Callas - Bernstein - Visconti - Scala 1955. Wo soll man anfangen zu schwärmen? Vielleicht bei Cesare Valetti. Er war kein 'tenorino' sondern verkörperte den heute fast vergessenen Typ des 'tenore di grazia' in der Nachfolge eines Tito Shipa. Und damit war er in dieser Partie mehr als rollengerecht eingesetzt. Valetti verfügte nicht über die Emotionalität eines di Stefano noch über die Stimmschönheit und Außergewöhnlichkeit eines Pavarottis. Aber er singt hier stilsicher in wirklicher Belcanto-Manier.
Callas ist ein Wunder. Nicht nur, dass sie Außergewöhnliches wagt und es schafft wie das berühmte Diminuendo auf dem dreigestrichene Es in der Schluss-Cabaletta, sondern sie verknüpft hier auf einzigartige Weise die beschreibende Tradition des Belcanto mit einer darstellenden Expressivität, die von Verdi und aus dem Verismo kommt. Damit ist sie vielleicht die modernste Interpretin dieser Oper bis dahin.
Bernstein war nicht unumstritten. Vor allem die von ihm gewählten Kadenzen sorgten für Irritationen. Aber insgesamt ist das eine sehr emotionale Wiedergabe.
Insgesamt ein Muss für alle, die diese Oper kennenlernen möchte oder sie lieben. Ein wirklicher Meilenstein.