Regietheater — Diskussion mit Gesprächskultur

  • [...]
    Die Diskussion um das Regietheater habe ich in der Hoffnung auf unsere allgemeine Gesprächskultur in einen eigenen Thread kopiert; ursprünglich war die Aussage von bigaglia Bestandteil dieses Postings. [Travinius]

    Von Erwachsenen Menschen sollte man doch Respekt, Toleranz und Achtung dem Anderen gegenüber erwarten dürfen. Niemandes Geschmack ist absolut richtig, ist die Richtschnur für erlaubt oder nicht.
    Sehr amüsant ist immer, daß Werktreue bezüglich Libretto eingefordert wird, was aber musikalisch geschieht, ist völlig egal, Hauptsache es ist "schön", also so, wie man es kennt.

    Wie haltet ihr es denn mit Opernbesuchen? Ist für Euch die Kategorie Regietheater ja/ nein ein Kriterium oder steht bei Euch die Oper im musikalischen Sinn im Vordergrund?

    Übrigens bin ich sehr froh, daß wir hier "bei uns" bei allen allenthalben auftretenden Meinungsverschiedenheiten uns in einem Rahmen, der unserem Verständnis von gesitteter sozialer Kommunikation entspricht, austauschen können. Wieder ein mehr als deutliches Signal, daß ich hier richtig bin! Danke für Euch und das Forum!

    • Offizieller Beitrag

    Wie haltet ihr es denn mit Opernbesuchen? Ist für Euch die Kategorie Regietheater ja/ nein ein Kriterium oder steht bei Euch die Oper im musikalischen Sinn im Vordergrund?


    Nein, kaum noch Kriterium; erstmal muß es interessant sein...

    • Offizieller Beitrag

    Sehr amüsant ist immer, daß Werktreue bezüglich Libretto eingefordert wird, was aber musikalisch geschieht, ist völlig egal, Hauptsache es ist "schön", also so, wie man es kennt.


    Wer sich historische Inszenierungen wünscht, muß eigentlich zwangsläufig auch historische Aufführungspraxis in Kauf nehmen, denn sonst wird es peinlich... *lachnith* und man fährt in einer von einem Ferrari gezogenen Pferdekutsche und denkt, wie geil es doch damals mit dem Kutschefahren war...

    Ich mag es gern historisch möglichst allumfassend korrekt; dazu gehört auch Kerzenlicht mit der Option, daß mir das Theater unter dem Arsch wegbrennt... aber genauso gern auch modern. Beides hat eine völlig unterschiedliche Wirkung auf mich. Die sog. Drottningholmbirnchen erfüllen zwar ganz gut ihren Zweck hinsichtlich Optik und Sicherheit, aber der Geruch und die authentische Wärme fehlen mir. Insofern ist das schon wieder „Theater im Theater“...

  • [...]

    Wie haltet ihr es denn mit Opernbesuchen?

    Ich gehe praktisch garnicht. Ich habe zwar Köln in der Nähe, aber irgendwie habe ich nicht viel Interesse daran. Ich könnte stattdessen viele Opern im Fernsehen anschauen (Arte oder 3Sat sendet im Laufe eines Jahres doch so Einiges), aber das mache ich auch nicht. Zumeist deshalb, weil mich die Oper des 19. Jahrhunderts wenig anspricht.

    Ich hatte die Monteverdi-Trilogie der Komischen Oper Berlin gesehen - das hatte mich interessiert. Mit L'Orfeo und Ulisse waren auch zwei tolle Inszenierungen dabei; nur Poppea fand ich zu grell, obwohl der Stoff doch ganz gut paßt, um den Bogen zu überspannen.


    jd :wink:

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • Zitat

    dazu gehört auch Kerzenlicht mit der Option, daß mir das Theater unter dem Arsch wegbrennt...

    halte ich nach wie vor für ein Gerücht, dass die Kerzen Ursache für Brände in Theatern und Schlössern waren.
    zu 99% sind es entweder pyrotechnische Effekte (Theater) und in den Schlössern Kaminbrände.

