Hier werden Einspielungen nur auf historischen Tasteninstrumenten aufgelistet (Cembalo, Fortepiano, Spinett, Hammerflügel, Pedalcembalo usw.).
Keine Orgel, keine Bearbeitungen für andere Besetzungen!
jd
Hier werden Einspielungen nur auf historischen Tasteninstrumenten aufgelistet (Cembalo, Fortepiano, Spinett, Hammerflügel, Pedalcembalo usw.).
Keine Orgel, keine Bearbeitungen für andere Besetzungen!
jd
B0009I8UKU / B007AR7QQC / B001MZHI0M
(P) 1969 dhm/BASF 29 20378-6 (2 LPs) [80:09]
rec. 15.-20. Juni 1969 (Cedernsaal, Schloß Kirchheim)
Gustav Leonhardt
[Cembalo: Martin Skowronek (Bremen 1962) - nach J.D. Dulcken (Antwerpen 1745)]
Leonhardt wird für Contrapunktus 12a/b & 18a/b von Bob van Asperen auf einem zweiten Cembalo begleitet.
jd
B000E0OEEO / 7544367
(P) 1954 Vanguard "The Bach Guild" BG 532/3 (2 LPs) [86:56]
rec. Mai 1953 (Wien) mono
Gustav Leonhardt
[Cembalo: Neupert]
Seine erste Einspielung, mit gerade mal 25 Jahren gemacht, hatte besonders in den USA einen tiefen Eindruck hinterlassen. Immerhin hatte der Landowska-Schüler eine der zentralsten Clavierwerke Bachs mit Cembalo eingespielt. Ein wichtiger Meilenstein für Leonhardts Karriere.
jd
Vielleicht eine der frühesten Vertreterinnen der sog. historisch informierten Aufführungspraxis, nämlich Isolde Ahlgrimm (ich erinnere nur an ihre enge Zusammenarbeit mit NH in den 50er und 60er Jahren, die auch in diversen Aufnahmen dokumentiert ist, z.B. MO, CK bei Phillips, 1955) mit dieser ganz und gar aus dem Rahmen fallenden Aufnahme der "Kunst der Fuge" von JS Bach unter Verwendung eines Ammer-Pedalcembalos (aufg. Wien, Mai 1967):
wunderschönes Cover, wie ich finde (Dürer)
Das Klangbild, das hier erzeugt wird, stellt sich als überaus kernig und urwüchsig dar (das meine ich übrigens nicht abwertend, im Gegenteil).
(P) 1985 harmonia mundi france HMC 901169.70 (2 CDs) [98:48]
rec. Januar 1985 (Salle Adyar, Paris)
Davitt Moroney
[Cembalo: John Phillips (1980) - nach: Ruckers (1646), Blanchet (1756) & Taskin (1780)]
Moroney hat sich ebenso wie Leonhardt mit der Kunst der Fuge intensiv auseinandergesetzt und lieferte eine weitere Einspielung auf Cembalo. Sein Spiel ist freilich etwas langsamer, aber nicht weniger wirkungsvoll, wenn es um die Polyphonie der Stimmen geht. Im Booklet (ich habe die musique d'abord-Ausgabe unten links) geht er sehr umfassend auf das Werk mit seiner komplizierten Entstehungsgeschichte und seiner Reihenfolge ein: die hat er mit Fuge Nr. 1-14 plus den vier Canons festgelegt. Die Besonderheit ist die Fuge Nr. 14, die unvollendet geblieben ist: sie ist einmal in der unvollendeten Version von Bach und einmal in der beendeten Rekonstruktion von Moroney drauf; erstere zwischen Fuge Nr. 13/2 und Canon Nr. 1, die letztere ganz am Ende als Schmankerl. Eine tolle Aufnahme...
jd
B000E0OEEO / 7544367
Sein Spiel ist gleichmäßig, Tempo kaum variabel, aber so stetig, daß nichts durchhängt. Dadurch achtet man aber mehr auf die Polyphonie der Stimmen. Das Cembalo trägt dem insofern Rechnung, daß man jeder Stimme ohne Probleme folgen kann. Es ist sehr nah abgenommen, aber je nach Stück mehr oder weniger im Aufnahmeraum positioniert. Das Remastering ist sehr gut, kann allerdings nicht immer die Schäden des Tonbands überdecken: manchmal gibt es kurze Unregelmäßigkeiten im Klangbild, doch dafür stechen die klaren Höhen und die sauberen Mitten bemerkenswert hervor.
