Jetzt auf den Augen - Filme (2017)

  • Richard II., Henry IV., Henry V. - Ben Wishaw, Jeremy Irons, Tom Hiddleston, Patrick Stewart, Julie Waters, Simon Russell Beale, John Hurt, TV 2012

    Im Moment ist mal wieder Richard II. dran. Die Engländer schaffen es doch immer wieder, nicht nur grandiose Schauspieler hervorzubringen, sondern auch wunderbare Produktionen.

    Liebe Grüße
    Thies :wink:

    • Offizieller Beitrag

    Derlei Formate schaue ich eigentlich nie; aber der Beginn hatte was und so blieb ich dabei. Die Frage, was nach der Liebe kommt; was von über 20 Jahren Ehe bleibt, ist für einen Vergänglichkeitsfanatiker wie mich virulent und wie stets hochaktuell. Was bleibt, was geht unwiderruflich und für immer verloren? Tabula rasa oder Nostalgie?

  • Uauauauaahh... :D

    Der Polyp - Die Bestie mit den Todesarmen
    Italien-USA 1977

    John Huston, Shelley Winters und Henry Fonda latschen durch diese Trash-Granate und werden mit Unanehmlichkeiten durch einen Oktopus konfrontiert - ein Glück arbeitet der nicht für der Polizei, denn dann wäre er ein Polyp... :P

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

    • Offizieller Beitrag

    Heute Vormittag mit allen Elfern. Als Vorbehaltsfilm natürlich unter "fachkundiger" Anleitung (Einleitung, Auswertung, Leitung der Diskussionsrunde) einer Dame nicht etwa von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, sondern einem, vielleicht dem Deutschen Filminstitut. Ich kenne diese Filme natürlich alle seit dem Studium, hatten in Jena ja mit Manfred Weißbecker einen ausgewiesenen Fachmann vor Ort. Ohne Arroganz und wirklich ernsthaft besorgt folgte ich freilich den Ausführungen, die ich nicht unwidersprochen lassen konnte; obwohl ich mich sonst nie einmische, wenn andere vor Schülern reden. Filmkünstlerisch staune ich jedesmal wieder, was hier für ein herausragendes Niveau aus niedrigen Beweggründen heraus missbraucht worden ist - Darsteller, Kamera, Regie, Drumherum, alles vom Feinsten.

  • Filmkünstlerisch staune ich jedesmal wieder, was hier für ein herausragendes Niveau aus niedrigen Beweggründen heraus missbraucht worden ist - Darsteller, Kamera, Regie, Drumherum, alles vom Feinsten.

    Dafür gibt es sehr viele Beispiele, auch außerhalb des Dritten Reiches: mir fällt konkret Griffiths The Birth Of A Nation (1915) ein, der mich jedesmal verstört zurückläßt, wenn ich ihn sehe.

    Ich kann mich lebhaft an die Diskussion an Riefenstahls Triumpf des Willens (1935) erinnern, die aufgrund der BD in den US-Foren stattfand.

    Da wurde mächtig von künstlerischer Grandiostität und unerreichter künstlerischer Vollendung gesprochen, die der Film besonders auszeichne - doch es handelt sich im Grunde um eine geschickt montierte Dokumentation, die ohne Frage ein hohes formales Niveau erreicht, aber ihre Propaganda eher profan als künstlerisch aufgewertet wiedergibt.

    Immerhin konntest du Jud Süss mal sehen - ich kenne ihn bis heute nicht und muß wohl wirklich ein Filmarchiv betreten, wenn er dort unter besonderen Bedingungen vorgeführt werden sollte (wird manchnmal mit Vorbehaltsfilmen gemacht). Die Schizophrenie, die solchen Filmen eigen ist, selbst zu erleben, ist eine durchaus wichtige Erfahrung, wenn man sich bewußt mit Film als Kunstform auseinandersetzt.

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • So interessant "Triumph des Willens" beginnt, so tödlich langweilig endet er, nämlich in einer simplen Abfilmung langweiliger Marschkolonnen zu entsprechend langweiliger Marschmusik.

    Im Film "Jud Süß" nun ist die einzige sympathische Figur Jud Süß, die restlichen Darsteller gleichen eher Holzmarionetten, die mit der Axt auf treudoofteutsch getrimmt worden sind. Und zwar so extrem, dass das damals auch schon hätte auffallen müssen, wenn der Blick nicht vor lauter Antisemitismus so getrübt gewesen wäre.

    Im Internet findet man ihn übrigens sofort sowohl zum ansehen als auch zum Download (Jud Suess : Veit Harlan : Free Download & Streaming : Internet Archive)

    Siegfried

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann mich lebhaft an die Diskussion an Riefenstahls Triumpf des Willens (1935) erinnern, die aufgrund der BD in den US-Foren stattfand.

    Da wurde mächtig von künstlerischer Grandiostität und unerreichter künstlerischer Vollendung gesprochen, die der Film besonders auszeichne - doch es handelt sich im Grunde um eine geschickt montierte Dokumentation, die ohne Frage ein hohes formales Niveau erreicht, aber ihre Propaganda eher profan als künstlerisch aufgewertet wiedergibt.

