Regietheater — Diskussion mit Gesprächskultur

  • Ich denke, dass Rekonstruktion nie den Anspruch erhebt, exakt ident mit dem Rekonstruierten sein zu wollen, das geht ohnehin nicht, es ist immer eine Annäherung. Insofern ist es irrelevant, wie genau man über das zu Rekonstruierende Bescheid weiß (es sei denn, man weiß gar nichts darüber) - je mehr man weiß, umso ähnlicher werden die Rekonstruktionen untereinander sein, je weniger man weiß, umso spannender mag es für kreative Geister sein (das ist jetzt so ähnlich wie in der Wissenschaft).

  • Zitat

    "Rekonstruktion ist der Vorgang des neuerlichen Erstellens oder Nachvollziehens von etwas mehr oder weniger nicht mehr Existierendem oder Unbekanntem

    Dafür würde ich den Begriff Spekulation mit Hintergrund verwenden. In jedem Fall ist es Interpretation, denn man stellt etwas her, das mehr oder weniger (wie das Ergebnis ausfällt wissen wir nicht) mit dem zu "rekonstruierenden" Objekt hat. Bezüglich des Ergebnisses möchte ich Dich, leicht verändert, zitieren:

    Wenn man Lust hat, kann man alles als Rekonstruktion bezeichnen, das hat dann aber keinen Erkenntniswert mehr.

  • Genau da kann ich nicht mit. Weil diese Definition ausschließt od. ausschließen soll, das Regietheater (übrigens auch kein guter Begriff), "werktreu" sein kann. Ich fürchte aber, auch hier haben wir ein sehr unterschiedliches Verständnisses des Begriffes "Werktreue".

    Klar. Das ist auch ein Grund, warum diese Diskussionen für Internetforen Gift sind. Das liegt nicht daran, dass die Leute sozial unterbelichtet sind, sondern an der Quälerei mit Denkmustern und Begrifflichkeiten. Die Kommunikation funktioniert nicht so recht. Aber wenn man das einmal akzeptiert hat, kann man's ja trotzdem versuchen, wohl wissend, dass die Begriffe je Teilnehmer etwas ganz anderes bedeuten. Es gibt dann allerdings wohl nur abwechselnde Monologe, Streiterei oder Meta-Diskussion.
    :wink:

  • Dafür würde ich den Begriff Spekulation mit Hintergrund verwenden. In jedem Fall ist es Interpretation, denn man stellt etwas her, das mehr oder weniger (wie das Ergebnis ausfällt wissen wir nicht) mit dem zu "rekonstruierenden" Objekt hat. Bezüglich des Ergebnisses möchte ich Dich, leicht verändert, zitieren:

    Wenn man Lust hat, kann man alles als Rekonstruktion bezeichnen, das hat dann aber keinen Erkenntniswert mehr.

    Jetzt kommen wir zusammen. Klar ist Rekonstruktion immer Interpretation. Und wenn man Lust hat, kann man "alles" als Rekonstruktion bezeichnen (insbesondere Aufführungen alter Musik), das bringt aber nicht so viel. Es dient aber natürlich dazu, die eigenen ästhetischen Bedürfnisse zu legitimieren. Wenn man sagt "Musik ist immer Interpretation" ist das Regietheater schon eine ästhetisch zwingende Folge aus den Gegebenheiten. Wenn man sagt "Aufführungen historischer Werke sind per se Rekonstruktion" folgt aus den Gegebenheiten ganz logisch und zwingend, dass es besser ist, Wachskerzen auf der Bühne zu haben, wenn Mozart am Programm steht. Womit ich sagen will: Es ist einfach eine Geschmackssache. Ich habe den Geschmack, der sich nach dem Original sehnt, andere den, der sich nach der Neubeleuchtung sehnt. Die Wahl der Begriffe (welcher ist "richtig", welcher "falsch") ist dann bereits der zweite Schritt.

  • Zitat

    Wenn man sagt "Musik ist immer Interpretation" ist das Regietheater schon eine ästhetisch zwingende Folge aus den Gegebenheiten. Wenn man sagt "Aufführungen historischer Werke sind per se Rekonstruktion" folgt aus den Gegebenheiten ganz logisch und zwingend, dass es besser ist, Wachskerzen auf der Bühne zu haben, wenn Mozart am Programm steht.