Allerdings ist das Cembalo schon sehr "robust": man hört in den langsamen Passagen tatsächlich das Anschlagen der Tasten auf den Korpus (klongklongklong)...
Endlich weiß ich, was alle Cembalo-Verächter eigentlich mit Klapperkisten meinen...
Fazit: eine Pionierleistung, die auch heute noch zu entzücken vermag - wenn man ältere Cembalo-Nachbauten liebt...
jd
(P) 2000 Brilliant Classics [99:01]
rec. 08.-09. & 11. November 1999 (Maria Minor, Utrecht)
BWV 1080/1-17 & 19
Menno van Delft
[Cembalo: Geert Karman (1997) - nach Johann Heinrich Gräbner (Dresden 1744)]
Fuga a 2 Clav. & Alio modo. Fuga a 2 Clav. (BWV 1080/18,1 & 18,2)
Menno van Delft & Siebe Henstra
[2 Clavicords: Geert Karman (1989) - nach Christian Gottlob Firederici (Gera 1765) & Johann Adolph Hass (Hamburg 1761/63)]
Canon in Hypodiatesseron... BWV 1080/14 [frühere Fassung]
Menno van Delft
[Clavicord: Geert Karman (1989) - nach Christian Gottlob Firederici (Gera 1765)]
van Delft spielt analytisch, ohne Druck, ganz entspannt; das Double mit Henstra klingt etwas umgewohnt auf Clavicord, aber da es Teil des Appendixes ist, sollte man da nicht so streng sein. Sehr gut...
jd
Die Besonderheit ist die Fuge Nr. 14, die unvollendet geblieben ist: sie ist einmal in der unvollendeten Version von Bach und einmal in der beendeten Rekonstruktion von Moroney drauf
Exakt der Grund, weshalb ich mir diese Aufnahme vor Urzeiten zugelegt habe. Ich weiß gar nicht, ob es noch weitere Versuche gegeben hat den CP 14 zu vollenden, jedenfalls was - Instrumente anbetrifft.
Ich weiß, daß Walcha eine Rekonstruktion angefertigt hat. Er spielt sie aber auf der Orgel.
jd
Ich weiß, daß Walcha eine Rekonstruktion angefertigt hat. Er spielt sie aber auf der Orgel.
jd
Offenbar hat da wohl mal jemand nachgezählt, u.a. auch die von Dir erwähnte Walchaaufnahme berücksichtigt:
Es gibt wohl auch eine Einspielung auf einem Fortepiano (Typ Mozart nach Andreas Stein) von Walter Riemer (im Hauptberuf Elektroingenieur), wie ich gerade feststelle, aufgenommen in 05/2005.
Zitat1st time in the world Bach's "Art of the Fugue" was recorded using a Fortepiano. Recorded in Austria.
Günstiger bekommt man die Doppel-CD im ORF-Shop (9,90 € zzgl. Versandkosten i.H.v. 4,00 €). Dort findet man auch Klangbeispiele. Als ernst zu nehmender Interpret muss man sich natürlich auch theoretisch zu dem äußern, was man da so treibt. Nicht anders Walter Riemer, der seine Beziehung zur Kunst der Fuge auf 12 Seiten ausbreitet und abschließend mit Blick auf die Wahl des Instruments meint:
ZitatDas frühe Fortepiano ist dem Cembalo hinsichtlich Obertonspektrum noch recht nahe (und klingt daher auch sehr transparent), bietet aber schon (im Umfang etwas eingeschränkt) die Dynamik des modernen Klaviers. Auch macht das Fortepiano die harmonische Struktur wesentlich deutlicher als das moderne Klavier. Hans Petermandl hat bei der Präsentation seiner CD im Herbst 2004 mehrmals darauf hingewiesen, dass er es für denkbar hält, dass Bach das Fortepiano sehr wohl im Auge hatte. Dass ein Musiker wie Bach die im Fortepiano steckenden Möglichkeiten verkannt hätte, erscheint mir undenkbar.
