Aus "Jetzt im Ohr":
Hieraus
die Fugen des II. Teils, dargeboten von Bachs Hohepriesterin, wobei ich das durchaus nicht abwertend meine, im Gegenteil. Den Entschluss, sein Leben nahezu einem Komponisten zu widmen, muss man erst einmal geistig bewältigen.
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Meine Eindrücke hinsichtlich Turecks Bachspiel hatte ich vor knapp neun Jahren bei Tamino mitgeteilt. Diese sind nahezu unverändert.
"Ich kenne einige Bachaufnahmen von Rosalyn Tureck. Herausgreifen möchte ich die Partiten, die Frau Turek in den 50er Jahren für EMI eingespielt hat. Sie offenbart hier ein glasklares Bachspiel. Gemeinhin unterscheidet man Bachinterpreten hinsichtlich des Zugriffs auf ein Werk wohl dadurch, daß die einen die Architektur und Mehrstimmigkeit des Werkes betonen, insoweit geradezu, wie D. treffend bemerkt hat, die Töne "herausmeißeln", deshalb auch wenig oder gar kein Pedal gebrauchen, während die anderen, hier empfehle ich die späten Aufnahmen der 1., 2., 3. und 5. Partita des gealterten Claudio Arrau, die die rhetorischen Qualitäten eines Werks betonen. Rosalyn Tureks Aufnahme der Partiten gehört zweifellos der ersten Kategorie an.
Gut 40 Jahre später, nämlich 1998, hat Frau Tureck dann die Goldbergvariationen zum wiederholten Male (davor 3 oder 4 weitere Einspielungen, zum Teil auch auf dem Cembalo), diesmal auf einem modernen Flügel - man beachte, daß sie auch eine versierte Cemablistin gewesen ist - eingespielt. Man findet hier ihren Interpretationsstil aus den 50er Jahren - für mein Gefühl sogar noch eine Spur extremer - bestätigt. Fast ist man geneigt zu sagen, Frau Turek bespielt den modernen Flügel wie ein Cembalo. Auch hier stellt sie Kontrapunktik in Reinform und glasklare Stimmführung vor, als wollte sie beweisen, wie man Bach zu spielen hat.
Manche meinen, Frau Tureck mit Glenn Gould vergleichen zu müssen, der ja schließlich auch Sopran-, Mittel- und Baßstimmen unterscheidbar/durchhörbar/transparent gespielt hat. Hierbei wird jedoch für meinen Geschmack vernachlässigt, daß Glenn Gould durchaus mit Esprit gespielt hat, etwas was ich bei Rosalyn Tureck vermisse. Ihr Spiel erscheint mir zu einseitig, zu überdeutlich kontrapunktisch. Der Hinweis eines Kritikers, den D. zitiert, nämlich daß Frau Tureck "jeden einzelnen Ton liebkost hat" könnte in diesem Zusammenhang durchaus auch als versteckte Kritik an der Grande Dame des Bachspiels gemeint gewesen sein."
Eure Auffassung zu Tureck? Bevorzugte Einspielungen?