- Offizieller Beitrag
Da wir das Thema hier Ausländische Sänger in deutschen Opern in anderem Zusammenhang haben und ich nicht mehr weiß, ob ich hier oder anderswo dazu schon referierte, noch einmal kurz der Problemaufriss. Wenn es um das Idiomatische geht, um die akzentfreie und sozusagen "normale" Wiedergabe einer bestimmten Muttersprache, kann ich bei Werken wie Beethoven-9 oder Mahler-8 noch mit Kompromissen leben, weil sich diese nicht im Sprachlichen erschöpfen.
Purist und radikal bin ich persönlich nur beim deutschen Kunstlied. Deutsche Gedichte, deutsche Lyrik von deutschen Komponisten in Töne gesetzt; MÜSSEN für mich idiomatisch klingen! Ich komme ja eigentlich vom gesprochenen Wort her, liebe Hörbücher und Deklamation, messe auch dem Verhältnis von Wort und Ton in der Sakralmusik eine enorme Bedeutung bei. Beim muttersprachlichen Lied also kann ich Akzent nicht tolerieren; bei Opern bin ich mit Ausnahme von Wagner oder Strauss nicht ganz so empfindlich.
Aus diesem Grund hat bei mir die Hyperion-Box der Schubert-Lieder, die auch mit Nichtmuttersprachlern aufwartet; einen viel schwereren Stand als die von Naxos, die nur mit deutschsprachigen Sängern arbeitet. Das hat jetzt alles mit der rein musikalischen Qualität wenig bis nichts zu tun; manch Engländer versteht sich besser auf Schubert oder Mahler als diverse deutsche Stimmfach-Kollegen. Und sogar ganz ausländisch können sogar Muttersprachler klingen; ein überall gelobter und hofierter Kaufmann klang in meinen Ohren beim allerersten Kontakt nicht wie ein Landsmann Hölderlins oder Heines.
Wie steht ihr zu diesem Thema?