Tureck, Rosalyn (1913-2003): Clavier

  • Aus "Jetzt im Ohr":

    Hieraus

    die Fugen des II. Teils, dargeboten von Bachs Hohepriesterin, wobei ich das durchaus nicht abwertend meine, im Gegenteil. Den Entschluss, sein Leben nahezu einem Komponisten zu widmen, muss man erst einmal geistig bewältigen.

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    (Testimonials to Rosalyn Tureck)

    Meine Eindrücke hinsichtlich Turecks Bachspiel hatte ich vor knapp neun Jahren bei Tamino mitgeteilt. Diese sind nahezu unverändert.

    "Ich kenne einige Bachaufnahmen von Rosalyn Tureck. Herausgreifen möchte ich die Partiten, die Frau Turek in den 50er Jahren für EMI eingespielt hat. Sie offenbart hier ein glasklares Bachspiel. Gemeinhin unterscheidet man Bachinterpreten hinsichtlich des Zugriffs auf ein Werk wohl dadurch, daß die einen die Architektur und Mehrstimmigkeit des Werkes betonen, insoweit geradezu, wie D. treffend bemerkt hat, die Töne "herausmeißeln", deshalb auch wenig oder gar kein Pedal gebrauchen, während die anderen, hier empfehle ich die späten Aufnahmen der 1., 2., 3. und 5. Partita des gealterten Claudio Arrau, die die rhetorischen Qualitäten eines Werks betonen. Rosalyn Tureks Aufnahme der Partiten gehört zweifellos der ersten Kategorie an.

    Gut 40 Jahre später, nämlich 1998, hat Frau Tureck dann die Goldbergvariationen zum wiederholten Male (davor 3 oder 4 weitere Einspielungen, zum Teil auch auf dem Cembalo), diesmal auf einem modernen Flügel - man beachte, daß sie auch eine versierte Cemablistin gewesen ist - eingespielt. Man findet hier ihren Interpretationsstil aus den 50er Jahren - für mein Gefühl sogar noch eine Spur extremer - bestätigt. Fast ist man geneigt zu sagen, Frau Turek bespielt den modernen Flügel wie ein Cembalo. Auch hier stellt sie Kontrapunktik in Reinform und glasklare Stimmführung vor, als wollte sie beweisen, wie man Bach zu spielen hat.

    Manche meinen, Frau Tureck mit Glenn Gould vergleichen zu müssen, der ja schließlich auch Sopran-, Mittel- und Baßstimmen unterscheidbar/durchhörbar/transparent gespielt hat. Hierbei wird jedoch für meinen Geschmack vernachlässigt, daß Glenn Gould durchaus mit Esprit gespielt hat, etwas was ich bei Rosalyn Tureck vermisse. Ihr Spiel erscheint mir zu einseitig, zu überdeutlich kontrapunktisch. Der Hinweis eines Kritikers, den D. zitiert, nämlich daß Frau Tureck "jeden einzelnen Ton liebkost hat" könnte in diesem Zusammenhang durchaus auch als versteckte Kritik an der Grande Dame des Bachspiels gemeint gewesen sein."

    Eure Auffassung zu Tureck? Bevorzugte Einspielungen?

  • Nun durfte nach Auffassung der Verantwortlichen des Labels Membran auch Rosalyn Tureck in den Olymp der "Piano-Legenden" aufrücken:

    Die Box wurde zusammengeschustert aus "10 Originalalben aus den Jahren 1952 bis 1962".

    Inhalt:

    Das wohltemperierte Klavier I & II; Goldberg-Variationen BWV 988; Partiten BWV 825-827, 829; Italienisches Konzert BWV 971; Capriccio BWV 992; Toccata, Adagio & Fuge BWV 912; Französische Ouvertüre BWV 831

    Tureck - bach-cantatas

  • Was dem Wilhelm sein LvB_9 war, war der Rosalyn ihr variierter Goldberg, jedenfalls listet b-c sieben Aufnahmen dieses Zyklus mit dieser Interpretin. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen den Erwerb von Bach-*omi*-Klavieraufnahmen, von wenigen Ausnahmen abgesehen (Martins, Gould, Gulda), auf Null zu reduzieren. Hier habe ich mich allerdings soeben hinreißen lassen (die nunmehr 2. - oder 3. *hmmm*? - Einspielung mit RT im hiesigen Bestand):

    rec. 03/1998 (Doppel-CD), EHZ: "sehr gut" (MM-Ebay, Br. EUR 3,99)

    Recorded at Friedrich-Ebert-Hall, Hamburg-Harburg, Germany. 7th recording of Goldberg Variations

    • Offizieller Beitrag

    CD 7 und 8

    Johann Sebastian Bach

    Goldberg-Variationen BWV 988

    Rosalyn Tureck (Klavier)
    1957

    Was mich beim erstn Hören besonders beeindruckte, war zum einen ihr Anschlag und bei dieser Einspielung die Fähigkeit, trotz unglaublicher Langsamkeit immer bei der Stange zu halten und niemals in ein Romantiseren abzugleiten.

    "Wenn man sich nur das Urteilen abgewöhnen könnte, dieses dilettantische Verfälschen der Dinge! Wir wollen immer verstanden werden und sind selber unerbittlich verständnislos." (Verdi bei Franz Werfel)