01 - Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93: Einspielungen (opi)

    • Offizieller Beitrag

    La Chambre Philharmonique
    Emmanuel Krivine

    Im Kopfsatz sehr schöne: sich steigernde Dramatik. So verdient es dieses oft vernachlässigte Werk! Täuscht mich der Eindruck, daß Krivine im Trio des Menuetts die Streicher solistisch auftreten lässt? Das ist m. E. insbesondere am triolierenden Violoncello hörbar; ich meine aber auch, daß die beiden Violingruppen und die mit Doppelgriffen bedachte Bratsche (die nicht die Anweisung „divisi" hat, nicht über „Los“ geht und keine 4.000 € einzieht) solistisch erklingen. Das steht zwar nicht in der Partitur, macht sich aber gut und wird dem originären Trio eines Menuetts in der Bedeutung gerechter ... das erklingt hier wie ein Hochseilakt, sehr zerbrechlich, aber sehr fein und steht im evidenten Kontrast zum Hauptteil.
    *yepp*

  • Beethovens 8. Sinfonie mit den LCP und Roger Norrington:

    Für mich die ultimativ beste Einspielung dieser Sinfonie. Sehr fetzig gespielt, mitreißend und trotzdem irgendwie klar.

    Freundlich grüßt Fabricius

    • Offizieller Beitrag

    Immer noch nicht gläubig, daß das wirklich opi ist, dennoch gehört:

    41DPjvlel3L._SS300.jpg (mp3)

    auch:

    David Grimal & Les Dissonances

    ... kann bei aller Liebe nicht gegen Krivine anstinken. Nichtsdestotrotz gefällt mir im Finale die Stelle, bei der sich Bläser und Streicher die Akkorde zuwerfen, ausgenommen gut. Wenn ich Grimal per se ungern als langweilig beschreibe: im Vergleich zu Krivine ist er das.

    • Offizieller Beitrag

    Ludwig van Beethoven

    8. Sinfonie

    Orchester der Wiener Akademie

    Martin Haselböck

    2017


    Ein Wunder, dass Ulli hier noch keine Lobeshymnen angestimmt hat; denn das ist eine vorzügliche, sehr klangschöne, kultivierte Aufnahme; jeder schwereren omi-Deutung überlegen; bezaubernd, grazil, hinreichend munter und auch akzentuiert. Mir persönlich gefiel heute aber Grimal minimal besser, der ist lebendiger, mutiger, knackiger.

    • Offizieller Beitrag

    Tut mir sorry, aber das Leben will es anders. Gäbe es nicht Hirntumore* und anderes widerliches Zeugs**, wäre es viel einfacher, Dir beizupflichten. Ich habe die Aufnahme jetzt schon mehrfach gehört und bin ebenfalls sehr begeistert (insonderheit aber auch von op. 61a). Ich hoffe, ich finde demnächst die nötige Ruhe, meine Eindrücke hier niederzulegen.

    Soviel vorab: ich habe Ähnlichkeiten zu Krivine entdeckt (Trio des Menuetts; vgl. w.o.), die mich entzückt haben.

    :wink:

    *Entwarnung: betrifft mich nur mittelbar.

    ** e.g. Dt. Botschaften: unmittelbar betroffen

    • Offizieller Beitrag

    Ja, die 8te ... ist doch in gewisser Weise immer ein Stiefkind: keine 7, keine 9, weder 5 noch 3, vielleicht die kleine oder große Schwester der 4? Nein: ein Unikat! - wie letztlich jede einzelne der Sinfonien.

    Hier - bei den ReSOUNDern - kommt sie federnd leicht, nicht um Verständnis flehend und ringend, sondern ganz natürlich daher, als würde man sie schon immer kennen, schätzen und lieben. Genauso mag ich die Achte! Was ich an der Achten bislang nie mochte - dito bei Schumanns „Rheinischer" - ist das unmittelbare in-medias-res-Gehende: das schonungslos (ohne Einleitung, Vorbereitung) und ungefragt hereinspazierende Kopfthema, das ich nun aber (dank dieser Einspielung) zu schätzen gelernt habe, da dieses Thema ebenso unverschämt mit der Tür ins Haus fällt, wie es am Ende des Satzes relativ unauffällig und beinah kleinlaut wieder verschwindet. Dazwischen: Beethoven, wie man ihn schätzt und nicht vermissen mag: rhythmische Ausuferungen, wahre Feuerwerke, lyrische Einsamkeit und das Instrumentationsgenie beweist einmal mehr sein Können. Nach dem beinah im Haydnschen Sinne witzigen Allegretto scherzando dann ein Menuetto - fernab jedweder langweiligen Gelehrtheit im Schumannschen Sinne, sondern provokant, überspitzt und das längst ausgediente Genre „Menuetto" wunderbar aufs Korn nehmend. Einfach toll! Lange fragte ich mich, wie Beethoven je auf die bescheuerte Idee kam, das längst seit der 2. Sinfonie durch das Scherzo ersetze Menuett hier wieder aufflammen zu lassen? Was hat ihn da geritten? Nun habe ich es verstanden! Köstlich! Die Fanfare ist einfach nur zu geil!