    So interessant "Triumph des Willens" beginnt, so tödlich langweilig endet er, nämlich in einer simplen Abfilmung langweiliger Marschkolonnen zu entsprechend langweiliger Marschmusik.

    Ja, diese Beurteilung teile ich; ein deutlich überschätzter Film, die ganze Leni übrigens.

    Im Film "Jud Süß" nun ist die einzige sympathische Figur Jud Süß, die restlichen Darsteller gleichen eher Holzmarionetten, die mit der Axt auf treudoofteutsch getrimmt worden sind. Und zwar so extrem, dass das damals auch schon hätte auffallen müssen, wenn der Blick nicht vor lauter Antisemitismus so getrübt gewesen wäre.

    Na ja, lieber Sigefried; das sehen wir mit unseren medienerfahrenen Augen und unserem kulturellen Wissen so, sind ja auch schon älter. Von den 100 Schülern wollten 80 Prozent trotz Vorwissens am Ende vom Film den Juden tot sehen, wie übrigens jeden anderen negativen Helden auch - Psychologie funktioniert in der Regel recht simpel. Der Film ist klug gemacht; die süße blonde Maus, die missbraucht wird vom Jüden, ihr germanisch anmutender wilder Freund und Ehemann; der mehrere Rollen extremster Judenfiguren spielende Werner Krauß - das alles mag noch holzschnittartig sein. Aber beim Herzog Heinrich Georges beginnen die Brechungen; eigentlich der Schuft hat man auch Mitgefühl mit dem großen Kind, dem Infantilen auf dem Schwabenthron. Landschaftskonsulent Sturm dann als das Ur-Bild teutscher Redlichkeit oder Obrist Röder, die Konturen verschwimmen schnell und alles zusammen ist das auch darstellerisch eben nicht nur platt, sondern passt organisch zusammen. Das ist ja das besonders Perfide. Besonders, wenn man bedenkt, dass nach dem gleichen Muster auch heute vorgegangen wird, wenn auch zuweilen subtiler.

    Im Internet findet man ihn übrigens sofort sowohl zum ansehen als auch zum Download (Jud Suess : Veit Harlan : Free Download & Streaming : Internet Archive)

    Immerhin konntest du Jud Süss mal sehen - ich kenne ihn bis heute nicht und muß wohl wirklich ein Filmarchiv betreten, wenn er dort unter besonderen Bedingungen vorgeführt werden sollte (wird manchnmal mit Vorbehaltsfilmen gemacht). Die Schizophrenie, die solchen Filmen eigen ist, selbst zu erleben, ist eine durchaus wichtige Erfahrung, wenn man sich bewußt mit Film als Kunstform auseinandersetzt.

    Den Film MUSS man im Kino gesehen haben wie die 20 Millionen Deutschen damals auch. Gerade, um am eigenen Leibe zu erfahren, wie ästhetische Überwältigungsstrategien selbst bei Gehirntieren wie uns funktionieren, wenn die Bilder großformatig laufen.

  • So interessant "Triumph des Willens" beginnt, so tödlich langweilig endet er, nämlich in einer simplen Abfilmung langweiliger Marschkolonnen zu entsprechend langweiliger Marschmusik.

    Das ist etwa im Beginn des letzten Viertels - danach folgt die große Abschiedsrede im Palast. Und neben diesen Längen ist die Montage trotz raffiniert gesetzter Aufnahmewinkel recht funktionell. Ich habe die BD gesehen und war danach aufgrund der Filmtechnik ganz gewiß nicht beeindruckt. Nicht, daß der Film damals nichts Innovatives gehabt hatte - doch nur deshalb, weil Riefenstahl die Montagetechniken Eisensteins auf den Dokumentarfilm übertragen hatte. Ohne jedoch dessen agogische Geschlossenheit zu erreichen.

    Ein überschätzter Film? In gewissen Grenzen schon. Jedenfalls lebt der Film eher von seinem Ruf als von seinen eigentlichen Qualitäten.

    Den Film MUSS man im Kino gesehen haben wie die 20 Millionen Deutschen damals auch.

    Ich bin auch oft genug auf dem Sofa überwältigt worden. Aber Jud Süss sollte tatsächlich nur unter beaufsichtigten Bedingungen laufen.

    Im Internet findet man ihn übrigens sofort sowohl zum ansehen als auch zum Download (Jud Suess : Veit Harlan : Free Download & Streaming : Internet Archive)

    Vielen Dank - ich schaue mal... *yepp*

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • Schon einmal für morgen zurechtgelegt:

    Der Todesschrei von Jerzy Skolimowski mit John Hurt, als Geräuschexperimentator und Organist, nach der Erzählung The shout von Robert Graves. Es ist ja nicht der vordergründige Gruselfaktor, der diesen Film prägt. Der Horror, wenn man denn davon sprechen kann, zeigt sich hier gerade darin, dass er nicht fassbar ist und herkömmliche Erklärungsversuche im Ansatz stecken bleiben.