Clavierkonzert Nr. 1 d-moll op. 15: Einspielungen (omi)

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    Krystian Zimerman, Berliner Philharmoniker, Simon Rattle, 2003/2004

    1. Maestoso: 23:27
    2. Adagio: 15:45
    3. Rondo: Allegro non troppo: 12:09

    Eine allerorten viel gelobte Aufnahme und wirklich Aufsehen erregend ist die Klangqualität. Wozu braucht man SACDs und Blue-rays, wenn CDs Derartiges transportieren? Strahlend, innig, souverän, lyrisch, organisch verschmolzen; großartig. Mir persönlich ist der 1. Satz auch ein wenig zu langsam und partiell zu wenig wuchtig, zu wenig herb; aber a weiß man das vom Pianisten und b entschädigt das Adagio mit einer romantischen Transzendenz ohnegleichen.

    "Wenn man sich nur das Urteilen abgewöhnen könnte, dieses dilettantische Verfälschen der Dinge! Wir wollen immer verstanden werden und sind selber unerbittlich verständnislos." (Verdi bei Franz Werfel)

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    Ich irre mich ungern, noch noch ungerner gestehe ich von mir weniger geschätzen Pianisten einen Pluspunkt zu, aber das hier könnte eine Ausnahme sein:

    Berliner Philharmoniker
    Cklaudio Abbado

    Ich meine, neulich im Radio Brahms' erstes mit Brendel vernommen zu haben, konnte aber kaum glauben, daß dies Brahms gewesen sein soll, als ich es hörte; weniger noch, daß Brendel spielte: ungestüm, galaktisch, virtuos, losgelöst, jugendlich...

    Leider geben die Teaser wenig von dem wieder, was ich hörte.

    Kann dies vielleicht jemand, der die Aufnahme kennt, bestätigen?

    Allerdings handelte es sich lt. BR-Klassik (05.01.16) um eine Aufnahme mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Dir.: Colin Davis - diese faszinierende Aufnahme finde ich nirgends!?

    Vielleicht ist es diese?

    Weiß das jemand? Leider geben auch hier die Teaser wenig her... und das Brahms-Konzert ist nicht einzeln erwerbbar (auf den Mozhoven und Beetzart auf dieser CD könnte ich durchaus mit Leichtigkeit verzichten).

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    Allerdings handelte es sich lt. BR-Klassik (05.01.16) um eine Aufnahme mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Dir.: Colin Davis - diese faszinierende Aufnahme finde ich nirgends!?

    Die Sender geben doch auf Nachfrage auch die von ihnen benutzte CD bekannt. Im Übrigen bin ich recht sicher, dass es die verlinkte Scheibe ist. Dass Brendel guten Brahms macht freilich, vermag ich noch weniger zu glauben als guten Mozart oder Beethoven.

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    Arthur Rubinstein, Chicago Symphony Orchestra, Fritz Reiner, 1954

    1. Maestoso: 21:37
    2. Adagio: 13:17
    3. Rondo: Allegro non troppo: 11:22

    1954! Und was für ein Klangwunder!! Unfassbar geil!!! Nicht einfach nur gut, wie die Rezensenten schreiben, sondern sehr gut bis herausragend. Und auch interpretatorisch eine der besten Aufnahmen, die ich kenne: Leidenschaft pur im 1. Satz mit gewaltigen Ausbrüchen, der 2. im Tempo schon nicht wirklich romantisch-schwelgend und dennoch lyrisch und im letzten virtuos in der Anlage bis zur Selbstaufgabe. Stark!

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    Diese Aufnahme ist mir noch unbekannt.


    Inzwischen nicht mehr, zweimal gehört und begeistert: sehr lyrisch, warm und dennoch virtuos. Freire spielt ohne existenzielle Exzesse, fast schon leichtfüßig und am Rande der Oberflächlichkeit; es ist eine Lust, ihm zuzuhören; weil er keine falsche Bescheidenheit an den Tag legt und nichts hineingeheimnist, was er nicht zu fühlen scheint. Einschließlich dem inzwischen anerkannten klassisch eleganten GWO-Stil klingt das alles sehr ausgeglichen, erhaben, ruhig und geradezu kristallin ohne Härten. Das mag man bei diesem Konzert nicht immer haben, aber manchmal, wenn man schwach ist und bedürftig, eben doch.

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    Wo man auch liest, in Klassikzeitschriften wie FonoForum oder Rondo oder auch im Feuilleton von FAZ, SZ oder ZEIT - überall ist man voll des Lobes und zwar für beide Konzerte. ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen, wer hat schon gehört?

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    Über Spotify gehört: Orchester wirklich gut und sehr sensbel; der Klavierpart mir persönlich zu unausgegoren.


