02 - Sinfonie Nr. 5 d-moll op. 47 (1937)

  • Nr.5

    Und so äußerte sich Schostakowitsch selber zu 5. Sinfonie mit den Worten:
    „Thema meiner Sinfonie ist das Werden der Persönlichkeit!"
    Schostakowitschs hat wohl diese Sinfonie immer als autobiographisch bezeichnet!

    In die 5te Sinfonie von Schostakowitsch ist schon soviel hinein interpretiert worden, an politischen Statements, Ironie, Sarkasmus, Doppelbödigkeit, sodass ein jeder für sich beim Anhören seine eigene Meinung bilden kann, was er in der Sinfonie hört!

    Der erste Satz beginnt wie eine kurze Einleitung zum Chaos, um dann ins ruhige Fahrwasser zu gleiten; allerdings mit kurzen zum Teil scharfen Akzenten, dem folgt ein grotesker kurzer Marschrhythmus, der nichts gutes verheißt, bis zum ersten Ausbruch des Orchesters, der das zu bestätigen scheint. Dem folgt dann aber eine wundersame Melodie, die einem eine trügerische Idylle vorzugaukeln scheint und am Ende fragt man sich: „wie geht es weiter“?

    Das Allegretto ist dann Ironie pur mit einer aufgesetzten Fröhlichkeit, die irgendwie zu hinken scheint; mit ebensolchen scharfen Akzenten in den Streichern beinahe wie ein Aufschrei und um das noch zu verstärken, setzt der Orchesterapparat seine ganze Wucht ein.

    Das innerlich aufwühlende Largo (denke ich), ist die ehrlichste Bekundung Schostakowitschs im Bezug auf die damalige Situation in der Sowjetunion: traurig und doch nicht völlig resignierend.

    Der Anfang des 4ten Satzes mit seinem „Militärischen Aufmarsch", in dem die Musik dann ungeahntes Fortissimo erreicht, um dann innezuhalten zum Atem holen, um dann wieder zuzuschlagen und das innerliche Aufbäumen der geschundenen Kreatur Mensch zu suggerieren, das dann mit den letzten Paukenschlägen des kurzen heroischen Taumels uns zu sagen: „es ist vorbei und ich/wir hoffen und wünschen auf einen Neuanfang“.

    Zitat

    Der Schriftsteller Alexander Fadejew vertraute seinem Tagebuch, ungeachtet aller Jubelinterpretationen, die Intuition an: „Der Schluss klingt nicht wie ein Ausweg (und umso weniger nach einer Feier oder einem Sieg), sondern als wenn an jemanden eine Bestrafung oder Rache verübt wird. "


    Nein, ich sehe es auch nicht als Ausweg, aber als ein neuer Anfang; das Werden der Persönlichkeit Schostakowitsch, obwohl der Weg dorthin noch mit einigen Steinen gepflastert war.

    Bestrafung oder Rache? Können WIR das BEURTEILEN !? Wenn, dann nur durch seine weitere GROSSARTIGE Musik, die an vielen Stellen zu trösten vermag!

    LG palestrina

    „ Die einzige Instanz, die ich für mich gelten lasse, ist das Urteil meiner Ohren. "
    Oolong

    • Offizieller Beitrag

    Die Fünfte ist bei mir nach wie vor und mit deutlichem Vorsprung die liebste von Schostakowitsch. Sie hält die Waage zwischen Beethoven und Moderne und driftet noch nicht vollständig in Depression, Groteske und Nihilismus ab wie die späteren Werke. Sie scheint mir musikalisch am Gelungensten. Und sie verursacht gleich zu Beginn Gänsehäute.

    "Wenn man sich nur das Urteilen abgewöhnen könnte, dieses dilettantische Verfälschen der Dinge! Wir wollen immer verstanden werden und sind selber unerbittlich verständnislos." (Verdi bei Franz Werfel)