    Schlösser sind in neuerer Zeit nach meiner Einschätzung bisher häufiger durch Kabelbrand oder technische Defekte in irgendwelchen Geräten abgefackelt als durch einen außer Kontrolle geratenen Kronleuchter (wobei mir wie gesagt, so ein Fall nicht mal bekannt wäre)
    Das Kerzen an Weihnachten Brandursache No.1 sind, ist etwas völlig anderes, ein furztrockener Adventskranz oder eine Tanne auf denen man Kerzen hockt und sie dann vergisst ist auch eine andere Nummer, als ein Kronleuchter.

    Edit:
    ich werde mich nicht an diesem Thread beteiligen, ich bin auch dagegen, dass diese Diskussion in diesem Forum geführt wird.
    Ich denke es gibt bisher genügend Beispiele, die genau zeigen wohin das führt. :thumbdown:

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin grundsätzlich offen — mit gewissen Grenzen. Juden auf offener Bühne im Rahmen einer Wagner-Inszenierungen eiskalt hinzurichten sprengt mein ästhetisches Empfinden (vorgekommen in Düsseldorf).

    Ansonsten: stimmig soll es sein. Und die Musik gut.

    • Offizieller Beitrag

    Juden auf offener Bühne im Rahmen einer Wagner-Inszenierungen eiskalt hinzurichten


    Dieses Thema ist für mich ohnehin völlig überspannt - ich weiß jetzt Bescheid, Danke. Es reicht mir. Manche sind ja der Ansicht, daß man sich nicht oft und lange genug damit befassen kann - dazu gehöre ich nicht.

    Was würden all die Regisseure heute bloß machen, wenn es diese Auswüchse niemals gegeben hätte? 8|

    Ich trage relativ regelmässig einen Davidstern an meiner Brust - das sollte reichen. :)

  • Wie haltet ihr es denn mit Opernbesuchen? Ist für Euch die Kategorie Regietheater ja/ nein ein Kriterium oder steht bei Euch die Oper im musikalischen Sinn im Vordergrund?

    Ich erwarte von einer Inszenierung, dass man ihr anmerkt, dass Regie, Dramaturgie und Bühnenbild sich Gedanken gemacht haben, sich inhaltlich mit dem Stoff, der Musik, dem Ganzen, auch den historischen Zusammenhängen auseinander gesetzt haben. Arminio in Karlsruhe war dafür ein gutes Beispiel. Die Inszenierung war historisierend allerdings erstand nicht die Römerzeit, sondern das 18./frühe 19. Jahrhundert. Für die Barockoper gelten dabei sicher andere Voraussetzungen als für die des 19. Jahrhunderts.

    Ich erwarte im Übrigen, dass man Rücksicht nimmt auf Befindlichkeiten anderer, allerdings auf einer sehr grundsätzlichen Ebene. Dass manche Menschen Wagner oder Bach zur Religion erheben, wäre für mich kein Grund darauf Rücksicht zu nehmen, aber Provokationen al la Neuenfels "Entführung..." finde ich persönlich nicht gut, da sie nur zu einem Schenkelklopfen führen und zu einer Selbstbestätigung des christlichen Abendlandes gegenüber den sogenannten "Barbaren". Hier geht es letztlich um Fingespitzengefühl und eine Provokation sollte sich aus meiner Sicht immer zuerst gegen die richten, die sie setzen. Auch die letzte Regietheater-Parsifal-Inszenierung in Stuttgart hat mich nicht überzeugt, obwohl ich den kunterbunten Klimbim durchaus als optisches Fest genossen habe. Hier wurde der Parsifal zum Aufhänger genommen für ein Thema, dass mit der Oper gar nichts zu tun hat (Kritik der Vertuschung von Skandalen in der Kirche).

    Letztlich führt das bei mir aber nur dazu, dass ich mir das eben kein zweites Mal ansehe. Liebend gern hätte ich den Parsifal von Schlingensief in Bayreuth gesehen, aber da reichen meine Mittel und vielleicht auch meine Nerven nicht aus. Weiß nicht, warum ich jetzt bei Wagner bleibe. Nun ja, das sind eben Opern des 19. Jh.s, die eine Interpretation geradezu herausforndern. Die Meistersinger von Neuenfels in Stuttgart vor 20 Jahren oder so fand ich großartig, den Stuttgarter Ring ebenfalls und der letzte Bayreuther von Castorp hätte mir vermutlich auch sehr gefallen.

