Singen lernen im Alter?

    • Offizieller Beitrag

    Im Gegensatz zu diesem Thread Klavierspielen lernen im Alter lässt sich hier für den Laien vielleicht tatsächlich eher ein Erfolg zeitigen. Meine Fragen beziehen sich natürlich nur auf den Gesang innerhalb eines Chores :

    1. Kann ein Mann Richtung 50 mit aber sowas von keiner Stimme noch chortauglich werden? Vgl.: Erlebnisse aus dem Musikunterricht - damals und heute, hüben und drüben ...

    Zitat

    Meine Gesangskarriere im Schulchor endete abrupt, als ich im elften Jahre stand und meine glockenhelle Knabenstimme durch den Stimmbruch erheblichen Schaden nahm; der mitleidige und mitfühlende Musiklehrer veranlasste, mich inskünftig die Liedtexte aufsagen zu lassen. Später besaß ich, wie mir immer wieder versichert wird, eine schöne sonore Erzählstimme, geeignet für Lehre und Vortrag. Meine Sangeskünste aber konnte man über Jahrzehnte nur noch im Stadion vernehmen, dort freilich inbrünstig, leidenschaftlich und vor allem laut.


    Ich werde als heutige Stimmlage so etwas zwischen Bariton und Bass haben. 8-)

    2. Wirkt das Singen tatsächlich gesundheitsfördernd in Sachen Atmung und Herz-Kreislauf als auch seelisch ausgleichend?

    3. Eignet sich für einen Mann meiner Interessen eher ein Kirchenchor?

    4. Was kann man allein daheim tun, um ohne Gesangslehrer ein wenig zu Stimme zu kommen?

    "Wenn man sich nur das Urteilen abgewöhnen könnte, dieses dilettantische Verfälschen der Dinge! Wir wollen immer verstanden werden und sind selber unerbittlich verständnislos." (Verdi bei Franz Werfel)

  • Huhu!

    Schade, dass hier keiner etwas geantwortet hat. Also mache ich das mal, auch wenn es etwas spät ist.

    Allem voran: ja, man kan spät anfangen, und ja, es lohnt sich auf jeden Fall!

    • "Sowas von keine Stimme" kann hier natürlich nicht beantwortet werden, ist ja nur ein Schreib-/Leseforum, und kein Audioforum. :) Ich würde mich da vertrauensvoll an einen Gesangslehrer oder eine Gesangslehrerin wenden und ein paar Stunden nehmen. Da kann man auch ermitteln lassen, welche Stimmlage man hat. Alternativ gehen auch Musikschulen mit Angebot für Erwachsene. Daran geht meiner Meinung nach nichts vorbei, wenn man spät einsteigt, zumindest für eine Weile. Gesangsunterricht heißt ja auch Stimmbildung, man bekommt Einsingübungen und sowas alles.
    • Ja, auf jeden Fall. Das ist inzwischen mehrfach wissenschaftlich untersucht. COPD-Kranken wird Singen empfohlen, weil sie beim Singen "einfach atmen", ohne über ihre Probleme nachzudenken. Gute Atemtechnik beim Singen wirkt ähnlich wie die Atemtechnik beim Yoga. Chor ist halt auf jeden Fall ein Gemeinschaftsding, und wenn es richtig gut läuft, macht das schonmal Gänsehaut.
    • Keine Ahnung ^^ Viele Chöre haben Homepages mit ihrem Repertoire. Such Dir einen aus, und wenn die Probenzeiten passen, Kontakt aufnehmen. Eine weitere Frage ist auch, ob und wie oft Du auftreten willst, wie hoch Dein persönlicher Anspruch ist oder ob das nur aus Spaß an der Freude sein soll. Ohne das bewerten zu wollen: Kirchenchöre haben manchmal überhaupt keinen musikalischen Anspruch, sondern singen, weil das eben was Gemeinschaftliches ist und man den Gottesdienst begleiten kann. Nebenbei bemerkt: man ist mit dem Chor ja nicht verheiratet, man kann wechseln, wenn es nicht (mehr) passt.
    • Es gibt Tutorials auf YouTube, zum Beispiel. Es gibt auch Bücher, die Einstiegshilfen bieten. Der gravierende Nachteil ist aber, dass Du kein Feedback bekommst. Wenn Du mit falscher Technik anfängst und sich das festsetzt, kann man viel kaputt machen. Instrumente lernt man in der Regal ja auch nicht alleine, sondern lässt sich wenigstens am Anfang unterrichten. So ein bisschen Sorge macht mir die Aussage "vor allem laut". Das ist für Chor natürlich gar nix. Am Anfang würde ich daher auf jeden Fall Unterricht nehmen - in welcher Form auch immer.