Auf dem Fortepiano gespielt ist das Werk dadurch noch schöner als auf den beiden Alternativen, vor allem durchsichtiger gestaltbar, und so spiele ich es eben auf diesem Instrument.
Das auf der „Extra-CD“ beigefügte pdf-Dokument ist auch online abrufbar; zwar nicht mehr unter der im Booklet angegebenen Adresse (ich bin für statische Internetadressen!), aber über den Wikipediaeintrag zu Walter Riemer wem auch immer sei Dank leicht aufzufinden gewesen:
Walter Riemer: Meine Beziehung zur „Kunst der Fuge“
Der sich hinter dem Link verbergende Text ist, wie im Booklet angekündigt, etwas ausführlicher als der Booklettext selbst, der nur eine grob gekürzte Zusammenfassung darstellt.
Runterladen, ausdrucken, an die Wand nageln.
Das auf der „Extra-CD“ beigefügte pdf-Dokument ist auch online abrufbar
Den Link findest Du bereits im Beitrag 13. Du hast doch aber etwas von vier PDFs geschrieben. Was befindet sich denn noch auf der CD?
Du hast doch aber etwas von vier PDFs geschrieben. Was befindet sich denn noch auf der CD?
Neben dem hier jetzt zweifach verlinkten Text (1) noch (2) eine Analyse der KdF: „Fugen im Allgemeinen und die Kunst der Fuge im Besonderen“ (3 Seiten mit Notenbeispielen), (3) „Einiges zum verwendeten Instrument und zum Studioequipment“ (5 Seiten) und (4) „Technisches zur CD-Einspielung“ (1 Seite).
(Wobei sich dies alles eben nicht auf einer Extra-CD befindet, sondern jeweils auf beiden CDs vorhanden ist; CD1: cp I-XI; CD2: cp XIIr-Choral)
Auch wenn ich im Widerspruch zu Riemers Behauptung stehe, Bach sei zu allererst Praktiker gewesen und das Werk gehöre zur klangvollsten Musikliteratur und müsse gehört werden, werde ich dies intesivieren, denn in einem Punkt hat er Recht: der Hammerflügel bietet wesentlich mehr Transparenz und Nuancierungsmöglichkeiten als ein stoisches Cembalo sowie mehr Farbtiefe und klangliche Abstufungsmöglichkeiten als ein moderner Flügel. Aber warum er gerade so einen IKEA-Bausatz verwendet, habe ich noch nicht nachgelesen ...
Auch wenn ich im Widerspruch zu Riemers Behauptung stehe, Bach sei zu allererst Praktiker gewesen
Ich denke, daß er eben Beides gleichzeitig war - da gab es für ihn keinen Widerspruch und keinen Unterschied. Es ist nur so, daß er bei den Aufführungen gewisse Sachen (Umfang und "Spielbarkeit" des Instruments, Besetzung) berücksichtigen mußte, während er in seiner Komponierstube zunehmend eine musikalische Diktion entwickelte, die gegen Ende seines Lebens auch das praktisch Machbare an eine Grenze brachte. Und das wird er bewußt so gestaltet haben, weil ihm der musikalische Gehalt wichtiger war als die reine Praxis. Man darf nicht vergessen: er war auch immer Lehrer gewesen, hatte immer Schüler um sich, bis zuletzt. Und die Werke wie GB oder KdF waren nicht nur als Lehrwerke gedacht; sie hatten auch einen ästhetischen Nutzen - im Grunde ist das, was Bach zuletzt verfaßte, sowas wie musikalische Weltliteratur gewesen. Das KdF ist das musikalische Pendant zu Goethes Faust.