    Eine Oper die musikalisch großartig historisch informiert geboten wird, und schauspielerisch und in der Inszenierung steif und historisierend daherkommt, ist für mich eben auch ein echtes Ärgernis, das mir den Musikgenuss gründlich verleiden kann. Oper ist ein Gesamtkunstwerk und das Theater allein kann das adäquat darstellen und dann erwarte ich eben, dass sie auch als solche behandelt wird. Die Rameau-Inszenierungen, die zeitenweise über arte zu beziehen waren, Platée und andere fand ich da - im Rahmen Barockoper - schon sehr spannend, allerdings ist ein Monitor eben leider keine Opernbühne, so dass ich meist nicht über ein paar Minuten hinauskomme.
    :wink:

  • Nun, ich denke Musik ist immer Interpretation. Selbst od. Gerade historisch informierte Aufführungspraxis ist ja nicht Rekonstruktion dessen, was zur Entstehungszeit des Komponisten war - das könnte ja gar nicht gelingen - sondern Interpretation aus dem Heute heraus mit dem Wissen um Praktiken und Vorstellungen der Entstehungszeit der Werke.

    Vor diesem Hintergrund kann ja auch eine Rekonstruktion historischer Inszenierungsgegebenheiten heraus nicht gelingen. Würde man die Aufführungsbedingungen der Barockoper vollkommen Ernst nehmen, müsste man provokant formuliert ein Format schaffen, das vielleicht einer modernen Party mit Gelegenheit zu sexuellen Aktivitäten, politischen und geschäftlichen Verhandlungen schaffen und Gelegenheit zur Nahrungsaufnahme. Man hat ja den Eindruck, liest man historische Beschreibungen, daß die Opernaufführungen bisweilen ein Rahmen waren, bei dem Musik und Bühnengeschehen nicht immer das Entscheidende waren. Hier könnte auch ein Erkärungsansatz für den relativ standardisierten Affektgestaltung der verschieden Seria-Arien-Typen liegen.

    Das aber entspricht ja nicht unserer Vorstellungen eines Opernbesuches, jedenfalls nicht meiner. Ich wünsche mir da schon ein schlüssiges Gesamtkunstwerk im und aus dem Geiste der Musik. Die Musik ist ja schließlich schon eine Interpretation der Handlungsvorlage. Alle (guten?) Opern zeichnet ja eine entsprechende musikalische Dramaturgie aus. Solange ich nicht den Eindruck habe, daß die Inszenierung an dieser Dramaturgie vorbeigeht od. Regisseur bzw. Instenierung sich wichtiger nehmen als die Oper, kann ich mit Regietheater sehr gut leben. Gutes und schlechtes gibt es überall und langweilt mich in gleichem Maße. Ich denke immer nicht mit großem Vergnügen an Konwitschnis Don Carlos in Hamburg als auch einen sehr konventionellen aber auch sehr guten Rosenkavalier nach Schenk in Düsseldorf

  • Eine Oper die musikalisch großartig historisch informiert geboten wird, und schauspielerisch und in der Inszenierung steif und historisierend daherkommt, ist für mich eben auch ein echtes Ärgernis, das mir den Musikgenuss gründlich verleiden kann.

    Das war natürlich sehr ungeschickt formuliert von mir.

    Vor diesem Hintergrund kann ja auch eine Rekonstruktion historischer Inszenierungsgegebenheiten heraus nicht gelingen. Würde man die Aufführungsbedingungen der Barockoper vollkommen Ernst nehmen, müsste man provokant formuliert ein Format schaffen, das vielleicht einer modernen Party mit Gelegenheit zu sexuellen Aktivitäten, politischen und geschäftlichen Verhandlungen schaffen und Gelegenheit zur Nahrungsaufnahme.

    Was ja wiederum ziemlich lustig wäre. Irgendwie denke ich, dass es auch zur Entstehungszeit Leute gegeben haben muss, die sich für die Musik und deren Darbietung begeistert haben.

