FIDICINIUM
SACRO-PROFANUM,
Tám Chroro, quám Foro
Pluribus Fidibus concinnatum, concini aptum,
SUB AUSPICIIS
CELSISSIMI AC REVERENDISSIMI PRINCIPIS
AC DOMINI DOMINI
MAXIMILIANO
GANDOLPHO
Ex S.R.I. Comitibus de Khüenburg Archiepiscopi
Salisburgensis, & Sedis Apostolicæ Legati nati, S.R.I. Prin-
cipis ac Germaniæ Primatis, &c.
Domini Domini Clementissimi
AB AUTHORE
HENRICO J. F. Biber / Capellæ Vice-
Magistro Ejusdem Celsissimi
Im Jubiläumsjahr 1682 - man feierte das 1100jährige bestehen des Erzstiftes, das Gründungsjahr ist nach hauseigenen Tradition 582 (die Geschichtwissenschaft sieht das anders) - wetteiferten die Komponisten am Hofe von Maximilan Gandolph mit dem Erzbischof gewidmeten Drucken von Instrumentalwerken: es erschien die Mensa Harmonica von Andreas Christoph Clamer, das Armonico Tributo von Georg Muffat, und - mit einem Jahr Verspätung - das Fidicinium Sacro-Profanum von Heinrich Ignaz Biber, seine zweite Sammlung von Kirchensonaten.
Zwar verweist der Titel wieder - wie im Falle des ersten Druckes - auf Johann Heinrich Schmelzer, die Werke zeigen einige Änderungen gegenüber den Sonatae tam aris quam aulis:
1) die Sonaten sind nur für Streicher, ohne Clarini gesetzt;
2) die Befestigung der Stimmzahl auf fünf in den ersten sechs, und auf vier in den letzten sechs Sonaten;
3) das wechselvolle, chorische Klangbild, mit virtuosen Violineinschüben schafft einem eher kammermusikalischen Prinzip Platz.
Diese Änderungen werden oft als Wirkung von Georg Muffat gesehen, obwohl sie bereits im Kirchensonatendruck von 1676 teilweise vorgebildet zu finden sind, andererseits in den Suiten der Mensa sonora erscheinen. Man kann jedoch feststellen, dass Biber offenbar einen Gegenentwurf zur Corellischen sonata chiesa auf Grund der österreichischen Kirchenkanzone erstellen suchte. Was vor allem auffält, ist die kammermusikalische Mehrstimmigkeit der Werke: bei diesen Sonaten wäre es undenkbar, sie unter die Weglassung der Bratschen, die früher nur als Füllstimmen fungierten, als Trios aufzuführen, wie Muffat es für seine Sonaten ausdrücklich erlaubt. Hier werden alle Instrumente ins musikalische Geschehen teilweise gleichrangig einbezogen.
Öfters findet man Stellen, wo die Bratschen mit eigenen Motiven die Themen der Violinen umspielen oder diese kommentieren, weiterentwickeln, um sie dann von den Violinen übernehmen zu lassen. Chorische Gegenüberstellung, wie in den früheren Sonaten findet man jedoch nicht: eher eine durchbrochene, aber alle Stimmen gleichweise beschäftigende Schreibweise. Im kultigen Buch: "Die Geschichte der Musik in Comics" findet man über Biber bloß den lakonischen Satz: "der gefeierte Violinvirtuose, Biber, ist schon ein Vorbote einer neuartigen Musik, des sogenannten Wiener Klassischen Stils." Diese Behauptung scheint mir vor allem auf diese Sonaten zutreffen: es finden sich im Schaffen von Biber kaum Werke (mal abgesehen von der geistlichen Musik), wo er so nah an Joseph Haydn steht.
Inhalt C 78-89
01 Sonata I in h-moll, für zwei Violinen, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
02 Sonata II in F-dur, für zwei Violinen, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
03 Sonata III in d-moll, für zwei Violinen, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
04 Sonata VI in g-moll, für zwei Violinen, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
05 Sonata V in C-dur, für zwei Violinen, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
06 Sonata VI in a-moll, für zwei Violinen, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
07 Sonata VII in D-dur, für Violine, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
08 Sonata VIII in B-dur, für Violine, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
09 Sonata IX in G-dur, für Violine, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
10 Sonata X in E-dur, für Violine, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
11 Sonata XI in c-moll, für Violine, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
12 Sonata XII in A-dur, für Violine, zwei Bratschen und Violone mit Basso continuo
LG
Tamás