Zitiere doch bitte so wie ich es gemeint habe:
Auch wenn ich im Widerspruch zu Riemers Behauptung stehe, Bach sei zu allererst Praktiker gewesen und das Werk gehöre zur klangvollsten Musikliteratur und müsse gehört werden
Für mich persönlich ist die KdF nicht im mindesten klangvoll, sie langweilt mich.
Zitat von JDDas KdF ist das musikalische Pendant zu Goethes Faust.
Hm. Von mir aus. Aus Goethes „Faust“ wird nur noch - und das immer Gleiche - zitiert. Die Zahl derer, die das Werk en bloc gelesen oder angeschaut und in der Zeit keine drei bis vier Wagner- oder Händelopern gehört haben, dürfte sich in überschaubaren Grenzen halten.
im Grunde ist das, was Bach zuletzt verfaßte, sowas wie musikalische Weltliteratur gewesen. Das KdF ist das musikalische Pendant zu Goethes Faust.
Vielleicht sollte ich mir endlich einmal dieses Buch vornehmen, das seit Jahren ungelesen in unserem Regal steht, wenn ich mir vorstelle, dass es Bach gegen Ende seines Lebens möglicherweise schwerpunktmäßig darum ging, sein kompositorisches Können anhand einiger exemplarischer Werksammlungen unterschiedlicher Gattungen nochmals unter Beweis zu stellen (Kunst der Fuge, Musikalisches Opfer, h-Moll-Messe):
ZitatDer Psychologe Kruse, der auch Musik und Philosophie studierte, liefert mit Konzentration auf die letzten Lebensjahre Bachs eine psychologische Deutung der Biografie und einzelner Werke des Komponisten, die er als Instrument zur erfolgreichen Bewältigung von Krisen interpretiert. „Bachs Werk ist ein besonderes Beispiel für Alterskreativität und kann helfen, die schöpferischen Potenziale des Alters zu veranschaulichen“, erklärt Andreas Kruse, dessen Buch den Titel „Die Grenzgänge des Johann Sebastian Bach. Psychologische Einblicke“ trägt.
Inzwischen gibt es wohl eine 2. Auflage.
Zitiere doch bitte so wie ich es gemeint habe:
Für mich persönlich ist die KdF nicht im mindesten klangvoll, sie langweilt mich.
Okay, dann habe ich den Fokus auf den falschen Teil gerichtet...
"Klangvoll" ist ja auch ein so schönes Wort, meinst du nicht? Damit erreicht man den Kenner und Musikliebhaber... Ich persönlich sehe das Klangvolle als das Kriterium an, was der Musiker bei diesem Werk selber erarbeiten muß - ich höre den Klang als Haut für die Stimme, die sich im Geflecht von den anderen Stimmen unterscheiden sollte. Der Anteil des Intellektuellen, was sich in den Noten befindet, ist musikalische Theorie - und Theorie kann auch mal langweilig sein...
Hm. Von mir aus. Aus Goethes „Faust“ wird nur noch - und das immer Gleiche - zitiert. Die Zahl derer, die das Werk en bloc gelesen oder angeschaut und in der Zeit keine drei bis vier Wagner- oder Händelopern gehört haben, dürfte sich in überschaubaren Grenzen halten.
Insofern ist der Vergleich von mir mit Bedacht gewählt worden: ich habe weder die KdF noch den Faust gelesen - nur gehört. Die Theorie kommt bei mir nur unmittelbar an, aber nicht direkt mittelbar. Aber das ist vielleicht auch ein Aspekt, der nicht vernachlässigt werden sollte. Aber ob es heutzutage - oder jemals früher - wirklich ein Beinbruch war, wenn man bestimmte Werke nicht gesehen, gehört oder gelesen hätte? Die Relativitätstheorie habe ich auch nie gelesen...