- Offizieller Beitrag
Travinius, die Lerche, mein bester Freund aus Wien und meine Wenigkeit besuchten am Freitag, den 26. Mai 2017 Viviana Sofronitzky und Paul McNulty in Divišov, einem etwa 50 km südöstlich von Prag gelegenen Dörfchen. Frau Sofronitzky stellte sich uns als Viviana vor und plauderte sogleich wie ein Wasserfall, als träfe sie auf alte Bekannte. Durch den idyllischen und naturbelassen Garten wanderten wir ehrfurchts- und erwartungsvoll vorbei an Scheunen, die zur Holzlagerung und -trocknung verwendet wurden zu dem Hintergebäude, in dem sich die Clavierbauwerkstatt Paul McNultys verbarg. Durch eine Halle für Zuschnitt und Leimung gelangten wir über eine sehr schmale Treppe ins Dachgeschoss, wo sich unerwarteter Weise – hinter einer unscheinbaren Tür - ein hammermässiges Paradies zeigte: hier standen fertiggestelle Instrumente: ein Andreas Stein, ein Streicher und Sohn, ein uneingespielter brandneuer Walter (der für den ersten Export nach Asien bestimmt war), dto. ein eingespielter, ein (vermutlich, hab vergessen zu fragen) Conrad Graf sowie Pleyel und ein Opus Modell Boisselot. Mein Verstand setze für einen kurzen Moment aus, mein Herz Herz blieb elektrisiert stehen, um dann sich in schier endloser Wärme zu ergießen: zu Hause!
l: Modell Anton Walter; r: Modell Andreas Stein
Viviana bespielte alle Flügel mit kurzen Potpourris der jeweils passenden Komponisten: die Walters und den Stein mit Mozart und Haydn, Streicher, Pleyel und Boisselot mit hammermässigem Liszt und nicht zuletzt den (mutmaßlichen) Graf mit Schubert. Es war ihr sehr wichtig, daß wir bei diesem Instrument am geöffneten Flügeldeckel standen, um den Sound richtig eingeflösst zu erhalten. Auf diesem Instrument gab sie auch drei meiner mitgebrachten von mir im Schubertstyle verfassten „6 dämlichen Waltzer“, die ich seinerzeit in Anlehnung an Schuberts Damenwalzer komponiert hatte, vom Blatt zum besten. Paul McNulty zeigte sich vielbeschäftigt, stellte sich – in Arbeitskluft mit Ohrenschützern - kurz vor (auch wir stellten uns natürlich vor: „Wolfram from Munich“, „R. from Vienna“ und „U Lee from Facebook“ …), organisierte Kaffe für alle, naschte kurzentschlossen von den mitgebrachten Münchner Pralinen und verschwand wieder beim komponieren seiner Claviere. Überall standen zudem Teile von Clavieren herum: Deckel, Böden, Tasten, Füße, Drähte, Hämmerchen … was für ein Paradies! Zudem spickte Viviana ihre Ausführungen zu den Instrumenten und der Musik mit Anekdoten aus ihrem Leben und erklärte, warum sie welche Musik auf welchem Flügel spiele …
Die beiden Walters und den Stein sowie den Graf habe ich selbst probiert: ganz klare Entscheidung gegen Andreas Stein: die Tasten sprachen nicht direkt an, das Gerät war (für mich) schwer zu spielen – ganz im Gegensatz zu den beiden Walters (von denen ich dem eingespielten vom Klang her klar bevorzugte) und dem moderneren Conrad Graf, mit denen ich sofort Freundschaft schloss: Kniehebel, Pedale (vier beim Gräfchen) … alles vertraute Bekannte und die Finger flitzen nur so über die Tasten. Alles sehr bequem, ohne Anstrengung und Kraftaufwand spielbar. Ich traute mich nach knapp zwei Jahren Spielabstinenz allerdings erst zu spielen, als die übrigen Begleiter/innen in Gespräche mit Viviana vertieft zu sein schienen … dem war nicht ganz so: ich wurde mehrfach gefilmt, wie ich später feststellen durfte. Aus der veranschlagten Stunde wurden unbemerkt fast zweieinhalb ...
Der kurzweilige und höchst inmformationsreiche Spätvormittag endete für meinen Wiener Freund und mich in einem angesiedelten Gasthof mit köstlichem Utopenci und Bier …
tbc durch Travinius und die Lerche ...