    Ein paar Kohlen hätte Haselböck für meinen Geschmack im Finale noch drauflegen können (die Triolen könnten für mich etwas knackiger und schärfer sein), aber roundabout auch hier mitreißend und feurig. Die ganze Sinfonie ist einfach nur völlig irrwitzig im besten Sinne, der Schalk Beethoven spricht hier und zeigt zugleich seine gekonnte Ernsthaftigkeit. Staunen und Lachen liegen hier so nah beieinander wie bei sonst keinem größer angelegtem Werk Beethovens (das mir bekannt ist). Haselböck gräbt die (zumindest mir) bislang unerkannte provokante Paradoxität des Werkes aus. Ob dies nun von Haselböck bewußt, unbewußt, unterbewußt oder garnicht intendiert war: egal, ich könnte Schreien vor Vergnügen! Nie ist mir diese Sinfonie so klar geworden wie hier.

    Fazit: ein genialer Wurf! Danke!

    Zum enthaltenen Konzert op. 61a hier

    • Offizieller Beitrag

    Ich unterschreibe diese Einschätzung zu 100 Prozent!

    Ein paar Kohlen hätte Haselböck für meinen Geschmack im Finale noch drauflegen können (die Triolen könnten für mich etwas knackiger und schärfer sein), aber roundabout auch hier mitreißend und feurig.

    Und hier ist eben Grimal, wie ich finde, schnittiger.

    • Offizieller Beitrag

    SRF 2 Kultur "Diskothek: Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr.8 F-Dur op.93

    Zitat

    Die Sinfonie Nr. 8 von Beethoven: Ein Witz, der vom Himmel gefallen ist?

    Das fragte Berlioz sich, als er die Achte zum erstenmal hörte. Man wunderte sich bereits bei der Uraufführung 1812 über den grossen Komponisten, der nach einer gewichtigen siebten Sinfonie plötzlich ein kurzes, frisches Werk präsentierte. Ein langsamer Satz fehlt darin ganz. An seiner Stelle gibt's ein Scherzando, von dem nicht klar ist, ob Beethoven sich über das neu erfundene Metronom lustig macht oder ein Uhrwerk imitiert. Bis heute wird die sogenannte "kleine F-Dur" neben der Siebten und Neuten unterschätzt. Dabei sprüht sie ur so vor Ideen. Und passt bestens zum Frühsommer!

    Gäste von Annelis Berger sind die Geigerin Isabelle Briner und der Dirigent Kevin John Edusei.

    Das Resultat:

    Zitat

    Gerade weil diese Achte von Beethoven oft unterschätzt und als die «Kleine» bezeichnet wird, ist man dann erstaunt, wie schwierig sie für Orchester und Dirigent zu realisieren ist Die Tempi zum Beispiel, die Beethoven vorsieht, sind kaum machbar. Und da es keinen langsamen Satz gibt, kann man sich nirgendwo ausruhen, sondern sitzt bis am Schluss unter Hochspannung auf dem Orchesterstuhl. Ein Schweizer Orchester hat die Klippen der Partitur

    am besten bewältigt: Das Kammerorchester Basel unter Giovanni Antonini, das mit historischen Instrumenten spielt. Tolle Dynamik, grosse Transparenz, lebendig und phantasievoll die Sicht auf die ganze Sinfonie (A4). Ebenfalls sehr überzeugt hat das Gewandhausorchester Leipzig unter Riccardo Chailly: Dem Dirigenten wird von den bei den Gästen Kevin John Edusei und Isabelle Briner eine intelligente Sicht auf die Partitur attestiert, ausserdem eine tolle Artikulation und flüssige Tempi (A3). Beide Aufnahmen kamen in die letzte Runde. Die Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado waren daneben eher fad und konventionell, was auch an den Jahren liegt, die dazwischen liegen: Abbado hatte 2000 noch nicht die Erfahrung mit neuen Beethoven - Erkenntnissen, die Chailly und Antonini zehn bis zwölf Jahre später hatten. David Zinman und das Tonhalle Orchester Zürich wurden gewürdigt, aber dann teilweise doch nicht als ganz konsequent beurteilt, was zum Beispiel den Vibrato -Gebrauch oder die Spritzigkeit der Artikulation anbelangt. Enttäuscht hat hingegen die neuste Aufnahme mit Gottlieb Haselböck und der Wiener Akademie: zu wenig Bandbreite in der Dynamik, und eine «verpasste Chance», mit den historischen Instrumenten auf Durchhörbarkeit zu setzen.

    "Gewinner": Immerhin opi ...

    Ludwig van Beethoven

    8. Sinfonie

    Kammerorchester Basel

    Giovanni Antonini

    2012

    Enttäuscht hätte:

    Ludwig van Beethoven

    8. Sinfonie

    Orchester der Wiener Akademie

    Martin Haselböck

    2017