Am 8. September 1706 stirbt im kleinen ungarischen Dorf Kisboldogasszony, auf deutsch damals Maria-Haid, heute Kleinfrauenhaid in Burgenland, Österreich, der Pfarrer. Er war kaum 54 Jahre alt, Grund für seinen Tod ist der Bauchtyphus, der im von Türken und von Kurutzenhorden verwüsteten Land wütet. Zwar ist das Dorf Wallfahrtsort, doch kaum bewohnt, der Landesfürst, Pál Esterházy, hatte gerade eben erst mit der Rekultivierung angefangen. Wer würde in diesem armen Pfarrer einen interessanten Komponisten jener Zeit vermuten? Womöglich nur wenige.
Stift Lambach in 1649 - Heimkloster von Romanus Weichlein
Doch dieser Pfarrer, ein Benediktinermönch aus Lambach, wirkte davor schon in den Frauenklöstern von Säben (bei Klausen, Tirol) und von Nonnberg (in Salzburg) als Musikpräfekt, Hauskomponist und Kaplan. Er veröffentlchte zwei gedruckte Sammlungen: eine mit Kirchensonaten (Encaenia Musices, 1695) und eine mit Messen (Parnassus Ecclesiastico-Musicus, 1702). Geboren ist er in Linz, getauft zum Namen Andreas Franz Weichlein am 30. November 1652. Er studierte neben Lambach (wo Kapellmeister Benjamin Ramhaufski sicherlich einen großen Einfluss auf ihn hatte) in Salzburg (wo er dann die Musik von Biber kennen gelernt haben muss - wie von seiner eigenen Kompositionen abzulesen ist). Als Mönch war er natürlich nicht nur musikalisch tätig, er war Seelsorger, und war sogar an einer Teufelsaustreibung im Jahre 1694 in Säben beteiligt, über die ein ausführliches Protokoll vorliegen soll.
Stift Nonnberg zu Salzburg in 1740, wo Weichlein einige Jahre in unmittelbarer Nähe von H.I.F. Biber und Georg Muffat gewirkt hat
LG
Tamás