke, aber die Aufnahme von Jacobs kommt meinen Vorstellungen doch am nächsten: Junge Stimmen - das ist mehr als elementar. Gleichzeitig nimmt man in Kauf, dass nicht alle Leistungen auf höchstem Niveau stattfinden. Und das war wohl der Moment der Enttäuschung, da hier einfach solche Stimmen fehlen wie die junge Veronique Gens, Nurial Rial, Howard Crook, Richord Croft usw. Hier bleibt die Jacobs-Fassung etwas blass - aber ich denke, ich bin einfach zu verwöhnt. Dann die Wiederherstellung des dramma giocoso und weg von diesem Pathos und Fatalismus, damit kann ich was anfangen. Sehr erfreulich auch, dass die Szenen für die Wiener Fassung als Apendix mitgeliefert werden.
Also ganz klarer Sieg für René Jacobs.
Vielleicht wird die Aufnahme von Currentzis ja doch noch einen Ticken besser, mal abwarten.