1831 - La Sonnambula: Einspielungen (omi)

  • Callas - Bernstein - Visconti - Scala 1955. Wo soll man anfangen zu schwärmen? Vielleicht bei Cesare Valetti. Er war kein 'tenorino' sondern verkörperte den heute fast vergessenen Typ des 'tenore di grazia' in der Nachfolge eines Tito Shipa. Und damit war er in dieser Partie mehr als rollengerecht eingesetzt. Valetti verfügte nicht über die Emotionalität eines di Stefano noch über die Stimmschönheit und Außergewöhnlichkeit eines Pavarottis. Aber er singt hier stilsicher in wirklicher Belcanto-Manier.

    Callas ist ein Wunder. Nicht nur, dass sie Außergewöhnliches wagt und es schafft wie das berühmte Diminuendo auf dem dreigestrichene Es in der Schluss-Cabaletta, sondern sie verknüpft hier auf einzigartige Weise die beschreibende Tradition des Belcanto mit einer darstellenden Expressivität, die von Verdi und aus dem Verismo kommt. Damit ist sie vielleicht die modernste Interpretin dieser Oper bis dahin.

    Bernstein war nicht unumstritten. Vor allem die von ihm gewählten Kadenzen sorgten für Irritationen. Aber insgesamt ist das eine sehr emotionale Wiedergabe.

    Insgesamt ein Muss für alle, die diese Oper kennenlernen möchte oder sie lieben. Ein wirklicher Meilenstein. :jubel::jubel::jubel:

    Liebe Grüße
    Thies :wink:

  • Zwei Jahre später und im Studio wagte die Callas längst nicht mehr so viel wie noch in Mailand. Zudem war sie live eigentlich immer besser, weil intensiver. Monti ist auch kein richtiger Ersatz für Valetti, weil er einen Tick leichter und dünner als sein großer Kollege klingt. Trotzdem eine wichtige Aufnahme, weil sie das Callas - Portrait in besserer Tonqualität bietet.

    Liebe Grüße
    Thies :wink:

  • Es ist erstaunlich, wie lange die Callas gerade in dieser Partie stimmliche Schwächen kaschieren konnte. Selbst die 1965 - TV-Aufnahmen sind vokal verglichen mit anderen Einspielungen dieser Zeit noch hervorragend.
    Edinburgh 1957 ist weit entfernt von der Sicherheit der 1955-Scala-Produktion, aber immer noch ein ergreifendes Portrait.

    Liebe Grüße
    Thies :wink:

  • Zur Eröffnung des neuerbauten Opernhauses in Köln weilte die Scala damals dort und Callas gab damit ihren zweiten Auftritt in Deutschland. Für 'Callas-Witwer' natürlich ein Muss, bietet diese Aufnahme wenig Neues. Vokal eher der Edinburgh - Aufnahme nahe, bleibt die Scala 1955 eigentlich das Maß aller Dinge.

    Liebe Grüße
    Thies :wink:

  • Sutherland, Monti, Corena - Bonynge (frühe sechziger)

    'Sie hat mich um 100 Jahre zurückgeworfen' (ungenau, aus der Erinnerung zitiert), dieses scheinbar böse Wort der Callas beschreibt aber exakt diese Aufnahme. Nimmt man den Belcanto als rein beschreibende Kunst, als ein Gesang, der den Affekt nur beschreibt und nicht darstellt, dann ist die Sutherland hervorragend. Sie be-/umschreibt die Emotionen mit musikalischen Figuren, ganz im Sinne des klassischen Belcantos. Aber sie macht die Figur für heutige Hörer nicht deutlich. Dazu braucht es vielleicht die Ausdrucksfähigkeit, die erst spätere Zeitalter dem italienischen Gesang hinzugefügt haben und über die die Callas verfügte. Callas brachte den Belcanto in die Moderne. Damit wäre sie keine reine Vertreterin dieser Gesangsart mehr, nur die moderne Version. Sutherland verharrt in der Tradition, wenn auch, nach reinen Beschreibungen, die großen Vertreterinnen des Belcantos vielleicht anders gesungen haben.

    Aber das ist möglicherweise marginal. Will man diese Oper in all ihrer vokalen und melodiösen Herrlichkeit hören, ist das eine fantastische Aufnahme. Will man das Drama erleben, greife man zu Callas 1955.

    Liebe Grüße
    Thies :wink:

  • Orgonasova, Giminez, d'Artegna - Zedda 1992

    Eine nun auch nicht mehr ganz neue wunderbare Aufnahme ist diese, die live im Concertgebouw aufgezeichnet wurde. Orgonasova war eine großartige zum dramatischen neigende, lyrische Koloratursängerin mit breitem Repertoire. Hier singt sie mit sicherer Virtuosität, mit Emphase aber auch der notwendigen Verhaltenheit.
    Giminez kann da mühelos mithalten. Ein weiches, betörendes Timbre, stilsicher gebildete Höhen, flexibel in den Koloraturen. Großartig.

    Liebe Grüße
    Thies :wink:


  • Natalie Dessay, Francesco Meli, Carlo Colombara, Sara Mingardo,

    Orchestre de l'Opera National de Lyon, Evelino Pido

    Label: Erato, DDD, 2006

    Audio 12/07: "Natalie Dessay verfügt über wunderbar schwerelos schwebende Pianissimo-Höhen - so auch in Vincenzo Bellinis 'Nachtwandlerin', einer Idealpartie für ihren luftigen, hohensicheren Koloratursopran. Statt fetter Dramatik-Posen setzt sie auf feingliedrige Dynamik und Psychologie."


    :wink: LT

  • Edita Gruberova, Gloria Banditelli, Jose Bros, Roberto Scandiuzzi,

    Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner Rundfunkorchester, Marcello Viotti

    Label: Nighzingale, DDD, 1998

    K. Burmester in Klassik heute 3/99: »Die Slowakin präsentiert einmal mehr eine sehr schlanke, im Kern hochkonzentriert substanz- und obertonreiche Stimme und vermag damit das Porträt der sensiblen Adina schlüssig in Belcanto-Linien, in schwebende bzw. ›koloraturistisch‹ pulsierende Bellini-Linien zu zeichnen. Jose Bros gibt zunächst einen eher farblosen Elvino, steigert sich aber beeindruckend und kann zündende dramatische Akzente setzen.«


    :wink: LT


  • Joan Sutherland, Luciano Pavarotti, Della Jones, Nicolai Ghiaurov, Piero de Palma,

    National Philharmonic Orchestra, Richard Bonynge

    Label: Decca, DDD, 1980

    orpheus 1/88:"Schieres Belcanto-Vergnügen hat man an dem Umschnitt von Richard Bonynges 1980 eingespielter "La sonnambula".


    :wink: LT


  • Lind, Matteuzzi, Salomaa, Ganassi, Donzelli,

    Orchestra of Eastern Netherlands, Bellini

    Label: Arts, DDD, 1991

    H. Schönegger in KLASSIK heute 4/00: "Der Dirigent sichert gute Präzision und läßt sich Zeit für den lyrischen Duktus der Musik."


    :wink: LT