- Offizieller Beitrag
Ich hatte ihn gar nicht mehr auf dem Schirm, aber gestern erinnerte ich mich wieder an ihn: Jetzt im Ohr (2017)
Eine symptomatische Biografie und Dirigentenkarriere hinsichtlich zweier Gesichtspunkte: Erstens natürlich gesellschaftlich, politisch und historisch; ein Leben in beiden deutschen Staaten; sozialisiert in der DDR und nach der Flucht auch Tätigkeit im Westen. Wiewohl ein fähiger Mann, gelangte er nie auf das Podium eines der ganz großen Orchester und konzentrierte sich auf die Lehre. Und zweitens, mit Letzterem zusammenhängend, die Frage; wie intellektuell, wie gebildet, wie klug darf ein Dirigent, ein Künstler überhaupt sein. Diese ist nun so alt wie die Kunst selber und längst entschieden - die ganz großen Dichter, Maler, Komponisten oder auch Dirigenten waren durchaus auch kluge Köpfe; aber keine wirklichen Intellektuellen; ihre Schöpferkraft brauchte einfach dieses Element von innen heraus, organisch, das sich nicht erklären lässt. Gülke beschreibt das in seinem Buch über Dirigenten, wohl wissend, dass ihm das fehlt, was z.B. ein Furtwängler, Kleiber oder Karajan besaßen.
Peter Gülke war und ist nahezu schon jetzt vergessen. Ablässlich seines 80. Geburtstages und der Verleihung des Siemens Musikpreises hat man sich kurz seiner erinnert:
Welt: Peter Gülke ist Deutschlands klügster Dirigent
Zeit: Peter Gülke zum 80. Geburtstag: Wenn selbst die Vögel anders singen
Nun wird es wieder ruhiger werden um ihn und ich werde seine Bücher lesen.