Seit die Geschichte der Tonaufnahme ihren großartigen Verlauf begann, kristallisierten sich irgendwann Werke heraus, die immer häufiger als andere immer wieder von unterschiedlichen Interpreten aufgezeichnet und herausgegeben wurden. Mir geht es in diesem Thread nicht so detailversessen auf das Warum? und auch nicht, warum einige Werke mehr, andere weniger häufig eingespielt wurden (Stichwort: Vivaldis „Quattro stagioni“, Bachs „Brandenburgische“ Konzerte etc.), sondern um die Sichtweise der Konsumenten, also von uns Klassikhörern. Mir ist klar, daß das teilweise Hand in Hand geht, aber schauen wir mal ...
Interpretationsweisen und -ansätze verändern sich im Laufe der Zeit; bei frühen Tonaufnahmen war die korrekte Wiedergabe des Notentextes nicht gar so wichtig wie heute; Verspieler wurden geduldet, manchmal war es nur die tontechnische Unreife, diese Fehler - wie wir es heute bei Studioaufnahmen machen - ausmerzen zu können. Über die Richtigkeit der Notentexte wurde nicht weiter befunden, der Druck galt als korrekt, die Wahl des Instrumentes spielte keine besonders große Rolle, es sei denn, es handelte sich um ein oder mehrere von großen, bekannten Firmen gesponsorte oder zur Verfügung gestellte Instrumente. Gesangs- und Spieltechniken wurden ausgefeilter und perfektionierter. Der historische Hintergrund zu den Werken verschaffte sich plötzlich in den Vordergrund und Werke von weniger bekannten Zeitgenossen umgaben die Werke, die im Elfenbeinturm allein vor sich hin herrschten.
Ich persönlich bin an jungen Interpreten, neuen Sicht- und Spielweisen immer interessiert, finde es faszinierend, wie konträr diese Aufnahmen teilweise zu den herkömmlichen Bestandsaufnahmen klingen, welche Dinge sich komischer Weise nie ändern, welche ständig. Ich höre Aufnahmen - geschätzt, erfahrungsgemäß - ein bis drei Jahre relativ regelmäßig, dann sind sie mir irgendwie über und langweilig und ich möchte etwas anderes, neues haben und hören: eine neue Stimme, ein anderes Instrument, andere Tempi und Sichtweisen. Wenige aufnahmen setzen sich bei mir so durch, daß ich sie auch Jahre später noch als meine Referenz deuten würde, weil einfach nichts besseres nachkam; das kann ich aber nur beurteilen, wenn ich relativ aktuell am Ball bleibe, was natürlich auch mir nicht immer und nicht in allen Bereichen gelingt - bei den Werken, auf die ich meinen Focus setze, hingegen meistens schon (zumindest sehr viel öfter).
Also: warum also und wie häufig schafft ihr Neuaufnahmen an oder gerade nicht an? Was fasziniert euch an Neuaufnahmen, was stößt euch ab?