SONATÆ
Tam Aris, quam Aulis servientes,
DEDICATÆ
CELISSIMO AC REVERENDI-
SIMO PRINCIPI
AC DOMINO, DOMINO
MAXIMILIANO
GANDOLPHO
Ex S. R. I.
COMITIBUS DE KHÜENBURG
ARCHIEPISCOPO SALISBURG.
S. SEDIS APOSTOLICÆ LEGATO NATO,
S. R. I. PRINCIPI,
Ac GERMANIÆ PRIMATI, &c.
Domino, Domino suo Clementißimo
AB AUTHORE
HENRICO J. F. BIBER,
Musico & Cubiculario ejusdem Celissimi.
[...]
Anno M. DC. LXXVI.
steht am Titeblatt des ersten gedruckten Werkes von Heinrich Ignaz Franz Biber. Schon der Titel deutet an gewisse Vorbilder hin: Johann Heinrich Schmelzer gab 1659 eine Triosonaten-Sammlung aus, unter dem Titel: "Duodena selectarum sonatarum applicata ad usum tam honesti fori, quam devoti chori" - vom Inhalt gesehen steht der Bibersche druck aber eher einer späteren Sammlung des Wiener Kollegen nahe, dem "Sacroprofanus concentus musicus fidium aliorumque instrumentorum" aus 1662 (dessen Titel später im Fidicinium sacro-profanum wiederklingt), einem Satz von Kirchensonaten, besser gesagt Sonaten die den Typ der sog "österreichischen Kirchenkanzone" folgen, eine dem venezianischen Canzone (wie von Giovanni Gabrieli bekannt) abgeleitete Gattung, bei der eher kurze, voneinander in Tempo abgegrenzte Episoden aufeinander folgen. Öfters findet man in den Stücken diese Episoden übergreifendes, doch eher flüchtig bearbeitetes, thematisches Material.
Biber knüpft nahtlos an die Tradition der Kirchenkanzone an (ein Nachleben erlebt die Gattung noch in Werken von R. Weichlein und B.A. Aufschnaiter bevor sie von der Corellischen sonata chiesa völlig verdrängt wird). Waren die Stücke von Schmelzer noch recht bunt und unterschiedlich besetzt, so versucht Biber schon ein Grundschema der Besetzung aufzustellen (was aber erst in seiner nächsten Kirchensonaten-Sammlung folgerichtig vollzogen wird): als Grundbesetzung kann man die a 5 Aufstellung ansehen: für zwei Violinen, drei Violen (in Alt- Tenor- und Bassschlüssel), und Bc. (die "Basso di Viola" - wahrscheinlich eine Violone - verdoppelt den Basso continuo) Diese kann zu a 6 mit einem in Sopranschlüssel notierten Viola, oder zu a 8 mit Sopran-Viola und zwei Clarini ergänzt werden. Man findet auch die a 5 Variante, wo einer der Violinen mit einem Clarino ersetzt wird. Es findet letzlich noch die Variante (mit Weglassung des Violenchores) mit zwei Clarini, zwei Violinen und Basso continuo. Typisch ist das chorische Gebrauch der Instrumente, wie auch vereinzelte solistische Passagen.
Einem Ostinato-Bass - zwar sonst relativ häufig in Bibers Ouvre - bedient sich nur die Sonate VII, die gänzlich darauf aufgebaut ist; sonst findet man eher Wechsel von verschiedenen orchestralen Texturen. Die Clarino-Stimmhefte der Sammlung sind (wahrscheinlich aus ökonomischen Gründen) mit zwölf kurzen Clarinduetten ergänzt.
Inhalt
Sonaten C 114-125
01 Sonata I a otto für zwei Clarini, zwei Violinen, vier Violen (drei Bratschen und "Basso di Viola") und Basso continuo
02 Sonata II a sei für zwei Violinen, vier Violen (drei Bratschen und "Basso di Viola") und Basso continuo
03Sonata III a sei für zwei Violinen, vier Violen (drei Bratschen und "Basso di Viola") und Basso continuo
04 Sonata IV a cinque für Clarino, Violine, drei Violen (zwei Bratschen und "Basso di Viola") und Basso continuo
05 Sonata V a sei für zwei Violinen, vier Violen (drei Bratschen und "Basso di Viola") und Basso continuo
06 Sonata VI a cinque für zwei Violinen, drei Violen (zwei Bratschen und "Basso di Viola") und Basso continuo
07 Sonata VII a cinque für zwei Clarini, zwei Violinen, "Basso di Viola" und Basso continuo
08 Sonata VIII a cinque für zwei Violinen, drei Violen (zwei Bratschen und "Basso di Viola") und Basso continuo
09 Sonata IX a cinque für zwei Violinen, drei Violen (zwei Bratschen und "Basso di Viola") und Basso continuo
10 Sonata X a cinque für Clarino, Violine, drei Violen (zwei Bratschen und "Basso di Viola") und Basso continuo
11 Sonata XI a cinque für zwei Violinen, drei Violen (zwei Bratschen und "Basso di Viola") und Basso continuo
12 Sonata XII a otto für zwei Clarini, zwei Violinen, vier Violen (drei Bratschen und "Basso di Viola") und Basso continuo
Clarinduette C 126-137
01-12 zwölf kurze Stücke ohne Bezeichnung "a due", für zwei Clarini allein
LG
Tamás