Eben bei T gelesen:
ZitatIch kann mich wirklich schwer trennen von Einspielungen, die man ja immer wieder vielleicht doch noch mal zum Vergleich hören möchte. Aber bei dieser gab es schließlich kein Überlegen mehr, weg damit. Zum einen ist das Hammerklavier für Beethoven-Konzerte nur bedingt geeignet, zum zweiten die fast solistische Begleitung empfand ich schon immer mehr als peinlich. Völlig unausgewogen, Streicher und Bläser unbalanciert, z. T. total vom Klavier überlagert.
Welche Aufnahme gemeint ist, ist eigentlich völlig gleichgütig, aber man kann sich das durchaus denken Wertungen dieser Art lese ich häufig über die Ergebnisse der historischen Aufführungspraxis - und jedesmal zucke ich zusammen. Nicht, weil ich mich in meinem Geschmacksempfinden getroffen fühle, sondern weil ich zweifle, daß Konsens über das Wort „Ausgewogenheit“ besteht.
a) Was soll das sein?
b) Woran wird gemessen?
c) Ist das überhaupt wichtig?
Um c) vorwegzunehmen: für manche offenbar ja, für mich nicht. Bei a) bin ich mir nicht ganz sicher und vermute trotz dieses Mangels, daß für b) die z. T. äußerst fragwürdigen Klangmischungen der 1970er und 1980er Jahre herhalten müssen; diese wurden als „ausgewogen“ anerzogen. Oder liege ich falsch?
Warum sollte ein Ensembleklang überhaupt ausgewogen sein? Ist das nicht etwas für Harmoniesüchtige? Ich mag's eher zerrüttet und freue mich, wenn sich das Ensemble gelegentlich findet: wie im realen Leben.
Daß, davon abgesehen, bei besagter Aufnahme (also gut: Beet3 mit Schoondrwoerd) jemals das Clavier (!) die Bläser überlagert, wäre mir neu - ich kenne die Aufnahme wie meine Westentasche. Viel schlimmer wäre es aber doch, wenn das Clavier vom Orchester überlagert wird - zumindest bei einem Clavierkonzert, wo das Clavier im Vordergrund stehen sollte!?
Unter „ausgewogen“ verstehe ich, daß alle Instrumente gleichberechtigt zu hören und zu genießen sind, wie das bei kritisierter Aufnahme überwiegend der Fall ist.
Und was ist in diesem Zusammenhang „unbalanciert“? Der Autor grenzt es nach meinem Empfinden von der Ausgewogenheit ab. Instrumente klingen wie sie klingen - ich vertraue da auf das Können der Komponisten; was muß man da großartig ausbalancieren? Die Arbeit wurde längst erledigt, so daß man sich dem Genuß vollends hingeben kann (ausnahmsweise anerkenne ich derlei Kritik bei der Wahl des falschen, weil zu halligen, Aufnahmeortes - da verrutscht so einiges widernatürlich; aber das soll nicht das Thema sein...). Das klingt eben so. Basta. Und wenn mir das nicht gefällt, dann höre ich es nicht und hake das Werk ab. Ich brauche dann niemanden, der herumpfuscht, um es meinen Ohren erträglicher zu machen; das ist für mich nicht Sinn der Sache... wie was zu klingen hat, entscheidet der Komponist und nicht der Konsument. Ich beuge mich dem.