    Kannst Du das noch etwas konkretisieren, bitte? Was meinst Du mit unausgegoren? Spannend wäre für mich noch, im Gegensatz zu wem (Ashkenazy, Buchbinder, Zimerman, Hough, Freire, Grimaud sind so die, die ich häufiger höre)?

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    Kannst Du das noch etwas konkretisieren, bitte? Was meinst Du mit unausgegoren? Spannend wäre für mich noch, im Gegensatz zu wem (Ashkenazy, Buchbinder, Zimerman, Hough, Freire, Grimaud sind so die, die ich häufiger höre)?


    ich werde das natürlich zu spezifizieren suchen, empfehle aber bis dahin, einfach mal in diese beiden Aufnahmen von Arthur Rubinstein und Clifford Curzon hineinzuhören, die sicher zum einen das Interpretationsniveau der 50er widerspiegeln, aber dennoch auch irgendwie unverwechselbar in ihrer Philosophie sind; ein Befund, der mir für Adam Laloum noch schwerfällt. Aber ich habe ihn auch erst einmal gehört, die beiden anderen zigmal.

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    Wo man auch liest, in Klassikzeitschriften wie FonoForum oder Rondo oder auch im Feuilleton von FAZ, SZ oder ZEIT - überall ist man voll des Lobes und zwar für beide Konzerte. ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen, wer hat schon gehört?

    Mein Freund gemihaus bei Amazon:

    Vielleicht ein wenig ungerecht, weil er verkennt; dass auch in Brahmsens Werken ein wenig Salonlöwe steckt und die maskuline existenzielle Deutung nur eine von vielen möglichen ist.

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    CD 1

    Johannes Brahms (1833-1897)

    Klavierkonzert Nr. 1 d-moll op. 15 (1859)

    1-1 I. Maestoso 25:28

    1-2 II. Adagio 17:01

    1-3 III. Rondo. Allegro Non Troppo 12:36

    Tzimon Barto, Klavier

    Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

    Christoph Eschenbach

    16.-17. Oktober 2012 (Haus des Rundfunks, Berlin)

    gramophone.co.uk

    musicweb-international.com

    concerti.de

    tagesspiegel.de: Pianist Tzimon Barto Seine Johannes-Passionen

    pizzicato.lu: Einmal erlebnisreich, einmal deutlich manieriert

    There are really worlds in between. Auch wenn ich enorm froh, ja glücklich bin über die Einspielungen von Rittner und Schiff auf Originalinstrumenten und ich an die erste Hörsitzung hier heranging mit dem Stoßseufzer "Nicht noch ein omi-Brahms-KK", war ich dennoch nach wenigen Takten des Einsatzes gefangen. Wenn ich an einem Solisten etwas bewundere, dann den Mut zur ganz eigenen Interpretation, die sämtliche Vorbehalte ignoriert, sich wenig um Mehrheitsmeinungen schert und sich ganz dem eigenen Ego hingibt. Remy Franck bei Pizzicato hat das eigentlich alles schon in Worte gefasst, was ich so unterschreiben würde.

    Das ist ungeheuer zärtlich und lyrisch und immer wieder bombastisch expressiv; aber, wie ich finde, ohne den Zeigefinger, hier hört mal, wie geil anders ich das spiele. Wo anderswo Bestürzung über die agogischen Verzerrungen konstatiert werden; von plumper Brutalität vieler Fortissimos gesprochen wird; höre ich durchaus neue und in sich stimmige Lesarten. Zumindest einem so oft eingespielten, aufgeführten und temperiert gedeuteten Schlachtross der Klavierkonzertliteratur kann das nicht wirklich schaden; es gibt viel zu viele wirklich langweilige Einspielungen, die glauben; man müsse die Extreme scheuen. Langweilig aber ist Barto ganz sicher nicht.

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    CD 2

    Johannes Brahms

    Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15 (1859)

    Leon Fleisher

    Cleveland Orchestra

    George Szell

    1958

    Sehr oft als Referenz genannt. Michael Cookson

    Zitat

    My principal choice for the two Brahms Piano Concertos is the set by Leon Fleisher and the Cleveland Orchestra under George Szell on Sony Classical ‘Masterworks Heritage’. Recorded in 1958 (No. 1) and 1962 (No. 2) at the Severance Hall, Cleveland, Ohio, Fleisher gives majestic performances of great drama, poetic in the slow movements, pacy in the faster ones and with judiciously chosen dynamics and plenty of penetration.

    Man möchte den Pianisten tatsächlich loben, aber da habe ich für Brahmsens Erstes doch schon maskulinere gehört; aber das Orchester ist der helle Wahnsinn ... diese Schönheit der Farben bei nuancierter Klangkultur und durchaus männlichem Zugriff - groß ...

    "Wenn man sich nur das Urteilen abgewöhnen könnte, dieses dilettantische Verfälschen der Dinge! Wir wollen immer verstanden werden und sind selber unerbittlich verständnislos." (Verdi bei Franz Werfel)