  • Zitat


    Was ja wiederum ziemlich lustig wäre. Irgendwie denke ich, dass es auch zur Entstehungszeit Leute gegeben haben muss, die sich für die Musik und deren Darbietung begeistert haben.

    Mit Sicherheit! Nur die Rahmenbedingungen waren wohl anders. Das ist halt die Crux, gerade in der Oper gilt: Tempo passati!
    Mir ist halt die Vorstellung fremd, daß Musik eine Wohlfühloase zu schaffen hat. Musik ist Ausdruck, ist Affekt, erzählt eine Geschichte. Ganz sicher ist sie kein Heimatfilmder 50er für mich!

  • Wie haltet ihr es denn mit Opernbesuchen? Ist für Euch die Kategorie Regietheater ja/ nein ein Kriterium oder steht bei Euch die Oper im musikalischen Sinn im Vordergrund?

    Da ich ein sehr breites Interessensgebiet im Bereich der klassischen Musik habe, suche ich die Aufführungen von Opern, die älter als 40 Jahre sind, ausschließlich nach der Inszenierung aus, Regietheater wird nicht besucht/unterstützt. Ideal ist natürlich mit Originalinstrumenten und historisch informiert auch auf der Bühne, also möglichst rekonstruktiv. Kostümfilm-Stil geht auch, ebenso wie moderne Instrumente, wenn das auch natürlich nicht mehr die Idealvorstellung ist. Selbst an der Wiener Staatsoper klingt eine Mozart-Repertoire-Vorstellung verglichen mit Karajan und Co inzwischen astrein HIP, wenn auf der Bühne ein bisschen mehr Gestik käme, wäre das noch ganz nett. Bei Puccini bis Berg stört mich überhaupt wenig, zum Glück haben wir hier noch einige werktreue Inszenierungen und es kommen manchmal auch neue dazu (wenn auch weniger als Regietheater).

  • Nun, ich denke Musik ist immer Interpretation.

    Wenn man Lust hat, kann man alles als Interpretation bezeichnen, das hat dann aber keinen Erkenntniswert mehr.

    Zitat

    Selbst od. Gerade historisch informierte Aufführungspraxis ist ja nicht Rekonstruktion dessen, was zur Entstehungszeit des Komponisten war - das könnte ja gar nicht gelingen - sondern Interpretation aus dem Heute heraus mit dem Wissen um Praktiken und Vorstellungen der Entstehungszeit der Werke.

    Es ist natürlich beides: Rekonstruktion (sonst bräuchte man weder historische Instrumente noch das Studium der alten Aufführungspraxis) als auch aus dem Heute (no na). Ich finde es sehr entspannend, wenn mal bei HIP-Aufführungen tatsächlich die "Rekonstruktion" nicht verleugnet wird und der Begriff nicht gemieden.
    *yepp*

  • Zitat

    ist natürlich beides: Rekonstruktion (sonst bräuchte man weder historische Instrumente noch das Studium der alten Aufführungspraxis) als auch aus dem Heute (no na). Ich finde es sehr entspannend, wenn mal bei HIP-Aufführungen tatsächlich die "Rekonstruktion" nicht verleugnet wird und der Begriff nicht gemieden.

    Nur weil man historische Instrumente verwendet oder die historische Aufführungspraxis zu Rate zieht, ist es noch lange nicht Rekonstruktion. Man weiß zwar vieles, noch mehr Wissen ist aber verloren gegangen. Z. B. Verzierungen od. Generalbaßaussetzungen im Barock: es sind uns viele authentische Beispiele überliefert. Nur sind die Überlieferungen Spiegel der Musizierpraxis oder überbordende Paradebeispiele, in die der Autor alles hineinpacken wollte, was möglich ist?
    Eben weil dem Interpreten ein großer improvisatorischer Spielraum eingeräumt wurde (und für den Musiker der Entstehungszeit vieles aus dem Usus seiner Zeit klar war), kann Rekonstruktion nicht gelingen. Es wird immer eine Interpretation aus der Gegenwart mit Wissen um historische Gegebenheiten sein. Ich bin aus meiner Musizierpraxis heraus zutiefst davon überzeugt, daß wir heute mit historischer Aufführungspraxis niemals so spielen und klingen wie ein Bach oder Mozart.
    Darüber hinaus kann ich sagen, daß es der überwiegenden Mehrzahl meiner Kollegen vor diesem Hintergrund auch nicht um Rekonstruktion geht, sondern um Interpretation, freilich mit dem möglichst genauen Wissen um historische Praktiken. Es geht gar nicht darum den Begriff Rekonstruktion zu meiden. Er ist faktisch falsch.