    Das ist mir in den Schlußfolgerungen zu radikal! Aus der Auffassung "Musik ist immer Interpretation" folgt nicht zwangsläufig Regietheater als zwangsläufige Ästhetik. Es folgt daraus nur, daß diese Form der Interpretation grundsätzlich möglich ist. Daß sie sich an ihrer Umsetzung, an ihrem Ergebnis messen lassen muß, ist aber tatsächlich zwangsläufig. Und dann muß man sehen, ob bzw. inwieweit sie werkgerecht ist.

    Ich kann mich mit dem Satz "Aufführungen historischer Werke sind per se Rekonstruktion" nicht anfreunden. Ganz einfach weil jede Aufführung eines schriftlich notierten Werkes immer Interpretation ist. Der nachschöpferische Anteil des Künstlers ist so hoch, daß in meinen Augen tatsächlich von zwei Schöpfungsakten zu sprechen ist: der kompositorischen (im Falle von Vokalmusik auch textlichen Vorlage, im Extremfall Oper sogar dee Librettos mit szenischen Anweisungen/ Informationen) Schöpfung und der Interpretation. Wenn ich mir die Lehrwerke des Barock aschaue, scheint das den Komponisten auch bewußt gewesen zu sein. Wie oft es da dem "guten" Geschmack des Interpreten anheim gestellt wird, sich für eine Interpretation zu entscheiden, dieser "gute" Geschmack letztlich die entscheidende Instanz in spieltechnischen Fragen ist, kann ich nur die Interpretation, also die Neuschöpfung als konstituierend für das jeweilige Erklingen eines Werkes, für die jeweilige Aufführung ansehen.

    Sich daraus ergebende Fragen, wie etwa das Verhältnis Schöpfer-Nachschöpfer oder Veränderungen in der Ästhetik über die Jahrhunderte und die daraus sich ergebenden Konsequenzen können und sollten wir bei Gelegenheit auch diskutieren. Allein heute reicht mir dafür die Zeit nicht aus - ich muß zur Probe!

  • Wie gesagt, sehe ich keinen Widerspruch zwischen Rekonstruktion und Interpretation, im Gegenteil, jede Rekonstruktion verlangt Interpretation und meist wohl auch Phantasie. Eine Sache oder eine Situation, die bis ins letzte Detail bekannt oder bereits vorhanden ist, braucht gar nicht rekonstruiert zu werden, die kann man dann kopieren oder realisieren. Für mich gehört zur Rekonstruktion das Ungewisse und Unvollkommene schon dazu. Wenn man nun so etwas wie eine historische Aufführungspraxis rekonstruiert, so setzt das voraus, dass die Aufführungspraxis nicht mehr die aktuelle ist, also bereits verloren, und somit, dass bei der Rekonstruktion, die sich HIP nennt, wissenschaftlich und kreativ gearbeitet werden sollte, um Seriöses (im Sinne der Rekonstruktion) zu leisten. Eine Abwertung der Künstler sehe ich darin nicht. Jedenfalls im Bereich der Musiker, die ja in der historischen Aufführungspraxis auch schon Künstler waren. Bei den Regisseuren sieht es anders aus, die waren nämlich früher weniger wichtig, hatten eine andere Berufsbezeichnung und andere Aufgaben. Darum ist das Thema wohl auf der Bühne auch brennender als im Orchestergraben. Bei der HIP-Inszenierung tritt der Regisseur ganz zurück, künstlerisch hat er nicht viel zu leisten.

