Gülke, Peter Ludwig (*1934)

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    Wikipedia: Peter Gülke

    Ich hatte ihn gar nicht mehr auf dem Schirm, aber gestern erinnerte ich mich wieder an ihn: Jetzt im Ohr (2017)

    Eine symptomatische Biografie und Dirigentenkarriere hinsichtlich zweier Gesichtspunkte: Erstens natürlich gesellschaftlich, politisch und historisch; ein Leben in beiden deutschen Staaten; sozialisiert in der DDR und nach der Flucht auch Tätigkeit im Westen. Wiewohl ein fähiger Mann, gelangte er nie auf das Podium eines der ganz großen Orchester und konzentrierte sich auf die Lehre. Und zweitens, mit Letzterem zusammenhängend, die Frage; wie intellektuell, wie gebildet, wie klug darf ein Dirigent, ein Künstler überhaupt sein. Diese ist nun so alt wie die Kunst selber und längst entschieden - die ganz großen Dichter, Maler, Komponisten oder auch Dirigenten waren durchaus auch kluge Köpfe; aber keine wirklichen Intellektuellen; ihre Schöpferkraft brauchte einfach dieses Element von innen heraus, organisch, das sich nicht erklären lässt. Gülke beschreibt das in seinem Buch über Dirigenten, wohl wissend, dass ihm das fehlt, was z.B. ein Furtwängler, Kleiber oder Karajan besaßen.

    Peter Gülke war und ist nahezu schon jetzt vergessen. Ablässlich seines 80. Geburtstages und der Verleihung des Siemens Musikpreises hat man sich kurz seiner erinnert:

    Welt: Peter Gülke ist Deutschlands klügster Dirigent
    Zeit: Peter Gülke zum 80. Geburtstag: Wenn selbst die Vögel anders singen

    Nun wird es wieder ruhiger werden um ihn und ich werde seine Bücher lesen.

    "Wenn man sich nur das Urteilen abgewöhnen könnte, dieses dilettantische Verfälschen der Dinge! Wir wollen immer verstanden werden und sind selber unerbittlich verständnislos." (Verdi bei Franz Werfel)

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    Zitat

    Das real Klingende bleibt für den Denker das Wichtigste, sein Schreiben nur "die Fortsetzung mit anderen Mitteln". "Man kann einem Orchester keinen Vortrag halten, dann ist die Probe im Eimer", meint er, der als Dirigent eine "zweite Naivität" anstrebt und Kollegen bewundert, die ohne Reflexion das Unnennbare treffen, wie Carlos Kleiber etwa oder Karajan, den Gülke in einem Essay für die ZEIT überraschend neu bewertete – wieder so ein Fall, in dem er vielen ein Bein stellt, die sich einig sind. Nein, Karajan war eben nicht nur Herrscher des Wohlklangs. Nein, das Libretto zu Mozarts Così fan tutte ist nicht albern irreal. Das weiß einer halt besser, der dieses Stück selbst auf die Bretter gebracht hat.


    Wo wird man den Essay über HvK herkriegen?

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    Peter Schreier, Kurt Masur und Peter Gülke, 2009
    CD 1

    Hier kann sich der Einsteiger ein erstes Bild machen, indem er zuhört und staunt.

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    Wikipedia

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    Brandenburger Symphoniker, Peter Gülke, 2016

    Die Diskographie ist leider recht übersichtlich; ich werde ein paar Titel notieren.

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    Auch hier:

    Zitat

    (Weihnachtsoratorium BWV 248). In einem spannenden Dialog erörtern Ludwig Güttler und Peter Gülke ganz unterschiedliche Aspekte dieses vielschichtigen Werks. Laien wie Musikern werden Bachs Botschaften und Verfahrensweisen verständlich gemacht und anhand zahlreicher Musikbeispiele verdeutlicht.

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    Angeblich zur DDR-Zeiten vor allem mit diesem Buch legendär. Ich weiß nicht, ob identisch mit Musik des Mittelalters und der Renaissance. Leipzig 1973, das zwei Jahre vorher erschien.

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    Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Heinz Rögner; Staatskapelle Dresden, Peter Gülke, 1977/1979


    Wichtig ist auch, daß hier die von Gülke selbst ergänzten sinfonischen Schubert-Fragmente D615, D709A & D936A enthalten sind. Link.

  • Angeblich zur DDR-Zeiten vor allem mit diesem Buch legendär. Ich weiß nicht, ob identisch mit Musik des Mittelalters und der Renaissance. Leipzig 1973, das zwei Jahre vorher erschien.

    Das Buch ist 1975 (Ersterscheinungsjahr) auch in Österreich und Westdeutschland erschienen (dort auch in einer 2. erweiterten Auflage, 1980 - links abgebildet). Zuletzt ist der Band 1998 in einer 3., wiederum erweiterten, Auflage bei Laaber veröffentlicht worden (rechts abgebildet). Die Veröffentlichung Musik des Mittelalters und der Renaissance, Leipzig 1973, ist damit nicht identisch.