  • Hast Du ein Problem mit dem Begriff "Rekonstruktion"? Ist Dir da zuviel "Konstruiert" drin, was Deinem Selbstverständnis als Künstler widerspricht? Mit Deinem Argument kann man das Konzept "Rekonstruktion" generell für unmöglich erklären, egal ob es sich um Kunst handelt oder um etwas anderes - das ist in meinen Augen nicht sinnvoll. Deshalb freue ich mich ja, wenn es mal so unverkrampft zugeht, dass der Begriff auch im künstlerischen Bereich fällt, bricht sich ja niemand ein Bein deswegen.

  • Zitat

    Bei Puccini bis Berg stört mich überhaupt wenig, zum Glück haben wir hier noch einige werktreue Inszenierungen und es kommen manchmal auch neue dazu (wenn auch weniger als Regietheater).

    Hier finde ich den Begriff Werktreue etwas gewagt. Wir müßten dazu uns erstmal über den Inhalt des Begriffes unterhalten:
    Ist Werktreue die eins zu eins Umsetzung der Partitur und des Librettos?
    Ist es eine möglichst weitgehende Umsetzung dieser Vorgaben?
    Wenn ja, wo ist die Grenze und wer entscheidet darüber?
    Gehört zur Werktreue auch das Verhalten des Publikums?

    Ein weites Feld, das in meinen Augen nur sehr schwer zu beantworten ist!

  • Werktreue ist die zweite Hälfte des Begriffspaares "Regietheater contra Werktreue".
    Natürlich gibt es viel in der Grauzone dazwischen.

    Und zu Rekonstruktion spricht die Wikipedia:
    "Rekonstruktion ist der Vorgang des neuerlichen Erstellens oder Nachvollziehens von etwas mehr oder weniger nicht mehr Existierendem oder Unbekanntem"
    Insofern ist Dein Argument, dass vieles unbekannt und verlorengegangen ist, ein Argument dafür, den Begriff zu verwenden, und kein Argument dagegen.
    :D

  • Zitat

    Hast Du ein Problem mit dem Begriff "Rekonstruktion"?

    Ich habe kein Problem mit dem Begriff Rekonstruktion. Ich frage mich nur, ob wir das gleiche darunter verstehen! Schauen wir in die historische Aufführungspraxis, speziell zu den Instrumenten. Rekonstruktionen oder genaue Kopien der Originale gibt es so gut wie gar nicht. Die meisten Instrumente sind verändert, um "Fehler" der Vorlage auszugleichen. Speziell bei Holzblasinstrumenten wissen wir meist gar nicht wie das Original ausgesehen hat, weil sich das Material des Instrumentes verändert hat. Oft sind die Instrumente heute in ihrem überlieferten Originalzustand gar nicht mehr einsetzbar. Bei Oboen und Fagotten kommt z. B. noch die Frage nach dem Rohrblatt dazu. Wir wissen nicht sehr viel darüber, wie die im 17. Jahrhundert ausgesehen haben, für das 18. und 19. Jahrhundert ist die Quellenlage besser.
    Wie soll ich also etwas rekonstruieren, von dem ich gar nicht weiß, wie es ist od. wie es sein soll, weildas überlieferte nicht funktioniert umfahre nicht mehr so ist, wie es einmal original war?

  • Zitat

    Werktreue ist die zweite Hälfte des Begriffspaares "Regietheater contra Werktreue".

    Genau da kann ich nicht mit. Weil diese Definition ausschließt od. ausschließen soll, das Regietheater (übrigens auch kein guter Begriff), "werktreu" sein kann. Ich fürchte aber, auch hier haben wir ein sehr unterschiedliches Verständnisses des Begriffes "Werktreue".