    Ich hoffe, das war hilfreich!

    Viele Grüße von der Lerche

    • Offizieller Beitrag

    Liebste Lerche, ich danke dir tausend Mal für deine informativen Hinweise, so kurzweilig und kompetent geschrieben, dass sich Herr Lerche, der täglich in diesen Genuss kommt, glücklich schätzen darf. *yepp*:):love:

  • Oh, da habe ich ja was nicht gelesen, was in mein Fach fällt.

    Es ist nie zu spät mit dem Singen zu beginnen, es kommt auf Dein Ziel an. Wenn Du in einem Kirchenchor singen möchtest, der nicht zu anspruchsvolle Literatur singt, bist Du sicher als Anfänger gerne Willkommen. Ein Chorleiter wird dich prüfen, in welche Stimme er dich unterbringen wird, wie tonsicher du bist, ob die Stimme halten kannst.
    Singen ist Balsam für die Seele, für das Herz und es bereitet Freude, nicht nur dem Sänger, sondern auch den Zuhörern.

    In (fast) jedem Kirchenchor wird vor der Probe eingesungen oder sogar Stimmbildung gemacht, das sind zwei Paar Schuhe. Einsingen, warm up, sollte immer gemacht werden, so wie ein Sportler seine Muskeln vor einem Lauf warm macht. Stimmbildung ist Technik im weitesten Sinne, nicht so intensiv wie ein Sänger, der Unterricht hat.
    Do it your self ist ohne Überwachung der Stimme m. E. ungünstig. Ich halte nichts von Fernunterricht oder Videos. Ein Gesanglehrer legt Hand an, schaut wie deine Atmung ist und korrigiert alles, was du machst, das ist wichtig, um einschleichende Fehler zu meiden.

    Übrigens, jeder Kirchenchor ist glücklich einen neuen „Sänger“ in seinen Reihen zu begrüßen, ob er 50 Jahre oder älter ist, spielt überhaupt keine Rolle.

    Nur Mut, du wirst sehen, es befreit die Seele und bringt deinen Kreislauf in Schwung.

    *hüpf*

    musica :wink:

    • Offizieller Beitrag

    Auch dir vielen Dank, liebe Musica; die du dort wohnst, wo der große Karl Richter Unsterbliches schuf.

    Ein Chorleiter wird dich prüfen, in welche Stimme er dich unterbringen wird, wie tonsicher du bist, ob die Stimme halten kannst.


    Oh je ... 8-):D:)

    "Wenn man sich nur das Urteilen abgewöhnen könnte, dieses dilettantische Verfälschen der Dinge! Wir wollen immer verstanden werden und sind selber unerbittlich verständnislos." (Verdi bei Franz Werfel)

  • Hallo Yorick, na, hast du es mal in einem Chor versucht? Trau dich, du wirst sehen, es macht viel Spaß. :wink:

  • Was man noch ergänzen könnte: ein Chorleiter muss sich natürlich um eine ganze Gruppe kümmern, ein Gesangslehrer kann ganz individuell auf Dich eingehen. Mein Problem ist zum Beispiel, dass ich beim Singen den Unterkiefer nicht locker genug lasse. Das wird in Proben vermutlich gar nicht auffallen, macht aber im Klang einen großen Unterschied. Bei der Selbstkontrolle fällt das aber auch nicht weiter auf.

    Stimmbildung ist wirklich gut, man kann soviel mehr aus der Stimme herausholen, als man selbst glaubt.