    • Offizieller Beitrag

    Ich schrieb Anfang Dezember 2012 bei Tamino:

    Zitat

    Das ist das Problem auch bei Theaterstücken! Wie oft habe ich mich mit Regisseuren gestritten und gesagt, dass die Modernität und Zeitlosigkeit im Stück selbst steckt und nicht in vordergründigen Gegenwartsbezügen, die sich im Wesentlichen darauf beschränken, statt in Wams und Kostüm in Anzügen oder nackt zwischen Beton und Glas herumzulaufen. Was spricht dagegen, den "Don Karlos" im höfischen Ambiente spielen zu lassen? Wieso eilen da plötzlich Manager mit Aktenkoffern durch die Flure? Versteht der Zuschauer erst jetzt die Intention, die Themen Freiheit, Zwang, Freundschaft, Liebe? Nein, die Zeitlosigkeit des Stücks liegt in seiner dramatischen Form, in Sprache, Stil und Gestus begründet; sodass es heute noch aktuell ist. Eine vordergründige "Modernisierung" hat ein solches Stück gar nicht nötig! Die Mätzchen drumherum, die als Interpretation und besonderer Zugriff ausgeschrien und durch künstlerische Freiheit gedeckt werden, sind völlig überflüssig; dienen einer unnötigen Anbiederung ans vermeintlich dumme junge Publikum und zuallererst der Apotheose der selbstgerechten und arroganten Kulturknechte, die sich frei wähnen, aber nichts anderes als Marionetten eines grundlos aufgeregten und impotenten Kulturbetriebs sind.

    Inzwischen sehe ich das viel gelassener, liebe auch ein paar RT-Inszenierungen wie den berüchtigten Rattengrin, weil der in sich stimmig ist; im Gegensatz zum Häuslebauer-Lohengrin mit Kaufmann. Die Freiheit der Kunst geht mir über alles; also toleriere ich auch die Sachen, die mich entsetzen. Freilich habe ich im Zeitalter der Märkte das Recht, nicht hinzugehen und nehme dieses stark in Anspruch.

  • Solange ich hier noch genug Möglichkeiten habe, werktreue Inszenierungen zu sehen, gehe ich nur dort hin. Ich glaube, die nächsten Jahre wird das so bleiben, und dann werde ich wahrscheinlich aus anderen Gründen eine längere Pause einlegen. Ich bin einfach überhaupt nicht neugierig, eine ganze Oper lang ein RT-Konzept anzuschauen. Für mich stimmt da die Gewichtung nicht, da ist mir dann zuviel alte Oper drin. Dann schaue ich mir lieber andere Filme an.
    :D

    • Offizieller Beitrag

    Mich hat das RT-Elend immerhin wieder zu meinen vielen Opern-CDs zurückgeführt und sogar auf DVDs/Blue-rays zunehmend Verzicht üben lassen. Relaxt auf dem Sofa, ein Bier oder ein Wein in Reichweite, und zu wunderschöner Musik das Kopfkino an - da kann keine Inszenierung mithalten, weder RT noch konventionell. Überdies werde ich ohnehin und ganz unabhängig von der leidigen Diskussion künftig weder Opern noch Konzerte mehr live besuchen; die Nachteile überwiegen einfach die Vorteile.

  • Inzwischen sehe ich das viel gelassener, liebe auch ein paar RT-Inszenierungen wie den berüchtigten Rattengrin, weil der in sich stimmig ist; im Gegensatz zum Häuslebauer-Lohengrin mit Kaufmann.


    "Regietheater" als Label zu betrachten und pauschal abzulehnen oder dem zuzujubeln kommt mir völlig sinnfrei vor. Es geht darum, dass bestimmte Stücke inszeniert werden und dass die aufführenden Künstler, Musiker, Schauspieler, Regiesseure, Dramaturgen, Ideen dazu entwickeln, warum zum Teufel sie das tun wollen. Ansonsten haben wir es mit reinem Kunsthandwerk zu tun.

    Wenn an der Schule ein Stück aus dem 19. Jahrhundert gespielt wird, dann beschränkt sich die Inszenierung auf Personenregie und passende Kostüme. Sind es die "Nashörner" beginnen wir hektisch nach Bezugsquellen für Nashormmasken zu suchen. Und wenn es gilt den Ring zu inszenieren, brauchen wir jede Menge Hörner, Schwerter, Spieße. So eine Vorgehensweise inszeniert Werke, die auch in den Bereich der Kunst gerechnet werden könnten, als reine Selbstbestätigung von unreflektierten Vorurteilen. Das ist eigentlich eine Schande und gehört von Gesetz wegen bei Strafe verboten.

