Es gibt eine ganze Reihe an Labels, die sich nur dem Remastering alter historischer Aufnahmen widmen: Pearl, Biddulph, Dutton oder Marston sind die bekanntesten und renommiertesten in dieser Sparte.
Ende der 1990er Jahre gesellte sich plötzlich das Label Naxos dazu, welches sich bis dato zu einem günstigen Anbieter von teilweise recht hochwertigen Aufnahmen mit Nischen-Repertoire gemausert hatte. Es holte sich einige führende Spezialisten wie Ward Marston oder Mark Obert-Thorn ins Boot und begann im großen Stil, historische Aufnahmen auf CD zu veröffentlichen.
Bis heute sind bereits hunderte Titel veröffentlicht worden, die in zwei Kategorien verfallen. Die einen sind Überspielungen von Einspielungen, die während der Schellackzeit (bis ca. 1950) entstanden, die anderen sind Überspielungen aus der Zeit danach - bis zu Zeitpunkt, an dem das ursprüngliche Copyright der jeweiligen Aufnahme abgelaufen ist. Dabei handelt es sich in beiden Fällen um Transfers von regulär veröffentlichten Schellackplatten oder LPs, da die originalen Quellen (Matrizen oder Bänder der Produktionsfirmen) praktisch nie zu Verfügung stehen.
Naxos Historical hat sich aber immer davor gehütet, in ihrer Preisnische Schund abzuliefern. Jede CD gibt immer genau an, was als Quellenmaterial gedient hatte und wer das Remastering zu verantworten hat. Es liegen immer Texte bei, die die Künstler der Aufnahmen näher porträtieren, und grundsätzlich sind viele Titel auch recht klug editiert. Damit reiht sich die Reihe in die Phalanx um Pearl und Marston ein - und distanziert sich ganz klar von solchen Schrottlabels wie Delta oder Madacy, die fast nie brauchbare Transfers historischer Aufnahmen produzieren.
Die Auswahl ist inzwischen sehr groß und umfassend. Man erhält Operneinspielungen aus den 1950ern sowie Schellackaufnahmen aus der elektrischen wie auch aus der akustischen Ära (1900er bis 1940er). Die Booklets sind nie besonders dick (Libretti sind nie dabei, höchstens mal Synopsen) und fast immer nur in Englisch vorhanden.
Das Remastering ist sicherlich ein wichtiger Aspekt dieser Titel: grundsätzlich werden die Quellen penibel ausgesucht und sorgfältig überspielt, das vordergründige Knacksen fast komplett entfernt, ohne jedoch das Hintergrundrauschen zu eliminieren. Je nach ästhetischer Ausrichtung kann es aber entweder abgesengt werden oder bleibt, wenn nicht besonders präsent, so erhalten. Sorgfältiges Schneiden der Aufnahmen kommt dann noch dazu, so daß es wie aus einem Guß klingt. Einsatz von Filtern wie z.B. nachträglich zugefügter Hall werden gemieden - stets soll das Quellenmaterial so authentisch bleiben wie möglich; höchstens wird der Frequenzgang mal behutsam korrigiert, um einzelne Schellackseiten klanglich aneinander anzugleichen, wenn es erforderlich ist.
Natürlich ist nicht jedes Remastering gleich zu bewerten, und nicht jede CD mag klanglich gelungen sein. Dennoch überwiegt der positive Eindruck bei Weitem, wie ich selber schon feststellen konnte.
Doch zu konkreten CDs werde ich später was ausführlicher schreiben...
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jd