Wurde anfänglich Biber eher als Instrumentalkomponist anerkannt, wird er heute auch als Komponist überwältigender Sakralwerke gepriesen. Es ist nur natürlich, dass dabei seine großbesetzten Messen - nicht zuletzt die ihm zuschreibbare "Missa Salisburgensis" - eine wichtige Rolle spielten.
Weniger bekannt sind seine kleinbesetzten Vokalwerke. Hier soll es in erster Linie um die a-cappella-Messen gehen, alle mit Orgelcontinuo.
Folgende Werke sind zu dieser Kategorie zu rechnen:
C 4. Missa ex B sechsstimmig (SSATBB) mit Orgelbegleitung
C 5. Missa Quadragesimalis vierstimmig (SATB) mit Orgelbegleitung (eventuell mit colla parte Instrumenten)
C App. 98 Missa in Contrapuncto vierstimmig (SATB) mit Orgelbegleitung (auch Carl Heinrich Biber zugeschrieben)
[fehlt in C] Missa Sancti Alexii in contrapuncto florido a quatuor vierstimmig (SATB) mit Orgelbegleitung
Da meines Wissens bisher nur die Missa ex B http://www.comes-verlag.de/ind…=com_virtuemart&Itemid=84 erschienen ist (in der Reihe Denkmäler der Musik in Salzburg als Band 5 beim Comes-Verlag), gibt es auch nur von dieser einer Messe Einspielungen:
mit Gabrieli Consort & Players unter Paul McCreesh
und mit den Florianer Sängerknaben unter Franz Farnberger
(leider kenne ich diese letzte Aufnahme nicht, und sie ist auch nicht mehr greifbar... )
Es mag wohl etwas überraschen, dass diese eher kurze (kaum 25-minütige), kleinbesetzte Messe mich am meisten auf die 52-stimmige "Missa Salisburgensis" erinnert. Vor allem die Lust Doppelfugen zu bilden sticht heraus in beiden Werken: so z.B. am Ende der Kyrie wo in beiden Messen aus den Themata von Christe und Kyrie eine Fuge gebildet wird, und ganz gleich im Sanctus, wo Osanna und Benedictus sich zu einer kunstvollen Doppelfuge entwickeln (hier sogar auch thematisch sehr ähnlich die beiden Messen).
Die Pracht der großbesetzten Werken darf man natürlich nicht erwarten, jedoch ist die Missa ex B auch nicht in der strengen stile antico gehalten. Für kurze Passagen erscheint der altehrwürdige Stil, es dominiert aber eher der farbigere, lebendigere, sog. stile florido.
Über die Missa Quadragesimalis kann ich nur sagen, dass sie die bekannteste und beliebteste Messe zu den Lebzeiten Bibers war, und auch noch lange nach seinem Tod noch kopiert und aufgeführt wurde. Blieben von seinen anderen Messen nur Einzelexemplare erhalten, ist sie in 3 zetgenössischen Quellen und 2 Kopien aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts bekannt. Heute wird sie - vielleicht wegen ihres enfachen a-cappella-Stils - nicht beachtet und nicht aufgeführt. Hoffentlich ändert das sich bald.
LG
Tamás