    Kunst hat die Aufgabe, aufzuwecken, wachzurütteln, zu überraschen, zu belustigen, neue Horizonte zu eröffnen. Wem es nur darum geht, sich bei sanfter Musik einschläfern zu lassen, der kann auch gleich vor dem Fernseher sitzen bleiben und seine Soaps reinziehen.
    *deibel*

    • Offizieller Beitrag

    Kunst hat die Aufgabe ...

    Nein, lieber Hermann, die hat sie nicht; Kunst hat keine Aufgabe, überhaupt keine. Jedenfalls sehe ich das so. *yes* Was sie mir unter Umständen tut, für mich Warum ausgerechnet Klassik? sein kann und muss; ist etwas anderes. Wer aber allgemein und sozusagen gesamtgesellschaftlich eine Aufgabe zuweist, geht fehl. Ja, das ist sogar gefährlich!

  • Kunst hat keine Aufgabe, überhaupt keine.


    Im Übrigen haben wir es hier mit einem Doppelsinn des schönen deutschen Wortes Aufgabe zu tun. Sie mein Post. Ich habe der Kunst ja mitnichten eine - wie man das heute so gerne tut - "praktische Funktion" zugewiesen. Die Aufgabe der Kunst besteht vielmehr gerade darin, dass sie dir (und mir) nicht gefällt.

    • Offizieller Beitrag


    Im Übrigen haben wir es hier mit einem Doppelsinn des schönen deutschen Wortes Aufgabe zu tun. Sie mein Post. Ich habe der Kunst ja mitnichten eine - wie man das heute so gerne tut - "praktische Funktion" zugewiesen. Die Aufgabe der Kunst besteht vielmehr gerade darin, dass sie dir (und mir) nicht gefällt.

    Von praktischer Funktion rede ich eigentlich gleich gar nicht; ich meinte eher, dass die Kunst auch nicht als sinnstiftendes Element betrachtet werden darf, als Ersatzreligion, säkularisierte Religion, als gesellschaftliches Bindemittel, Kompensation für was auch immer. Kunst hat wie das Leben keine andere Aufgabe, als zu sein! Ich habe nie nach einem Lebenssinn gesucht, mir war immer klar, der Sinn des Lebens liegt im Leben selbst, dass wir essen, schlafen, scheißen, ficken, atmen, lachen, weinen, trinken, leiden usw. So liegt auch der Sinn der Kunst in ihr selbst, sie west sozuagen in sich selbst, ist sich selbst genug, zweckfrei, unabhängig, daher auch frei von jedem Werturteil. Dass sie dennoch Teil der Kultur ist, versteht sich, eingebettet in gesellschaftliche Zusammenhänge. Unerachtet dessen hat sie auch in diesen komplexen Kontexten keine andere Funktion, als zu sein; und jeder kann sich aus ihr nehmen, was er mag. Jedenfalls nach meinem Verständnis. Aber das führt zu weit, Kunstphilosophie werden wir hier nicht treiben.

    • Offizieller Beitrag

    Interessant finde ich eigentlich die Definition aus der Wikipedia, die ich kurz zitiere:

    Zitat
    • Die Inszenierung verletzt die Intentionen des Autors (im Musiktheater auch: des Komponisten). In diesem Zusammenhang werden insbesondere kritisiert: willkürliche Zusätze und/oder Kürzungen, Verlegung der Handlung an einen anderen Ort oder in eine andere Zeit.
    • Die Inszenierung lenkt vom eigentlichen Gehalt des Werkes ab. Dieser Vorwurf ist insbesondere im Musiktheaterbereich verbreitet, wo Regisseuren gelegentlich die Ablenkung von der Musik vorgeworfen wird, kommt aber auch im Sprechtheater vor, wo er sich meist auf das Einfügen von Szenen, die nichts mit dem eigentlichen Werk zu tun haben, bezieht.
    • Die Inszenierung enthält Einlagen, die für das Werk entbehrlich sind. Kritisiert werden in diesem Zusammenhang beispielsweise das Zurschaustellen von Nacktheit oder unverhältnismäßiger Brutalität um ihrer selbst willen.

    Punkt eins kann ich im Prinzip wenig zustimmen; Zusätze und Kürzungen hat es immer gegeben (Mozart hat allein ein Dutzend Einlagearien für fremdkomponierte Opern geschrieben, die auch tatsächlich gegeben wurden; betrieb er also bereits das, was man heute als Regietheater definiert?) Punkt drei verliert für mich mitunter auch an Bedeutung, wird doch in diesem Sinne nur das dargestellt, was vorher (vielleicht aus Scham oder anderen, z.B: religiösen, Gründen verdeckt blieb - wobei auch ich gewisse ästhetische Grenzen habe). Punkt zwei hingegen - weil er auch so schön in der Mitte platziert ist - ist für mich persönlich von zentraler Bedeutung, denn die ihn einrahmenden Kritikpunkte 1 und 3 verändern das Werk nicht grundsätzlich: es sind kleine Manipulationen, vielleicht Verbesserungen, vielleicht Fragmentierungen, Provokationen oder Verhunzungen... das liegt im Auge des Betrachters. Wenn aber etwas in den Vordergrund gestellt wird, das in dem eigentlichen Werk gar nicht vorkommt, dann entsteht ein anderes Werk auf Basis des eigentlichen. Das muß natürlich auch nicht völlig uninteressant sein, wäre aber m. E. als eine solche Bearbeitung zu kennzeichnen oder als XY auf Grundlage der Oper YZ unter Verwendung der Musik von Komponist Sowieso...

    Grundsätzlich (emp)finde ich, daß Werke aller Art schon immer verfremdet, verarscht, bearbeitet oder als Grundlage für ein neues Werk verwendet wurden. Davon lebt die Kunst nun einmal. Das ist zu einem nicht unbedeutenden Teil deren Motor (?). In diesem Sinne gehört das Regietheater auch einfach mit dazu - ob man es nun mag oder nicht.

    Auch auf die Gefahr der Wiederholung hin: was mich allerdings generell abnervt ist das ständige Verlegen jeder Oper in die Zeit zwischen 33 und 45 des letzten Jahrunderts des letzten Jahrtausends. Das ist natürlich mal ganz interessant, aber allmählich wird das a) zu viel und b) langweilig - das zeugt m.E. von Einfallslosigkeit. Man kann das generell mit jedem Werk machen; daß das irgendwie (mitunter auf Biegen und Brechen) funktioniert, habe ich inzwischen begriffen - dafür braucht es keine weiteren Belege mehr. Es wurden zu dieser Zeit resp. kurz danach eigens Werke neu geschaffen, die sich des Themas annehmen - die werden aber komischer Weise kaum aufgeführt.

    *hä**sante*

  • Punkt eins kann ich im Prinzip wenig zustimmen


    Letztlich, und das wird in der ganzen Argumentation klar, Faschismus, Kapitalismus, Kommunismus hin oder her, ist alles eine Frage der Qualität. Jetzt ist künstlerische Qualität, Stimmigkeit nicht einfach etwas völlig Beliebiges, sie lässt sich durchaus begründen oder widerlegen. Ansonsten gäbe es den weiten Bereich der Kultur- und Kunstreflexion nicht, den unter anderem wir hier betreiben. Natürlich gibt es in diesem Zusammenhang auch persönliche Vorlieben, aber die sollten den Blick bei einem Menschen, der sich ernsthaft, also mit einer gewissen geistigen Intensität mit künstlerischen Themen, also Fragen jedweder Gestaltung beschäftigt, also ein Mensch, der sich überhaupt für Gestaltungsfragen interessiert, dessen Urteil sollte nicht von persönlichen Vorlieben abhängen. Ansonsten befindet er sich eben auf der alleruntersten Stufe der kulturellen Teilhabe und das meint unseres Lebens insgesamt.
    Deshalb habe ich gesagt, dass ich eine pauschale Diskussion des Begriffs Regietheater für gaga halte, eigentlich unter der Würde eines denkenden Menschen.
    :wink: